Zwischen Energiesparen und Katastrophenschutz: Pferdehaltungskonzepte heute

Elektroleitungen und elektrische Geräte sind immer Gefahrenquellen für Brandherde.
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Überschwemmung vorbeugen

Seit einigen Jahren scheinen auch in Deutschland vermehrt Überschwemmungen aufzutreten. Ob diese Tatsache dem Klimawandel geschuldet ist, ist derzeit Gegenstand zahlreicher Forschungsgruppen. Pferdehalter sollten sich mit der Thematik auseinandersetzen und bei Renovierungsarbeiten im Stall entsprechende Maßnahmen in Erwägung ziehen. Wichtig ist zudem ein geeigneter Versicherungsschutz. Dabei gilt es, das „Kleingedruckte“ genau einzusehen, denn häufig werden Naturkatastrophen unter bestimmten Umständen ausgeklammert.

Oft genug wiegen sich Pferdehalter in Sicherheit, wenn sich ihr Gehöft nicht in unmittelbarer Nähe zu einem Gewässer befindet. Doch dieses Gefühl kann trügerisch sein, wie auch der Fall von Pia Stettler aus der Schweiz zeigt. An ihrer Reitanlage führt weit und breit kein größerer Fluss vorbei. Lediglich kleine Rinnsale durchkreuzen den nahegelegenen Wald. „Im Juni 2022 dachten wir uns nichts bei der Wettervorhersage mit Gewitter und Starkregen. Es war ja gut, dass endlich wieder Regen vom Himmel kam. Doch innerhalb kürzester Zeit waren die Weiden überflutet, der Offenstall, Reitplatz. Es war zwar nie wirklich gefährlich, aber die Ponys standen knöcheltief im Wasser und vor allem die Reitplätze nahmen enormen Schaden.“

Die Betroffene rät allen Pferdehaltern daher für ihre Reitplätze zu einem Drainagesystem. „Eine Weide lässt sich gut trockenlegen, bei einem Reitplatz hat man wenig Chancen, wenn er erstmal unter Wasser steht“, so Stettler.

Nicht nur auf etwaige Bäche in der Nähe sollte man achten. Auch völlig ohne Gewässer ist es möglich, dass eine Hochwassersituation entsteht. Was es dafür braucht, ist ein entsprechendes Gefälle und/oder Wind, durch welche das Wasser in Richtung Reitanlage gedrückt wird. Sandsäcke sollten möglichst immer vorhanden sein, um Tore und Eingänge der Stallungen bei Starkregen schützen und abdichten zu können. Eine transportable Pumpe kann ebenso sinnvoll sein wie eine höher gelegene Weide- oder Paddockfläche, auf welche die Tiere im Ernstfall evakuiert werden können.

Rohre und Tränken gilt es im Winter insbesondere bei großen Schwankungen zwischen Tages- und Nachttemperatur immer wieder zu kontrollieren. Bei Renovierungen ist darauf zu achten, dass diese auf jeden Fall mit einer Frostsicherung ausgestattet sind. Frostsichere Tränkebecken und beheizte sowie isolierte Rohrleitungen minimieren das Risiko von geplatzten Leitungen und gewährleisten auch über das gesamte Jahr hinweg eine durchgehende Wasserversorgung im Stallbereich.

Brandschutz ist essenziell

Leider wird das Thema Brandschutz häufig nach wie vor auf Reitanlagen nicht in dem Umfang betrachtet, der eigentlich notwendig wäre. Empfehlenswert ist zu diesem Thema ein ausführliches Merkblatt (Brandschutz in Reitbetrieben: Merkblatt zur Schadenverhütung), welches kostenlos auf der Seite der VdS Schadenverhütung GmbH herunterladen werden kann. Dieses wird auch von Brandschutzexperten empfohlen und beschreibt alle wichtigen Punkte, welche auf einer Reitanlage unbedingt beachtet werden sollten.

So wird dort beispielsweise beschrieben, dass nach Möglichkeit die unterschiedlichen Gebäude auf der Anlage nicht direkt miteinander verbunden sein sollten. Reithallen, Stallungen, Lagerstätten und Wohngebäude sollten räumlich und baulich voneinander getrennt sein, um selbstständige Brandabschnitte zu bilden.

In Sachen Brandschutz sollte sich jeder Reitbetrieb eingehend von seinem Versicherer sowie unabhängigen Experten (siehe VdS) beraten lassen. So gibt es beispielsweise Unterschiede in Sachen Brandschutz, wenn eine Reitanlage rein privat betrieben wird oder als Arbeitsstätte dient. Ist Letzteres der Falle, wird beispielsweise die Anzahl der Feuerlöscher über die Arbeitsstättenrichtlinien (ASR) definiert. Länderspezifisch geregelt ist dagegen die Abmessung und Notwendigkeit einer Feuerwehrzufahrt. Flucht- und Rettungspläne müssen in jedem Reitbetrieb vorhanden sein. Diese beinhalten nicht nur den Verlauf von Rettungswegen, sondern die Lage und Art von Feuerlöschern und Alarmanlagen. Auch Schlüsselkästen/Tresore, um der Feuerwehr Zugang zu allen Bereichen zu gewähren, sollten aufgeführt sein.

Zudem sollten Verantwortliche für bestimmte Situationen benannt werden, damit im Ernstfall schnell gehandelt werden kann. Eine Brandschutzordnung nach DIN 14096 ist sinnvoll, um Einsteller für die Thematik Brandschutz zu sensibilisieren. Anhand dieser Ordnung können Rettungsübungen durchgeführt werden. Allerdings sollten zudem „Feuerwehrpläne nach DIN 14095“ für die Rettungskräfte zugänglich sein. Selbst wenn eine Brandschutzübung mit Feuerwehr vor Ort durchgeführt wurde, kann niemand gewährleisten, dass dieselben Helfer auch im Ernstfall vor Ort sein werden.

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