Vorbeugen ist besser als Löschen

Heu, Stroh und Staub brennen wie Zunder, beste Bedingungen für einen Brand der sich rasant ausbreitet. (Foto: Nadine Rohde)

Feuer ist der Urfeind des Menschen und der Tiere. Wenn ein Brand ausgebrochen ist, ist schnelles Handeln zum Schutz von Leib und Leben gefragt.

In kaum einem anderen Wirtschaftsbereich ist die Brandgefahr so hoch wie in der Landwirtschaft. Kommt es zum Feuer in einem Pferdebetrieb, ist meist der Schaden extrem hoch, was zur Existenzbedrohung für Betreibe werden kann. Und gerade wenn es in Tierstallungen brennt, ist jede Sekunde kostbar. Damit es gar nicht erst zum Brandfall kommt, sind einige vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Reitanlagen bieten duzende Gefahrenquellen, die einen Brand verursachen können. Heu- und Strohlagerung, Schmiedearbeiten und herumlaufende Kinder.

Mit einem generellen Rauchverbot im Stall oder sogar auf der ganzen Anlage, könnten viele Brände vermieden werden. (Foto: Equipics)

Die häufigsten Brandursachen


Wenn möglich sollten Heu und Stroh außerhalb der Stallungen gelagert werden. Bei einer Lagerung im Freien sollte ein Abstand von 25 Metern zu Gebäuden eingehalten werden. Bei Gebäuden mit brennbaren Fassaden oder Dächern, sollte der Abstand sogar 50 Meter betragen. Regelmäßig ist die Selbstentzündung von frisch geerntetem Heu die Brandursache. Darum sollte das Heu in den ersten sechs Wochen nach der Ernte mehrmals täglich und in regelmäßigen Abständen mit einer Heustocksonde auf seine Innentemperatur überprüft werden. Temperaturen von 40°C bis 45°C sind normal. Bei einer Temperatur von 60°C bedarf es besonderer Aufmerksamkeit: Brandgefahr! Heustocksonden kann man oft über die örtliche Feuerwehr beziehen. Einige Versicherungen bezuschussen die Anschaffung sogar.
 
 Ein weiteres Risiko bilden veraltete und unsachgemäße Elektronik. Staub, Schmutz und Feuchtigkeit tun hier ihr Übriges, um ein Feuer zu entfachen. Ein übliches Negativbeispiel sind Leuchtstoff- Lampen ohne Rückabdeckung. Diese sind Staub und Schmutz ausgesetzt. Eine defekte Leuchtstoffröhre kann im Inneren des Vorschaltgerätes Rekordtemperaturen erreichen.  Etwa 23 Prozent der Brände in Pferdebetrieben werden durch elektrische Defekte ausgelöst. Auch mit Mehrfachsteckern überlastete Steckdosen sind eine häufige Brandursache. Alle Geräte und Kabel sollten regelmäßig überprüft werden, auch auf Verbiss durch Mader oder Mäuse. Veraltete Technik sollte nach Möglichkeit durch moderne und energiesparende ersetzt werden.
 
 Der Funkenflug, der zum Beispiel bei Schmiedearbeiten entsteht, sollte nicht unterschätzt werden. Die Funken haben eine Temperatur von bis zu 1.200 Grad und können bis zu zehn Meter weit fliegen. Durch zunächst unbemerkte Schwelbrände, kann ein Feuer auch noch nach Stunden entfacht werden. Darum sollten Hufschmiede-, Reparatur- und Schweißarbeiten mit einem Mindestabstand von 25 Metern zu allen brennbaren Materialen durchgeführt werden. Heu und Stroh sind leicht zu entzünden und brennen dreimal schneller als Benzin.

Jeder Reitstall sollte ein Brandschutzkonzept haben und mit allen Mitarbeitern und Einstellern kommunizieren. (Foto: Nadine Rohde)

Vorsätzliche oder unbeabsichtigte Brandstiftung steht mit 15 Prozent an dritter Stelle der häufigsten Brandursachen in landwirtschaftlichen Betrieben. Darum sollten die Gebäude besonders nachts vor dem Zutritt Unbefugter geschützt werden.
 
Ein weiterer Grund für den Feuerausbruch sind Blitzeinschläge, darum sollten auf den hohen Gebäuden Blitzschutzanlagen installiert werden, die einer regelmäßigen Wartung unterzogen werden. Besonders sehr frei stehende Gebäude sind mit Schutzanlagen auszustatten, da hier das Risiko des Blitzeinschlages deutlich höher ist als bei Gebäuden innerhalb der Ortschaft.
 
Generell sollte die gesamte Anlage mit Brandmeldeanlagen ausgestattet sein, diese bedürfen einer regelmäßigen Wartung und müssen stets  frei von Schmutz und Spinnenweben bleiben. Dazu empfiehlt es sich, diese leicht zugänglich zu montieren und nicht mit abgestellten Sachen zu blockieren. In manchen europäischen Ländern ist die Installation von Feuermeldern in Ställen bereits Pflicht.


So kommt es gar nicht erst zum Brand


Zwar kann eine Feuerschutzversicherung für den entstandenen finanziellen Schaden im Brandfall aufkommen, doch nicht für den Verlust von Leben. Darum sollte dem Brandschutz mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
 Der bauliche Brandschutz ist in der Musterbauverordnung (MBO) der Bundesländer geregelt. Schon beim Bau oder der Modernisierung der Anlage können bauliche Maßnahme unter Brandschutzaspekten umgesetzt werden. Hier einige Beispiele:

 - breite und tragfähige Zufahrten und Aufstellflächen für Feuerwehrfahrzeuge
 - genügend Abstand zwischen den Gebäuden und denen der Nachbargrundstücke
 - Kurze möglichst gerade Fluchtwege für die Pferde
 - breite nach außen zu öffnende Türen und Tore
 - eingezäunte Flächen in Stallnähe, auf die die Pferde im Brandfall verbracht werden
 - gut zugängliche Hydranten mit ausreichend Kapazität
 - räumliche Trennung von Ställen, Halle, Wohnhaus, Gastronomie etc.
 - Lagerung von Futtermitteln, Heu und Stroh getrennt vom Stall
 - Installation von Feuermeldern und /oder automatischen Löschanlagen
 
Feuerlöscher müssen frei und gut sichtbar angebracht sein. Zudem sollten sie nicht als Aufhängung für Regendecken oder Ähnliches dienen. Um den reibungslosen Einsatz im Ernstfall zu gewährleisten, sollten die Feuerlöscher alle zwei Jahre geprüft werden. Eine der effektivsten und einfachsten Maßnahmen gegen Feuer im Stall ist ein striktes Rauchverbot in den Ställen, der Halle oder auf der gesamten Anlage. Um die Akzeptanz des Verbots zu fördern, kann die Einrichtung von Raucherecken mit ausreichend Abstand zu brennbaren Materialien und standfesten Aschenbechern hilfreich sein.

Wenn es zu spät ist


Sollte es tatsächlich zum Feuer in der Reitanlage kommen, heißt es zuallererst Ruhe bewahren und die Feuerwehr informieren. Erst dann sollten eigene Löschversuche unternommen werden. Falls vorhanden, müssen die Feuerschutztüren unbedingt geschlossen gehalten werden. Außerdem gilt es an erste Stelle, immer auf die eigene Sicherheit zu achten. Wenn Ställe evakuiert werden müssen, ist es ratsam, sich schon im Vorfeld über eine geeignete Fläche Gedanken zu machen. Wichtig ist es auch, ausreichend Halfter und Stricke bereitzulegen. Keinem ist geholfen, wenn das Halfter im Sattelschrank gelagert wird. Kleiner Tipp: Eine Box mit Notfallhalftern außerhalb des Stalls bereitstellen, damit nicht erst lange gesucht werden muss.


Übung für den Ernstfall


Gerade in städtischen Bereichen ist der sichere Umgang mit großen Tieren bei den Feuerwehrleuten nicht selbstverständlich, darum sollten Übungen für den Brandfall mit der örtlichen Feuerwehr stattfinden. Dabei können die Feuerwehrkameraden den Umgang mit den Tieren in einer sicheren Umgebung und mit den Besitzern üben und die Anlagenbetreiber können die Umsetzbarkeit der Evakuierungspläne prüfen. Meist sind die örtlichen Feuerwehren sehr dankbar für diese Übungsmöglichkeit und alle haben danach ein sicheres Gefühl.


Vorbeugung – Tipps für die Praxis:


 - Hinweisschilder und Brandschutzverordnung aufhängen
 - Besucher sollten die Sicherheitsregel kennen und einhalten
 - Rauchverbot im Stall – Einhaltung kontrollieren
 - Fluchtwege ausschildern und stets freihalten
 - Feuerschutztüren müssen funktionstüchtig sein
 - elektrische Geräte (Heizstrahler, Kaffeemaschine, Wasserkocher etc.) nur unter Aufsicht benutzen, Stecker anschließend ziehen
 - Anfahrtswege für die Feuerwehr freihalten und Parkverbote beachten


Diebstahlschutz und Überwachung

 
Das Thema Sicherheit umfasst natürlich mehr als nur den Brandschutz. Auch Diebstahl- und Einbruchschutz sollten sichergestellt sein. Leider sind Reitanlagen immer wieder von Diebstahl und Vandalismus bis hin zur Misshandlung von Tieren betroffen. Organisierte Banden machen seit Jahren gezielt Jagd auf Sättel, Trensen und Pferdeanhänger.
 Schon mit einfachen Maßnahmen kann für mehr Sicherheit im Stall gesorgt werden. Gerade auf großen Anlagen, wo viele Menschen kommen und gehen, fallen potenzielle Verbrecher nicht so schnell auf. Darum sollte bei allen Einstellern eine Sensibilisierung für das Thema erfolgen. Oft hilft schon die einfache Ansprache unbekannter Personen auf dem Gelände um potenzielle Diebe abzuschrecken. Auch die regelmäßigen Kontrollgänge gehören zu jedem Sicherheitskonzept und sollten nach Möglichkeit zu wechselnden Zeiten erfolgen.

Reitanlagen werden immer wieder gezielt Opfer von Einbrecherbanden.

Mit einer soliden Einzäunung um Weiden und die Reitanlage werden Eindringlinge wie Einbrecher, Tierquäler oder auch Wölfe ferngehalten. (Foto: Equipics)

Mit einer guten Ausleuchtung der Anlage und Bewegungsmeldern werden dunkle Ecken, in deren Schutz agiert werden kann, vermieden. So fühlt sich jeder ungebetene Gast, der die Anlage nach der Schließzeit betritt, sofort ertappt. Diese Bewegungsmelder lassen sich mit Licht und auch mit Überwachungskameras koppeln. Außerdem ist ebenfalls eine Kopplung mit einem Telefonwählgerät möglich, dass bei Bewegung auf dem Hof sofort einen Anruf an eine hinterlegte Nummer absetzt oder ein Signal über eine App schickt.
 
Bewegungsmelder und Überwachungskameras können im Außenbereich und in den Gebäuden angebracht werden. Um den Zutritt zu den Gebäuden zu erschweren, sollten Dachluken und Kellerschächte vergittert werden. Außerdem bieten Fenster mit Pilzkopfverriegelung einen besseren Einbruchschutz, da diese sich schwerer Aufhebeln lassen. Türen sollten grundsätzlich verschlossen werden. Insbesondere die Sattelkammer sollte verschlossen sein und die Sättel zusätzlich in abschließbaren Schränken oder mit einem Sattelschloss gesichert werden. Hier bieten Diskusschlösser gegenüber Vorhängeschlössern den Vorteil, weniger Angriffsfläche für einen Bolzenschneider zu bieten.
 
Eintritt nur mit Code oder Schlüsselkarte, dies ist dank moderner Schließsysteme kein Problem. Außerdem können so auch bestimmte Bereiche, zum Beispiel Sattelkammern oder Futterkammern, nur bestimmten Personen oder zu bestimmten Zeiten zugänglich gemacht werden.
 
Mit einer soliden Einzäunung können nicht nur Pferde sicher auf ihren Weiden und Ausläufen gehalten werden, sondern im Falle einer Anlagenumzäunung auch Einbrecher abgeschreckt werden. Außerdem sorgen Zaunmonitore für eine permanente Überwachung der Stromzäune. Das Gerät meldet Ausfälle im Stromfluss sofort an eine App. Diese Ausfälle können durch herabstürzende Äste oder Sturm ausgelöst werden, aber natürlich auch durch Eindringlinge wie Wölfe oder Menschen, die sich Zutritt verschaffen.

 
Sicher versichert

 
Sättel gehören zum beliebtesten Diebesgut, darum empfiehlt sich eine spezielle Sattelversicherung oder der Anruf bei der Hausratversicherung. Denn viele Versicherer führen den Sattel als „Sportartikel“ in ihre Police, auch wenn er außerhalb des Hauses gelagert ist. Allerdings ist es hier besonders wichtig, die Bedingungen für den Versicherungsschutz zu studieren.
 
Jeder Stallbetreiber ist verpflichtet, eine Betriebshaftpflichtversicherung abzuschließen. Versichert ist die gesetzliche Haftpflicht des Betreibers als Eigentümer, Mieter, Pächter, Nutznießer von Grundstücken, Gebäuden oder Räumlichkeiten, die ausschließlich dem versicherten Risiko dienen. Je nach Versicherung werden Schäden an Pensionspferden, Personen oder Gegenständen übernommen.
 
Mit einer Gebäude- und Feuerversicherung fühlen sich die meisten Anlagenbetreiber auf der sicheren Seite, doch Augen auf: Auch hier gibt es gravierende Unterschiede. So sind muss vor Vertragsabschluss unbedingt geprüft werden, ob auch „lebendes Inventar“, also die Pferde im Schadensfall mitversichert sind. Teilweise sind darin jedoch Fremdpferde, die in einer angemieteten Box stehen, nicht mitversichert, ebenso das Sattelzeug der Einsteller. Der Pensionsstallbetreiber sollte in den Pensionsverträgen auf den Versicherungsstatus hinweisen.

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