Reitanlagenbau mit Köpfchen

Pferde haben ein natürliches Bedürfnis nach Licht, Luft und Bewegung. Moderne Reitanlagen sollten diese Bedürfnisse erfüllen. (Foto: Equipics)

In den letzten Jahren haben sich die Bedürfnisse der Pferde eigentlich kaum verändert, was sich allerdings verändert hat, ist das Bedürfnis der Pferdebesitzer, ihren Tieren einen möglichst artgerechten Lebensraum zu bieten. Darum ist es umso wichtiger, bestehende Ställe zu modernisieren und bei Neubauten diese Standards zu beachten. 

 
In der Natur bewegt sich das Steppentier Pferd auf Futtersuche etwa 16 Stunden täglich. Dabei legt es zwischen vier und 15 Kilometer zurück. Natürlich ist dies bei domestizierten Pferden in Reitanlagen nicht möglich, jedoch sollte versucht werden, den Tieren ausreichend Bewegung zu bieten. Denn mangelnde Bewegung führt zur Steifheit der Sehnen, Bänder und Gelenke, dies beeinflusst den Stoffwechsel und erhöht das Verletzungsrisiko. Außerdem kann zu wenig Bewegung zu einer Verkümmerung des Atemapparats führen.

Egal ob Offenstall, Boxenhaltung oder Laufstall: Der Platzbedarf ist bei allen Haltungsformen ähnlich, ebenso der Arbeitsaufwand. Bevor es ans Bauen oder Modernisieren geht, sollten jedoch die geltenden Bauvorschriften und naturschutzrechtlichen Vorschriften Beachtung finden. Die Flächennutzungspläne und Bebauungspläne der Gemeinde sowie die entsprechenden Verordnungen sollten im Idealfall schon vor dem Kauf einer Anlage überprüft werden, denn im Falle eines Verstoßes gegen die geltende Regelung kann ein Abriss auf Kosten des Besitzers die Folge sein. Für größere Projekte empfiehlt sich die Beauftragung einer Fachfirma.

Energiesparen durch kluge Planung

Wer einen kompletten Neubau plant, sollte gleich auch ein Auge auf die passive Energienutzung haben. So kann zum Beispiel die Kraft der Sonne durch die Wahl des richtigen Standorts für die Halle und die Stallgasse genutzt werden. So lassen große Fenster Richtung Süden die Sonnenstrahlen der im Winter tiefstehenden Sonne tief in das Gebäude, somit wird die größtmögliche Wärme- und Lichtnutzung gewährleistet. Im Sommer schützen ausreichend große Dachüberstände oder Vordächer vor Aufheizung. Reiterstübchen, Sattelkammern und andere Räume, die geheizt werden, sollten vorzugsweise nach Süden ausgerichtet angelegt werden.
 
Reithallen lassen sich in offener oder geschlossener Bauweise bauen. Dabei ist das Klima in der offenen Bauweise sehr stark vom Außenklima abhängig. Durch Windnetze werden neben Wind auch Schnee und Regen abgehalten. Die übliche Bauart besteht aus einem Dach und den Banden, der Zwischenraum wird mit den engmaschigen Netzen verschlossen. Der Vorteil ist eine sehr gute Frischluftzirkulation und Lichtausnutzung. Einige Hersteller bieten sogar flexible Windschutznetze an, die sich elektronisch oder per Hand nach Belieben öffnen lassen. Wichtig ist auf eine solide Verarbeitung und straffe Spannung der Netze zu achten. Bei einer geschlossenen Bauweise lohnt es sich, über eine Wärmedämmung der gesamten Halle nachzudenken. Dies ist zwar im ersten Schritt mit relativ hohen Kosten verbunden, bringt aber auf lange Sicht eine Kostenersparnis und weitere Vorteile. So heizt sich die Halle im Sommer weniger auf und die Wärme wird im Winter besser gehalten. Zudem bringt die Dämmung einen zusätzlichen Lärmschutz. Regen und Sturm sind weniger laut beim Reiten zu hören. Und auch Geräusche aus der Halle dringen weniger stark nach außen.
 
Die passive Nutzung der Sonnenkraft führt zu Einsparungen bei den allgemeinen Energiekosten. Durch eine offene, lichtdurchflutete Bauweise der Ställe und der Reitanlagen mit großen Fenstern und Oberlichtern lässt sich das natürliche Licht ideal verwerten und mit einem ausgearbeiteten Lichtkonzept mit Kunstlicht erweitern. Lux-Sensoren können das natürliche Licht messen und durch dimmbare LED-Leuchten wird die Lichtdifferenz ausgeglichen. Moderne Beleuchtung besteht aus energiesparenden LED-Leuchten, die deutlich weniger Energie verbrauchen als herkömmliche Leuchtmittel. Wichtig ist, dass die Lampen staub- und spritzwasserfest sind.
Eine zusätzliche Energieersparnis können Bewegungsmelder bringen. Ob in den Sanitärräumen, im Reiterstübchen, in der Sattelkammer oder auch in der Reithalle durch Bewegungssensoren wird der tatsächliche Lichtbedarf festgestellt. Durch Lux-Sensoren wird auch hier automatisch die aktuelle Helligkeit festgestellt und bei Bedarf das Licht eingeschaltet. Ausreichende Beleuchtung ist nicht nur für die Menschen auf der Reitanlage wichtig, sondern auch für die Tiere, denn Pferde haben ein ausgesprochen hohes Lichtbedürfnis. Licht fördert die Gesunderhaltung und das Wohlbefinden der Pferde und beeinflusst elementar die Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit. Darum sind Fenster in den Pferdeställen in modernen Anlage unumgänglich.

Süd- und Südwest-Fenster sollten durch ein Vordach beschattet werden, damit sich der Stall im Sommer weniger stark erwärmt. Um die Sonnenkraft nutzen zu können, sollte die Reithalle eine Ost-West-Ausrichtung haben, so wird der Einsatz von Photovoltaik oder Solarthermie begünstigt.

Zäune müssen robust und witterungsbeständig sein, sonst besteht ein hohes Ausbruchs- und Verletzungsrisiko. (Fotos: Equipics)

Bewegungsalternativen zur Reithalle
 
Ein Reitplatz, der das ganze Jahr über zu nutzen ist, kann eine deutliche Entlastung in den Stoßzeiten in der Reithalle bedeuten oder komplett als Alternative zur Reithalle gesehen werden. Für die Nutzung in allen Jahreszeiten ist die Wahl des richtigen Sands und der passenden Be- und Entwässerung elementar. Aber auch an die Beleuchtung muss hier gedacht werden.
Eine weitere Entlastung für die Reithalle oder den Reitplatz bieten Longierzirkel oder Longierhallen. Wer für das Longieren eine Longierhalle oder einen Longierzirkel hat, schont den Reitboden in der Halle und auf dem Platz. In beiden Fällen sollte der Durchmesser mindestens 14 Meter betragen, wenn der Zirkel auch zum Voltigieren genutzt wird mindestens 18 Meter betragen. Beim Longierzirkel sollte die Einzäunung mindestens 0,9 x Widerristhöhe hoch sein, so ist auch ein freies Arbeiten ohne Longe oder Laufenlassen möglich.
 Die Einrichtung einer Longierhalle ist auch im Inneren einer Führanlage möglich, dies führt zur optimalen Flächennutzung.
 
Neben den klassischen runden Führanlagen mit einem Mindestdurchmesser von 14 Metern bieten immer mehr Hersteller ovale oder fast rechteckige Modelle an, die durch das Geradeauslaufen die Gelenke schonen. Im Reha-Bereich werden immer häufiger auch Wasserführanlagen eingesetzt, die einen schonenden Muskelaufbau fördern.
 Wer Kosten sparen will und nicht besonders viel Wert auf Komfort legt, sollte sich über ein Reitzelt als alternative zur Reithalle informieren. Die Zelte gibt es von verschiedenen Herstellern und in verschiedenen Ausführungen. Sie werden mit langen Erdnägeln oder Betonfundamenten im Boden verankert. Für die dauerhafte Errichtung eines Reitzeltes muss das Bauamt - wie beim Bau einer Reithalle -  eine Baugenehmigung aussprechen.
 
Solide Materialen = Mehr Sicherheit
 
Klassische Boxenhaltung gibt es heutzutage kaum noch, viele Reitställe setzen Boxen mit direkt angeschlossenem Auslauf oder bieten den Pferden täglich mehrere Stunden der freien Bewegung auf Paddocks und Ausläufen, die ganzjährig zu nutzen sind. Dabei ist es wichtig, dass die Einzäunung sicher und witterungsbeständig ist. Die Zäune sollten aus Metall, Holz oder Kunststoff bestehen. Auch sichtbare Elektrozäune sind eine Möglichkeit, sie verhindern jedoch häufig den direkten sozialen Kontakt zwischen den Pferden. Die Zäune sollten eine Höhe von 0,8 bis 0,9 x Widerristhöhe des Pferdes haben und aus zwei bis drei Querstreben bestehen. Tore für Pferde müssen eine Mindestbreite von 1,20 Metern haben, jedoch sollten bei größeren Auslaufflächen auch größere Tore verbaut werden, die eine Bearbeitung mit Maschinen ermöglichen.

Windschutznetze verbessern das Klima in Stall und Reithalle.

Durch Photovoltaik oder Solarthermie kann die Sonnenenergie aktiv genutzt werden.

Eine Reitplatzeinzäunung wird besonders empfohlen, wenn auf dem Reitplatz häufig junge Pferde oder unerfahrene Reiter unterwegs sind. Die Umzäunung sollte mindestens einen Meter hoch und aus stabilem und gut sichtbarem Material gefertigt sein.

Boxenhaltung ist nicht gleich Boxenhaltung. Als alternative zu geschlossenen Ställen, so genannten Wärmeställen, die sich in geschlossenen Gebäuden befinden, gibt es auch immer mehr offene Bauweisen, also Kaltställe, die sehr luftig konzipiert sind. Egal für welche Bauweise sich hier entschieden wird, einige Eckpunkte müssen in jeden Fall beachtet werden. Für die Arbeits- und Zeitersparnis sollten die Boxen so angelegt werden, das die Reinigung mit dem Hochdruckreiniger möglich ist. Zudem müssen die Grundbedürfnisse des Tiers nach Frischluft, Licht und sozialen Kontakten erfüllt werden. Die Trennwände zwischen den Boxen und zur Stallgasse müssen mindestens brusthoch sein. Der Boden sollte rutschfest und leicht zu reinigen sein. Eine einseitige Stallgasse bedarf einer Mindestbreite von 2,50 Metern und eine Gasse mit Boxen zu beiden Seiten drei Meter.

Automatisierte Mistanlagen sparen Zeit und Arbeitskraft.


Einfach Misten


Ein Pferd scheidet pro Tag im Durchschnitt 20 Kilogramm Kot und fünf bis zehn Liter Urin aus. Dadurch entstehen bei einer Haltung auf Stroh etwa zehn Tonnen Mist, pro Pferd, pro Jahr. Und dieser Mist muss natürlich regelmäßig aus der Box genommen werden. Heutzutage sind fast alle Stallanlagen so aufgebaut, dass eine einfache Komplettentmistung mit dem Hoflader oder Trecker möglich ist. Jede Mechanisierung spart Zeit und Arbeitskraft, was im Endeffekt auch Geld bedeutet. Somit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass mittlerweile auch automatische Mistanlagen auf dem Markt sind. Ein Beispiel ist die Absauganlage. Hier werden Absaugrohre über, unter oder hinter den Boxen verlegt, ein großes Sauggebläse auf dem Hof saugt die Rohre leer, allerdings müssen die Rohre noch von Hand oder mit einer Art Staubsauger befüllt werden.
 
Eine andere Form der automatisierten Entmistung sind unterirdische Förderbänder, die mit dem Mist beladen werden und diesen dann zur Mistplatte oder direkt in einen dafür vorgesehenen Container transportieren.

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