Weidezäune/-pflege: Vom Aufbau bis zur Pflege

Holzzäune in Kombination mit Elektrozäunen bieten einen stabilen Ausbruchsschutz. (Fotos: Equipics)

Der Frühling naht und damit auch die Weidesaison. Die richtige Einzäunung ist das A und O zum Thema Sicherheit in der Pferdehaltung. Deshalb sollten neue und alte Zäune kontrolliert und gegebenenfalls repariert oder umgebaut werden, bevor angeweidet wird.

 

Zäune gibt ist in den verschiedensten Materialien. Am häufigsten zu sehen sind Kunststoffzäune. Sie sind witterungsbeständig, langlebig und leicht. Um ihre Stabilität zu garantieren, sollten sie genau nach den Anweisungen des Herstellers aufgestellt werden. Robust und witterungsbeständig sind außerdem auch Metallzäune. Zusätzlich sind sie umweltschonend. Holzpfähle sollten am besten aus imprägniertem Weichholz oder Hartholz sein. Dazu zählen Tanne, Fichte, Kiefer und Lärche sowie Robinie, Eiche, Bongossi und Insultimer. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass Robinie geschält und abgelagert sein muss. Die Rinde ist giftig für Pferde. Zur Nutzung als Weidezaun verboten sind Eisenbahnschwellen, Strom- und Telegrafenmasken, da diese ölimprägniert sind und eine Gefahr für Tier, Mensch und Umwelt darstellen. 

Am beliebtesten unter den Einzäunungen sind Stromlitzen. Besonders im Außenbereich sollten diese gut sichtbar für Mensch und Tier sein. Vorsicht ist geboten bei einfachen Elektrodrähten statt Litzen. Diese sind nur sehr schlecht zu erkennen und sollten möglichst nur in Kombination mit Holzstreben oder Kunststoffbändern verwendet werden. Eine regelmäßige Kontrolle der Litzen und Drähte ist unumgänglich. Starker Bewuchs, Verschmutzungen und Schnee können Einfluss auf die Leifähigkeit nehmen. Außerdem reißen breitere, flache Litzen schneller und sind windempfindlicher als runde Litzen oder einfache Drähte. Anstelle von Querstreben aus Holz verwenden manche Pferdebesitzer auch gerne Gummiförderbänder. Sie müssen mindestens sieben bis zehn Zentimeter breit sein und sind nicht nur witterungsbeständig, sondern werden von Pferden nicht angeknabbert. Alle drei bis fünf Jahre sollten die Bänder nachgezogen werden, damit sie weiterhin straff bleiben. Die Entsorgung ist teuer, viele verkaufen die Bänder nach Abbau deshalb weiter.

Glattdrahtlitzen sind optimale Stromleiter, sind für Pferde aber nicht gut sichtbar. Sie sollten möglichst nur in Verbindung mit Holz- oder Gummiförderbandzäunen oder als ergänzende Litzenbahnen im unteren Bereich verbaut werden.

Die Maße

 

Die Maße eines Weidezauns richten sich nach der Größe der Tiere. Eine Faustregel besagt 0,75 x die Widerristhöhe des größten Pferdes in der Herde. Mindestens sollte der Zaun eine Höhe von 1,20 Meter haben. In zweieinhalb bis vier Metern Abstand sollten die gewählten Pfähle gesetzt und mit mindestens einem Drittel ihrer Länge in den Boden eingegraben werden. Handelt es sich um Holzlatten oder Gummiförderbänder, sollte der Abstand nicht größer als drei Meter sein, damit der Zaun stets stabil bleibt. Es empfehlen sich Pfähle mit einer Länge von zwei bis zweieinhalb Metern. Ein runder Holzpfahl sollte einen Mindestdurchmesser von neun bis zwölf Zentimetern haben, Eck- und Torpfosten müssen hingegen wesentlich dicker sein. Im Außenbereich sollten drei Litzenbahnen oder Querverstrebungen von innen gezogen werden, die jeweils einen Abstand von 40 bis 50 Zentimetern haben. Der Abstand der untersten Verstrebung zum Boden sollte – je nach Pferdegröße – 40 bis 70 Zentimeter betragen. Elektrolitzen sollten eine Breite von vier bis sechs Zentimetern haben.

Ein Weidezaun sollte aber nicht nur ausbruchssicher und sichtbar für die Pferde sein, sondern auch verletzungssicher. Herausstehende Nägel oder herabhängende Litzen und Drähte bergen ein hohes Verletzungsrisiko. In den meisten Fällen haftet bei einem Unfall der Weidebesitzer, da dieser für eine ordnungsgemäße Umzäunung verantwortlich ist. Verletzt sich das Pferd bei einem Ausbruchsversuch, trägt der Halter eine Mitschuld. Im Falle eines Ausbruchs und der Verursachung eines Schadens bei einem Dritten, haftet immer zuerst der Pferdebesitzer selber. Aber auch der Weidebesitzer kann verantwortlich gemacht werden, wenn er gegen seine Sorgfaltspflicht bei der Errichtung und Kontrolle des Weidezauns verstoßen hat und dieses Grund für den Ausbruch war.


Wolfsschutzzaun

 

Ein Wolfsschutzzaun sollte ein vollständig geschlossener, elektrisch geladener Litzen-Zaun sein, der aus mindestens fünf Litzen besteht. Die erste Litze sollte mit einem maximalen Abstand von 20 Zentimetern vom Boden gezogen werden, die zweite in einem Abstand von ebenfalls 20 Zentimetern zur ersten, die dritte maximal 25 Zentimeter zur zweiten und ab der vierten Litze maximal 30 Zentimeter zur jeweils vorherigen. Von wolfsabweisenden Netzen ist in der Pferdehaltung aufgrund der Verletzungsgefahr abzusehen. Entlang des gesamten Zaunes sollte eine Entladeenergie von mindestens einem Joule gewährleistet sein. Dementsprechend ist das richtige Weidezaungerät nach dem Bewuchs, der Zaunlänge und dem Zaunmaterial auszuwählen.

Tipp: Einige Hersteller bieten bereits Notfallzaunsets zum Aufbau weiterer kleiner Weidestücke oder zur Befestigung weiterer Leiterbahnen an.

Für Hygiene auf der Weide sollte regelmäßig abgeäppelt werden. Diverse Maschinen erleichtern diese Arbeit.

Eine durchgängige Wasserversorgung ist besonders bei heißen Temperaturen sehr wichtig. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Weidezaungeräte/-monitore

 

Bei der Auswahl des passenden Weidezaungeräts kommt es zunächst auf den jeweiligen Einsatzzweck und die örtlichen Gegebenheiten an. Bei einem direkten Netzanschluss in der Nähe kann ein Gerät mit 230 Volt benutzt werden. Ohne Netzanschluss kann ein Neun-Volt-Gerät über eine Batterie oder ein Zwölf-Volt-Gerät über einen Akku betrieben werden. Eine kostensparende Ergänzung sind Solar-Weidezaungeräte, da sie durch das eingelassene Solarmodul permanent aufgeladen werden. Die Schlagstärke richtet sich nach der Zaunlänge – je länger desto höher die Schlagstärke – und dem Boden sowie dem Bewuchs. Eingesetzte Geräte sollten außerdem den Sicherheitsnormen entsprechen. Hier kann auf Siegel geachtet oder beim Hersteller nachgefragt werden. Die regelmäßige Kontrolle der Zäune umschließt auch die des Stromflusses. Dafür gibt es spezielle Geräte, die durch das Anhalten an die Litze bei vollem Betrieb genauestens anzeigt, wie viel Strom an dieser Stelle fließt. Da dieser Vorgang gerade bei großen Weideflächen eine Menge Zeit in Anspruch nimmt, haben einige Hersteller so genannte Zaunmonitore im Verkauf. Sie werden fest an den Stromzaun angeschlossen und messen permanent die Spannung des Zaunes. Im Fehlerfall schlagen sie über eine App auf dem Handy in Echtzeit Alarm und übermitteln die gemessenen Daten, um das Problem schnell ausfindig zu machen. Die meisten Geräte arbeiten vollkommen autonom und benötigen keine eigene Stromversorgung. Ein weiterer Vorteil ist, dass über das Gerät eine Art Weidetagebuch geführt und ein Nachweis der Hütesicherheit erstellt wird. So kann im Ernstfall sofort ermittelt werden, was passiert ist und wer haften muss.

 

Weidepflege

 

Unter den schweren Hufen sowie dem Verbiss leidet die Grasnarbe der Weide auf Dauer sehr. Bereits im Frühjahr sollte deshalb mit der Pflege begonnen werden. Eine Bodenanalyse kann dabei Aufschluss über den Zustand des Bodens geben, damit die richtigen und passenden Pflegemaßnahmen eingeleitet werden können. 

Zur richtigen Weidepflege gehört das Walzen, damit die obere Schicht wieder Kontakt zur wasserführenden unteren Lage bekommt und der kapillare Wasseraufstieg verbessert wird. Zu nass darf der Boden dabei jedoch nicht sein. Es gilt: Tritt bei festem Auftreten Wasser aus dem Boden, ist er zu feucht. Staubt er, ist er zu trocken. Für das bestmögliche Ergebnis sollten die Glieder der Walze nicht breiter als ein Meter sein und die Fahrgeschwindigkeit bei vier Stundenkilometer liegen.

Außerdem sollte die Weide geschleppt werden. Auch hierbei sollte der Boden weder zu feucht noch zu trocken sein. Das Schleppen, auch Striegeln genannt, beseitigt Bodenunebenheiten – somit wird unter anderem das Verletzungsrisiko gesenkt – und legt die Grasnarbe frei, die von abgestorbenen Pflanzenteilen oder von Kot bedeckt ist. Bei der Überfahrt wird zusätzlich die Durchlüftung verbessert und die Bestockung der Gräser angeregt.

Nach dem Schleppen kann nachgemäht und alternativ gemulcht und schließlich optimal nachgesät werden. Das ist besonders dann wichtig, wenn doch kleinere Schäden an der Grasnarbe entstanden sind. Für eine optimale Keimung empfiehlt es sich, die Ausbringung vorzunehmen, wenn der Boden leicht feucht, aber dennoch gut befahrbar ist. Um den Verlust von Saatgut an Vögel zu vermeiden, sollte die Ablagetiefe circa einen Zentimeter betragen.

Bei der Düngung geht es schließlich darum, die aktuelle Versorgungslage des Bodens mit Nährstoffen zu decken. Unter Beachtung der aktuellen Düngeverordnung sollte eine Ausbringung von Stickstoff-, Phosphor-, Kali- und Kalkdüngern durchgeführt werden. Hier spielen die Ergebnisse der Bodenanalyse eine große Rolle. Im Frühjahr kann besonders die Düngung mit Kalkstickstoff den Zustand der Weide um einiges verbessern. Er hebt den pH-Wert des Bodens an und wirkt unkrautunterdrückend sowie reduzierend auf Weideparasiten. Das Ergebnis: Nährstoffe für die Weide aber auch eine starke Verbesserung der Hygiene. Nach der Ausbringung von Kalkstickstoff sollte die Koppel für mindestens zwei bis drei Wochen leer bleiben, um eine Aufnahme von Düngerrückständen zu vermeiden.

Ein Unterstand für die Pferde ist bei 24 Stunden Weidehaltung Pflicht. Feste Bauten benötigen eine Genehmigung vom zuständigen Amt.

Hilfreiche Geräte

 

Mulcher und Mäher sind in Bezug auf die Weidepflege unverzichtbare Helfer. Sie garantieren einfaches Abmähen von Geilstellen oder unerwünschten Pflanzen und sorgen mit Hilfe eines Auffangbehälters für ein bequemes Aufsammeln und Entsorgen der Pflanzenreste. Einige Hersteller haben bereits Universalgeräte im Sortiment, die nicht nur mulchen und mähen, sondern gleichzeitig auch noch abäppeln. So spart sich der Pferdebesitzer einen Arbeitsschritt und vor allem viele Kilometer durch dicht bewachsenes Gras mit der Schubkarre. Die praktischen Abäppelgeräte gibt es aber nicht nur als Kombination mit Mäher oder ähnlichem, sondern auch als einzelne Maschine. Mit Hilfe von Rädern lässt sie sich einfach über die Weide schieben. Mühsames Bücken wird dank eines flexiblen langen Schlauchs gespart, der die Pferdeäpfel ganz einfach einsaugt. Anschließend kann der Tank auf dem Mistwagen geleert werden.

 

Weidehütten, -raufen und Wasserversorgung

 

Zum Schutz vor Wind und Wetter sollten die Pferde auch im Sommer die Möglichkeit haben, sich unterzustellen. Besonders auf 24-Stunden-Weiden oder in Gebieten ohne schützende Bäume ist daher die Errichtung von Weidehütten zu empfehlen. Bevor ein Unterstand gebaut wird, muss eine Genehmigung beim Landratsamt eingeholt werden. Eine einfachere Alternative dagegen sind mobile Weidehütten. In den meisten Orten sind sie nicht genehmigungspflichtig, dürfen dementsprechend aber auch nicht fest verankert und müssen regelmäßig umgestellt werden. Als fliegende Bauten zählen hingegen Weidezelte. Sie sind lediglich durch Erdnägel im Boden verankert und sind damit bis zu einer gewissen Größe nicht genehmigungspflichtig. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte der Besitzer jedoch vor Aufbau zum Amt gehen und sich zuvor mit der für sein Bundesland geltenden Landesbauordnung auseinandersetzen.

Besonders, wenn die Nährstoffe im Gras nicht ausreichen, sollte den Pferden Raufutter zugefüttert werden. Mobile Raufen lassen sich jederzeit umstellen und können so auf verschiedenen Weiden oder Winterausläufen zum Einsatz kommen. Außerdem erleichtern sie die Weidepflege, da sie nicht umfahren werden müssen und auch die Raufutterreste einfacher zu entfernen sind.

Auch auf der Weide müssen Pferde jederzeit den Zugang zu frischem Wasser haben. Die günstigste aber auch zeitaufwendigste Variante sind mit Wasser befüllte Bottiche. Eine deutlich arbeitsärmere Möglichkeit – sofern ein Wasseranschluss in der Nähe vorhanden ist – sind Selbstränken. Für Weiden ohne Wasseranschluss bieten Tränkewagen eine gute Alternative. Dafür sollte die Weide gut mit einem Zugfahrzeug befahrbar sein. Die Wasserquelle sollte in jedem Fall regelmäßig kontrolliert, gereinigt und gegebenenfalls aufgefüllt werden.

 

Im Gespräch mit Michael Bertelmann

 

Im Zusammenhang mit dem Thema der richtigen und sicheren Einzäunung haben wir uns mit Michael Bertelmann, dem Wirtschaftsleiter beim Niedersächsischen Hengstaufzuchtsgestüt Hunnesrück, unterhalten. „Unsere Weiden sind ausschließlich mit Elektrozäunen umgeben. Fast alle Pfähle bestehen aus recycelten Kunststoffpfosten, die in einem Abstand von circa vier Metern entfernt in den Boden geschlagen wurden“, erzählt er. „Zumindest dort, wo der Boden es zulässt. Ansonsten nutzen wir Eichenholzpfähle.“ Alle Außenzäune haben drei stromführende Litzen. „Zwei verzinkte Drähte, die ungefähr einen Millimeter stark sind und ganz oben eine weiße Kordel zur besseren Sichtbarkeit.“ Bei der Auswahl des Materials für die Zäune achtet Bertelmann ganz genau auf die Qualität. Besonders die Leitfähigkeit auf langen Wegen spielt eine große Rolle. „Insgesamt haben wir eine Weidefläche von etwa 60 Hektar. Die Zaunlänge beträgt viele Kilometer.“ Regelmäßig werden die Einzäunungen und der Stromlauf kontrolliert und maschinell freigeschnitten. Sind die Pfosten stark bewachsen, muss jedoch nicht selten mit einem Freischneider in Handarbeit nachgearbeitet werden. „Durch unsere Zäune sollten überall mindestens 2.000 Volt fließen, durch Bewuchs und andere Störungsquellen werden diese aber nicht immer und in jedem Fall erreicht. Umso wichtiger ist die ständige Kontrolle.“ Doch wie gelingt es, dass die jungen Hengste trotzdem immer auf den Weiden bleiben? „Ich möchte betonen, dass Junghengste einfacher zu händeln sind als Deckhengste. Sie werden bei uns vor dem ersten Weidegang an die Form der Begrenzung gewöhnt.“ Dem Hof nah befindet sich eine Auslaufkoppel, die genauso eingezäunt ist wie die Weiden. Der einzige Unterschied besteht in den Pfosten, die aus Eichenholz bestehen, um besser sichtbar zu sein. „Auf dem Auslauf können sich die Junghengste freibewegend an die Zäune gewöhnen“, erklärt Bertelmann. Auf den Koppeln selber wiederholen sich immer die gleichen Laufwege, um eine gewisse Routine zu erreichen. „Das Wichtigste bei der Weidehaltung ist jedoch die Futterversorgung. Der Umtrieb muss zur rechten Zeit erfolgen, damit keine Futtersuche stattfindet.“

Zum Seitenanfang