Der richtige Zeitpunkt
„Wenn es um das Ende der Weidezeit geht, sollte sich jeder Pferdebesitzer darüber im Klaren sein, dass Pferdehufe in Kombination mit dem Pferdegewicht eine Last für die Grasnarbe darstellen“, merkt die Expertin gleich als erstes an. „Natürlich ist es schön, die Pferde so lange wie möglich auf der Weide zu lassen, das ist in Hinblick auf die Gesundheit der Weide jedoch nicht immer ratsam.“ Der vergangene Sommer ist da das beste Beispiel. Lange Trockenperioden und eine starke Hitze verwandelten die grünen, saftigen Weiden zu braunen Landschaften, teilweise sogar zu Steppen. „Abgesehen davon, dass die Pferde womöglich schon längst zugefüttert werden oder in naher Zukunft unbedingt zugefüttert werden müssen, gilt es nun zum Herbst/Winter die Weide zu pflegen und gestärkt in die Vegetationsruhe zu schicken.“ Die Expertin rät, die Pferde möglichst jetzt schon von den Weiden zu holen, damit die Grasnarbe nicht weiter geschädigt und das Gras nicht zu tief verbissen wird. „Außerdem ist es sinnvoll, spätestens bis September oder Anfang Oktober mit der Pflege zu beginnen, so kann sich die Fläche noch etwas erholen und genügend weit aufwachsen, dass sie den Winter unbeschadet übersteht.“
Pflege vor der Winterruhe
Sind die Pferde aufgestallt, sollte die Weide erst einmal ordentlich gestriegelt oder geschleppt werden, um Unebenheiten zu begradigen und den möglicherweise noch verbleibenden, nährstoffreichen Pferdedung (wenn nicht eingesammelt wurde) gleichmäßig zu verteilen. „Neben den natürlichen Unebenheiten kann es sein, dass die Pferde im Sommer an manchen Stellen gegraben haben. Besonders dann, wenn die Weiden schon sehr kahl sind. Diese Unebenheiten sollten möglichst vor dem Winter glattgezogen werden.“ Danach können die unberührten hohen Stellen – Unkrautansammlungen oder Geilstellen – abgemäht werden. Im Anschluss sollte eine Nachsaat mit geeigneter Grasmischung durchgeführt werden. Manche Weiden haben so sehr gelitten, dass es sich eventuell lohnen würde, eine völlig neue Grünfläche anzulegen. Am besten eignen sich Saatmischungen, die speziell für Pferdeweiden entwickelt wurden. Diese sind abgestimmt auf unterschiedliche Bodeneigenschaften und Nutzungsarten (intensiv/extensiv, Mähweide, Mäh-/Standweide…). Die richtige Mischung sorgt für ein Grünland mit wertvollen Gräserbestandteilen und schmackhaften Kräutern. Besonders bei großen Flächen ist es hilfreich, eine Drillmaschine zum Aussäen zu nutzen, um die Saat angemessen zu verteilen.
Manche Pferdebesitzer haben ihre Tiere bereits von den Weiden geholt. „In diesem Fall hatte das Grünland schon die Möglichkeit, sich zu erholen und ist eventuell zumindest an den nasseren Standorten nachgewachsen. Ist das zutreffend, sollte die Weide noch vor dem Winter gemulcht werden.“ Der Grund dafür sei, dass eine Weide in den kalten Monaten weder zu kurz noch zu lang sein solle. Ist sie zu kurz, habe sie kaum Kälteresistenz und könne vor allem bei Frost leiden. Ist sie zu lang, lege sich der in Winterruhe absterbende Aufwuchs wie ein filziger Überzug über den Boden und raube den jungen Gräsern im Frühjahr Licht und Luft.
Als nächstes steht das Thema Düngung an. „Es empfiehlt sich, alle drei bis vier Jahre zum Herbst eine Bodenprobe zu nehmen, um abschätzen zu können, welche Nährstoffe dem Boden als der eigentliche Pflanzenernährer fehlen. Das spart vor allem Geld und lässt eine gezieltere Düngung zu“, rät Baumhus. Mineralischer Grunddünger werde grundsätzlich im Frühjahr empfohlen, wenn der größte Bedarf für das Wachstum besteht, während eine Herbstdüngung nicht bedarfsgerecht ist. Die Stickstoffdüngung ist ebenfalls im Frühjahr und darüber hinaus zu den weiteren Nutzungen im Sommer aufzuteilen. Dazu sollte man wissen, dass die Bundesdüngeverordnung den Stickstoff-sowie den Phosphor-Düngebedarf in Abhängigkeit von Ertrag und Nutzung zeitlich und mengenmäßig begrenzt.
„Im Herbst ist jedoch ein guter Zeitpunkt, um die Weiden zu kalken,“ denn mit den Ergebnissen der Bodenanalyse wird neben der Düngeempfehlung für die Grundnährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium auch eine Empfehlung zur Kalkung gegeben. Auf vielen Pferdeweiden ist der pH-Wert sehr niedrig, weshalb der Boden übersäuert ist und Pflanzen es schwer haben, Nährstoffe aufzunehmen und hochwertige Futtergräser und Kräuter können leichter von minderwertigen verdrängt werden. „Um den Boden quasi zu reparieren, kann nach der letzten Nutzung und während der Wachstumspause Kalk gestreut werden. Damit wird der pH-Wert im Boden allerdings nur langsam wieder ins Gleichgewicht gebracht, da der Kalk nicht eingemischt werden kann. Deshalb ist eine regelmäßige Erhaltungskalkung empfehlenswert.