Winterweide - Kein Ding der Unmöglichkeit

Fotos: Equipics

Viele Pferdebesitzer haben ihre Pferde bereits von den Weiden geholt, da keine „Weide“ mehr angeboten werden kann und damit notgedrungen die Winterpause eingeläutet. Andere lassen sich damit noch Zeit und zögern das Ende der Weidezeit noch ein wenig heraus. Wir haben zusammengetragen, wann der richtige Zeitpunkt ist, die Weide zu entlasten und welche Pflege nach dem trockenen, heißen Sommer am sinnvollsten ist.

Das Ende der Weidezeit zum Winter heißt keineswegs auch das Ende der Weidepflege und der damit verbundenen Arbeit. Im Gegenteil: Nach den heißen und trockenen Sommermonaten ist es umso wichtiger, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, die Pferde von der Weide zu nehmen und diese wieder aufzupäppeln, bevor die richtig kalten Tage kommen. Nur so kann das Gras den Winter überstehen und im Frühjahr wieder ergrünen. Wir haben mit Johanna Baumhus gesprochen. Sie ist Fachreferentin für Pferdezucht und -haltung bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und weiß, was jetzt zu tun ist.

Der richtige Zeitpunkt

„Wenn es um das Ende der Weidezeit geht, sollte sich jeder Pferdebesitzer darüber im Klaren sein, dass Pferdehufe in Kombination mit dem Pferdegewicht eine Last für die Grasnarbe darstellen“, merkt die Expertin gleich als erstes an. „Natürlich ist es schön, die Pferde so lange wie möglich auf der Weide zu lassen, das ist in Hinblick auf die Gesundheit der Weide jedoch nicht immer ratsam.“ Der vergangene Sommer ist da das beste Beispiel. Lange Trockenperioden und eine starke Hitze verwandelten die grünen, saftigen Weiden zu braunen Landschaften, teilweise sogar zu Steppen. „Abgesehen davon, dass die Pferde womöglich schon längst zugefüttert werden oder in naher Zukunft unbedingt zugefüttert werden müssen, gilt es nun zum Herbst/Winter die Weide zu pflegen und gestärkt in die Vegetationsruhe zu schicken.“ Die Expertin rät, die Pferde möglichst jetzt schon von den Weiden zu holen, damit die Grasnarbe nicht weiter geschädigt und das Gras nicht zu tief verbissen wird. „Außerdem ist es sinnvoll, spätestens bis September oder Anfang Oktober mit der Pflege zu beginnen, so kann sich die Fläche noch etwas erholen und genügend weit aufwachsen, dass sie den Winter unbeschadet übersteht.“

Pflege vor der Winterruhe

Sind die Pferde aufgestallt, sollte die Weide erst einmal ordentlich gestriegelt oder geschleppt werden, um Unebenheiten zu begradigen und den möglicherweise noch verbleibenden, nährstoffreichen Pferdedung (wenn nicht eingesammelt wurde) gleichmäßig zu verteilen. „Neben den natürlichen Unebenheiten kann es sein, dass die Pferde im Sommer an manchen Stellen gegraben haben. Besonders dann, wenn die Weiden schon sehr kahl sind. Diese Unebenheiten sollten möglichst vor dem Winter glattgezogen werden.“ Danach können die unberührten hohen Stellen – Unkrautansammlungen oder Geilstellen – abgemäht werden. Im Anschluss sollte eine Nachsaat mit geeigneter Grasmischung durchgeführt werden. Manche Weiden haben so sehr gelitten, dass es sich eventuell lohnen würde, eine völlig neue Grünfläche anzulegen. Am besten eignen sich Saatmischungen, die speziell für Pferdeweiden entwickelt wurden. Diese sind abgestimmt auf unterschiedliche Bodeneigenschaften und Nutzungsarten (intensiv/extensiv, Mähweide, Mäh-/Standweide…). Die richtige Mischung sorgt für ein Grünland mit wertvollen Gräserbestandteilen und schmackhaften Kräutern. Besonders bei großen Flächen ist es hilfreich, eine Drillmaschine zum Aussäen zu nutzen, um die Saat angemessen zu verteilen.

Manche Pferdebesitzer haben ihre Tiere bereits von den Weiden geholt. „In diesem Fall hatte das Grünland schon die Möglichkeit, sich zu erholen und ist eventuell zumindest an den nasseren Standorten nachgewachsen. Ist das zutreffend, sollte die Weide noch vor dem Winter gemulcht werden.“ Der Grund dafür sei, dass eine Weide in den kalten Monaten weder zu kurz noch zu lang sein solle. Ist sie zu kurz, habe sie kaum Kälteresistenz und könne vor allem bei Frost leiden. Ist sie zu lang, lege sich der in Winterruhe absterbende Aufwuchs wie ein filziger Überzug über den Boden und raube den jungen Gräsern im Frühjahr Licht und Luft.

Als nächstes steht das Thema Düngung an. „Es empfiehlt sich, alle drei bis vier Jahre zum Herbst eine Bodenprobe zu nehmen, um abschätzen zu können, welche Nährstoffe dem Boden als der eigentliche Pflanzenernährer fehlen. Das spart vor allem Geld und lässt eine gezieltere Düngung zu“, rät Baumhus. Mineralischer Grunddünger werde grundsätzlich im Frühjahr empfohlen, wenn der größte Bedarf für das Wachstum besteht, während eine Herbstdüngung nicht bedarfsgerecht ist. Die Stickstoffdüngung ist ebenfalls im Frühjahr und darüber hinaus zu den weiteren Nutzungen im Sommer aufzuteilen. Dazu sollte man wissen, dass die Bundesdüngeverordnung den Stickstoff-sowie den Phosphor-Düngebedarf in Abhängigkeit von Ertrag und Nutzung zeitlich und mengenmäßig begrenzt.

„Im Herbst ist jedoch ein guter Zeitpunkt, um die Weiden zu kalken,“ denn mit den Ergebnissen der Bodenanalyse wird neben der Düngeempfehlung für die Grundnährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium auch eine Empfehlung zur Kalkung gegeben. Auf vielen Pferdeweiden ist der pH-Wert sehr niedrig, weshalb der Boden übersäuert ist und Pflanzen es schwer haben, Nährstoffe aufzunehmen und hochwertige Futtergräser und Kräuter können leichter von minderwertigen verdrängt werden. „Um den Boden quasi zu reparieren, kann nach der letzten Nutzung und während der Wachstumspause Kalk gestreut werden. Damit wird der pH-Wert im Boden allerdings nur langsam wieder ins Gleichgewicht gebracht, da der Kalk nicht eingemischt werden kann. Deshalb ist eine regelmäßige Erhaltungskalkung empfehlenswert. 

Winterweide?

Das Pferd das ganze Jahr über auf einer Weide stehen zu lassen ist der Traum vieler Pferdebesitzer. Das ist aber unter Umständen nicht immer die beste Entscheidung. „Dafür sollte auf jeden Fall genug Fläche vorhanden sein.“ Und das hat laut der Expertin zwei wichtige Gründe. „Zum einen, um die Weiden in Winter- und Sommerweide aufzuteilen, zum anderen, um gerade im Winter eine so große Fläche zu haben, dass die Grasnarbe so gut es geht geschont und nicht dauerhaft belastet wird.“ Die Aufteilung in Winter- und Sommerweide bietet den Weiden jeweils eine gewisse Regenerationszeit.

Hat der Pferdebesitzer sich entschlossen, eine Winterweide zu betreiben, sollten einige Punkte beachtet werden, um im nächsten Winter immer noch Freude an dieser zu haben. „Zuerst einmal sollte jedem bewusst sein, dass eine Winterweide in der Regel keine alleinige Raufutterquelle darstellt. Es sollte also immer Heu zugefüttert werden, um den Bedarf zu decken.“ Damit die Grasnarbe möglichst unverletzt bleibt, sollte jeden Tag genauestens auf das Wetter geachtet werden. „Regnet es viel, weicht der Boden auf und die Grasnarbe wird unter den Pferdehufen beschädigt. Besonders dann, wenn die Vierbeiner viel toben. An diesen Tagen sollte auf das Rausstellen auf die Weide bestenfalls verzichtet werden.“ Das gleiche gilt an Tagen, an denen die Wiesen von Schneematsch bedeckt sind oder bei Tauwetter. „Grundsätzlich ist eine ruhige Herde für den Boden deutlich besser. Pferde, die viel toben und spielen oder möglicherweise auch unausgelastet sind, können der Grasnarbe auch im trockenen Zustand schwer schaden.“ Bei Winterweiden sollte aber auch immer die allgemeine Bodenbeschaffenheit beachtet werden. „Setzt der Frost ein und der Boden friert, können Unebenheit sehr gefährlich werden. Eine Begradigung ist hier also besonders wichtig.“ Eine Ausweichmöglichkeit in Form eines Paddocks oder ähnlichem ist also trotz Winterweide zu empfehlen, um möglichst lange etwas von dieser zu haben.

Kosten und Ressourcen

Im Frühjahr war eine adäquate Düngung der Pferdeweiden nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Einerseits war es stellenweise schwierig, an den passenden Dünger zu kommen, andererseits sind die Preise – wie in vielen Lebensbereichen auch – stark gestiegen. Kaum vorhandene Rohstoffe und teure Einkaufspreise für die Hersteller ließen die Preise zum Teil um das doppelte ansteigen. „Mittlerweile hat sich die Situation ein wenig stabilisiert. Für den Winter und die Winterweidepflege müssen sich die Stallbesitzer nicht zwingend auf hohe Kosten einstellen. Die Preise für Kalk sind nur minimal – um winzige Centbeträge – gestiegen.“ Die Saatgutkosten verzeichnen aktuell jedoch eine Steigerung. „Wie es im Frühjahr aussieht, lässt sich schlecht sagen. Da bleibt zurzeit noch nicht so viel über, außer abwarten.“

Unsere Expertin:

Johanna Baumhus, Fachreferentin für Pferdezucht und -haltung bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen

 


 

 

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