Gefahr in Verzug
Nicht nur diese Problematik befeuert die Diskussion, ob man mit geöffnetem oder geschlossenem Verdeck fährt. Hier scheiden sich einfach die Geister und es gibt Für und Wider für beide Varianten
Es gibt die Frischluftverfechter, die tatsächlich erst bei Hagelschlag und Orkanböen die Schotten dicht machen, die Pferdewärme ansonsten aber mittels Decke regeln. Sie argumentieren mit dem schlechten Klima, das sonst auf dem beengten Raum schnell entsteht und die Pferde nicht genug frische Luft holen lässt. Andere hingegen lassen schon bei verhältnismäßig moderaten äußeren Bedingungen das Planrollo hinunter. Sie möchten ihre Pferde lieber in geschlossenem und somit wärmerem Raum transportieren. Zudem stehen gerade junge Pferde bei heruntergelassener Plane ruhiger. Allerdings müssen auch Frischluftfans bedenken: Zur Temperatur- und Kondenswasserproblematik kommt beim Pferdetransport per Anhänger noch eine weitere Komponente hinzu: der Fahrtwind. Sobald der Anhänger nicht ganz verschlossen ist, entsteht in den meisten Fällen Zug – nämlich durch die Verwirbelung des Fahrtwindes. Was diese Zugluft mit entsprechend niedriger Temperatur in Kombination bedeutet, kann sich schon jeder ausmalen, der mit Pferden reist. Eine Kältekammer, in der das Pferd unbeweglich über längere Zeit verharren muss. Und das ist eine klimatische Extremsituation, mit der insbesondere geschorene Sportpferde auch unter Deckenbergen nicht gut umgehen können. Denn gerade auch die Tatsache, dass selbst das geschorene Pferd auf dem Rückweg vom Training häufig noch nach schwitzt, also nicht richtig trocken ist, macht es trotz Decke(n) anfällig für zugige Kälte. Darüber hinaus dringen bei geöffnetem Verdeck, Regen, Schnee und Abspritzwasser in den Anhänger und sorgen nicht selten für ein nasses Hinterteil der „Fahrgäste“. Entscheidet man sich dennoch zur „luftigen“ Fahrweise, sollte man die Fenster unbedingt geschlossen oder maximal einen Spalt weit öffnen und zwar gegen die Fahrtrichtung. Dann wird die verbrauchte Luft dort abgesaugt, während von hinten durch die geöffnete Klappe des Anhängers frische Luft nachströmt.
Eine praktische Alternative zur gummierten Planen und festen Heckklappen sind sogenannte Windschottrollos. Hierbei handelt es sich um eine Gewebeplane mit spezieller, patentierter Porengröße. Sie belüftet den Pferde-Hänger, ohne dass Zug entstehen kann. Auch verhindert sie, dass bei feuchter Witterung im Luftstrom enthaltene Wassertropfen in den Hänger eindringen können.
Deckenberge auf Reisen
Variablen, mit denen sich die Temperatur für das Pferd im schlichten Anhänger (und nicht im gedämmten und klimatisierten Luxustransporter) regulieren lassen, sind also zum einen Fenster und Verdeck, zum anderen diverse Decken, mit denen das Pferd für den Transport ausgerüstet wird.
„Decken Sie Ihr Pferd dick ein und lassen Sie den Pferdeanhänger wenn möglich offen, damit das Pferd viel frische Luft bekommt und die Luft gut zirkulieren kann“: Das ist ein oft genannter Rat. Der allerdings kann nicht immer befolgt werden: Pferde, die keine Decke gewöhnt sind, sollten auch während des Transportes normalerweise nicht eingedeckt werden. Das wäre ein zusätzlicher Stressfaktor und gilt insbesondere für ganz junge Pferde, die beispielsweise zum Anreiten gebracht werden. Sonst käme zum Transportstress, der vielen Pferden den Schweiß durchs Fell treibt, noch der Deckenstress hinzu. Gewöhnte Deckenträger, also eigentlich alle Sportpferde, reisen natürlich kuschelig eingepackt. Jedoch nicht in ihrer alltäglichen All-in-one-Decke, mit denen sie sich auf Weide und Paddock vergnügen. Da die Pferde auf dem Anhänger naturgemäß schneller schwitzen, wären sie damit zu warm eingedeckt. Auch ist die Atmungsaktivität unter solch einer regenfesten Decke nicht ausreichend gegeben. Also wählt man, je nach Kälte, eine adäquate Abschwitz- oder Transportdecke aus und deckt das Pferd nach dem Transport gleich um. Kommt das Pferd vom Training und schwitzt noch nach, empfehlen sich zwei übereinander gelegte und mit einem Deckengurt fixierte Abschwitzdecken. Bei längeren Fahrten sollte man zwischendurch kontrollieren, ob die Decken nassgeschwitzt sind und sie gegebenenfalls austauschen.