Gesunder Weidegang
Die Luft im Herbst und Winter enthält mehr Sauerstoff als in den anderen Monaten. Kalte Luft ist generell dichter als warme, bei null Grad Celsius hat sie etwa fünf Prozent mehr Masse als bei 15 Grad. Darum steckt im Winter in jedem Liter Außenluft mehr Sauerstoff als im Sommer.
„Bei ausreichend Weideflächen empfiehlt es sich, eine sogenannte Winter-Trampelkoppel zum stundenweisen Beweiden bereitzuhalten“, erklärt Ingolf Bender. „Sie ermöglicht dem Pferd in der kalten Jahreszeit optimale Bewegung. Diese Koppel muss allerdings im Frühjahr gesperrt und durch Pflegemaßnahmen, etwa Nachsaat samt Anwalzen, saniert werden. Für alle weiteren Weideflächen gilt: Ab November sollte eine weitgehende Sperrung vorgenommen werden, um die Grasnarbe zu schonen, da ein Kahlfressen unweigerlich die Vegetation empfindlich stören und letztlich zur Degenerierung der Weide führen würde. Dadurch hätte die Weide im Frühjahr keinen Ernährungswert mehr, weil sie verkrautet nachdem das Pflanzenwachstum zu dieser Jahreszeit bei Temperaturen von tagsüber unter 10°C zum Erliegen gekommen ist.“
„Üblicherweise wird im Winter den Pferden die Weidekoppel nur für eine sehr begrenzte Zeit geöffnet“, beschreibt Bender. „Die Haupternährung muss durch Heu oder durch Heulage, eventuell plus Stroh, sichergestellt sein. Stets empfiehlt es sich, vor dem Herauslassen auf die Weide eine Portion Heu zu füttern. Dies vor allem deshalb, damit Pferde nicht ausgehungert den Restpflanzenbestand fressen, was häufig mit Scharren verbunden ist. Dabei gelangen unter Umständen schädliche Partikel wie Abfälle oder Kadaverreste in den Pferdekörper.“
Der Winterpaddock
Paddocks werden in Bauweisen mit einer, zwei oder drei Schichten angeboten. Je mehr der Paddock beansprucht wird, desto mehr Schichten sollten vorhanden sein, um ihn auch im Winter zum sicheren Außenplatz zu qualifizieren. Wichtig ist, dass das Wasser seitlich am Paddock abfließen kann. Sprich, die Schichten müssen auf der Geländeoberkante aufgetragen werden.
Als Tragschichte eignet sich mineralischer oder auch recycelter Schotter. Es ist darauf zu achten, dass die Dichte der Tragschicht auf keinen Fall zu hoch ist, was die Wasserdurchlässigkeit erheblich einschränken würde. Für die Trennschicht im Drei-Schichten-System werden diverse Materialien verwendet. Bodengitterplatten, Asphaltgranulat, Geotextilien oder Kunststoffvliesen sind besonders häufig im Einsatz. Als Tretschicht werden meist Häcksel aus Weichholz, Vlieshäcksel, Sand oder Sandgemische verwendet. Wird Sand verwendet, sollte dieser keine Feinanteile haben, welche die Trennschicht verstopfen können und vor allem im Winter sehr schnell gefrieren und damit zur Gefahr werden. Gewaschener Flusssand oder Maurersand sind gute Lösungen. Quarzsand eignet sich ebenfalls nicht, da er die Hufe zu stark abreibt.
Sogenannte synthetische „Zuschlagstoffe“ können zwar die Eigenschaften der Tretschicht verbessern, sie etwa für den Winter wasserdurchlässiger und frostbeständiger machen. Allerdings ist die Belastung durch Feinstaub ein nicht zu unterschätzendes Übel. Holzhackschnitzel sind besonders bei kalten Temperaturen zu empfehlen. Sie bleiben auch bei einem Matschboden im Herbst und Winter stabil, da das Pferdegewicht besser horizontal aufgenommen wird. Allerdings besteht die Gefahr, dass in Hackschnitzeln Gifthölzer enthalten sind. Deshalb ist auf einwandfreie Qualität zu achten und kein Häckselmaterial aus dem Garten zu verwenden. Zudem muss dieser Tretschicht-Belag alle zwei bis drei Jahre aufgrund der recht schnellen Kompostierung ausgetauscht werden. Übrigens: Aus derartigen Häckseln lassen sich auch kleine Hügel bauen, welche die Pferde zum Scharren einladen. Mit diesen Häckselhügeln lassen sich auch Matschflächen auf dem Paddock leicht ausbessern.
Im Gegensatz zur Winterweide sollte auf dem Winter-Paddock unbedingt an ausreichend Futter, welches aber nicht ganz einfach zu erreichen ist, gedacht werden. Während auf der Weide ausreichend Beschäftigung durch die Futtersuche vorhanden ist, bleibt diese mit einer normalen Futterraufe im Paddock auf der Strecke. Engmaschige Futternetze oder spezielle Netze wie das „Heu-Toy“ können für ausreichend Beschäftigung und Abwechslung. Mischt man unter das Heu einiges Stroh sind die Pferde deutlich länger beschäftigt.
Weichhölzer wie Pappel und Weide oder Harthölzer wie Birke und Haselnuss können als kleine „Knabberei“ für Beschäftigung am Paddock sorgen. Allerdings sollten pro Tag nicht mehr als zwei Kilogramm pro Pferd ausliegen, da es sonst durch den schwer verdaulichen Ligninanteil zu Verdauungsstörungen und Durchfällen kommen kann. Nadelhölzer sind aufgrund ihrer ätherischen Öle und Harze weniger geeignet, da diese den Magen-Darm-Trakt bei größeren Mengen reizen können.