Urlaub auf dem Pferderücken

Urlaub zu Pferde: Auch Olympiasiegerin Ingrid Klimke reist jedes Jahr nach Afrika, um das Land im Sattel zu erkunden. (Foto: privat)

Welcher Pferdeliebhaber träumt nicht davon, einmal Urlaub auf dem Pferderücken zu machen? Von Reiterferien in der Region bis zur Reit-Safari im Ausland, ob mit eigenem Pferd oder mit Leihpferd: Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. Wir haben eine Auswahl der beliebtesten Zielregionen für eure Reiterreise zusammengestellt.

Die Vorstellung vom perfekten Urlaubstag fällt für jeden Reiter anders aus. Die einen bevorzugen einen entspannten Ausritt durch dichte Wälder, für andere ist es die Vorstellung vom Galoppieren entlang endloser Strände, welche die Herzen höherschlagen lässt. Es ist vor allem die Verbundenheit mit der Natur, die den Reiturlaub so unvergesslich macht. Dafür muss es nicht direkt ins Ausland gehen, eine Vielzahl an Angeboten bietet sich auch in erreichbarer Nähe.

Reiterferien in Deutschland

Für Reiterferien daheim spricht die kurze und bequeme Anreise, die es ermöglicht, das eigene Pferd mitzunehmen. Die heimischen Reitwege reizen zudem mit einer Kombination aus viel Grün und Wasser, wie sie beispielsweise in der beliebten Urlaubsregion der Mecklenburgischen Seenplatte zu finden ist. 

 

 

Beliebtes Urlaubsziel: Mit dem eigenen Pferd an die Nordsee. (Fotos: Slavik)

Spritziger Wattritt an der Nordsee

Eine aktive Urlaubszeit zu Pferd ist auch bei einem Wattritt an der Nordsee geboten. Insbesondere in Cuxhaven gibt es viele Reiterhöfe, die geführte Touren anbieten, bei denen die Sicherheit im Watt garantiert wird und die das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer hoch zu Ross zu einem besonderen Erlebnis machen. Bei Ebbe lässt sich hier sogar bis zur Insel Neuwerk reiten. Bester Boden und endlose Weite laden dazu ein, das Pferd für die Anreise aufzuladen. Zahlreiche Reiterhöfe nehmen dort auch Gastpferde auf, sodass man den geliebten Vierbeiner sicher untergebracht weiß, während man sich in einer der Ferienwohnung direkt am Strand so richtig erholt. Alternativ gibt es natürlich auch Anbieter, die erfahrene Pferde zur Verfügung stellen, wohingegen begleitende Nichtreiter den Wattwagen nehmen können. Auch diejenigen, die ihre Fähigkeiten ausbauen und Reitunterricht beanspruchen wollen, kommen auf ihr Kosten. Ein weiterer Vorteil, der für das Watt spricht, ist, dass man dort im Sommer weder mit lästigen Bremsen noch mit Fliegen zu kämpfen hat. Ein besonderes Spektakel vor Ort ist das Duhner Wattrennen, zu dem sich jedes Jahr zahlreiche Galopper zur Teilnahme versammeln.       

 

 

Auch im Norden Deutschlands gibt es viele Domizile, die mit Pferd angesteuert werden können.

Ausritt in der Heide

Eine weitere Region, die wie geschaffen für den Reiturlaub ist: die Lüneburger Heide. Hier laden die Heidelandschaft und moosig-weiche Böden zu langen Galoppstrecken ein. Ein dichtes Netz von Reiterhöfen und Reitschulen macht die Angebote fast grenzenlos und selbst diejenigen, die noch nie geritten sind, können es unter fachkundiger Anleitung in speziellen Kursen für Reitanfänger erlernen. Auch hier ist es problemlos möglich, sein Pferd mitzubringen – Gastboxen stehen an vielen Ställen zur Verfügung.

 

 

Urlaub im Ferienhaus mit Offenstall und Weide ist im Harz möglich. (Foto: LDGG)

Bergtour durch den Harz

Ein beliebtes Urlaubsziel für Pferdebesitzer ist auch der Harz mit seiner malerischen Landschaft und den verschiedensten extra für Reiter angelegte Wege. Hier sorgen nicht nur Bergtouren, sondern vielerorts auch Geländehindernisse für abenteuerreiche Reittouren. Sowohl das Buchen privater Unterkünfte inklusive Offenstallhaltung direkt am Ferienhaus als auch Urlaub auf Ferienhöfen sorgen für entspannte Urlaubsreisen.

Weitere gut erreichbare Gebiete für Reiterferien mit eigenem Pferd sind das Weserbergland sowie Allgäu, Schwarzwald oder Bayern, wo vielfach Distanz- und Sternritte durch bergige Naturkulissen angeboten werden.

 

Reiturlaub in Europa

Ist ein Zielort außerhalb Deutschlands geplant, sollte eher auf die Anreise mit dem eigenen Tier verzichtet werden. Doch auch ein Ausflug auf den einheimischen Pferden ist eine Erfahrung wert.

Wanderritte durch Island

Ein Ritt auf den widerstandsfähigen und charakterstarken Islandpferden ist ein echtes Erlebnis. Eine Besonderheit des Islandpferdes sind seine fünf Gangarten. Vor allem der Tölt ist leicht zu sitzen, was lange Wanderritte besonders angenehm für den Reiter macht. In ihrer Heimat sind die Pferde bis heute unentbehrlich, beispielsweise beim alljährlichen Schafabtrieb aus dem Hochland in die Winterquartiere. Viele schöne Flecken der Vulkaninsel sind außerdem nur Reitern und Wanderern zugänglich - Grund genug, Island vom Pferderücken aus zu erkunden. Ob für Anfänger oder ambitionierte Reiter: Reittouren für jeden Schwierigkeitsgrad werden angeboten. Während die weniger erfahrenen Reiter nach kürzeren Halbtagesritten den restlichen Tag bei einem Stadtbummel in Reykjavík verbringen können, führt die anspruchsvollere Tour für erfahrene Reiter durch schwarze Lavafelder zwischen eisigen Gletscherflüssen und kochend heißen Quellen. Auch beeindruckende Wasserfälle können bestaunt werden. Ein phänomenales Highlight der Islandreise, welches sich mit etwas Glück bei günstigen Wetterverhältnissen beobachten lässt, sind die Nordlichter, auch als „Aurora Borealis“ bekannt, die über den isländischen Himmel tanzen. 

Die robusten Isländer sind wie gemacht für kalte Temperaturen. Sie trotzen Schnee und Kälte. (Foto: Slavik)

 

Strandritte entlang der Atlantikküste

Möchte man stattdessen einen wunderbaren Strandritt erleben, so bietet sich die Gelegenheit vom Reiten am Meer in Ländern wie zum Beispiel Spanien, Portugal oder Frankreich. Spanien gehört nicht nur zu den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen, sondern bietet insbesondere für Reiter eine große Auswahl an Angeboten für den Urlaub im Sattel. So kann man sich auf lange Ausritte entlang der Brandungszone des Mittelmeers freuen oder wahlweise die fantastischen Berglandschaften des Hinterlandes erkunden. Vor allem in Andalusien sind Pferde ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und das Dahinfliegen auf den feurig temperamentvollen Andalusiern lässt ein neues Gefühl von Freiheit und Glück empfinden.

Auch in Frankreich sind lange Galoppaden an den Stränden des Atlantiks eindeutig ein Höhepunkt. Der kilometerlange Sandstrand ist ein wahres Paradies für Pferde- und Naturfreunde und lädt dazu ein, ihn vom Sattel aus zu erkunden. Neben den reiterlichen Aktivitäten wird die Region auch durch zahlreiche Weinanbaugebiete reizvoll

In Portugal lässt sich die Gegend auf dem Rücken von gut ausgebildeten Lusitanos erkunden, die berühmt sind für ihre edle Erscheinung sowie ihre Leistungsbereitschaft und Nervenstärke. Die Ritte auf der berühmten Pferderasse, die ehemals als Stierkampf- und Hirtenpferd gezüchtet wurde und sich mittlerweile in der klassischen Dressur großer Beliebtheit erfreut, führen ebenfalls entlang der sandigen Atlantikküste oder durch verträumte kleine Dörfer.  

 

 

Reit-Safari in Afrika: Interview mit Ingrid Klimke

Die spektakuläre Safari in Afrika richtet sich eher an Reiter mit einer guten Kondition, da sie meist sehr sportlich aufgebaut ist und hohe Anforderungen an die reiterlichen Fähigkeiten stellt.  Unter die Haut gehen die Tierbeobachtungen vom Sattel aus - das ultimative Erlebnis während einer Safari, das an Intensität kaum zu übertreffen ist.

Auch Ingrid Klimke ist großer Fan von Reit-Safaris:  Sie berichtet von eigenen Erfahrungen während ihrer jährlich stattfindenden Reisen nach Afrika.

Angefangen hat alles auf den German Masters, als Klimke vor Jahren beim Stuttgarter Indoor-Event mit Hale Bob siegte und als Ehrenpreis die Pferde-Safari in Südafrika gewonnen hat. „Ich habe diese Woche mit den Pferden in Afrika so sehr genossen, dass ich das seitdem jedes Jahr mache“, schwärmt sie von und erzählt, dass sie mittlerweile sogar eine Kooperation mit einem Reisebüro hat und als Expertin in Sachen Pferde-Safaris berät. Sie legt viel Wert darauf, dass die Pferde vor Ort in einem gepflegten Zustand sind. Sie lassen sich zwar nicht mit den Sportpferden im heimatlichen Münsterland vergleichen, doch Klimke betont: „Die Pferde in Afrika haben andere Qualitäten, sind in ihrem Bereich aber genauso bewundernswert, weil sie unglaubliche Instinkte haben und total trittsicher sind.“ Sie habe sogar schon einmal eine Safari in Namibia erlebt, bei der die Ersatzpferde frei in der Herde mitgelaufen sind. „Die Pferde haben sich perfekt in die Gruppe eingegliedert und es war spannend zu sehen, dass sie einfach als Herde zusammenbleiben. Das war sehr interessant, wirklich!“

Wo lässt es sich besser galoppieren, als in der endlosen Weite der Wüste Afrikas? (Foto: Pferdesafari.de)

Nicht nur die Trittsicherheit der Safari-Pferde ist bemerkenswert, sie sind zudem an die afrikanische Hitze gewöhnt. „Die Pferde konnten in der Namib Wüste galoppieren und hatten eine Ausdauer, das war sensationell! Man merkt, dass sie dort einfach in ihrem Element sind und das kennen“, so Klimke. Dennoch ist die Gruppe jeden Tag bereits früh am Morgen aufgebrochen, nicht bloß, um der Mittagssonne zu entgehen, sondern auch, weil man in der Frühe die beste Chance hat Tiere zu sehen.

Auf den Pferden ist es sehr gut möglich, sich den Tieren zu nähern, ohne sie zu stören. „Mit dem Pferd kann man viel näher an die Tiere rangehen als mit dem Jeep, da die Pferde zur Natur gehören und die Tiere vor Pferden weniger Angst haben. Aber es spielt auch eine Rolle, wie der Guide führt: Wir hatten einmal eine Elefantenkuh mit Jungen, da muss man auf Abstand bleiben. Es ist wichtig, dass man einfach auf die Instinkte der Tiere hört und dem Guide vertraut.“

Sie berichtet, dass die Pferde teilweise sogar löwenerprobt sind: „Wenn man einen Guide und Pferde hat, die total sicher sind, kann man auch an Wildkatzen reiten. Ansonsten sollte man eher einen großen Bogen um Löwenspuren machen und kein Risiko eingehen.“

Die Dressur- und Vielseitigkeitsreiterin war jedoch nicht nur in Namibia, sondern auch schon mehrfach in Botswana und in anderen Teilen Südafrikas auf Tour. Je nach Anbieter und den Möglichkeiten vor Ort, hat sie dort in Zelten oder auch schon unter freiem Himmel geschlafen. „Wir hatten auch schon tolle Ritte entlang der Wild Coast. Die Tour hatte den Reiz, die raue Küste zu erleben und zu sehen, wie die Einheimischen dort leben. Wer lieber Tiere sehen möchte, der sollte eher nach Botswana reisen. Die Wüste lässt sich am besten in Namibia erkunden.   Es gibt die unterschiedlichsten Reisemodelle.“ Sie ergänzt:  „Viele sagen, eine Safari sei wie therapeutisches Reiten. Die Natur auf diese Art und Weise zu erleben, ist einfach wunderschön.“

Auf die Frage, ob ihr bestimmte Highlights besonders in Erinnerung geblieben sind, antwortet Klimke: „Das erste Mal, als ich Elefanten gesehen habe, war wirklich ganz toll, weil wir versteckt im Schilf standen und beobachten konnten, wie sie durch ein Flussbett zogen und im Wasser gespielt haben.  Das war zauberhaft! Die Pferde standen völlig ruhig und entspannt. Man fühlte sich wirklich so, als ob man dazugehörte und war in keinster Weise ein Störenfried in der Natur. Es war ein tolles Erlebnis! Was ich aber auch ganz toll fand, war, in Namibia unter freiem Himmel zu schlafen und abends vor dem Lagerfeuer zu sitzen, das war auch sensationell. Die Pferde waren an einer „Pick-up-line“ angebunden, wir hatten jeder eine Liege und einen Schlafsack und konnten den Sternenhimmel sehen. Nachts hörte man nur die Pferde schnauben, es war toll, mit ihnen draußen zu schlafen.“

„Für dieses Jahr ist Tansania geplant“, berichtet Ingrid Klimke  noch von ihrem Vorhaben für die kommenden Wintermonate nach der Turniersaison.

 

 

Durch Südafrika mit Alexa Stais

Auch Alexa Stais, die gebürtige Südafrikanerin und Bereiterin im Stall Michaels-Beerbaum, schwärmte von ihrer Heimat und erzählt uns von ihrer diesjährigen Reit-Safari, die sie mit ihrem Vater und sechs anderen Reitern erlebt hat.

„Es war eine sehr coole Erfahrung. Wir waren in Botswana, in der Mitte von Nirgendwo. Die Leute waren super nett und wir hatten tolle Pferde, auf denen wir längere Strecken galoppiert sind. Die Pferde sind sehr schlau, sie weichen Steinen aus und man braucht sie kaum zu lenken, auch wenn man zwischen den Bäumen galoppiert. Wir sind jeden Morgen schon um fünf oder halb sechs aufgestanden, damit wir so früh wie möglich losreiten können, denn um neun Uhr waren es schon fast 30 Grad. Mittags hatten wir eine Pause und nachmittags haben wir die Safari ohne Pferde fortgesetzt. Während des Game-Drives mit dem Jeep haben wir Löwen und sogar sechs Geparden gesehen, obwohl diese normalerweise eher alleine unterwegs sind. Wir hatten also großes Glück, so viele auf einmal zu sehen. Ich bin zwar in Südafrika aufgewachsen und habe in jungen Jahren schon oft einen Game-Drive mitgemacht, aber das war etwas sehr Besonderes. Selbst mein Papa hat gesagt, er hat noch nie so viele Tiere auf einmal gesehen. Da hatten wir viel Glück.

Auf den Pferden haben wir zwar keine Wildkatze gesehen, was aber auch ganz gut war. Dafür haben wir viele Elefanten entdeckt und konnten richtig nah heranreiten. Das Schönste an der Reise war für mich, etwas mit meinem Vater zu unternehmen. Als ich sehr jung war, sind wir viel zusammen geritten, von daher war es sehr schön, mal wieder die Zeit dafür zu finden.“

Zeit mit der Familie verbringen: Alexa genießt die Safari an der Seite ihres Vaters. (Foto: privat)

 

Instagram-Follower Hannes Osterwald berichtet von seiner Reise nach Südafrika

„Man reitet durch unberührte Landschaft, das Licht ist herrlich. Plötzlich beginnt das Leben, die Vögel zwitschern, es raschelt hier und da im Gebüsch. Unter einem Baum liegen Springböcke im Schatten, huschen aufgeschreckt davon. Dann reitet man über eine Düne, die Landschaft auf der anderen Seite sieht plötzlich ganz anders aus. Mit einem Mal steht man ganz nah vor einer Gruppe Giraffen und sie stehen nur seelenruhig da, haben dicke Backen vom Fressen und laufen nicht weg, sie beobachten nur. Einfach ein Traum. Sowas muss man selber erlebt haben, es ist schwer zu begreifen!“

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