Stress vermeiden
In zahlreichen Pensionsställen sind Hengste sogar unerwünscht. Die Herausforderungen ein stressfreies Zusammenleben zwischen den Geschlechtern zu ermöglichen, werden als zu hoch betrachtet. Allerdings besteht diese Möglichkeit, wenn ausreichend Platz und beispielsweise Stalltrakte für Stuten, Wallache und eben Hengste vorhanden sind. Optimalerweise gibt es zudem Pläne, wann wer in der Halle bewegt werden sollte, sodass es zu keinerlei gefährlichem Aufeinandertreffen kommt. „Um Hengste pferdegerecht halten zu können, muss das gesamte Management stimmen“, sagt die FN-Tierschutzbeauftragte Dr. Christiane Müller. „Um das stressfrei zu gestalten, dürfen keine fremden Pferde oder Stuten in der Nähe sein. Das gilt idealerweise auch für die Wege von der Box zum Auslauf und wieder zurück. Somit ist es im Einzelfall besser, die Hengsthaltung komplett auszuschließen, anstatt die Tiere in Einzelhaft in die hinterste Ecke des Stalls zu verbannen oder Dauerstress auszusetzen. Beides macht das Pferd auf Dauer krank.“
Was kann man als Pferdehalter tun, damit die Haltung von Hengsten so optimal wie möglich gestaltet wird? Die FN rät dazu, dass vor allem die Infrastruktur passen muss. Als Boxennachbarn kommen Wallache in vielen Fällen infrage. Manchmal sind Hengste als Nachbarn in Einzelhaltung möglich. „Hengste Integrieren statt Wegsperren, lautet die Devise“, so Dr. Christiane Müller. Dennoch kann zu viel Publikumsverkehr an der Box oder dem Auslauf manchen Hengst nicht zur Ruhe kommen lassen. Dann ist Stress, der sogar zu krankhaften Symptomen wie Koliken führen kann, vorprogrammiert.
Ausläufe sollten speziell gesichert werden. Empfohlen sind Zäune mit einer Höhe von ca. 2,20 Metern und stabilem, respekteinflößenden Aussehen. Das gleiche gilt für Trennwände an den Boxen- oder Paddockboxentüren. Nebeneinanderliegende Ausläufe mit Sicherheitsabstand zueinander bieten Hengsten ein Plus an Sozialkontakt.
Junghengste werden in einigen Gestüten erfolgreich in Gruppen gehalten. Unterstützend kann ein älterer Hengst oder Wallach in die Weide- bzw. Laufstallgruppe integriert werden. Er hat eine Vorbildfunktion und wird in der Regel gut von den Jüngeren als „Oberhaupt“ akzeptiert. Solange noch keine Stuten im Spiel sind, können Hengste meist problemlos auf diese Weise gehalten werden. Nach der Geschlechtsreife ist dies von Fall zu Fall zu entscheiden. Und oft ist das Leben als Wallach einfach stressfreier.
Während die Kommunikation und sogar gegenseitige Fellpflege mit einem Wallach durchaus gut funktionieren kann, ist das Zusammentreffen mit Stuten bei den meisten Hengsten ein hochgradiger Stressfaktor. „Jedes fremde Pferd und vor allem fremde Stuten sorgen häufig für Aufruhr. Das liegt in der Natur der Hengste und muss unbedingt beim Stallbau oder dem Zusammenstellen von Weide- und Stallgruppen berücksichtigt werden“, so Dr. Henrike Lagershausen.