Im Fokus: Social Media

Immer mehr Reiter und Pferdefreunde entdecken das Bloggen für sich und lassen die Öffentlichkeit an ihrem Stallalltag teilhaben. Welche Vorteile und welche Risiken das Bloggen auf Instagram und Co. mit sich bringt, verraten sechs Bloggerinnen aus Niedersachsen.

„Tue Gutes und rede darüber!“, ob dieser Leitspruch von Walter Fischer dazu führt, dass immer mehr Reiter und Pferdefreunde über ihren Stallalltag, über ihre Turniererfolge oder über ihren Lebensstil öffentlich posten, dem soll in folgendem Artikel auf den Grund gegangen werden. Jessica von Bredow-Werndl, Simone Blum, Ingrid Klimke, aber auch viele Hengststationen, Zuchtverbände und auch das reitsport MAGAZIN nutzen Social-Media-Kanäle, um mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten, sich zu vernetzen und sich im Alltag transparent zu machen.

Mittlerweile entdecken aber auch immer mehr Reiter und Pferdefreunde aus allen Sparten das Bloggen für sich und verbringen viel Zeit damit, Beiträge zu erstellen, Stories aufzunehmen oder Videos zu schneiden. Was motiviert die Reiter dazu, sich transparent bzw. in der Öffentlichkeit gläsern zu machen? Was für Vorteile entstehen durch einen Pferdeblog auf Instagram, Facebook und Co.? Wo verstecken sich Gefahren und Risiken und für wen ist das Bloggen eigentlich geeignet? Im Gespräch mit sechs erfolgreichen Bloggerinnen aus Niedersachsen soll dem Blogger- und Influencertrend auf den Grund gegangen werden.

Instagram Plattform Nummer eins

Alle sechs sind hauptsächlich auf Instagram unterwegs, da aus ihrer Sicht Instagram derzeit der führende Social-Media-Kanal ist und Facebook nach und nach den Rang abläuft. Besonders die gedrosselte Reichweite auf Facebook wurde bemängelt. Dennoch hat fast jede Bloggerin zunächst mit Facebook angefangen und betreibt parallel einen Youtubekanal.

Um Beiträge zu posten, Stories aufzunehmen oder Mails zu beantworten, wird täglich zwischen einer und drei Stunden aufgewendet, am Wochenende sogar noch mehr Zeit. Imke Kröger aus Braunschweig (36) erzählt: „Dazu kommen noch die Aufwände für Fotoshootings, Gewinnspiele und deren Auslosung, Bewerbungen für Sponsorings/Wettbewerbe, sowie für die Foto- und Videobearbeitung.“ Ein Vollzeitjob? Für Saskia Meyer-Hellwig inzwischen schon, denn sie hat sich 2017 mit Social Media selbstständig gemacht. Die Springreiterin hat sich mit „BinieBo“ eine eigene geschützte Marke gemacht und hat über 140.000 Instagram-Abonnenten. Durch ihren erfolgreichen Blog kann sie bereits auf viele tolle Highlights zurückblicken, die ihr dadurch ermöglicht wurden: ein Lehrgang bei Ludger Beerbaum, ein Videodreh für eine Sattelmarke auf der Anlage von Christian Ahlmann und eine Teilnahme bei der Spooks Amateur Trophy, bei der sie im Finale den zweiten Platz holte.

Lisa Röckener (23) aus der Nähe von Ankum hat sich neben ihrem Studium mittlerweile als gefragte Showreiterin und Trainerin selbstständig gemacht – das lässt sich gut mit dem Bloggen kombinieren. Durch ihren Instagram-Kanal mit über 100.000 Abonnenten verdient sie mittlerweile auch Geld und es gibt Firmen, mit denen sie kooperiert bzw. von denen sie gesponsert wird.


(Foto: Nelli Maseli)


Imke Kröger
(36)

Braunschweig

Instagramaccount: sheerbeautyakasissi

Inhalt: Leben mit der 2007 geborenen Lewitzerstute Sheer Beauty

Schwerpunkt: Produkttests, Vielseitigkeitssport, Dressur, Show/Messen

 

 

(Foto: Gioia Schulze)

Lisa Roeckener (23)

Kettenkamp bei Ankum

Instagramaccount: lisa_roeckener

Inhalt: „Konsequent, aber freundlich“ - Turnier und Show mit Valoo (7) und Voody (6) teils ohne Sattel und Zaumzeug

Schwerpunkt: Bodenarbeit, Vielseitigkeit/Springreiten, Show/Messen, Events

Sponsoring für Blogger

Die S-Dressurreiterin Saskia Heitmann (32) aus Braunschweig hat sich mit ihrem Pferd „Lord Capri“ auf Facebook und Instagram einen Namen gemacht. „Man hat Capri sogar schon auf dem Turnier erkannt und mit Instagram in Verbindung gebracht“. Durch das soziale Netzwerk wurde ihr ein hochwertiger Dressursattel gesponsert und sie hatte die Gelegenheit, an einem Auswahltraining bei einer bekannten Dressurtrainerin teilzunehmen. Annika Conrad (34) aus Braunschweig ist täglich mit zahlreichen Stories auf Instagram zu sehen. Bei ihr geht es um ihren Alltag mit der elfjährigen Haflingerstute „Hailey“. Beide sind im Dressur- und Freizeitsport unterwegs und schauen auch gern mal über den Tellerrand, um Alternatives auszuprobieren, wie z.B. ein ergänzendes Fitnesstraining für Reiter.

Imke Kröger ist als erwachsene Ponyreiterin mit ihrer Lewitzerstute „Sheer Beauty (Sissi)“ schon etwas Besonderes, denn beide sind im Vielseitigkeitssport unterwegs und Sissi ist mit ihren 142cm nicht gerade die Größte.

(Foto: Sarah Baerwolf)

Saskia Heitmann (32)

Braunschweig

Instagramaccount: lordcapri_saskia

Inhalt: Vom Fohlen bis zur S-Dressur mit dem 11jährigen Lord Capri SB v. Lord Fantastic x Caprimond, der kleine Schwarze (163cm)

Schwerpunkt: S-Dressur trotz Schlammkruste (Offenstallhaltung)

(Foto: Privat)


Annika Conrad
(27)

Braunschweig

Instagramaccount: anneequa

Inhalt: Leben mit der 2008 geborenen Haflingerstute Hailey

Schwerpunkt: Produkttests, Dressur, Handarbeit, Zirkus

Alisa Hellmold (22) aus der Nähe von Göttingen hat mit „Pferdezucht mit Herz“ nicht auf ein bestimmtes Pferd gesetzt, sondern möchte Pferdeliebhaber für die Pferdezucht begeistern, interessierten Abonnenten persönliche Einblicke hinter die Kulissen (Zuchtschauen, Auktionen etc.) ermöglichen und wissenswerte Tipps u.a. durch Produkttests mit an die Hand geben. Besonderen Fokus legt sie dabei auf die Diskussionsrunden, mit denen sie eine Plattform für Themen schaffen will, die in der Pferdezucht umstritten sind z.B. WFFS. Hierdurch sind viele große Hengststationen auf Alisa aufmerksam geworden und mittlerweile hatte sie sogar die Möglichkeit, live vom Bundeschampionat in Warendorf und aktuell von den Hengstschauen des Landgestüts Celle zu berichten.

Werbung für Unternehmen


Als Vorteil wird von allen Bloggerinnen der Kontakt zu Gleichgesinnten, aber auch zu größeren Institutionen und Unternehmen angegeben, die ggf. in einer Kooperation oder einem Sponsoring münden. „Produkttests sind eine tolle Möglichkeit, um für sich selbst und das Unternehmen Werbung zu machen“, berichtet Imke Kröger, die hinterher die Produkte selbst behalten darf. Leider wählen viele Unternehmen nach Anzahl der Follower/Abonnenten aus und arbeiten lieber mit größeren Seiten zusammen. Dies hat zur Folge, dass durch sogenannte Bots Follower und Reichweite gekauft werden können. Auch das Anpreisen von Gewinnspielen soll dazu dienen, mehr Follower zu generieren. „Wenn Reichweite und Follower ausbleiben, dann kann das ganz schön frustrieren“, berichtet Annika Conrad. Sie rät dazu, als Hobbyblogger nicht zu verbissen zu sein und authentisch zu bleiben, denn viele Follower bedeuten nicht zwangsläufig Interaktion auf dem Profil. Dennoch verdienen die meisten Pferdeblogger noch kein Geld mit ihrem Blog und sind sich mit jedem Post einem gewissen Risiko ausgesetzt.

(Foto: Privat)



Alisa Hellmold
(22)

Landkreis Göttingen

Instagramaccount: alisa_1996

Blog: Pferdezucht mit Herz

Inhalt: Einblicke und Wissenswertes rund um die Pferdezucht

(Foto: Laura Kakuschke)


Saskia Meyer-Hellwig
(26)

Loxstedt/Bremerhaven

Instagramaccount: biniebo

Inhalt: Auf der Suche nach immer neuen Trends und Innovationen im Reitsport/eigener Shop

Schwerpunkt: Springreiterin

Cybermobbing ein Thema

Saskia Heitmann ist selbst Polizeikommissarin und warnt davor, zu leichtsinnig mit den Sozialen Medien umzugehen, da man sich im Grunde „gläsern“ macht und persönlich angreifbar wird. Als Beispiel: Wer hat nicht schon einmal eine Sperrriemen-Diskussion erlebt, wo darüber diskutiert wurde, ob und wie eng der Sperrriemen auf dem jeweiligen Foto sein sollte oder das ein Pferd zu eng läuft? „Im Netz gibt es nicht nur Freunde, sondern auch Neider. Missgunst und Intoleranz erlebe ich immer wieder. Jeder sollte sich vorher fragen, ob man wirklich andere Menschen an seinem Privatleben teilhaben lassen will!“, warnt Saskia Heitmann, „denn das Internet vergisst nicht und man sollte sich dessen bewusst sein.“ Cybermobbing ist immer wieder ein Thema und stellt ein großes Risiko dar. „Es ist eine andere Welt, von der man sich nicht blenden lassen darf! Es muss einem bewusst sein, dass sich dadurch das Leben total verändern kann“, sagt ergänzt Lisa Röckener. „Man macht sich gläsern und braucht manchmal ein dickes Fell. Ich überlege oft, was ich schreibe und was ich lieber für mich behalte“, berichtet Annika Conrad.

Saskia Meyer-Hellwig empfiehlt jungen Mädchen, sich Zeit zu lassen: „Ich wäre mit 18 Jahren noch nicht so weit gewesen für diesen Job. Mit Anfang 20 war ich einfach schon gefestigter und nicht mehr so stark in der Phase, in der man sich selbst finden muss. Wichtig ist aber immer, dass man seine Meinung hat und diese auch mit Argumenten vertritt. Denn Glaubwürdigkeit ist ein ganz entscheidender Faktor im Influencer-Marketing.“

Alisa Hellmold rät dazu, sich zu Beginn intensiv damit auseinander zu setzen, was man mit seinem Account vermitteln will. Will man mit lustigen Kurzgeschichten aus dem Stallalltag für Unterhaltung sorgen oder lieber eine Plattform für den Austausch von Erfahrungs- und Wissensbeiträgen kreieren? Was macht das eigene Profil besonders und was unterscheidet es von anderen Profilen? Ihr Tipp: „Lasst euch nicht von Followerzahlen blenden, denn letztendlich ist es die Community, mitsamt ihren Kommentaren und Nachrichten, die wertvoll sind und für Freude sorgen!“

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