Bei Pferden, die auch im Winter bei Turnieren im Einsatz sind, ist das Scheren jedoch in den allermeisten Fällen Pflicht. Auch bei normalem reiterlichen Freizeiteinsatz gibt es Pferde, die vermehrt schwitzen und sich etwa beim Reiten in der Halle unwohl fühlen. Wichtig ist, dass der Reiter immer in sein Pferd hineinhört und hinterfragt, welche Signale es sendet. Leidet es merklich unter seinem Pelz und wird nur sehr langsam nach deutlichem Schwitzen trocken, ist eine Schur absolut sinnvoll. Eine Studie der Universität Uppsala bestätigt, dass die Herzfrequenz, Atmung und Hauttemperaturen bei Pferden ohne Schur im Vergleich zu geschorenen Pferden bei gleicher Arbeit höher sind. Die Regenerationszeit gestaltete sich in deren Tests entsprechend länger.
Entscheidet man sich als Pferdehalter dafür, sein Pferd nicht zu scheren, muss das Training entsprechend angepasst werden. Dazu gehört, dass es im Winter eher einen Gang heruntergefahren wird und vor allem lange Abkühlungsphasen eingebaut werden.
In welchem Umfang sollte ich scheren?
Für unterschiedliche Pferde eignen sich verschiedene Schermuster. Beliebt und eine gute Option ist beispielsweise der Jagdschnitt („Hunter Clip“). Bei diesem wird das Fell an der Sattellage und an den Beinen am Pferd belassen. Unter dem Sattel gibt es also eine polsternde Wirkung durch das dichte Winterfell. Das ist besonders bei empfindlichen Sportpferden sinnvoll. Dieser Schnitt wird daher gerne bei mittel bis intensiv gearbeiteten Pferden eingesetzt.
Beim Trace Clip wird die untere Hals-, Brust- und Bauchpartie geschoren. Auch an der Hinterhand wird das Fell bis zum Schweifansatz entfernt. Beine, Rücken und oberer Hals werden belassen. Diese Art von Schur verhindert übermäßiges Schwitzen, gewährt dem Pferd jedoch trotzdem einen gewissen Schutz und bringt die Thermoregulation nicht so stark durcheinander. Bei wärmerer Witterung kann das Pferd auch ohne Decke auf die Weide oder den Paddock. Beim Reiten ist ebenfalls keine Decke nötig.
Der sogenannte Deckenschnitt erfolgt derart, dass eine natürliche Felldecke am Rücken sowie Kopf und Beinen vorhanden bleibt. Geschoren werden also nur der Hals und die Brust-Bauch-Partie. Gerade im sehr kälteempfindlichen Lendenbereich bleibt so ein natürlicher Schutz erhalten. Für leicht bis mittel gearbeitete Pferde ist dieser Schnitt gut geeignet, da er wie der Trace Clip übermäßiges Schwitzen vermeidet und doch noch natürlichen Schutz gewährt.
Auch der Irish Clip ähnelt den beiden vorangegangenen Schermustern. Hierbei schert man – meist aus ästhetischen Gründen – den Kopf, die Unterhalspartie sowie Brust und Bauch. Es ist noch viel Fell vorhanden und im Winter reicht meist das Eindecken mit einer leichten Decke auf der Weide. Auch dieser Schnitt ist vor allem für Pferde bei leichter bis mittlerer Arbeit nützlich.
Beim sogenannten Bib Clip wird nur ein schmaler Streifen am Hals sowie ein Teil der Brustpartie geschoren. Er ist allerdings nur für Pferde geeignet, die entsprechend leicht und eher wenig gearbeitet werden. Ideal ist er für Pferde, welche die meiste Zeit auf der Weide oder im Offenstall verbringen. Der Vorteil gegenüber dem Nicht-Scheren ist die bessere Belüftung und somit verringertes Schwitzen beim Reiten.
Einen sogenannten Full Clip, also eine Komplettschur, sollte nur bei intensiv im Sport eingesetzten Pferden, die täglich mehrfach zum Reiten und Training aus dem Stall kommen, erfolgen. Die empfindlichen Tasthaaren an Augen und Nüstern dürfen selbstverständlich nicht entfernt werden.
Wie genau die jeweilige Schur funktioniert und für wen sie sich eignet, dazu gibt es im Internet zahlreiche Informationen.