„Der ursprüngliche Lebensraum der Wildvorfahren unserer Hauspferde waren verschiedenartige Steppenlandschaften wie Wüsten-, Gras-, Busch- und Baumsteppen sowie Savannen- und Tundrengebiete. Charakteristisch für derartige Landschaften ist, dass es tagsüber sehr heiß wird, in der Nacht stark abkühlt und es so zu großen Temperaturschwankungen innerhalb von 24 Stunden kommt. An derartige Witterungsverhältnisse ist das Pferd über mindestens 25 Millionen Jahre angepasst. Pferde verfügen somit angeboren über hervorragende Mechanismen, um sich sowohl an Hitze und Kälte als auch an Temperaturschwankungen anzupassen“, fügt Dr. Margit Zeitler-Feicht, Expertin für Pferdeverhalten und -haltung von der TU München, hinzu.
Zu den Thermoregulationsmechanismen zählen vor allem die strukturellen Komponenten wie Hautdicke, Haarkleid und den Schweißdrüsen. Dabei passt sich das Haarkleid den Umgebungszuständen an. „Durch das Aufstellen der Haare wird bei niedrigen Temperaturen die Isolationsfunktion durch die zusätzliche Luftschicht verstärkt und die Anordnung der Haare wirkt zusammen mit den Talgdrüsen der Haut wasserableitend. Eine besondere Funktion übernimmt zudem die Haut(dicke)“, erläutert Dr. Zumnorde-Mertens. „Deshalb fressen Pferde zum Winter hin auch ganz natürlich mehr. Damit haben sie zudem ausreichend Energiereserven für die Prozesse, die in der kalten Jahreszeit ablaufen.“
Zu diesen gehört maßgeblich der Stoffwechsel, welcher bei einem gesunden Pferd bewirkt, dass auf natürliche Weise sehr viel Wärme erzeugt wird. Stark verlangsamt laufen derartige Prozesse jedoch vor allem bei alten und erkrankten Pferden ab. In diesen Fällen muss mehr Energie aufgebracht werden, um beispielsweise die Körperkerntemperatur stabil zu halten. Doch gerade bei älteren Pferden sollte der Fokus vielmehr auf das Scheren im Frühjahr gelenkt werden, wenn diese bereits bei leicht ansteigenden Temperaturen stark zu schwitzen beginnen, weil der Prozess des Fellwechsels entsprechend langsamer verläuft.
Decke – Ja oder Nein?
Bei geschorenen Pferden stellt sich die Frage nach dem Eindecken nicht. Wenn dies allerdings nicht der Fall ist, sollte der Pferdebesitzer den Einsatz von Decken durchaus kritisch hinterfragen. Denn auch sie stellen grundsätzlich einen Eingriff in die natürlichen Vorgänge im Pferdekörper dar. „Ist ein Pferd eingedeckt, können sich die Haare zur Isolation nicht aufstellen. Unter Umständen kann das Pferd mit Decke also eher frieren als ohne“, erläutert die FN-Tierärztin. „In der Praxis werden die meisten Pferde oft zu dick eingedeckt. Weniger ist in vielen Fällen mehr. Die Thermoregulation wird letztendlich durch das Eindecken eingeschränkt. Deshalb ist die Notwendigkeit stets genau abzuwägen.“
Ganz wichtig ist auch die richtige Passform jeglicher Decke, die ein Pferd trägt. „Unpassende Decken können sogar Schmerzen verursachen“, weiß die FN-Tierärztin. „Diese können beispielsweise ausgelöst werden durch permanenten Druck, welchen diese ganz besonders am Widerrist ausüben oder durch eine unzureichende Durchblutung.“ Neben der Passform stellen leichte Materialien und eine gute Atmungsaktivität sehr wichtige Faktoren dar.