Reisebericht: Auf den Spuren der Eroberer Pizarro und Orellana

Fotos: Sybille Röder

Conquistadores-Ritt in der Extremadura
Extremadura - wo liegt diese Region eigentlich? Das wurde ich mehr als einmal gefragt vor meiner Reittour - dem "Conquistadores Ritt". In Deutschland eher unbekannt, aber für Reiturlaub hochinteressant, liegt die Extremadura im Südwesten Spaniens und grenzt an Portugal. Der Name Extremadura stammt von "extremos del Duero", was "jenseits des Flusses Duero" bedeutet.

Nach dem Flug nach Madrid, werden ich und meine sechs Mitreiter abgeholt von Mamen -unserer Gastgeberin für die nächsten Tage. Von Madrid fahren wir ca. 3 Stunden zu unserer ersten Unterkunft, einer ehemaligen Olivenölmühle bei Trujillo. Wir sind begeistert von dem originellen Landhotel. Jedes Zimmer ist ein echtes Unikat und eine Überraschung hinter uralten Steinmauern! Die Pferde stehen auf einer Weide mit Olivenbäumen neben dem Hotel. Wir beschnuppern uns erstmals gegenseitig.

Auch wir Teilnehmer haben uns inzwischen schon etwas kennengelernt. Es ist eine bunt zusammengewürfelte internationale Truppe. Peter und Lesley sind dabei, ein älteres aber jung gebliebenes Ehepaar aus England, dann fünf junge Frauen: Gillian aus Irland, Kate aus Malta, Eve aus Belgien, Lisa-Marie aus Deutschland und meine Wenigkeit.

Nach einer erfrischenden Dusche und kurzem Entspannen holen uns Mamen und ihr Partner Emilio ab und wir fahren zusammen ins nahe Trujillo. Die Kleinstadt bietet hübsche schmale Gassen undeine wunderschöne Plaza Mayor mit mittelalterlichen Kirchen und Palästen. Aus Trujillo stammt der Peru-Eroberer Francisco Pizarro sowie der Entdecker Francisco de Orellana, der als erster den Amazonas hinab fuhr. Deswegen heisst unsere Reittour auch "Conquistadores-Ritt", da sie hierstartet.

In einem Restaurant an der Plaza Mayor essen wir zu Abend. Wir kämpfen mit Vor- / Haupt- und
Nachspeise und den grossen Portionen. Aber es schmeckt lecker!! Emilio gibt uns Anhand einer
Landkarte einen Überblick über die bevorstehende Tour. So richtig können wir uns das bis jetzt nicht
vorstellen... wir müssen es einfach erleben.

Am nächsten Morgen lernen wir unsere pferdigen Kameraden für die Woche kennen. Emilio teilt mir
Batik zu (mit Betonung auf dem „i“). Er ist ein P.R.E. Wallach (Pura Raza Española – reine spanische Rasse). Ein sanfter kräftiger Schimmel mit grossen freundlichen Augen. Ich denke wir werden uns
verstehen und freue mich darauf endlich in den Sattel zu steigen!

Nach dem Putzen und Satteln ist es soweit. Mamen assistiert uns beim Aufsteigen. Hier wird immer
darauf geachtet, dass der Reiter von einer erhöhten Stelle aus aufsteigt, um den Pferderücken zu
schonen. Das ist erst etwas gewöhnungsbedürftig, macht aber sicherlich Sinn. Überhaupt achtet
Emilio extrem gut auf seine Pferde. Man merkt, dass er sie liebt.

Dann geht es los! Nach kurzer Zeit erreichen wir einen steilen Abstieg in Richtung dem Dörfchen
Herguijuela. Zum ersten Mal bietet sich uns ein herrliches Panorama. Der Blick reicht weit in die unter
uns liegende Ebene, über Felder, Wiesen und Olivenhaine. Nach der Durchquerung des Dörfchens
reiten wir durch eine Landschaft, die hier „Dehesa“ genannt wird. Es handelt sich um Waldweiden.
Wiesen mit vereinzelten Bäumen, meist Eichen. Rinder, Pferde und Schafe grasen hier und da.

Wir reiten bergauf, überqueren einen Hügel, geniessen kurz die Aussicht bevor es schon wieder
bergab geht. Wir tauchen ein in eine gänzlich ländliche, idyllische Gegend mit ausgedehnten
Eichenwäldern und versteckten Tälern mit kleinen Flüsschen und ausgedehnten Blumenwiesen. Hier
begegnen wir keiner Menschenseele. Wir finden es toll!

Heute und die nächsten Tage treffen wir zwischendurch Mamen, die uns mit Tapas und einem
leckeren Mittagpicknick verwöhnt. Nach dem Mittagessen halten wir Siesta unter Eichen- oder
Olivenbäumen bevor wir weiter reiten zu unserem jeweiligen Tagesziel.

Die erste Nacht verbringen wir in einem netten Hotel in Aldeacentenera, danach in Berzocana am
Fusse der Sierra de las Villuercas - einer Gebirgskette, die seit einigen Jahren als UNESCO Naturpark
gelistet ist. Von dort steigt unser Weg an bis zum Gebirgskamm und die Aussicht ist einfach
überwältigend! Wir knipsen Fotos ohne Ende und die Pferde machen brav mit.

Danach geht es bergab. Wir führen die Pferde, da der Abstieg aus einem schmalen und recht
steinigen Weg besteht. Etwas später erwartet uns schon das nächste Highlight: Wir kommen an dem
Stausee „Embalse del Cancho del Fresno“ vorbei. Unter Pinien galoppieren wir am Ufer des türkis
schimmernden Sees entlang, mit den Bergen im Hintergrund.

In Cañamero hat uns die Zivilisation wieder. Wir durchqueren das Dörfchen zu Pferd. Hier und da
winken uns die Einheimischen zu und die Pferde erfrischen sich am Dorfbrunnen. Heute übernachten
Reiter und Pferde in einem Landgut, etwas ausserhalb von Cañamero.

Während der nächsten zwei Reittage lassen wir die Berge hinter uns und reiten durch die Dehesa, auf
alten Viehtriebwegen und grünen Eisenbahntrassen vorbei an Logrosán, Zorita und durch Conquista
de la Sierra. In Herguijela schliesst sich der Kreis und man merkt den Pferden ihre Vorfreude auf die
Weide und den wohlverdienten Feierabend an. Wir werden empfangen von den daheim gebliebenen
Pferden, die ihre Kameraden mit lautem Wiehern begrüssen.

Eine wunderbare, abwechslungsreiche Reitwoche in der Extremadura geht zu Ende. Dank der
bequemen Sättel ohne Muskelkater oder Blessuren. Und das obwohl wir jeden Tag fünf bis sieben
Stunden im Sattel verbracht haben. In der einen Woche haben sich alle Teilnehmer ganz gut kennen
gelernt und es könnte sein, dass neue Freundschaften fürs Leben entstanden sind. So ein gemeinsam
bestandenes Abenteuer schweisst zusammen und es kursiert der ein oder andere „running gag“. So
ruft Kate aus Malta ständig „gorgeous!“ und bald sagen wir es alle...

Das letzte gemeinsame Abendessen wartet auf uns in unserem schönen 3* Hotel in Trujillo und etwas
wehmütig fahren wir am nächsten Tag mit Mamen und Emilio zurück nach Madrid. Von den
Eindrücken dieser tollen Reittour werden wir noch lange zehren!

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