Pferdetransport: An alles gedacht

(Foto: Slawik)

Der Transport von Pferden ist für die meisten Turnierreiter eine regelmäßige Angelegenheit, aber auch jeder andere Pferdebesitzer oder Reiter wird früher oder später sein Pferd von A nach B bringen müssen. Sei es bei der ersten Abholung des neuen Pferdes, einem Transport in die Klinik oder einem Stallwechsel. Wir haben einen Blick auf das Thema Anhänger, Transporter und geeignete Zugfahrzeuge geworfen und befassen uns besonders mit deren Sicherheit und Pflege.  

 
Im Saarland erschrak ein Pferd im Anhänger auf der Autobahn. Dabei trat es mit dem Huf durch den Anhängerboden und verletzte sich schwer. Die Fahrerin des Zugfahrzeuges bemerkte erst einige Meter weiter, dass etwas nicht stimmte. Das Pferd wurde so schwer verletzt, dass es noch auf der Autobahn durch den Tierarzt erlöst wurde. Eine andere Szene ereignete sich bei Würzburg auf der A3, hier trat das Pferd während der Fahrt immer wieder gegen die Klappe des Anhängers, bis sich diese schließlich öffnete. Das Tier sprang bei voller Fahrt aus dem Fahrzeug und lief frei auf der Autobahn. Glücklicherweise konnte die Besitzerin das leicht verletzte Pferd schnell einfangen, bevor es zu Folgeunfällen kam.
 Diese beiden Horrorszenarios spielten sich im April diesen Jahres ab und verdeutlichen, wie wichtig Sicherheit bei Pferdetransportern und Anhängern ist.

Bei guter Pflege können Pferdeanhänger 20 Jahre halten. (Fotos: Equipics)

Vor jeder Fahrt


Vor jeder Fahrt mit Pferd sollte überprüft werden, ob auch am Anhänger die Lichtanlage inklusive Bremslicht und Blinker funktionieren. Besonders nach längeren Stehzeiten des Anhängers oder Transporters kommt es immer wieder zu Ausfällen der Beleuchtung. Neben den Bremslichtern, den Blinkern und der Rückfahrleuchte sollten auch die Nebelschlussleuchten und die Umriss- und Begrenzungsleuchten geprüft werden. Sollte eine Lampe nicht funktionieren, kann eine Glühlampe oder LED defekt sein. Es ist auch möglich, dass die Leuchtmittel nicht fest in ihrer Fassung sitzen oder die Kontakte verschmutzt sind. Als Notmaßnahme hilft hier häufig ein Spritzer Kontaktspray. Solle die Glühlampe Weißrost angesetzt haben, muss diese ausgewechselt werden. Außerdem sollte die Fassung mit Sprühöl gereinigt werden, damit die Kontakte wieder funktionieren. Eine weitere Fehlerquelle können beschädigte Kontakte der Steckverbindung des Verbindungssteckers zum Zugfahrzeug sein, vor allem, wenn Adapter zum Anschluss älterer, siebenpoliger Stecker an modernen 13-poligen PKW-Steckdosen genutzt werden. Mit der Zeit können auch Kabel und deren Verbindungen schadhaft sein. Hilft der Einsatz eines Kontaktsprays nichts, kann man den Stecker auch an einem anderen PKW testen, um so herauszufinden, wo sich der Fehler verbirgt.

 

Gut gepflegt für lange Freude


 

Ein gut gepflegter Pferdeanhänger kann bis zu 20 Jahre gute Dienste tun. Doch dazu sollten einige Dinge beachtet werden. Die Innenwände des Anhängers sollten stets nur mit lauwarmem Wasser und neutralen Reinigungsmitteln gesäubert werden. Die Nutzung eines Hochdruckreinigers ist nicht zu empfehlen, besonders im Bereich der Dichtungen ist hier Vorsicht geboten. Alle Silikon- und Gummiteile wie Dichtungen sollten nach der Reinigung mit Silikonspray behandelt werden, um elastisch zu bleiben. Die Außenwände können mit einem Hochdruckreiniger in kreisenden Bewegungen gesäubert werden. Empfindliche Bereiche und starke Verschmutzungen sollten per Hand bearbeitet werden. Nicht oder schlampig gereinigte Anhängerböden und Wände werden schneller marode und verschleißen. Das birgt ein großes Risiko bei jeder Fahrt. In kleinen Ritzen können sich Schmutz, Urin und Kot sammeln und so zur Verrottung führen. Besonders bei älteren und günstigen Modellen besteht der Boden aus mehrfachverleimten Holzplatten, die durch Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen wurden. Auch bei guter Pflege lässt sich dies nicht immer vermeiden. Darum sollte bei älteren Transportfahrzeugen auch die Möglichkeit der Bodenerneuerung betrachtet werden.

Einige Hersteller von Anhängern und Transportern setzen auf holzfreie Materialien, um dem entgegenzuwirken. Um herauszufinden, wo das Material Schwachstellen aufweist, hilft das Abklopfen der genannten Stellen und die „Stichprobe“ mit dem Schraubendreher. Wer die Möglichkeit einer Grube oder Hebebühne hat, sollte sich den Boden auch von unten ansehen. Da es in unseren Gefilden viel regnet, sollte die Dichtmasse zwischen Wand und Boden kontrolliert und bei Bedarf ausgebessert werden. Polyester-Anhänger sind sicherlich deutlich robuster gegen Verrottung, aber auch hier können Schäden in den Wänden auftreten, weil die meisten Seitenwände in Sandwichbauweise mit einem innen liegenden Holzkern gefertigt sind. Hier sind die Bohrstellen die empfindlichsten Bereiche, weil nach einiger Zeit Regenwasser bis zum Holz durchdringen kann. Dasselbe gilt bei Schäden durch Huftritte.


Tipp:

Wer den Transporter oder Anhänger mit Gummimatten auslegt, um dem Pferd einen besseren Stand zu ermöglichen, sollte nicht vergessen, die losen Matten nach dem Gebrauch hochzunehmen, damit der Boden lüften kann. Geschieht dies nicht, bildet der Bereich zwischen Matte und Boden den perfekten Ort für Fäulnisbakterien.  

 

Am besten steht der nicht genutzte Anhänger oder Transporter in einer Scheune, doch in der Realität ist dies meist nicht umzusetzen. Darum sollte bei freistehenden Fahrzeugen darauf geachtet werden, den Anhänger vor UV-Strahlung und Niederschlag zu schützen – beispielsweise mit  einer Abdeckhaube. Sollte diese nicht vorhanden sein, gilt es, zumindest die Kupplung und die Auflaufbremse mit einer Abdeckung zu schützen. Auch der Standort sollte gut gewählt sein, denn eine Wiese bietet rund um die Uhr Feuchtigkeit von unten. Anstatt die Handbremse anzuziehen, können besser Keile verwendet werden. Auch ein Parkplatz unter Bäumen ist nicht ideal, denn Pollen und Baumsäfte können die Beschichtung angreifen.
 
Wer auch im Winter unterwegs ist, sollte nach jeder Fahrt über salzgestreute Straßen die verzinkten Teile des Anhängers oder Transporters mit klarem Wasser abspülen, weil Zink und Salz sich nicht vertragen.
 

Alle beweglichen Teile sollten regelmäßig geschmiert werden.

Aber sicher

 

Die Sicherheit ist beim Pferdetransport das A und O, darum ist es ratsam, auch außerhalb der Servicetermine regelmäßige Sicherheits-Checks vorgenommen werden. Besonders vor und nach dem Winter sind Checks sinnvoll. Denn in den meisten Fällen steht er im Freien und ist den Witterungseinflüssen ungeschützt ausgesetzt. Besondere Beachtung bei der Anhängerüberprüfung erfordern die Bremsen in Verbindung mit der Auflaufeinrichtung und -dämpfer. In längeren Standzeiten kann Schwitzwasser entstehen, daher sollte man alle wichtigen Stellen regelmäßig abschmieren. Dazu gehören in erster Linie die Bremsseilzüge, die eigens dafür vorgesehene Schmiernippel haben. Die Führung der Auflaufvorrichtung muss ebenfalls gegen Verrosten regelmäßig mit Lagerfett geschmiert werden.

Aber auch alle anderen beweglichen Teile gilt es, regelmäßig zu kontrollieren und vorsorglich einzuschmieren, damit sie gegen vorzeitiges Altern bestmöglich geschützt werden. Dazu gehören zum Beispiel alle Bolzen und Gelenkteile, das Stützrad, Scharniere an der Heckklappe und den Türen. Sinnvoll ist hier der Einsatz einer Fettpresse, die es im Autozubehör oder Baumarkt gibt

Ein weiterer Knackpunkt bei der Sicherheit von Anhängern und Transportern sind die Reifen. Denn diese stehen mehr, als dass sie gefahren zu werden. Aus diesem Grund sollten regelmäßige Kontrollen auf Beschädigungen wie Haarrisse und spröde Stellen stattfinden. Zudem ist es sinnvoll, die Radmuttern nachzuziehen und den Luftdruck zu prüfen. Wer mit Pferdezuladung und wenig Reifendruck unterwegs ist, riskiert einen Reifenplatzer während der Fahrt.

Wer mit zu wenig Reifendruck fährt, riskiert einen Reifenplatzer.

Gültige Fahrerlaubnis

 

Grundsätzlich darf ein Pferdeanhänger nur dann gezogen werden, wenn der Fahrer auch in entsprechende Fahrerlaubnis besitzt, die seit 1999 vorgeschrieben ist. Führerscheine, die vor diesem Jahr ausgestellt wurden, besitzen eine andere Gültigkeit und Inhaber dürfen ohne zusätzlich abgelegte Prüfungen Fahrzeuge mit Anhänger steuern. Für alle anderen gibt es zwei Möglichkeiten, für die immer der Führerschein der Klasse B (PKW-Führerschein) die Voraussetzung ist. Für das Fahren mit Anhänger ist der Führerschein B96 oder der Führerschein BE erforderlich. Für den Führerschein BE ist eine zusätzliche Führerscheinprüfung mit vorangegangenen Fahrstunden erforderlich. Der Führerschein befähigt den Inhaber zum Fahren von Gespannen mit einem Gesamtgewicht von sieben Tonnen und kostet zwischen 400 und 700 Euro. Der Führerschein B96 wurde erst 2013 eingeführt und erfordert nur eine durch eine Fahrschule durchgeführte Fahrerschulung. Die Schlüsselzahl 96 wird nicht in den Führerschein eingetragen, wodurch keine erneute Prüfung erforderlich ist. Hier darf das Gespann nicht mehr als 4250 Kilogramm zulässiges Gesamtgewicht aufweisen. Die Kosten für die Schulung liegen zwischen 250 und 500 Euro. Für Pferdebesitzer empfiehlt sich also der Führerschein der Klasse BE, denn zu den hilfreichen Praxisübungen besteht mit dieser Fahrerlaubnis die Möglichkeit, zwei Pferde zu transportieren.

Wer den Anhänger nicht unterstellen kann, sollte zumindest die Kupplung und Bremse vor den Witterungseinflüssen schützen.

Am besten steht der Anhänger oder Transporter trocken unter einem Dach oder einer Scheune.

Besser versichert


In der Regel ist der Anhänger über das Zugfahrzeug versichert, allerdings nur während der Fahrt. Voraussetzung für den Versicherungsschutz ist also die feste Verbindung zwischen Fahrzeug und Anhänger. Sollte sich der Anhänger während der Fahrt lösen und rollend einen Unfall verursachen, ist der Anhänger in der Regel ebenfalls über das Auto mitversichert. Allerdings ist eine zusätzliche Haftpflichtversicherung speziell für den Anhänger sinnvoll, denn der Geschädigte kann sich im Versicherungsfall entweder an den Halter des Fahrzeuges oder den Halter des Anhängers wenden.


Sichere Fahrt


Wer Lebewesen transportiert, sollte besondere Vorsicht walten lassen. Jeder Anhängerfahrneuling muss sich deshalb langsam herantasten und zu Beginn lieber etwas vorsichtiger und langsamer fahren. Zudem ist zu beachten, dass sich jedes Pferd auf dem Transport anders verhält, einige können sich in den Kurven besser ausbalancieren als andere.


Vor dem Kauf


Wer Pferde öfters transportieren muss und sich nicht immer einen Anhänger leihen oder ein Transportunternehmen beauftragen will, wird früher oder später über den Kauf eines Pferdeanhängers oder -transporters nachdenken. Einige Vorüberlegungen sollten angestellt werden,- zum Beispiel: Wie häufig und wofür benötige ich den Pferdeanhänger oder -transporter? Wie viele Pferde sollen regelmäßig transportiert werden? Und natürlich auch: Welches Budget steht mir zur Verfügung?
 
Wer nur selten und eher kurze Strecken mit dem Pferd zurücklegt, ist mit einemPferdeanhänger besser beraten als mit einem Transporter. Wer hingegen richtig Strecke macht und dabei viel Gepäck dabeihat, kommt nicht umhin, über einen Transporter nachzudenken. Für die Entscheidung sollten nicht nur die Anschaffungskosten bedacht werden, sondern vor allem die Ausgaben für den Unterhalt. Wer häufig und weit fährt, kann mit einem Transporter günstiger davonkommen als mit einem Pferdeanhänger, der zusätzlich aber auch ein leistungsstarkes Zugfahrzeug benötigt, das für den Halter auf alltäglichen Strecken ohne Anhänger kostenintensiver ist. Es sollte also die Gesamtkalkulation der Fahrzeuge betrachtet werden.

 

Anhänger vs. Transporter

 

Beide Fortbewegungsmittel haben ihre Vor- und Nachteile. Ein Pferdeanhänger für zwei Pferde ist verhältnismäßig günstig in der Anschaffung, sofern man das passende Zugfahrzeug schon besitzt. Und in der Theorie kann das richtige Gespann aus Zugfahrzeug und Anhänger unter 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht betragen, wodurch kein gesonderter Führerschein nötig ist – in der Praxis scheitert es jedoch meist daran. Die Vorbereitung zur Fahrt sind aufwendiger als beim Transporter, der jederzeit bereitsteht. Viele Pferde lassen sich besser über eine Seitenklappe am Transporter verladen als über die Heckklappe des Anhängers. Zudem bietet der Transporter verschiedene Varianten der Anordnung der Pferde – einige Tiere stehen ruhiger, wenn sie rückwärts fahren. Kleinere Transporter können unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht ebenfalls mit einem Führerschein der Klasse B gefahren werden. Wer regelmäßig mehr als zwei Pferde transportieren will, sollte über einen Transporter und einen entsprechenden LKW-Führerschein nachdenken. Zu den recht hohen Anschaffungskosten kommen dann noch höhere Versicherungsbeiträge als bei einer Anhängerversicherung und Steuern, da es sich um ein eigenständiges Kraftfahrzeug handelt.

Die Auflaufbremse des Anhängers sollte immer gut gefettet werden.

Das Zugfahrzeug

 

Um zu entscheiden, welches Zugfahrzeug passt, rät der ADAC zu einer Prioritätenliste. Folgende Aspekte sind wichtig: Über welche Anhängelast verfügt der Pkw? Ist in den Papieren ein Gesamtzuggewicht (GZG) eingetragen? Ist das GZG geringer als die Summe aus zulässigem Auto-Gesamtgewicht und maximaler Anhängelast, kann man die Ladekapazität des Autos nicht voll nutzen. Faustregel: Je höher das Gewicht des Wagens im Vergleich zum Gewicht des Anhängers, umso sicherer ist das Gespann.

 

Elektro-Auto mit Anhänger

 

In den vergangenen Monaten kamen unzählige Modelle neuer Elektroautos auf den Markt, doch nur wenige sind mit einer Anhängerkupplung versehen oder bestellbar. Denn durch das zusätzliche Gewicht des Anhängers, das beim Pferdetransport nicht unerheblich ist, steigt der Energieverbrauch – damit sinkt die Reichweite. Und auch wenn die nötige Infrastruktur mit einer guten Versorgung von Ladesäulen vorhanden sein sollte, bleibt ein Problem: Die Pferde müssen während des Ladevorgangs im Anhänger verharren und der Transport und die damit verbundenen Strapazen für das Tier werden in die Länge gezogen. Bei den aktuell auf dem Markt erhältlichen Modellen finden sich nur zwei Fahrzeuge, die laut Hersteller eine maximale Anhängelast von mehr als 2.000 Kilogramm haben, also zwei Pferde samt Anhänger ziehen könnten. Über die realen Auswirkungen bei voller Auslastung auf Reichweite und Energieverbrauch machen die Hersteller keine Angaben. Bei den Hybridfahrzeugen, die sowohl einen Elektroantrieb als auch einen Verbrennungsmotor haben, ist die Auswahl an Modellen mit einer Anhängelast von über 2.000 Kilogramm deutlich größer.

 

Zum Wohl der Pferde

 

Bei jedem Transport – egal, ob zum Turnier oder in einen neuen Stall - sollte das Wohl des Tieres immer an oberster Stelle stehen. Besonders bei extremer Wärme heizen sich Anhänger und Transporter in der Sonne schnell auf. Darum sollten Fahrten in der prallen Sonne vermieden und lieber in die frühen Morgenstunden verlegt werden. Zudem muss eine gute Belüftung des Anhängers oder Transporters gewährleistet sein. So kann während der Stehzeiten mit zusätzlichen Ventilatoren die Luftqualität verbessert werden. Um die Temperatur im Blick zu behalten, können Thermometer im Innenraum sinnig sein.

Nicht nur die Belüftung und das Klima während des Transports haben großen Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere, auch die Versorgung während der Reise ist von Bedeutung. Ein prall gefülltes Heunetz gehört zu jeder Fahrt und wer länger unterwegs ist, darf auf keinen Fall Wasser vergessen.

 

ADAC-Fahrsicherheitstraining

 

Der ADAC bietet vielerorts Fahrsicherheitstraining – auch mit dem Pferdetransporter – an. Gerade wer nur Gelegenheitsfahrer ist oder gar zum ersten Mal hinter dem Steuer eines Autos mit Hänger sitzt, sollte dieses Angebot in Betracht ziehen.

Wo sich das nächste ADAC-Fahrsicherheitszentrum befindet und wann dort Anhänger-Kurse stattfinden, kann über den ADAC in Erfahrung gebracht werden.

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