Doch was ist denn nun der genaue Unterschied zwischen Karena Eckes Pferdehospiz, Petra Teegens Pferdeklappe und einem Gnadenhof? „Bei Petra können anonym Pferde abgegeben werden, die bei ihr aufgepäppelt, gepflegt und weitervermittelt werden. Auf einem Gnadenhof stehen Pferde, die aufgrund des Alters oder einer Erkrankung in Rente gegangen sind.“ Bei Karena selber wohnen jedoch hauptsächlich Pferde, die starke gesundheitliche Probleme haben, rund um die Uhr Pflege benötigen oder bei denen feststeht, dass sie nicht mehr lange leben werden. „Manchmal stehen die Pferde nur wenige Monate bei mir, bis ich sie verabschieden muss. Manchmal aber auch zwei bis drei Jahre – Todgesagte leben meist länger“, weiß die Hofbesitzerin.
Der Tag des Abschieds
Bei der Entscheidung über den Zeitpunkt des Abschieds von einem Pferd hört Karena sowohl auf ihr Herz als auch auf die Meinung ihrer Tierärztin. „Mir fällt es manchmal schwer, diese Entscheidung zu treffen. Aber ich stelle mir dann selber die Frage, wann die Tierliebe aufhört und die Tierquälerei anfängt. Ich vertraue zu 100 Prozent auf meine Tierärztin, wenn ich mal nicht weiterweiß.“ Und obwohl die Hospizleiterin in den vergangenen Jahren schon einige Tiere verabschieden musste, wird es für sie nie leichter. Mit zitternder Stimme erzählt sie: „Wir haben ein schönes Weidestück mit einer Zitronentanne. Dort führen wir die Pferde hin. Ich versuche bis zur Narkose stark zu bleiben. Danach lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf, mir kommen die Tränen und ich verabschiede mich.“ Karena bedankt sich bei jedem Pferd für die gemeinsame Zeit und bleibt bis zur letzten Sekunde bei ihm. Danach benötigt sie im Schnitt drei bis vier Tage, um den Verlust zu verarbeiten und wieder „normal zu funktionieren“.
Mit Herz
Dass Karena Ecke mit vollem Einsatz und ihrem ganzen Herz dabei ist, wird spätestens dann klar, wenn sie über die Finanzierung des Pferdehospizes spricht: „Ich bin als Beamtin im Vorruhestand und finanziere den gesamten Hof fast ausschließlich von meinen privaten Mitteln.“ Kann doch einmal ein Pferd vermittelt werden, fließt das dabei eingenommene Geld in die Tiere und auch der Erlös von verkauften Sachspenden kommt den Vierbeinern zu Gute. „Wenn wir eine Sachspende von 30 Satteldecken bekommen, verkaufen wir diese in Absprache mit dem Spender weiter. Wir können in unserem Hospiz oft nichts mehr damit anfangen oder haben irgendwann schlichtweg zu viele – zum Beispiel Halfter.“ Dennoch ist Karena über jede Geld- oder Sachspende dankbar.
Am Ende des Gesprächs muss Karena schmunzeln: „Eigentlich ist das total verrückt, oder? Manchmal frage ich mich selber, wieso ich das alles mache. Aber dann sehe ich das Strahlen in den Augen der Pferde, die keiner mehr will, und weiß: Jedes Tier hat eine letzte Chance verdient.“
Arabergendefekt
Der Arabergendefekt (Cerebelläre Abiothrophie) ist eine beim Arabischen Vollblut nachgewiesene Erbkrankheit. Nervenzellen des Kleinhirns sterben ab, weshalb Bewegungen, Gleichgewicht, Koordination und Feinmotorik nicht mehr richtig gesteuert werden kann. Betroffene Pferde fallen durch unterschiedlich starke Störungen im Ablauf der Bewegungen im Kopfbereich und im Bereich der Vordergliedmaßen auf. Sie sind anfällig für Unfälle, neigen dazu in feststehende Objekte zu laufen, fallen beim Steigen seitwärts und schlagen sich oft den Kopf an. Cerebelläre Abiothrophie wird monogen autosomal rezessiv vererbt – die Erbanlage der Erkrankung hält sich in einem gesunden Trägertier auf und wird von diesem an die Nachkommen übertragen.
Mehr Informationen über das Pferdehospiz sowie die Möglichkeit zu spenden, gibt es unter www.pferdeaufnahme-hospiz.de . das Pferdehospiz gibt es außerdem auf Facebook unter dem Namen Pferdeaufnahme-Hospiz Hohenbruch.