Pferde-Spa: Wellness von Kopf bis Huf

Wärme hilft nicht nur beim Trocknen nach dem Reiten, sondern fördert auch die Durchblutung des Körpers. (Foto: Slawik)

Trainingsgeräte, Physiotherapie und Reha-Zentren für Menschen sind bekannt. Sie helfen nach einer Verletzung wieder zu alter Form zurückzukommen oder die Fitness zu steigern. Diese Angebote gibt es auch für unsere Pferde, die – egal, ob Hobby- oder Profisportler – damit ihre Leistung verbessern oder nach einer Verletzung wiederaufgebaut werden müssen. Aber auch die Prävention sollte nicht unterschätzt werden, denn nur ein rundum gesundes Pferd kann auch maximale Leistung erbringen. Wir werfen einen Blick auf Wellnessgeräte und Techniken.

Dass Wärme und Kälte der Heilung dienen, ist allgemein bekannt. Doch was genau passiert durch den Einfluss der Temperatur? Im Fachjargon spricht man von physikalischen Therapien. Das Kühlen von Verletzungen mit Wasser führt zu einer Verengung der Blutgefäße an der behandelten Stelle - der Blutfluss verlangsamt sich. So wird verhindert, dass sich Flüssigkeit im verletzten Gewebe ansammelt und Ödeme entstehen. Aber auch die Stoffwechselprozesse werden verlangsamt, wodurch Entzündungen vorgebeugt werden.

Während kaltes Wasser die Durchblutung hemmt, wird diese durch Wärme gefördert. Sie lindert die Schmerzen bei Krankheiten im Sehnen- und Bänderbereich. Induktionsgamaschen, Moorpackungen oder mit der Besonnung im Solarium wird die Durchblutung angeregt.

Die Kälte- und Wärmetherapie wird durch den Einsatz von Decken vereinfacht. Die zu diesem Zweck konzipierten Decken und Gamaschen haben eingenähte Taschen, welche mit Heilschlamm, Moorpackungen oder Solewasser gefüllt werden können. Die Behandlung mit Wärme kommt bei Stress, Reizzuständen im Magen-Darm-Trakt, Durchblutungsstörungen, Faszienverhärtungen und zur Entspannung der Muskulatur und Gelenke zum Einsatz.

Die Kältebehandlung erfolgt beispielsweise mit einer auf fünf Grad heruntergekühlten Heilpaste, die mehrmals täglich angewendet wird. Sie kommt bei Schwellungen, rheumatischer Arthritis und Verstauchungen zur Anwendung.

 

Magnetfeldtherapie


 

Magnetfelddecken und Gamaschen erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Das erste Gerät für Magnetfeldtherapie ließ Elias Smith 1869 patentieren und bereits in der Antike forschte der griechische Arzt Hippokrates an der heilenden Wirkung von Magnetfeldern. Diese sollten den Mikro-Blut- und Lymphkreislauf verbessern und so den Austausch von Nährstoffen fördern sowie den Körperentschlacken. Bei Pferden wird die Therapie oftmals als Ergänzung zur Schulmedizin bei der Behandlung von chronischen und akuten Stoffwechsel- oder Gelenkproblemen, Frakturen, Sehnenerkrankungen, Verdauungsproblemen, zur Anregung des Immunsystems, aber auch zur Entspannung eingesetzt. Das feine Metallnetz, das in Decken und Gamaschen eingearbeitet ist, reflektiert die körpereigenen Magnetfelder. So sollen Schmerzen und Schwellungen reduziert und die Blutzirkulation und den Sauerstoffaustausch stimuliert werden. Außerdem werden Giftstoffe und Entzündungen schneller aus dem Körper befördert, was den Heilungsprozess beschleunigt. Viele Profis verwenden diese Therapieform auch präventiv, um Muskulatur und Sehnen auf erhöhte Anstrengungen vorzubereiten und so das Verletzungsrisiko zu minimieren. Die meisten Pferde genießen die Anwendung und dösen währenddessen. Einige Hersteller bieten auch spezielle Erweiterungen der Decken für Bauch und Hals des Pferdes an, um das Magnetfeld auch in diesem Bereich wirken zu lassen. Magnetfelddecken mit eingebauten Massagemodulen sind ebenfalls erhältlich, mit der Kombination zweier Anwendung und vorprogrammierten Programmabläufen soll die Wirkung des Magnetfeldes verstärkt werden.

Magnetfeldtherapien unterstützen den Mikro-Blut- und Lymphkreislauf. (Foto: Equipics)

Physikalische Gefäßtherapie

 

Bei der Gefäßtherapie wird die Mikrozirkulation in den Blutgefäßen durch die Aussendung elektromagnetischer Wellen verbessert. Dies erfolgt bei Pferden durch eine spezielle Decke und die dazugehörigen Gamaschen. Die Folgen von gestörter Mikrozirkulation können verminderte Leistungsbereitschaft, Wundheilungsstörungen und ein geschwächtes Immunsystem sein. Durch die gezielte Anwendung der Therapie kann das allgemeine Wohlbefinden des Pferdes gestärkt oder auch die Regeneration nach einer Verletzung oder Operation beschleunigt werden.

 

Akupressur und Akupunktur

 

Akupressur basiert wie Akupunktur auf traditioneller chinesischer Medizin und beinhaltet vor allem das Halten oder Drücken von Punkten. Die Behandlungspunkte liegen an den zwölf Meridianen und zwei Hauptgefäßen, aus denen der Körper besteht. Es gibt für jedes Organ im Körper einen zuständigen Meridian. Durch die Akupressur des entsprechenden Meridians werden Blockaden gelöst. Mit nur wenigen Handgriffen und rund fünf Minuten täglich kann jeder Pferdebesitzer so zum Beispiel das Immunsystem seines Pferdes stärken. Wichtig zu wissen: Akupressur dient nicht der Heilung, sondern soll Behandlungen unterstützen oder das Wohlbefinden der Tiere fördern. Die Behandlung fördert die Durchblutung und setzt Endorphine frei.

 
Dieses Ziel verfolgen auch die Hersteller von Akupressurdecken für Pferde. Diese haben Fächer, in denen Akupressurmatten an den verschiedenen Körperstellen wie Hals, Schulter oder Rücken eingeschoben werden. Damit sollen die wichtigsten Muskelgruppen und Meridiane abgedeckt werden. Die Hersteller empfehlen eine Anwendungsdauer von 30 bis 40 Minuten täglich.

Eine Massagetechnik ist das Abstreichen des Körpers mit der flachen Hand. (Foto: Slawik)

Faszientherapie

 

Die Faszien sind wichtiger Bestandteil der Muskulatur, das aktive Gewebe kann sich verhärten, zusammenziehen oder verkleben. Dies alles führt Steifheit, Unbeweglichkeit und teilweise Schmerzen. Neben der gesunderhaltenden Gymnastizierung unter dem Sattel hilft hilft Wärme – zum Beispiel durch eine Solariumanwendung – vor und nach dem Training. Aber auch das gezielte Bearbeiten des Körpers mit einer Faszienrolle oder einer Fasziendisc kann die Verspannungen lösen. Eine Faszienrolle für Pferde sieht aus wie ein Nudelholz und lässt sich manuell an den betroffenen Stellen einsetzen. Die Fasziendisc ist ein kleineres Werkzeug, der Acryl-Stein erlaubt das zielgerichtete Behandeln von Triggerpunkten und Faszien. Die Finger und Hände des Anwenders werden so bei der Massage entlastet. Mit der Disc kann mit wenig Kraftaufwand der gesamte Pferdekörper behandelt werden.

Mit wenigen einfachen Handgriffen hilft eine Massage dem Pferd bei der Entspannung. (Foto: Slwaik)

Händische Massage
 

Es gibt verschiedene Techniken, sein Pferd von Hand zu massieren. Die Dressurprofis Jessica von Bredow-Werndl und Alizée Froment schwören auf das tägliche Handanlegen. Dabei werden nicht nur die Muskeln gelockert, sondern auch warme Stelle oder Schwellungen schnell erkannt. Der Reiter lernt den Körper seines Pferdes also noch mal auf neue Weise kennen. Hierbei gibt es verschiedene Techniken wie zum Beispiel das Abstreichen mit der flachen Hand oder das sanfte Kreisen mit den Fingerspitzen oder Handflächen. Dies regt die Nervenzellen an, die dicht unter der Haut liegen. Wichtig ist es jedoch, nicht zu lange auf einer Stelle zu verharren, da es sonst schnell zu einer Abstumpfung kommen kann. Eine weitere Methode ist die Druckmassage, hierbei werden mit den Fingerspitzen oder Handballen die Muskeln entlang der Haarwuchsrichtung massiert, diese Technik eignet sich besonders für stark bemuskelte Körperpartien wie Hals und Kruppe.
 
Etwas mehr Kraft in den Fingern ist für die Rollmassage nötig, dabei wird mit den Fingern eine Hautfalte gegriffen, die dann mit dem Daumen sanft vom Oberhals aus Richtung Schulter weitergerollt wird. Diese Technik kann an allen Körperstellen angewandt werden, wo die Haut nicht so straff ist.
 
Das Kraulen und Massieren setzt im Gehirn des Pferdes Oxytocin frei, was zur Entspannung beiträgt. Die Techniken können durch spezielle Massageöle oder Gel für Pferde noch unterstützt werden. Dies hat in der Regel eine zusätzlich wärmende Wirkung.
 

Das Kühlen führt zu einer Verengung der Blutgefäße, was das Anschwellen verhindert. (Foto: Slawik)

Gerätgestützte Massage

 

Neben Massagegeräten für den Menschen gibt es auch immer mehr portable Geräte für die Anwendung am Pferd. Diese bearbeiten mit kreisenden, klopfenden oder vibrierenden Bewegungen die Muskulatur der Vierbeiner. Muskeln werden gelockert und stärker durchblutet. In nur 15 Minuten sollen so mit wenig Aufwand spürbare Ergebnisse erzielt werden. Die handlichen Geräte gibt es mit Akkubetrieb oder Stromkabel. Dank verschiedener Aufsätze können Hals, Schuler, Rücken, Kruppe und Beine gezielt massiert werden.

 

Kompression

 

Unter dem Begriff Kompression versteht man Druck, der von außen auf die Haut und das Gewebe ausgeübt wird. Dies hat zwei Effekte: Zum einen gehen Schwellungen zurück und zum anderen wird die Durchblutung gefördert, was den Lymphfluss verbessert. Dieses Verfahren machen sich Hersteller von Kompressionsbandagen zunutze. Die hautengen, teilweise auf Maß angefertigten Bandagen sind besonders bei längeren Stehzeiten durch Erkrankungen oder einen langen Transport sinnvoll. Aber auch Pferden mit Gallen kann so auf natürliche Weise geholfen werden. Nach einem anstrengenden Training unterstützen sie die Regeneration der Beine. Der angeregte Lymphfluss fördert den Abtransport von Schadstoffen aus dem Körper. Die speziellen Bandagen haben im Gegensatz zu einfachen Wickelbandagen eine gleichmäßige Druckverteilung. So ist eine fehlerhafte Anwendung fast unmöglich.

 

Entspannung durch Klänge

 

Radios in Stallgassen sind sehr weit verbreitet, doch Klänge können auch gezielt zur Entspannung der Vierbeiner eingesetzt werden. Eigens hergestellte Geräte sind perfekt auf den sensiblen Gehörsinn der Pferde angepasst und sollen so für Tiefenentspannung sorgen. Dabei sind die Töne für den Menschen fast lautlos. Dank eines Akkubetriebs können solche Geräte flexibel im Stall, während des Transports oder einer medizinischen Untersuchung eingesetzt werden. Die Anwendungsbereiche sind weitgefächert., Neben allgemeiner Unruhe können auch bei aggressivem Verhalten, Gewitter oder Zwangsstörungen Erfolge verzeichnet werden.

Schweres Gerät…

 
Laufband
Das Laufband ist die einfachste und günstigste Form des Bewegungstrainings. Hier kann das Pferd sowohl im Schritt als auch im Trab bewegt werden. Einige Geräte sind höhenverstellbar und können das Tier so im Intervall an Steigungen trainieren. Aber Achtung: Die Gummimatten stoppen die natürliche Gleitbewegung des Pferdehufs - das kann bei übermäßigem Einsatz zu Sehnen- und Gelenkproblemen führen. Um dem entgegenzuwirken, haben moderne Geräte einen durch Dämpfungselemente federnden Waldboden-Effekt.
  
Aqua Trainer
Aqua-Trainer sind mit Wasser gefüllte Laufbänder. Der Wasserstand lässt sich je nach Bedarf anpassen. Auch hier können die Pferde im Schritt und Trab trainiert werden. Neben dem erhöhten Trainingseffekt durch den Wasserwiderstand wird der Pferdekörper durch das Wasser massiert, was die Durchblutung anregt. Positiver Nebeneffekt: Die Muskeln und Gelenke werden während der Arbeit gekühlt. 


Führanlage

Führanlagen sind der Klassiker der Bewegungsgeräte. Für Reha-Pferde bieten sie jedoch zu viel Freiheit, die Bewegung kann nicht kontrolliert werden. Auch hier können die Pferde im Schritt oder Trab bewegt werden. Ovale Führanlagen sind größer als die herkömmlichen runden und bieten durch ihre Geraden eine Entlastung für die Gelenke. Damit die Pferdebeine nicht zu sehr belastet werden, sollte der Durchmesser jeder Anlage mindestens 20 Meter betragen. Neben der Form ist auch der Bodenbelag wichtig. Führanlagen sind meist mit Gummimatten oder Sandboden ausgelegt. Gummimatten sind pflegeleichter, stoppen aber den natürlichen Bewegungsablauf der Pferde.

Auf dem Laufband lässt sich neben der Geschwindigkeit auch die Steigung individuell einstellen. (Foto: Slawik)

Der Wasserstand entscheidet darüber, ob das Pferd gegen das Wasser arbeiten muss oder ob der Wasserauftrieb den Körper entlastet. (Foto: Slawik)

Wasser-Führanlagen
In Wasser-Führanlagen erhöht sich dder Trainingseffekt. Zudem kühlt und massiert das Wasser die Pferdebeine, was zudem die Durchblutung anregt. Bei modernen Anlagen ist neben der Laufgeschwindigkeit auch der Wasserstand im Intervall zu programmieren.
  
Solarium
Das Pferdesolarium ist vielseitig einsetzbar. Durch die Wärme wird Rückenproblemen vorgebeugt. Zudem wird die Durchblutung angeregt, was gegen Verspannungen und Muskelkater hilft. Außerdem ist es eine tolle Möglichkeit, die Pferde im Winter vor dem Training aufzuwärmen, ein Kaltstart ist Gift für Muskeln und Gelenke. Aber auch nach dem Training hilft es beim Abschwitzen. Wichtig: Das Pferd sollte nie direkt nach der Arbeit mit erhöhtem Puls unter das Infrarotlicht gestellt werden.

Die Putzmassage verbindet das Reinigen des Fells und eine Anregung der Lymphtätigkeit. (Foto: Slawik)

Sauber und entspannt

 
Auch wenn die Zeit im Stall mal wieder etwas knapp ist oder gerade kein Geld für die Anschaffung von Geräten zur Verfügung steht, können schon 15 Minuten ausreichen, um seinem Pferd etwas Gutes zu tun. Putzen gehört zu den täglichen Aufgaben im Umgang mit Pferden, doch dabei geht es nicht nur um die einfache Reinigung des Fells, sondern auch um die Anregung der Durchblutung und die Unterstützung beim Fellwechsel. Positiver Nebeneffekt ist die gestärkte Bindung zwischen Mensch und Tier. Immerhin gehört das gegenseitige Fellkraulen zu den Aufgaben in einer Herde. Ausgiebiges Putzen stärkt zudem das Immunsystem des Pferdes. 
 
Die Putzmassage
 

Bei der Putzmassage wird die Befreiung von Schmutz und Fell mit einer Technik verbunden, die die Lymphe des Tieres in Schwung bringt. Durch die verstärkte Lymphtätigkeit wird der Abtransport von Stoffwechsel- und Entzündungsprodukten gefördert. Das richtige Vorgehen wurde dabei vom Verhalten der Pferde in einer Herde abgeleitet.
 Die Massage lässt sich in die tägliche Putzroutine integrieren, sie erfolgt mit einem Gummistriegel oder Nadelstriegel, diese sollten geschmeidig sein und gleichzeitig loses Fell und Dreck entfernen.
 
Begonnen wird an der Schulter in Richtung Unterhals fortgesetzt. Wichtig sind die kreisrunden und spiralförmigen Bewegungen. Dann erfolgt das Bürsten des Kopfes mit einer weichen Bürste, aber weiterhin in kreisenden Bewegungen. Danach wird das Vorderbein von unten nach oben massiert. Die Lymphe in den Beinen sind besonders träge. Damit hier ein Abtransport angeregt wird, ist es wichtig, diese gegen die Fellwuchsrichtung zu striegeln. Vom Bein geht es weiter zum Bauch, Oberhals und weiter zum Rücken. Vom Rücken erfolgt die weitere Behandlung der Kruppe und dem Bereich der Flanke. Zu guter Letzt das Hinterbein, das ebenfalls von unten nach oben bearbeitet wird. Dieselbe Prozedur wird dann in gleicher Reihenfolge noch auf der anderen Seite des Pferdes vollzogen, bevor das gesamte Tier mit einer Kardätsche von vorne nach hinten gebürstet wird.

 

Gut zu wissen ...

 

Läuft wie geschmiert…
 
Müde Pferdebeine werden wieder munter: Mit Salben, Lotionen und Gel auf Kräuterbasis kann die Durchblutung gefördert werden. Dadurch gehen Schwellungen zurück oder entstehen gar nicht erst. Die entsprechenden Produkte können sowohl eine kühlende als auch eine wärmende Wirkung haben.


Lymph-System


Das Lymphsystem – oder auch Lymphatisches System – gehört zu Körperabwehr. Die Lymphen durchziehen dabei den gesamten Körper und treffen sich an den sogenannten Lymphknoten. Neben den Venen und Arterien bilden sie das dritte große Gefäßsystem des Körpers. Pferde haben etwa 8.000 Lymphknoten, das sind rund 20-mal so viele wie der Mensch. Dadurch erfolgt der Lymphfluss im Vergleich deutlich langsamer. Störungen des Systems zeigen sich in Form von Gallen, angelaufenen Beinen und Schwellungen.

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