Der Sicherheit zuliebe

Sinnvoll ist eine erhöhte Trennwand auf Kopfhöhe, damit die Pferde sich nicht beißen können.

Damit ein Pferd sein Transportziel sicher und entspannt erreicht, braucht es gleich mehrere Komponenten: Ein geeignetes Zugfahrzeug sowie einen komfortablen Anhänger oder Transporter. Darüber hinaus gilt es, dem Equipment die entsprechende Pflege zukommen zu lassen. Das reitsport MAGAZIN erklärt, was dabei zu beachten ist.

Wer sein Pferd im Anhänger sicher transportieren will, sollte ihm etwas Aufmerksamkeit zukommen lassen. Denn bei regelmäßiger Pflege und korrekter Wartung sind keine hohen Aufwendungen für Reparaturen zu erwarten. Um Unfallrisiken zu mindern, ist ein Sicherheits-Check pro Jahr ratsam.

Dauerhafter Schmutz und Feuchtigkeit durch kot- und urindurchtränkte Einstreu setzen Ladeböden erheblich zu. (Foto: Weiss/Humbaur)


Die Bremsen

 

Laut allen Experten das Wichtigste: Bremsen, Beleuchtung, Bereifung und Ladeboden müssen intakt sein. „Unbedingt muss man auf die Auflaufvorrichtung an der Deichsel achten“, sagt Martin Kläne-Menke, amtlich anerkannter Kfz-Sachverständiger des TÜV Nord Mobilität in Hannover. Denn Auflaufvorrichtung und -dämpfer arbeiten mit den Bremsen zusammen, indem sie sie über einen Umlenkhebel aktivieren. Damit sie nicht rostet, muss die Führung der Auflaufvorrichtung regelmäßig mit Lagerfett geschmiert werden.

 

Sind die Seilzüge der Bremsen innen beschichtet, sind sie im Prinzip wartungsfrei. Falls nicht, müssen sie laut ADAC über vorhandene Schmiernippel zweimal im Jahr geölt werden, da sie anderenfalls von innen korrodieren und langfristig sogar festrosten können. Keinesfalls dürfen Bremszüge geknickt sein, was auf Wiesen oder Äckern leicht passieren könne, sagt Martin Kläne-Menke: „Das führt zu meist einseitig verschlissenen Bremsbelägen, da die Bremse sich nicht mehr vollständig löst.“ Also sollte bei einer Wartung die sichere Verlegung der Leitungen überprüft werden.

 

Nicht bewusst ist vielen Pferdehaltern, dass die Bremsen oft nicht selbstnachstellend sind. Deshalb müssen sie regelmäßig in einer Fachwerkstatt nachgestellt werden, je mehr man fährt, umso öfter. In ihrer Wirkung deutlich besser sind von verschiedenen Sicherheitstechnikherstellern erhältliche, automatisch selbstnachstellende Bremsen. Sie sorgen für stets hohe Bremswirkung, weil sie sich nach jeder Bremsung bzw. bei zu viel Spiel der Beläge automatisch justieren. „Dank besseren Ansprechens reduziert sich der Bremsweg um bis zu fünf Meter“, sagt Josef Strasser, Anhängertechnik-Konstruktionsleiter bei Knott in Eggstätt. Die nachrüstbaren Systeme schonen zudem die Bremsbeläge. Und durch zu viel Spiel in der Bremsanlage ausgelöste ruckartige Bewegungen der Auflaufeinrichtung werden vermindert.

 

Wichtiger Tipp für den Winter: Der Anhänger sollte nicht mit angezogener Bremse abgestellt werden, da sie festfrieren kann. Muss man dann doch mal fahren, kann das zu erheblichen Schäden führen. Gute Alternativen: ein Unterlegkeil oder eine Reifenwiege. Letztere verhindert bei längeren Standzeiten zudem Flachstellen am Pneu.


Der Ladeboden

 

Die Ladeböden vieler Anhänger bestehen aus mehrfach verleimten Siebdruckplatten, die rund acht bis 14 Jahre halten, allerdings nur bei entsprechender Pflege. Denn ständige Feuchtigkeit, die dem Boden von unten z.B. durch nasses Gras und von oben durch kot- und uringetränkte Einstreu zusetzt, verkürzt diese Spanne deutlich. Einfach und sehr lebensverlängernd ist es daher, den Boden gleich nach der Anhängernutzung mit Schaufel und Besen von Einstreu- und Heuresten sowie Pferdeäpfeln zu reinigen.

 

Wer mehr tun möchte, kann den Innenraum per Hochdruckreiniger säubern. Anschließend muss der Anhänger vorn hochgestellt und gut belüftet, also nicht direkt verschlossen werden, damit das Wasser ablaufen und der Boden trocknen kann. Mindestens zweimal pro Jahr sollten die Scharniere der Laderampe geschmiert werden, denn sie sind sowohl Kot und Urin als auch dem Hochdruckreiniger stark ausgesetzt.

 

Auf keinen Fall defekt sein darf die zwischen Bordwand und Boden befindliche Dichtmasse. Sie muss regelmäßig kontrolliert werden. Denn sonst führt bei Holz- und Polyesterböden durch undichte Ritzen eindringendes Wasser unweigerlich zur Verrottung. Wer dieses Problem umgehen will, greift lieber zu kombinierten Kunststoff-Alu- oder reinen Aluminiumböden.

 

Die Kupplung

 

„Die Zugkugelkupplung darf keinen Verschleiß aufweisen“, betont TÜV-Experte Kläne-Menke. Das Normmaß betrage 50, das minimale Verschleißmaß 49 Millimeter. Selbst dann darf sie kein Spiel haben. Ganz wichtig: Die Kupplung darf auf keinen Fall ausgeschlagen sein, damit der Anhänger sich nicht im Extremfall selbst abhängt.

Keine scharfen Kanten im Pferdeabteil - Compact Stall - Böckmann: Wichtig: keine scharfen Ecken und Kanten am Aufbau und im Innenraum, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. (Foto: Böckmann)

 

Die Beleuchtung

 

Eigentlich vor jedem Losfahren sollte die Beleuchtung überprüft werden, sowohl beim Kfz als auch beim Anhänger. Funktioniert sie nicht korrekt, müssen die Leuchten wie auch die Steckverbindung zum Anhänger überprüft werden. Häufig sitzt z.B. der Adapter zur Überbrückung verschiedenpoliger Anschlüsse nicht korrekt. Auch Kabel und ihre Verbindungen sind oft schadhaft. Nach längerer Standzeit von Anhängern kann es zudem sein, dass Kabelstecker und Pkw-Steckdose keinen Kontakt bekommen. Oft hilft es, die Steckdose mit Kontaktspray zu behandeln.



Die Reifen

 

Ebenfalls häufig vergessen wird die Kontrolle der Reifen, vor allem wenn der Anhänger nicht oft genutzt wird. Was fatale Folgen haben kann, denn nicht korrekter Luftdruck oder zu hohes Alter können zum Platzen führen. Bei Tempo-100-Zulassung des Anhängers ist das Alter gesetzlich auf sechs Jahre begrenzt. Ansonsten sollen Reifen laut ADAC nicht älter als acht Jahre sein. Bei guter Pflege und stets korrektem Luftdruck sind auch zehn Jahre möglich. Mehr aber nicht, denn durch den Alterungsprozess wird das Gummi spröder und härter, was zu schlechterer Straßenhaftung führt. Hinzu kommen Schädigungen durch Fahren gegen Bordsteine oder Stiche, durch die – nicht zuletzt bei langen Standzeiten auf nassen Wiesen – Feuchtigkeit eindringen und das Metallgewebe in der Karkasse rosten kann. Wie alt ein Reifen ist, kann man an einem Code auf der Flanke ablesen.


Schönheitspflege

 

Waschen dient nicht nur dem guten Aussehen des Pferdeanhängers. Schmutz außen am Aufbau soll auch deshalb entfernt werden, weil er wie beim Ladeboden frühzeitige Verrottung begünstigt. Außerdem sind Vollpolyesteraufbauten und Polydächer ab Werk mit einem ungefähr ein Jahr haltbaren Polyesterversiegler versehen. Die Versiegelung soll verhindern, dass die Oberfläche mit der Zeit rau oder gar rissig wird. Vor dem Auftragen einer neuen Versiegelung muss die alte mit Wasser und sanftem Spülmittel gereinigt bzw. entfernt werden. Ebenso sind auch Planendächer zu behandeln.


Der passende Transporter


Pferdetransporter bieten viele Optionen: vom einfachen, mit Führerscheinklasse B fahrbaren 3,5-Tonner für ein bis zwei Pferde, über 5-Tonner mit kleinem Wohnabteil hin zu 7,5-Tonnern oder 12- bis 15-Tonnern mit viel Platz für die Pferde und gutausgestatteter Wohnung mit kleinem Bad.

 

Wie viel Nutzlast soll es sein?

 

Neben der Nutzlast muss vor dem Kauf der oft nach Kundenwunsch konfigurierten Transporter geklärt werden, wie der Pferdebereich aussehen und ob es eine Wohnung geben soll. Im Fokus sollte dabei der Pferdebereich stehen: Um die Verletzungsgefahr zu minimieren, ist es am wichtigsten, darauf zu achten, dass es keine scharfen Ecken und Kanten gibt.

 

Mindestens ebenso wichtig sind Verarbeitung und Stabilität der einzelnen Bauteile. Besondere Aufmerksamkeit sollte man Außen- und Trennwänden, Brustanschlägen sowie Schlagschutzmatten widmen. So sollten Trennwände immer aus hochwertigem Material sein, damit die Pferde sie nicht eintreten können. Auf keinen Fall sollen sie bis unten hin fest sein. Wegen unterschiedlich großer Pferde müssen Trennwände selbstverständlich verstellbar und unbedingt mit selbstsichernden Verschlüssen abgesichert sein.

 

Sehr sinnvoll ist ein seitlicher Kopfschutz an den Trennwänden, damit die Pferde sich nicht gegenseitig beißen können. Dafür sollte die Wand bis über den Futtertrog reichen.

Für professionelle Transporteure Vorschrift, für Privatleute sinnvoll: Video-Überwachung mittels einer im Pferdeabteil angebrachten Kamera. (Foto: Pferdetaxi.at)

 

Wie sollen die Pferde stehen?

 

Weiterer wichtiger Aspekt: Sollen die Pferde in bzw. gegen die Fahrtrichtung stehen – oder doch besser schräg? In 3,5- bis 5-Tonnern gibt es meist nur Rückwärtsstand. In großen Transportern ist jedoch der Stand schräg zur Fahrtrichtung für viele Profi-Transporteure am sichersten, weil sich die Pferde beim Anfahren und Bremsen wie auch in Kurven besser ausbalancieren können. Und der Platzbedarf ist deutlich geringer.

 

Überwachung per Video

 

Ein Muss für Transporteure und Hersteller ist Videoüberwachung. Falls einzelne Pferde während der Fahrt steigen, sich aus Panik hinwerfen oder über die Trennwand zu springen versuchen, kann man so schneller reagieren. Für solche Situationen ist es auch sinnvoll, einen Durchgang vom Führerhaus bis hin zu den Pferden zu haben.

 

Außerdem wichtig fürs Pferdeabteil: zugfreie Be- und Entlüftung. Nur Fenster reichen nicht, denn wenn man im Sommer im Stau steht, sind sie wirkungslos. Und bei Kälte können vordere Fenster nicht geöffnet werden. Deshalb braucht es elektrische Lüfter, deren Zahl sich nach Stellplätzen und dem Volumen des Aufbaus richtet. Gut sind Lüfter, die saugen und blasen können, weil sie je nach Bedarf verbrauchte, zu warme oder feuchte Luft sowie Kotgeruch absaugen oder Frischluft zuführen.

 

Ebenfalls wichtig ist eine gute Isolierung. Einerseits muss dann im eventuell vorhandenen Wohnabteil weniger geheizt werden. Zum anderen lassen sich auch im Pferdebereich die Temperaturen ausgeglichener gestalten.

Das passende Zugfahrzeug



Um zu entscheiden, welches Zugfahrzeug passt, rät der ADAC zu einer Prioritätenliste. Folgende Aspekte sind wichtig: Nicht nur auf die maximale Anhängelast achten. Auch wichtig: Ist in den Papieren ein Gesamtzuggewicht (GZG) eingetragen? Dies darf nicht überschritten werden. Ist das GZG geringer, als die Summe aus zulässigem Auto-Gesamtgewicht und maximaler Anhängelast, kann man die Ladekapazität des Autos nicht voll nutzen. Faustregel: Je höher das Gewicht des Wagens im Vergleich zum Gewicht des Anhängers, umso sicherer ist das Gespann. 

Hybridmodelle eignen sich noch nicht als Zugfahrzeuge, da durch die nötigen Batterien das Gewicht steigt und die Anhängelast sinkt, bei einigen Autos von 2000 auf 800 bis 1650 kg.

Keine Vorteile bietet Allradantrieb beim Bremen. Denn alle Autos bremsen immer mit allen vier Rädern. (Foto: Haude)



Gespannstabilisierung

 

Als ESP-Unterfunktion trägt eine Gespannstabilisierung sehr zur Fahrsicherheit bei. Viele Zugfahrzeuge sind serienmäßig oder optional damit ausgestattet. Entscheidend: Damit das ESP den Anhänger erkennt, muss die Anhängekupplung (AHK) ab Werk eingebaut sein, nicht erst nachträglich.

 


Stromversorgung

 

Die Steckdose (Elektrokupplung) muss mit Dauerstrom belegt, also 13-polig sein. Nur dann können die den Anhänger betreffenden ESP-Systeme aktiviert werden. Dabei ist es egal, ob die AHK serienmäßig oder nachgerüstet und ob der Kugelkopf fest montiert oder abnehmbar ist.

 

Leistung und Drehmoment

 

Steigungen bringen Zugfahrzeuge an ihre Grenzen. Wichtig daher: Finden Fahrten meist im Flachland oder eher im Gebirge statt? Generell ist ein starker Motor eine wichtige Sicherheitsreserve: Je mehr Drehmoment bereits bei niedriger Drehzahl anliegt, umso besser.

 

Allradantrieb hat Vor-...

 

Zuerst: bessere Geländegängigkeit. Er erhöht die Traktion. Die Räder drehen also nicht so schnell durch. Und durch mehr Grip und bessere Seitenführung in Kurven verbessert er die Fahrstabilität.

 

... und Nachteile

 

Auf nassen, verschneiten oder vereisten Straßen kann Allradantrieb ein falsches Sicherheitsgefühl suggerieren. Das Mehrgewicht erhöht den Spritverbrauch. Der Preis ist höher und die Ladekapazität wegen der Antriebsaggregate oft niedriger.

 

Schaltung

 

Anfahren mit großer Last, vor allem am Berg, ist bei Fahrzeugen mit Handschaltung oft koordinativ schwierig. Daher kann Automatik von Vorteil sein. Zudem ermöglichen automatische Direktschaltgetriebe (DSG) ruckfreies Anfahren sowie Schalten und somit sanfteres Fahren.

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