Ausrüstung: Innovationen fürs Pferd

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Biothane, Kunstleder und Kork: Alternative Materialien spielen eine immer größere Rolle bei der Ausrüstung des Pferdes. Dennoch nimmt Leder nach wie vor einen wichtigen Part in der Herstellung von Sätteln, Zäumen und Stiefeln ein. Aber auch hier wird um die Ecke gedacht. Neue Formen und Funktionen haben Einzug in die Sattelschränke gehalten. 

Alternative Materialien

Neben dem typischen Ledersattel erfährt auch der Synthetiksattel große Beliebtheit. 2019 sorgte ein weiteres Material in der Welt der Sättel als Innovation auf der Equitana für Aufsehen: der Korksattel. In Kombination mit einem Sattelbaum aus unlackiertem Holz und einem Sattelgurt aus Hanf ist der Korksattel kaum an Nachhaltigkeit und Veganismus zu übertreffen. Ähnlich, wie der Synthetiksattel, ist er leicht und im Gegensatz zu Leder sehr atmungsaktiv. Die Pflege begrenzt sich bisher auf warmes Wasser, in den kommenden Monaten sollen zusätzlich einige Reiniger speziell für Kork getestet werden. Sättel aus Kork oder Synthetik sind, sofern sie über einen Sattelbaum verfügen, LPO-konform.



Neue Formen

Auch die typische Form wird langsam abgeändert. Nachdem diese Innovation bereits bei Fahrradsätteln Anklang gefunden hat, folgen ihr nun die Reitsättel: die schmale Öffnung in der Sitzfläche sorgt für eine bessere Luftzirkulation und begünstigt den angenehmeren Sitz, da das Steißbein des Reiters entlastet wird. Auch Aussparungen in Sattel- und Schweißblättern sind keine Seltenheit mehr. Auch sie verbessern die Zirkulation der Luft und machen den Sattel leichter.
Der Monoblattsattel ist zwar bereits länger auf dem Markt, erfreut sich aber erst jetzt immer größer werdender Beliebtheit. Anders als ein Standardsattel hat der Monoblattsattel keine Schweißblätter, wodurch der Sattel leichter ist. Das Reiterbein ist näher am Pferd und die Hilfen können direkter ausgeführt werden. Auch in der Herstellung von Sattelbäumen gibt es Neuerungen. Mit Aussparungen in Höhe des Schambeins oder der Sitzbeine, soll der Komfort des Reiters erhöht werden.

Foto: Equipics

Lederpflege

Ob Sattel, Trense oder Reitstiefel – Leder muss gepflegt werden, um langlebig zu sein. Vor allem Pferdeschweiß kann dem Leder stark zusetzen. . Deshalb ist es wichtig, die Schweißblätter regelmäßig nach dem Reiten mit einem durch lauwarmes Wasser angefeuchteten Schwamm vom Schweiß zu befreien und danach mit einem weichen Handtuch gut abzutrocknen. Die meisten Hersteller empfehlen individuell bestimmte Produkte und Reinigungsintervalle, die meisten sind sich jedoch einig, dass der Sattel mindestens einmal im Monat gründlich zu reinigen und mit Öl oder Balsam zu pflegen ist. Die Lagerräume sollten möglichst trocken und mit einer eher niedrigen Temperatur sein.

Foto: Equimero

Was gibt’s Neues?


Biothane – ein Polyestergewebe mit verschiedenen Kunststoff-Ummantelungen – ist seit einiger Zeit der absolute Trend. Egal, ob für den Hund oder für das Pferd: Das vegane Material ist für viele nicht mehr wegzudenken und den garblichen Variationen sind dabei keine Grenzen gesetzt. Reißfest und doch nachgiebig, antibakteriell aber nicht rutschig und vor allem leicht mit Wasser zu reinigen. Bereits auf dem Markt erhältlich sind einige Trensen aus Biothane, die LPO-konform sind.

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Weitere Innovationen in der Welt der Trensen bilden diverse Kombinationen aus altbewehrten Reithalftern. Damit möchten die Hersteller eine optimale Druckverteilung bieten und Quetschungen der sensiblen Gesichtsnerven verhindern. Extra breite Genickstücke lindern den Druck auf Genick- und Halsmuskulatur. Einige der neuen Reithalfterkombinationen sind bereits in die LPO aufgenommen.

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Als Innovation für das Pferdemaul versuchen sich einige Hersteller an neuen Materialien für Gebisse, wie zum Beispiel strapazierfähigem synthetischem Gel. Dieses soll weich sein und trotzdem nicht von den Zähnen des Pferdes beschädigt werden. Gel-Gebisse sind bei richtiger Kombination aus Backen- und Maulstück LPO-konform.

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Neben Nachhaltigkeit spielt auch Sicherheit eine immer wichtiger werdende Rolle. Aus diesem Grund arbeiten Hersteller an Alternativen zu den üblichen Panikverschlüssen von Führstricken. Ein revolutionäres Magnet-Rast-System ist derweil der Vorreiter. Ein Adapter-Pin wird am Pferdehalfter dauerhaft montiert, welcher sich automatisch bei Annäherung dank des Magneten in die Öffnung des Verschlusses zieht und dort gehalten wird. Bei starker Belastung, etwa, wenn sich das Pferd zu aufhängen droht, löst sich der Adapter.

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Im vergangenen Jahr wurde auf der Pferd & Jagd der erste Reithelm aus Leinen vorgestellt. Die Außenschale des besonderen Helms besteht aus ökologischen Flachsfasern, ist kratzfest und sehr leicht. Die Riemen sind hautfreundlich und mit Alcantara umwickelt. Der Helm entspricht der aktuellen Prüfnorm für Sicherheitshelme „ CE EN 1384“ (August 2017) und ist damit LPO-konform.

Foto: Gizapaw

Auch Reitstiefelhersteller haben sich mit dem Gedanken auseinander gesetzt, eine vegane Alternative zu den herkömmlichen Lederreitstiefeln zu finden. Und tatsächlich ist es gelungen, einen Reitstiefel zu entwickeln, der ausschließlich aus veganen Materialien wie Kunstleder besteht und trotzdem qualitativ nicht weniger hochwertig als ein Lederstiefel ist. Kunstlederstiefel sind gemäß der LPO zulässig.

Für ein wahres Licht in der Dunkelheit sorgt eine leuchtende Gerte. Sie wirkt im ersten Moment wie eine normale Reitgerte, beginnt jedoch auf Knopfdruck in der gewählten Farbe zu leuchten. Die in den Griff integrierte Taschenlampe unterstützt zusätzlich das Sehen und Gesehenwerden. Damit ist die Sicherheit im Dunkeln gewährt. Die Gerte ist für Ausritte geeignet, aber nicht für den Turniersport.

Geschichte erleben: Wie der Sattel aufs Pferd kam

Noch heute kommen in verschiedenen Ländern Sättel zum Einsatz, die weit entfernt von den modernen Sätteln der westlichen Welt sind. Foto: Slawik

Wo auf der Welt nutzte man ihn zum ersten Mal und wie entstand diese Idee überhaupt?

Wann genau der erste Sattel entstand, lässt sich heute nur schwer sagen. Der Kontakt zwischen Menschen und Pferden besteht bereits seit der Eiszeit, damals jedoch noch als Jäger und Gejagter. Zwischen 3.000 bis 2.000 vor Christus, als in Mesopotamien die ersten Pferde gezüchtet wurden, nutzte man bereits Wagen zur Fortbewegung. Zunächst wurden sie von Rindern gezogen, doch man geht davon aus, dass Völker im heutigen Kaukasus erstmals Pferde zum Ziehen von Wagen und womöglich auch zum Reiten hielten. Auch aus der Sahara und vor allem Ägypten sowie bei den Assyrern und Babyloniern gibt es aus jener Zeit Zeugnisse von Pferden vor Wagen. Darstellungen auf dem Pferderücken sind bei den alten Griechen, den Skythen im russischen und Etruskern im italienischen Raum vorhanden.

In einem russischen Grabhügel fand man Zeugnisse eines Sattels, der etwa 300 Jahre vor Christus genutzt wurde. Er befand sich im Zentrum der Darstellung eines Reiters auf einer ausgegrabenen, nahezu unbeschädigten Vase. Dieses Zeugnis gilt als das vielleicht Älteste eines Sattels weltweit. Erstaunlich ist, dass dieses Ereignis um die 2.000 Jahre nach den ersten Darstellungen von Pferden vor Wagen und später auch gerittenen Pferden stattfand. Man würde eher vermuten, dass die Idee, mehr Sicherheit durch einen Sattel zu erlangen, bereits früher bei den Menschen angekommen war. Zunächst wurden Pferde aber wohl ohne Hilfsmittel, sondern nur durch Schenkeldruck und mit der haltsuchenden Hand in der Mähne geritten.

Satteldecken hatte es schon früher gegeben, teilweise wurden diese – wie bei den Assyrern – auch mit Bauch- und Brustgurten fixiert. Eine Darstellung solcher Decken gibt es auch von den alten Persern, die unter ihrem Herrscher Darius auf mit derartigen Decken bestückten Pferden in den Kampf zogen. Die Gegner aus Griechenland kannten dafür nur ein Wort, welches sich in etwa mit „Weich-Hintern“ übersetzen lässt. Man dachte also, die Perser wären „Weicheier“.

Insbesondere gelangten Sättel zu immer größerer Bedeutung in Kriegen und Schlachtzügen. Das Pferd beherrschen zu können, wurde zu einem wichtigen Aspekt der Armeen. Dadurch gab es die bedeutendsten Weiterentwicklungen von Sattel und Zaumzeug. Zu diesen zählen auch die Steigbügel, welche den Reitern festeren Halt gaben. Erste Spuren findet man bei den Skythen ebenso wie im Norden des heutigen Indiens. Dort nutzte man erstmals Riemen und Seile, in welche der Reiter seine Füße steckte. Bei vielen Völkern wie den Chinesen oder Römern waren auch im Kampf zunächst keine Steigbügel vorhanden. Um das Jahr 300 nach Christus wurden auf Schriften aus dem China der Jin Dynastie erstmals Steigbügel beschrieben, welche den heutigen recht nahekommen.

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