Moderne Reitanlagen: Willkommen in der Moderne

Viel Licht, eine gute Belüftung und die richtigen Boxenmaße tragen zu einer pferdegerechten Haltung bei. (Fotos: Slawik)

Beim Neubau oder Umbau eines Reitstalls sind in Sachen Luxus keine Grenzen gesetzt. Von goldenen Kugeln auf den Ecken der Pferdeboxen über Reiterstübchen mit privatem Casino bis hin zu Marmorbecken auf den Toiletten – für jeden Geschmack ist etwas dabei.

 

Natürlich beinhaltet der Begriff Luxus in Bezug auf einen Pferdebetrieb nicht nur die Optik, sondern auch die Funktionalität – Arbeitskraft und -zeit lassen sich durch effektive Anlagenplanung sparen.

 

Training

 

Eine moderne und qualitativ hochwertige Halle sollte amöglichst hell nachhaltig geplant sein. Große Fenster an den Seiten oder lange Dachluken im Hallendach verhelfen zu einem ausreichenden und natürlichen Lichteinfall und sorgen dafür, dass Frischluft zugeführt werden kann. Zusätzlich sollte die Reithalle über eine gleichmäßige und flimmerfreie sowie energiesparende Beleuchtung verfügen. Gutes und helles Licht sorgt nicht nur für eine bessere Sicht, sondern bremst auch die Ausschüttung von Melatonin (Schlafhormon) bei Tier und Mensch, wodurch Ermüdung vorgebeugt wird. Nebenbei erhöht sich die Konzentrationsfähigkeit. Für den Außenreitplatz gibt es ebenfalls Beleuchtungsanlagen mit hellem, aber ruhigen Licht.

Für einen optimalen Trainingserfolg muss auch der Boden in einer Reithalle sowie auf einem Reitplatz hochwertig sein. Insbesondere für Außenplätze sollte vor dem Bau überlegt werden, wie der Nässe bei Regen entgegengewirkt werden kann. Einige Hersteller setzen deshalb auf Ebbe-und-Flut-Böden, die bei Trockenheit nicht stauben, bei Nässe keine Pfützen bilden und im Winter nicht einfrieren. Damit die Eigenschaften des guten Reitbodens auch erhalten bleiben, ist die entsprechende Pflege sehr wichtig. Dazu gehört in der Reithalle eine Beregnungsanlage. Moderne Versionen lassen sich ganz einfach über Touchscreen bedienen und können so individuell eingestellt sowie über eine Zeitschaltuhr gesteuert werden.

Nicht zu vergessen im Bereich Reithalle und Reitplatz sind sicher auch feste Banden und Abgrenzungen. Holz ist hier eine beliebte Möglichkeit. Beim Kauf sollte auf die Herkunft und Verarbeitung geachtet werden, um den Aspekt der Nachhaltigkeit zu behalten. Eine angenehme Atmosphäre bieten integrierte Lautsprecher, die beliebig Musik abspielen können oder vom Trainer als Ansagemöglichkeit genutzt werden können.

Führanlagen bieten eine gute Ergänzung für die Bewegung des Pferdes.

Führanlagen

 

Eine ideale Trainingsergänzung stellen Führanlagen dar. Als maximale Zeit pro Tage sind 60 Minuten empfohlen – für den besten Trainingseffekt sollten die Pferde während der Einheit in einem zügigen Tempo schreiten. Führanlagen gibt es mittlerweile in verschiedenen Ausführungen. Von runden Freilaufführanlagen bis hin zu Ovalführanlagen mit nutzbarem Innenraum oder sogar Wasserführanlagen – für die Bedürfnisse der einzelnen Betriebe ist alles dabei. Für eine optimale Ergänzung der Bewegung sorgen auch Laufbänder für Pferde.

 

Moderne Fütterung

 

Beim Umbau oder Neubau von Pferdeboxen ist die Positionierung von Wasser- und Futterquellen zu beachten. Sind sie weit voneinander entfernt, können herunterfallendes Rau- oder Kraftfutter die Tränke oder den Trog nicht beschmutzen. Ist die Futterquelle zusätzlich von außen einfach zu befüllen, spart dies dem Besitzer oder dem Personal Zeit. Eine zeitsparende Alternative bieten zeitgesteuerte Futterautomaten. Für die Gruppenhaltung empfehlen sich Abrufstationen. Sie sind in der Lage, die einzelnen Pferde mittels Sensor zu erkennen und das auf eben dieses abgestimmte Futter in der richtigen Menge freizugeben. Bei Automaten mit einem Speicher kann das Futter sogar für mehrere Wochen im Voraus vorbereitet werden. Die Zeiteinsparung ist gerade bei einem großen Betrieb mit vielen Pferden enorm – bei automatischen Futterraufen auch die Krafteinsparung für das Personal.

 

Entmistungsanlagen

 

Ein zeit- und kraftkostender Aufwand, der aber bei Boxenhaltung täglich erledigt werden muss, ist das Misten. Umso praktischer sind moderne Entmistungsanlagen, mithilfe derer der Mist beispielsweise über den Außenbereich der Paddockboxen gesammelt abgeschoben werden kann. Für die Boxenhaltung eignet sich auch ein Saugentmistungssystem. Dieses verläuft über Rohre unterirdisch bis zum Misthaufen. Die Pferdeäpfel müssen lediglich in Richtung der in den Boxen befindlichen Öffnungen geschoben werden. Diese werden dann angesaugt und abtransportiert. Entmistungsanlagen sparen so nur Zeit, sondern entlasten das Personal auch körperlich enorm.

Ist die Futterquelle in der Box von der Stallgasse aus befüllbar, spart dieses eine Menge Zeit.

Überwachungskameras auf dem Hof bringen Sicherheit und Kontrolle. Zum Teil sind diese sogar vom Smartphone aus bedienbar. (Foto: Pixabay)

Praktische Stallhelfer

 

Für den restlichen Stallalltag oder die Offenstallhaltung gibt es einige zeit- und kraftsparende Gadgets. So verfügen einige Mistkarren mittlerweile über einen elektrischen Antrieb, der die Arbeit um ein Vielfaches erleichtert. Manche Karren sind zusätzlich mit einer kippbaren Wanne ausgestattet. Rollbare Maschinen für Paddocks und Weiden mit Saugfunktion ersparen das Bücken und eigenhändige Aufsammeln von Kot.

 

Überwachungssysteme

 

Wer seine Anlage neu- oder umplant, sollte besonderes Augenmerk auf Einbruchssicherheit legen. Die neuesten Überwachungssysteme beinhalten Kameras mit sehr hoher Qualität, die einen weiten Winkel durch einen schwenkbaren Arm abdecken und zoombar sind. So können selbst kleinste Details im Gesicht oder an der Kleidung festgehalten und erkannt werden, um eine spätere Identifizierung zu erleichtern. Über dazugehörige Apps lassen sich die Bilder jeder Zeit über das Handy abrufen. Einige Systeme verfügen zudem über einen Bewegungsmelder, der eine Bild- oder Tonbenachrichtigung an das gewählte Smartphone versendet, wenn die Linse eine Bewegung wahrnimmt. Oft lassen sich die Sichtwinkel der Kamera auch über die App steuern. Für zusätzliche Abschreckung können integrierte Lichtbewegungsmelder und eine Gegensprechanlage sorgen. 

Überwachungskameras sind aber nicht nur im Falle von unerwünschten Besuchern eine sinnvolle Anschaffung. Auch für die Überwachung tragender Stuten oder kolikanfälligen Pferde erweist sie gute Dienste. Der Besitzer geht also immer auf Nummer sicher, seinen Vierbeiner im Blick zu haben, auch wenn er nicht im Stall ist.

Für einen sicheren Transport sorgen darüber hinaus Überwachungskameras in Pferdeanhängern und -transportern.

 

Digitalisierung

 

Eine große Hilfe bei der Verwaltung der Reitanlage bieten diverse Softwares. Mit ihnen lassen sich im Handumdrehen allerlei Pläne für den Alltag im Betrieb erstellen – seien es Dienst-, Futter-, Termin- oder Hallenbesetzungspläne. In Verbindung mit den passenden Apps können auch das Personal oder die Einsteller darauf zugreifen und sind somit immer auf dem aktuellsten Stand. Zusätzlich kann der Betreiber über die Softwares einige wichtige Dokumente der Pferde und Besitzer seines Stalles sammeln und hat so alle Verträge, Rechnungen und Informationen auf einen Blick.

Mithilfe von digitalen Boxenschildern können die Informationen jedes einzelnen Pferdes auf einen Blick eingesehen werden. So gibt es neben dem Vermerk allgemeiner Informationen wie Name, Geburtsdatum, Rasse und Besitzer die Möglichkeit, Futterzusammensetzung und -menge, Allergien und Unverträglichkeiten sowie Infos zu speziellen Ausrüstungswünschen wie Hufglocken oder einer Fliegenmaske zu vermerken.

Wer es ganz komfortabel haben möchte, kann sich für Systeme entscheiden, die es ermöglichen, den ganzen Stall digital zu bedienen. Über einen großen Touchscreen können Lichter betätigt, Dachluken geöffnet oder geschlossen und auch die Halle beregnet werden.

Maschinen erleichtern den Stallalltag um einiges. Aufsitzbare Putzmaschinen säubern die Stallgasse in null komma nichts.

Artgerechte Pferdehaltung gemäß Leitlinien

- Lichte Deckenhöhe 1,5 x Wh. Empfehlung für Neubauten: 2 x Wh (bei Gruppenhaltung 2,5 x Wh).

- Luftraum 30 m3 /500 kg.

- Fressstandlänge 1,8 x Wh (einschließlich Krippe).

- Fressstandbreite = 80 cm.

- Boxenfläche für ein einzeln gehaltenes Pferd (2 x Wh)2 . 

- Boxenfläche für eine Stute mit Fohlen (2,3 x Wh)2

- Länge der Boxenschmalseite 1,75 x Wh.

- Trennwandhöhe: einfache brusthohe Trennwand: ca. 0,8 x Wh; Trennwand mit Aufsatzgitter 1,3 x Wh.

- Türhöhe bei Außenboxen und bei Schiebetüren (Laufschiene) 1,4 x Wh.

- Türbreite 1,20 m (Ponys 1,10 m).

- Bei einer hälftig zu öffnenden Boxentür, Höhe der unteren Hälfte der Tür = 0,8 x Wh.

- Stallgassenbreite bei geschlossenen Boxentüren: 2,00 m (Kleinpferde) bzw. 2,50 m (Großpferde).

- Stallgassenbreite bei hälftig zu öffnenden Boxentüren: 2,50 m (Kleinpferde) bzw. 3,00 m (Großpferde).

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