Lederpflege und Co.: Gepflegt, aber sicher

Mit der richtigen Pflege bleibt die Freude am Leder erhalten. (Fotos: Slawik)

Wir pflegen unsere Pferde, striegeln, sprühen und bürsten, was das Zeug hält. Doch sollte die Pflege auch auf die Ausrüstung ausgeweitet werden, denn nur so bleibt die Freude an Sattel, Stiefel, Trense und Co. lange erhalten. Wir zeigen, wie es geht.

 

Reitstiefel oder Stiefelschäfte gehören zur Grundausstattung eines jeden Reiters. So manch ein Reiter fühlt wie Aschenputtels böse Stiefschwester bei der Suche nach dem passenden Reitstiefel. Doch wer suchet, der findet: Die Auswahl der Modelle ist schier riesig und auch beim Design ist mittlerweile viel Spielraum für Individualität. Wer dann erst mal den Traumstiefel gefunden hat und ihn dann auch schon eingelaufen hat, gibt ihn nicht wieder her. Doch mit der richtigen Pflege bleibt der Stiefel ein langjähriger Begleiter.
 
Im Laufe eines Tages gibt der Fuß bis zu 200 Milliliter Schweiß ab. Der Schweiß sammelt sich während des Reitens im Stiefel, darum ist es wichtig, die Stiefel und Reitschuhe nach der Benutzung möglichst vollständig trocknen zu lassen. Das hochwertige Leder wird schnell brüchig, wenn es austrocknet, daher sollte das Leder vor direkter Sonneneinstrahlung oder Heizungswärme geschützt werden. Idealerweise trocknet das Leder einen halben Tag lang an einem gut belüfteten Ort bei 18 Grad. Um die Form des Stiefels zu erhalten und Knicke im Material zu vermeiden, empfiehlt es sich, Stiefelspanner zu verwenden. Die geknickten Stellen neigen ansonsten dazu, als erstes kaputt zu gehen.
 
Um das Austrocknen des Leders zu vermeiden, sollte es regelmäßig gefettet werden. Dazu sollte ein Produkt verwendet werden, das frei von Terpentin ist, da dies dem Leder schadet. Zunächst sollte der Stiefel oder Schuh mit Wasser gereinigt werden. Nachdem das Leder komplett trocken ist, sollte die Pflege aufgetragen werden und anschließend gut trocknen. Überschüsse des Pflegeprodukts können dann mit einem weichen Lappen abgetrocknet werden. Mit einem Wolltuch oder einer sehr weichen Bürste kann das Leder anschließend noch poliert werden. Schuhcreme ist in unterschiedlichen Farben erhältlich wie schwarz oder braun, diese helfen, noch mehr Farbbrillanz zu verleihen. Grobe Wurzelbüsten sollten nicht zur Reinigung eingesetzt werden, die harten Borsten können die empfindliche Oberfläche zerkratzen.
 
Um die Stiefel im Sattelschrank oder beim Transport vor Schmutz und Feuchtigkeit zu schützen, bieten sich spezielle Stiefeltaschen an. Wichtig: Sie sollten trocken verstaut werden, damit sich kein Schimmel bildet. Die Stiefeltaschen sind nicht nur sinnvoll, sondern sehen in verschiedenen Designs auch stylish aus. Einige Hersteller bieten im gleichen Stil auch kombinierte Taschen für Stiefel und Helm an.

Schweiß schadet dem Leder und sollte nach dem Reiten unbedingt entfernt werden.

Trense und Sattel


Früher war es üblich, Lederhalfter und Trensen über Nacht in einen Eimer voll Öl zu legen, um die Geschmeidigkeit des Materials zu erhalten. Heute bietet der Markt eine Vielzahl an Pflegeprodukten, die leichter zu handhaben sind. Um herauszufinden, ob der Sattel mal wieder gefettet werden muss, hilft ein einfacher Tipp: Einfach etwas Lederfett mit dem Tuch auf die Unterseite des Sattels auftragen, zieht das Fett ein, ist es mal wieder an der Zeit, den Sattel einzufetten. Generell gilt, umso mehr Schweiß mit dem Leder in Kontakt kommt, umso mehr Pflege benötigt die Ausrüstung. Zunächst sollte das Leder mittels Sattelseife und Wasser von Schweiß befreit werden. Ist das Leder vollständig getrocknet, sollte dann ein Balsam oder Fett aufgetragen werden, welches dem Material das verlorene Fett zurückgibt. Dies ist vergleichbar mit Händewaschen und anschließendem Eincremen. Doch Leder ist nicht gleich Leder: Die Sitzfläche des Sattels beispielsweise wird aus Leder gefertigt, dessen Poren geschlossen sind. Diese Sattelteile nehmen also kaum Fett auf, wohingegen andere Bereiche des Sattels wie die Unterseite offenporig sind und mehr Fett brauchen.  Bei der Pflege sollten Steigbügelriemen und Gurtstrupfen eher seltener mit Balsam oder Fett behandelt werden, denn umso mehr Fett aufgetragen wird, umso weicher wird das Leder, was wiederum dazu führt, dass sich das Material in die Länge zieht. Das Gleiche gilt für Trensen. Ebenfalls sparsam sollte die Pflege bei modernen Sattelpauschen ausfallen, diese sind oftmals mit Latex verklebt. Zieht hier das Fett ein, kann das Latex erweichen oder reißen. Wer sich unsicher ist, welche Pflege die richtige ist, sollte vorsichtshalber beim Hersteller nachfragen.

 

Den richtigen Stiefel finden

Beim Stiefelkauf sollten sowohl Optik als auch Passform entscheidend sein. Jeder Fuß und jede Wade sind anders und der Markt bieten unzählige Modelle und Hersteller. Da sollte für jeden Reiter das richtige zu finden sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann bei vielen Herstellern auch Maßstiefel in Auftrag geben. Bestenfalls begleitet einen der richtige Stiefel über mehrere Jahre. Der Schaft sollte bei neuen Stiefeln immer etwas länger sein, als sich gut anfühlt. Auch wenn der Stiefel die ersten Tage in der Kniekehle drückt, passt er. Durch die Faltenbildung des Leders im Bereich des Knöchels verkürzt sich der Schaft um einige Zentimeter. Dies ist besonders bei Stiefeln aus härterem Leder der Fall. Jedoch gibt es auch Hersteller, die sich darauf spezialisiert haben, Reitstiefel aus weichem Leder herzustellen, die das unangenehme Einlaufen mit den mit sich bringenden schmerzenden Blasen um einiges verbessern. Um die Schmerzen in den Kniekehlen an den ersten Tagen zu reduzieren, hilft ein Versenkkeil, der im Stiefel liegt und damit den Absatz erhöht oder eine Damenbinde, die in die Kniekehle unter der Reithose geklebt wird und den Stiefel abpolstert.

 

 

Reiten – Aber sicher

 

Eine neue Analyse der University of Texas in den USA hat folgendes Ergebnis gebracht: Die Häufigkeit, nach einem Reitunfall im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, ist größer als nach einem Unfall beim Fußball, Auto- oder Motorradrennen oder Skifahren. Für die Analyse wurden die Daten der US National Trauma Data Bank ausgewertet. Die Forscher sind sich einig, dass Verletzungen, die sich Menschen beim Pferdesport zuziehen, ein unterschätztes Gesundheitsproblem darstellen. In Deutschland passieren jährlich rund 40.000 Reitunfälle, die ärztlich behandelt werden müssen. Hierzulande sind es in den meisten Fällen Kopfverletzungen gefolgt von Verletzungen der Arme. Die Inzidenz tödlicher Reitunfälle in Deutschland beträgt 1 auf 10.000 pro Jahr. Bei den Frauen ist damit Reiten an erster Stelle der Todesfallstatistiken im Sport. Die meisten dieser Todesfälle passieren nicht bei professionellen Reitern, sondern im Freizeitbereich. Im vergangenen Jahr wurde eine Reform für mehr Sicherheit im Reitsport beschlossen. Das Reiten mit Helm auf dem Turnier ist Pflicht. In allen Dressuren bis zur schweren Klasse wird dies durchgesetzt. Doch leider sieht es im Training zu Hause meist anders auf. Hier wird munter ohne Helm geritten.

Die Ausreden sind vielfältig: Ein Reithelm ist unbequem, die Frisur wird zerstört und das Pferd ist ja sowieso brav. Heute bei dem leichten Training wird schon nichts passieren. Um mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen, startete die Deutsche Reiterliche Vereinigung in Kooperation mit UVEX bereits vor Jahren die Initiative #Helmhelden.

Sicherheitswesten schützen den Reiter bei Stürzen, doch der richtige Sitz sollte beachtet werden.

 

Helmsicherheit im Fokus

 

Der Reithelm soll den Kopf des Reiters bei Stürzen schützen. Um diesen Zweck zu erfüllen, haben sich die Modelle in den letzten 40 Jahren revolutioniert. Waren in den 80er-Jahren noch klassische Kappen, samtbezogen, ohne Kinnriemen und mit der Stabilität einer Salatschale der Stand der Dinge, bieten heutige Helme deutlich mehr Sicherheit. Seit 2016 gilt bei allen neuen Helmen die Norm VG1. Diese besagt, dass der Helm mit einer vier bis fünf Millimeter dicken Kunststoffschicht aufgeschäumt werden muss. Je nachdem, ob dies nach außen oder innen umgesetzt wird, wirken die Helme entweder wuchtiger oder werden eben innen enger, sodass man wahrscheinlich zu einer Nummer größer greifen muss. Ein weiteres Zeichen für sichere Helme ist das „CE“ Zeichen. Nur Produkte mit dieser Kennzeichnung dürfen in Europa verkauft werden und werden als ausreichend schützend eingestuft. Bei Importen aus dem Ausland kann das CE-Zeichen gefälscht sein.
 
Ein Reithelm begleitet seinen Reiter oft über mehrere Jahre, doch trotz aller Sicherheitsstandards sollten einige Punkte bedacht werden. Bestimmte Faktoren beeinflussen die Leistungsfähigkeit und damit seine Schutzfunktion. Nach einem Sturz oder einem Schlag gegen den Kopf muss der Helm ausgetauscht werden. Dies wird häufig ignoriert, doch viele Helme sind so ausgelegt, dass die beim Sturz oder Schlag wirkenden Kräfte durch die teilweise Zerstörung der Helmschale oder der Schutzpolsterung gedämpft werden. Diese Beschädigungen sind äußerlich nicht sichtbar. Darum sollte der Helm nach jedem Sturz ausgetauscht werden, nur so kann die Sicherheit weiterhin gewährleistet werden.
 
Auch das Alter des Helms spielt eine Rolle. Die verschiedenen Bauteile unterliegen einer gewissen Alterung – abhängig von Behandlung, Wartung und Abnutzungsgrad, wobei letzterer von der Intensität der Nutzung abhängig ist. Ein unbenutzter neuer Helm hält maximal acht Jahre nach dem am Helm gekennzeichneten Produktionsdatum. Diese acht Jahre sollten nicht überschritten werden, auch wenn sich der Helm optisch in einem guten Zustand befindet. Empfohlen wird – je nach Häufigkeit der Nutzung –, den Helm alle drei bis fünf Jahre auszutauschen. Das Herstellungsdatum findet man entweder als Datumsuhr oder als Sticker im Inneren des Helmes. Im Zentrum der Datumsuhr ist das Herstellungsjahr zu finden.
 
Um den Schutz des Helms möglichst lange zu erhalten, sollte auch die Lagerung bedacht werden. Wichtig ist es, den Helm kühl, trocken und vor Sonneneinstrahlung geschützt zu lagern. Zudem ist Kontakt mit Chemikalien zu vermeiden, außerdem sollte der Helm keinen mechanischen Quetsch-, Druck- oder Zugbelastungen ausgesetzt werden. Auch Herumschleudern im Kofferraum oder der Sturz aus dem Sattelschrank können zu Schäden am Helm führen. Generell sollte er in regelmäßigen Abständen auf sichtbare Mängel untersucht werden.

 

Mehr Sicherheit

 

Neben Kopfverletzungen gehören auch immer wieder Rumpf und Rücken zu den Körperteilen, die bei Reitunfällen Schaden davontragen. Um sich vor Verletzungen zu schützen, bieten Sicherheitswesten, Rückenprotektoren und Airbag-Westen Schutz. Im Gegensatz zum Rückenprotektor bietet die Sicherheitsweste Rundumschutz, also sind auch Brust und Rippen geschützt. Eine Sicherheitsweste schützt den Brustkorb, Rippen, Schlüsselbein, Lunge, Herz und zum Teil Leber und Milz. Bei der Wahl der richtigen Weste sollte immer auf das Level geachtet werden. Die Wirkweise von Sicherheitsweste, Rückenprotektor und Airbagweste sind gleich, die Energie, die durch den Aufprall auf den Körper wirkt, wird von der Polsterung der Weste absorbiert und somit deutlich verringert an den Körper weitergeleitet. Sicherheitswesten sind schon lange nicht mehr nur im Vielseitigkeitssport beheimatet, bei CHIO in Aachen gingen mehrere Profis im Parcours mit Airbagwesten über dem Sakko an den Start.
 
In Deutschland zulässige Produkte entsprechen der europäischen Norm EN13158. Die Level I bis III geben Aufschluss darüber, welchen grundsätzlichen Schutz die Weste bietet. Level I Westen sind sehr dünne Reitwesten, die häufig von Jockeys unter ihrem Trikot getragen werden. Level II Westen sind etwas dicker und bieten dem Träger mittelmäßigen Schutz. Level III Weste bieten den bestmöglichen Schutz der klassischen Sicherheitswesten.
 
Eine immer häufiger anzutreffenden Alternative zur klassischen Sicherheitsweste ist die Airbag-Weste. Diese wird mittlerweile von verschiedenen Herstellern angeboten. Das Prinzip ist jedoch immer gleich: Der Reiter trägt eine dünne Weste, die über einen Clipverschluss oder Karabiner mit dem Sattel verbunden wird. Im Fall des Sturzes wird diese Verbindung durchtrennt und der Airbag entfaltet sich innerhalb von 80 bis 100 Millisekunden. Die Airbagweste bietet Schutz für Rücken-, Nacken- und Brustbereich. Die ersten Airbagwesten kamen bereits 1999 auf den Markt und erfreuen sich steigender Beliebtheit, trotzdem sind die Westen im Reitsport offiziell nicht zulässig, zumindest nicht, wenn das Tragen einer Weste vorgeschrieben ist. In der Vielseitigkeit wird auf dem Turnier das Tragen einer Level-III-Schutzweste vorgeschrieben. Einige Reiter tragen zusätzlich zur Sicherheitsweste eine Airbagweste.
 
Wichtig bei der Wahl der richtigen Weste ist die Größe, denn ist die Weste zu kurz, wird die Wirbelsäule nicht vollständig geschützt; ist die Weste zu lang, stört diese den Reitersitz.

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