Kleine Bisse, große Wirkung

Insektenstiche lösen auch bei Pferden einen starken Juckreiz aus. Pferde, die sich übermäßig scheuern, sollten schnellstens vor den Blutsaugern geschützt und die Einstichstellen behandelt werden. (Foto: Slawik)

Kaum steigen die Temperaturen, geht es wieder los: das Krabbeln, Summen und leider auch das Stechen und Beißen. Ein Sommerausritt oder Weidegang kann ganz schnell ein anstrengender und nerviger Trip werden. Doch welche Plagegeister sind das eigentlich genau, die uns und vor allem unsere Pferde in den Wahnsinn treiben? Wir haben einen kurzen Überblick über die tückischen Insekten erstellt.

Bremsen werden besonders durch den Schweiß von Pferden angelockt. Bevor das Pferd nach der Bewegung auf die Weide oder den Paddock gestellt wird, sollte es vollständig vom Schweiß befreit sein. (Foto: Equipics)

Die Bremse (Viehfliege)

Wenn der Reiter an Plagegeister im Stall denkt, kommt ihm wohl als erstes die fiese Bremse in den Sinn. Ihre Bisse sind schmerzhaft und der Juckreiz im Anschluss nur schwer auszuhalten. Auch den Pferden sind die zwei bis drei Zentimeter großen grauen Insekten zwischen den Monaten April und August eine wahre Plage. Ein ruhiger Ausritt ohne ausreichend Schutz ist nahezu undenkbar. Besonders an schwülen, heißen Tagen treiben Bremsen vom späten Vormittag bis in die Abendstunden am liebsten auf Weiden oder in Feuchtgebieten ihr Unwesen. Ihr Biss schafft es sogar durch dünne Kleidung zu dringen. Im Falle eines solchen Bisses bei Pferd oder Reiter empfehlen sich Juckreiz lindernde und abschwellende Salben, sowie eine ausreichende Kühlung.

Kriebelmücke, Gnitze und Stechmücke

Deutlich kleiner als die Bremse ist die Kriebelmücke. Vor allem in Fluss- und Bachnähe setzen sie sich bevorzugt an die Ohrmuscheln oder die Bauchnaht der Pferde, um dort Blut zu saugen. Das kleine Insekt taucht vor allem in Süddeutschland von Mai bis September auf und verursacht neben einem starken Juckreiz auch oft eine größere Schwellung. Einige Pferde reagieren auf den Stich der Kriebelmücke mit einer allergischen Reaktion, wie dem Sommerekzem, bei dem sich kleine Pusteln an den Einstichstellen bilden und das Pferd einen erhöhten Drang zum Scheuern aufweist. Oft verlieren betroffene Tiere an diesen Stellen nach kurzer Zeit Haare und eitrige Wunden entstehen. In den schlimmsten Fällen kann ein Pferd sogar einen toxischen Schock, Kreislaufschäden, Schäden am Herzen oder der Atmung erleiden.

Nach dem Bewegen des Pferdes ist der Schweiß mit Wasser zu entfernen, um ein Anlocken von Bremsen und anderen Insekten zu vermeiden. (Foto: Equipics)

Artengleich der Kriebelmücke verursacht auch die Gnitze das Sommerekzem. Sie hält sich am liebsten an windgeschützten Feuchtgebieten in dem Zeitraum von Mai bis Oktober auf. Die nur Millimeter großen Insekten stechen am liebsten in den Mähnenkamm oder die Schweifrübe und verursachen die gleichen Symptome, wie die Kriebelmücke. Bei ihrer Auswahl eines Wirtes achten Gnitzen gerne auch auf die Optik: Große und dunkle Weidetiere sind am häufigsten befallen. Sie fliegen vermehrt in der Morgen- und Abenddämmerung.
 Ein weiteres artengleiches Insekt zu der Kriebelmücke ist die Stechmücke. Bevorzugt in der Dämmerung hält sie sich an warmen, feuchten Orten auf und verursacht dieselben Symptome, wie Kriebelmücke und Gnitze.

Hirschlausfliege (oder Hirschlauskäfer)

Normalerweise ist die Hirschlausfliege in Wäldern aufzufinden, in denen sie Jagd auf Rehe oder andere Waldbewohner macht. Dank des milden Winters ist mit einem vermehrten Aufkommen in weitaus größeren Gebieten zu rechnen. Optisch ist sie auf den ersten Blick nur schwer von einer normalen Stubenfliege zu unterscheiden. Ihr Körper ist jedoch flacher und rotbraun. Ist ein Opfer gefunden, setzen sie sich ab und verlieren in kürzester Zeit ihre Flügel. Ihre Bewegung auf der Haut ähnelt der einer Zecke. Bei Pferden ist der Lieblingsort der Hirschlausfliege die Mähne oder der Bereich um den After. Sie beißen sich schließlich fest und saugen Blut. Der Biss ist schmerzhaft und löst bei Pferden oft nervöses bis panisches Verhalten aus. Die Folgen können Hautausschläge bis hin zu Ödemen oder Eiterstellen sein. Entdeckt ein Besitzer auf seinem Pferd oder sich selbst eine Hirschlausfliege ist die Dusche am effektivsten. Das Wasser spült die lästigen Insekten einfach herunter. Manchmal können sie auch mit den bloßen Fingern erwischt werden. Ist die Hirschlausfliege aber doch einmal schneller oder bleibt unentdeckt, ist die Bissstelle gut zu kühlen.

Zecken

Die Zecke zählt nach wie vor zu den gefährlichsten Insekten Deutschlands. Sie wartet in den Gebüschen, in den Gräsern oder auf Blättern auf ihren zukünftigen Wirt und lässt sich im richtigen Moment fallen. Manche Zeckenarten begeben sich auch aktiv auf die Jagd und können springen. Auf ihrem Wirt angekommen, suchen sie sich eine passende Einstichstelle, denn sie sind wählerisch. Die Stelle muss bestenfalls warm, feucht und gut durchblutet sein. Außerdem bevorzugen die nur ein paar Millimeter großen Insekten dünne Haut. Während des Saugvorganges schieben sie ihren gesamten Kopf in die Haut. Der Einstich verursacht lediglich einen leichten Juckreiz ohne Schmerzen und bleibt deshalb oft unbemerkt. Zwischen Mai und Oktober ist es wichtig, sich selbst aber auch das eigene Pferd regelmäßig nach Zecken abzusuchen und im Falle eines Fundes schnell zu entfernen. Die kleinen Spinnentiere können gefährliche Krankheiten wie zum Beispiel Borreliose übertragen. Zeigt das Pferd Wochen nach dem Stich Symptome, wie zum Beispiel kolikartige Erscheinungen oder Hautveränderungen, sollte es sofort tierärztlich untersucht werden. Es ist ratsam, den Fundtag einer bereits blutsaugenden Zecke zu notieren, um dem Tierarzt gegebenenfalls die Information weitergeben zu können. Auch für den Menschen stellt das Insekt eine Gefahr dar. Hautreizungen sind auf der Haut jedoch deutlich leichter zu erkennen, als durch das dichte Fell des Pferdes.

 

Symptome bei Borreliose

  • Unspezifische, wechselnde, rezidivierende Lahmheiten

  • Muskelverspannungen

  • Diverse Hautveränderungen

  • Diverse Augenerkrankungen

  • Abmagerung

  • Kolikartige Erscheinungen und Koliken

  • Infektanfälligkeit

  • Erhöhte Allergiebereitschaft

  • Headshaking

  • Huflederhautentzündungen bzw. Hufrehe

  • Verhaltensänderungen wie z.B. Lethargie, Aggressivität, Überreaktionen

  • Diverse Organerkrankungen

     

Eichenprozessionsspinner

Für viele Menschen im ersten Moment einfach nur eine Raupe, die sich irgendwann zu einem Schmetterling weiterentwickelt. Wie gefährlich der Eichenprozessionsspinner ist, wissen viele gar nicht. Erkennen lassen sich diese Insekten an ihrer Art, sich fortzubewegen: in einer Prozession. Das bedeutet: sie sind immer mit mehreren Artgenossen unterwegs und bilden gemeinsam eine Art Kette. Für Fressfeinde soll diese Formation wie eine Schlange aussehen und die Raupen vor Angriffen schützen. Ihr Körper ist übersäht mit Brennhaaren, die das Gift Thaumetopein enthalten. Bei Berührung entstehen Verätzungen auf der Haut. Auch bereits abgestorbene und abgefallene Haare sind noch einen längeren Zeitraum giftig. Wird ein Brennhaar des Eichenprozessionsspinners beim Grasen auf der Wiese von einem Pferd mitaufgenommen, kommt das Gift mit den Schleimhäuten in Berührung und ruft starke Entzündungsreaktionen hervor. Die Augen des Pferdes erröten und die Atemwege schwellen an. In den schlimmen Fällen kommt es zu einer Atemnot. Besteht auch nur ein kleiner Verdacht, dass das Pferd Brennhaare aufgenommen hat, muss sofort der Tierarzt informiert werden. Außerdem sollte es gründlich abgeduscht und vorsichtig abgebürstet werden. Dabei sind stets Handschuhe zu tragen. Von Eichenprozessionsspinnern befallene Weiden sollten umgehend für Pferde gesperrt werden. Oft reicht bereits ein betroffener Baum, um die Haare auf einer größeren Fläche über den Wind zu verteilen. 

Mit ihren groben Mundwerkzeugen reißen Bremsen eine offene Wunde in die Haut, um dann bis zu 0,2 Milliliter Blut zu saugen. (Foto: Pixabay)

Reiter sollten ihre Pferde und sich täglich nach Zecken absuchen un diese sofort entfernen. Sie können Überträger von einigen schweren Krankheiten sein. (Foto: Pixabay)

Eichenprozessionsspinner durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien. Im dritten Stadium entwickeln sie ihre Brennhaare und sind dann besonders gefährlich für Mensch und Tier. (Foto: Falko Seyffarth/Wikimedia)

Kriebelmücken, Gnitzen und Stechmücken sind bei Pferden Auslöser des Sommerkzems. Es gilt allergische Tiere mit Hilfe von Ekzemerdecken vor den Insekten zu schützen. (Foto: Pixabay)

Halt, Stopp, Insekt! – Was wir gegen die Plagegeister tun können

Zum Glück gibt es mittlerweile einige Möglichkeiten, die gemeinen Insekten auf Abstand zu halten. Verschiedene Abwehrmittel von außen und von innen sowie spezielle Decken verschaffen unseren Vierbeinern Ruhe auf der Weide, dem Paddock oder unter dem Sattel. Auch für den Reiter können die folgenden Tipps eine erfolgreiche Maßnahme sein, um auf dicke Klamotten zu verzichten und ohne Stiche den Stall verlassen zu können.

Abwehrmittel zum Sprühen oder Schmieren

Das typische Fliegenspray hält nicht nur die im Namen vorkommenden Fliegen ab, sondern auch alle anderen stechenden oder beißenden Insekten. Sie überdecken den Eigengeruch des Pferdes, der besonders Bremsen anlockt, und wehren Fliegen, Mücken und Co. noch vor dem Absetzen auf der Haut ab. Am effektivsten sind jene Sprays und Gele, wenn das Pferd zuvor von Schweiß befreit wurde und das Fell trocken ist. Auch beim Reiten stellen Mittel zum Sprühen und Schmieren eine gute Abwehr da. Wichtig ist, nur die Stellen zu besprühen oder-schmieren, die frei vom Zaumzeug sind. Wird das Pferd nass, sollte vorsichtshalber noch einmal nachgearbeitet werden, um weiterhin vollen Schutz zu erhalten.

Wichtig:
 Die Abwehrmittel sollten niemals mit den Schleimhäuten in Kontakt kommen. Im Bereich der Nüstern und der Augen ist Vorsicht geboten.

Eine Ekzemerdecke umhüllt alle wichtigen Stellen eines Pferdes, um es vor allem vor den Bissen der Insekten zu schützen, die das Sommerekzem auslösen können. (Foto: Krämer)

Eine Fliegendecke schützt das Pferd vor den Plagegeistern. Diese können nicht mehr auf dem Fell landen oder werden sofort aufgrund der Maschen verscheucht. (Foto: Equine-Microtec)

Fliegen- und Ekzemerdecken

Einen vollständigen Schutz vor Insekten bieten auch Fliegen- und Ekzemerdecken. Sie umhüllen das Pferd mit einer Art Netz und geben den kleinen Tierchen keine Chance, auf der Haut zu landen oder gar zu stechen oder zu beißen. Der Unterschied der beiden Deckenarten ist zum einen die Größe der Maschen, die bei der Ekzemerdecke deutlich kleiner sind, und zum anderen die Art der Eindeckung. Eine Ekzemerdecke ist wie der Name bereits verrät, für Pferde mit einem Sommerekzem gedacht. Sie deckt alle wichtigen Stellen des Pferdes vollständig ab, damit auch die kleinen Gnitzen keine Chance haben, das Pferd zu stechen. Auch spezielle Ausreitdecken sind seit langem auf dem Markt, um Reiter und Pferd einen ruhigen Ausritt zu verschaffen. Sie lassen sich ganz einfach um den Sattel herum legen und ermöglichen besonders viel Bewegungsfreiheit.

Wichtig:
 Bei Decken, die das Pferd den Großteil des Tages trägt, ist die richtige Größe und Passform besonders wichtig, damit keine Scheuerstellen entstehen und die eh schon gereizte Haut noch mehr leiden muss.

 

Neue Materialien für Ekzemerdecken

Da eine Ekzemerdecke hauptsächlich in den warmen Monaten aufgelegt werden muss, ist ein atmungsaktives und Nässe absorbierendes Material unabdingbar. Viele Hersteller verwenden bereits spezielle Materialien, die einen Hitzestau verhindern und dennoch reißfest sind und vollständig vor Insekten schützen. Außerdem sind die Materialien leicht und mit einem Scheuerschutz an Brust und Widerrist versehen, um das Tragegefühl so angenehm wie möglich zu machen.

 

Abwehr von innen

Zecken sind die tückischsten Plagegeister. Sie suchen sich gezielt freie Stellen, um an die Haut ihres außerwählten Wirtes zu kommen. Oft verbringen sie Stunden damit, auf einem Körper herumzukrabbeln, bevor sie ein Schlupfloch und schließlich eine passende Stelle gefunden haben. Selbstversuche zeigen, dass Schwarzkümmel als Öl, Pellets oder Pulver eine Abwehr von innen gegen die kleinen Insekten bilden. In Experimenten mit Blut und Schweiß vermischt mit Schwarzkümmel haben die Zecken eine Abneigung gegen das natürliche Mittel gezeigt. Ob für den Hund, das Pferd oder den Menschen: Menge anpassen und Schwarzkümmel einfach zusätzlich in die Nahrung geben. Außerdem kann das Öl beim Menschen auch auf die Haut aufgetragen werden.
 
Wichtig: Für Katzen ist die Anwendung von Schwarzkümmel nicht geeignet! Aufgrund eines fehlendes Enzyms, das für den Abbau von in ätherischen Ölen vorkommenden speziellen sekundären Pflanzenstoffen, können Vergiftungen und Leberschäden die Folge sein.

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