Sättel, Reithalfter, Trensen, Gamaschen – „Kleidung“ fürs Pferd

Fotos: Equipics

Ohne Sattel und Trense steigen die wenigsten aufs Pferd. Die Auswahl ist riesig und einen Überblick zu finden, was geeignet ist, oft schwer. Gute Beratung ist auf jeden Fall angebracht, außerdem sollte man nicht gleich das günstigste Produkt kaufen. Gute Qualität hat ihren Preis, das ist wie so oft im Leben auch im Reitsport so. Sehr empfehlenswert ist die korrekte Pflege nach dem Kauf, denn sie macht die Produkte deutlich langlebiger.

Langlebigkeit bedeutet nicht nur eine Entlastung für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt. Ein gut gepflegter Sattel kann viele Jahre, wenn nicht gar über mehr als ein Jahrzehnt, im Einsatz sein.

Bevor mit Sattelseife Hand angelegt wird, sollten der Sattel bzw. die anderen Lederteile mit einem sauberen Tuch kurz abgewischt werden. Auf gar keinen Fall vergessen sollte man bei der Reinigung die Steigbügel. Sie haben es meist am Allernötigsten. Darin kann sich leicht Schmutz verfangen, wenn man beispielsweise mit der schmutzigen Stiefelsohle allerlei Matsch vom Reitplatz oder den Bodenbelag der Halle verteilt.

Sattelseife darf täglich zum Einsatz kommen.

Gute Pflege, langes Leben

Sinnvoll kann es sein, täglich – aber mindestens ein bis zwei Mal pro Woche – nach dem Ritt kurz mit Sattelseife zu reinigen. Das ist kein Muss, erleichtert aber vieles. Es gibt zahlreiche einfache und günstige Produkte, die eine verblüffend gute Wirkung haben. Sie funktioniert auch für alle anderen Lederteile an Pferd und Reiter. Mit einem weichen Tuch nachpoliert, sieht alles direkt nach dem Ritt innerhalb von Minuten und ohne großen Aufwand wie neu.

Nach dem Trocknen geht es für das Lederzeug ans Einfetten. Durch das Fett wird das Leder geschmeidig und undurchlässig für Wasser. Beim Einfetten gilt aber, dass man es nicht zu häufig tun sollte. Bei Fett und Öl immer in Maßen vorgehen und auch nur alle vier bis sechs Wochen auftragen. Ein Thema für sich sind die Sattelstrupfen, die meist aus chromgegerbtem Leder gefertigt werden. Bei ihnen sind Fett und Öl tabu, denn sie können dadurch weich werden und reißen.

Die besondere Schwierigkeit bei der Reinigung des Sattelgurtes liegt darin, dass fast immer Falten vorhanden sind und der Gurt ja nie aus einem „Guss“ ist. Das Leder leidet durch festsitzenden Dreck und damit auch der Bauch des Pferdes. Denn Scheuerstellen, die im schlimmsten Fall sich auch infizieren oder von Pilzen befallen werden, sind leider immer wieder zu finden. Mit einem sauberen Reinigungstuch sollte der Schweiß nach jedem Ritt beseitigt werden. Hat er sich hartnäckig in den Ritzen festgesetzt, hilft ein leicht angefeuchteter Schwamm plus Sattelseife. Oft vergessen werden die Steigbügelriemen, die einfach mit einem trockenen Tuch sowie ab und zu mit Sattelseife gereinigt werden können.

Beim Zaumzeug liegt die Crux in den vielen verschiedenen Lederkleinteilen. Direkt nach dem Ritt kann man die Teile mit einem leicht feuchten Lappen oder mit speziellen Lederreinigungstüchern, die man beispielsweise in Drogerien kaufen kann, säubern. Danach sollte mit einem trockenen Tuch noch einmal nachpoliert werden. Noch schneller wirken Trensensprays, die durchaus zu empfehlen sind. Sie werden einfach aufgesprüht und nach kurzem Einwirken kann noch einmal nachpoliert werden.

Mit Sattelseife sollte das Zaumzeug alle ein bis zwei Wochen sauber gemacht werden. Mindestens einmal im Monat sollte man es auseinanderbauen und jedes Teil einzeln reinigen und mit wenig Fett bzw. Öl pflegen. Ausnahme sind die Zügel: Hierhin sollte nach Möglichkeit überhaupt kein Fett gelangen, da sie sonst glitschig werden und die zu Gefahren beim Reiten führt.

Der Sattel – angepasst ist besser

Wer sich nicht sicher ist, ob sein Sattel zum Pferd passt, sollte folgende Anzeichen für schlechtsitzende Sättel beachten.

-        Muskelschmerzen beim Pferd unter dem Sattel oder nach dem Absatteln. Das Pferd zeigt dies dadurch, dass es teilweise beim Putzen oder Satteln reagiert. Auch sind Schweifschlagen, Festhalten oder schwieriges Lösen Anzeichen von Schmerzen und Verspannungen.

-        Trockene Stellen unter dem Sattel, die von Schweiß umkreist sind

-        Schwellungen unter dem Sattel nach dem Training

-        Langfristig können sich deutliche Druckstellen entwickeln

-        Druck kann die Haar-Follikel zerstören, was wiederum weiße Haare nach sich zieht. Besonders auffällig wird dies beim Fellwechsel.

-        Da das Fell an manchen Stellen abgescheuert werden kann, erscheint dort die blanke Haut

Hilfreich, aber auch entsprechend teuer sind maßgefertigte und angepasste Sättel. Möglichkeiten für Anpassungsmaßnahmen gibt es mittlerweile viele.

Zum einen nutzt man ein Sensor-Pad mit mehreren hundert Sensoren, welche ihre Daten direkt an ein Laptop übertragen. Das Sensor-Pad ist sehr dünn und wird unter den Sattel gelegt. Kabellos überträgt es seine Daten an den Computer. Das Pferd wird mit dem Pad normal geritten und auch in den unterschiedlichsten Lektionen oder bei Sprüngen gezeigt. Alles, was unter dem Sattel vor sich geht, übermitteln die Sensoren. So wird die Belastung angezeigt, welche der Druck aktuell auf den Pferderücken auswirkt.

Auch mit Hilfe eines Lasers kann der Pferderücken vermessen werden. Hier wird ein Messfeld über Klebepunkte am Rücken erzeugt. Der Laser vermisst über einen Scanvorgang den kompletten Rückenverlauf. So kann die Rückenform des Pferdes exakt widergegeben werden. Die jeweilige Passform des Sattels kann nun über diese Schablone gelegt werden. Allerdings sollte nicht darauf verzichtet werden, den Sattel auf dem Pferderücken zu testen.

Bekannt und althergebracht sind mechanische Messgitter, die bereits etliche Jahre länger im Einsatz sind. Sie bestehen aus einem Rastergelenk, welches auf den Rücken direkt am Schulterblatt aufgelegt wird. Die Daten, welche die Raster über eine Software liefern, können ausgelesen werden und ein dreidimensionales Modell des Pferderückens erzeugen.

Orthopädie-Expertin Dr. Sue Dyson, die in Großbritannien zahlreiche Profi- und Freizeitreiter unterstützt, rät: „ Die korrekte Anpassung eines neuen Sattels wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Doch es lohnt sich für alle Seiten. Jeder Reiter sollte sich selbst auch Ahnung über die Sattelanpassung antrainieren, da er gegebenenfalls einschreiten kann, wenn etwas daneben geht. So kann er auch dauerhaft sichern, dass er Taktunreinheiten beim Pferd in Verbindung bringen kann mit einem möglichen Sattelproblem. Ob der Sattel noch gut passt, sollte jeder regelmäßig begutachten – sich selbst und vor allem seinem Pferd zuliebe.“


Wer seinem Pferd einen Dressur- oder Springsattel anpassen lässt, muss besonders darauf achten, dass das Pferd auch bei der jeweiligen Sportart ausgiebig unter dem neuen Sattel getestet wird. „Bei Spring- und Eventing-Pferden bedeutet dies etwa, dass das Pferd über lange Distanzen galoppiert wird, dass es Sprünge geht, man es Hügel hinauf und herunter reitet. Beim Anpassen eines Dressursattels müssen die unterschiedlichen Lektionen auf dem jeweiligen Niveau ausprobiert werden“, so Dr. Sue Dyson. Besonders bei Springpferden müsse einkalkuliert werden, dass bei der Landung das Drei- bis Vierfache des Pferdegewichts auf das Tier wirkt. Sensoren, die am Sattel angebracht werden, können bei der Anpassung zeigen, wenn schädlicher Druck fürs Pferd entsteht.

Auf jeden Fall, betont die Expertin, sollte der Reiter bei „Sätteln von der Stange“ jedoch Probereiten und kann ebenfalls mit einer Anpassung testen, welcher Sattel am besten auf das Anpassungsresultat passt. Eine Auswertung mit den Anpassungssystemen kostet ca. zwischen 150 und 200 Euro, je nach Wahl des Systems.

Gebisse und ihre Wirkung

„Scharf ist nur die Reiterhand“ betonen Experten immer wieder. Oft werden auch Fehler bei der Nutzung gemacht. Das Gebiss liegt korrekt im Zwischenraum zwischen den vorderen Backenzähnen und den Hakenzähnen (bei männlichen Tieren, selten bei Stuten) bzw. dem dritten Schneidezahn. Außerdem sollte es am Maulwinkel anliegen, jedoch diese auf keinen Fall einklemmen.

Fehlerhaft ist häufig die Verschnallung des Gebisses. Beispielsweise kommt es vor, dass die Lefzen an die scharfkantigen Backenzähne stoßen. Dann werden Annehmen und Abkauen schwierig. Das Gebiss kann bei zu tiefer Lage an die Hakenzähne schlagen und dadurch dem Pferd Schmerzen verursachen. Zudem legt das Pferd bei dieser Problematik gerne einmal die Zunge über das Gebiss.

Ist das Gebiss zu groß und rutscht aus dem Maul heraus, kann es bei stetigem Hin- und Her-Rutschen übermäßigen Druck auf die Laden ausüben und auch das Mittelstück stark gegen den Gaumen drücken.

Das Gebiss sollte immer so hoch verschnallt sein, dass die Backenstücke in keiner Situation lose schlackern. Denn nur mit einem passenden Gebiss lässt sich das Pferd auch gut reiten, da es sonst mit Schmerzen oder schlechtem Gefühl im Maul umgehen muss.

Einfach und doppelt gebrochene Wassertrense

Sicherlich am weitesten verbreitet ist die einfach und doppelt gebrochene Wassertrense. Erstere besteht aus zwei Metallteilen, die mittig mit einem Gelenk verbunden sind. Die doppelt gebrochene Wassertrense wird mittig durch ein weiteres Metallteil verbunden.

Trügerisch erscheinen Wassertrensen meist als jene Gebisse, die bereits Anfänger ohne Probleme nutzen können. Doch Vorsicht ist geboten, da sich sonst der „Nussknackereffekt“ (Unterkiefer wird durch die Schenkel eingeklemmt bzw. das Gelenk drückt teils gegen den Gaumen) eintritt. Die Gefahr entsteht vor allem bei einfach gebrochenen Trensengebissen. Doppelt gebrochene Trensen haben eine  geringere Hebelwirkung und stellen sich im Maul nicht auf, wodurch Druck auf den Gaumen verhindert wird. Bei doppelt gebrochenen Trensen wird der Druck im Maul deutlich besser verteilt, weshalb sie eher Mittel der Wahl sein sollten als einfach gebrochene Wassertrensen.

Eine vorteilhafte Trense mit ähnlicher Bauweise ist die Billy-Allen-Trense. Auch diese ist einfach gebrochen, jedoch wurde das Gelenk in eine Art Hülse gelegt. So kann das Mundstück nicht derart stark abgeknickt werden und der Nussknackereffekt bleibt aus. Vor allem bei jungen Pferden ist diese Trense empfehlenswert, da sie sehr ruhig im Maul liegt. Außerdem ist sie für Reitschüler eine empfehlenswerte Alternative.

Olivenkopftrense

Der Wassertrense recht ähnlich ist die Olivenkopftrense, allerdings hat sie keine gleitenden, sondern feste Gebissringe. Die Lefzen des Pferdes laufen so in geringerem Maße Gefahr, eingeklemmt oder wundgescheuert zu werden. Zu achten ist bei der Anpassung darauf, dass das Pferd das Maul jederzeit entspannt schließen kann. Reitschüler können mit dem Gebiss meist recht gut umgehen.

Ungebrochenes Stangengebiss

Dieses Gebiss schenkt der Zunge im Maul mehr Freiheit, allerdings wird im Gegenzug mehr Druck auf die Laden ausgewirkt. Der Nussknackereffekt bleibt aus, die Trense liegt ruhig im Maul. Aber auch hier gibt es Nachteile, da der einseitige Impuls am Zügel teilweise falsch vom Pferd verstanden wird. Dabei wird Druck auf den Unterkiefer ausgewirkt, die gegenüberliegende Seite drückt gegen den Oberkiefer, was Pferde irritieren kann. Stangengebisse eignen sich jedoch gut für Könner mit feiner Hand. Vor allem in einhändigen Westernsport sind sie außerdem im Gebrauch und werden dort sehr sinnvoll eingesetzt.

Schenkeltrense

Ebenfalls bekannt ist die Schenkel- oder Knebeltrense. Diese ist ähnlich einer Wassertrense konstruiert, verfügt jedoch über lange Anzüge. Diese verhindern das Durchziehen im Pferdemaul. In der Hunterklasse, bei Geländeritten oder auch im Fahrsport ist diese Trense häufig anzutreffen. Sie kann auch Pferde wirksam unterstützen, die Probleme bei Wendungen haben. Allerdings gehört sie nicht in Anfängerhände, da recht starke Einwirkung auf die dem Zügelanzug gegenüberliegende Seite ausgeübt wird.

Eine vegane Alternative: Trensen und Kappzäume aus Biothane.

Vegane Reiterei? – Alternativen zu Leder

Veganismus wird für immer mehr Menschen zu einer Lebenseinstellung. Mittlerweile gibt es für Reiter durchaus praktikable und sehenswerte Alternativen zum Ledersattel, Zaumzeug und sonstiger Ausrüstung.

Eine interessante Alternative zu Leder ist Biothane, das vielseitige Material einer amerikanischen Firma, welches aus einem Polyestergewebe mit einer Ummantelung aus verschiedenen Kunststoff-Arten besteht. Das hochwertige "Band" im Kern gewährleistet die Reißfestigkeit des Materials. Vorteil: Zum einen wird kein tierisches Leder verwendet, zum anderen wird das Material nicht von Schimmel befallen und ist sehr pflegeleicht, da es wasserfest ist und man darum keine Fehler bei der Reinigung mit Wasser machen kann. Das klingt alles zwar sehr vielversprechend, aber einige Nachteile sollten nicht außer Acht gelassen werden. Denn es handelt es sich dabei um einen Kunststoff, den es ja eigentlich im Sinne der Nachhaltigkeit zu vermeiden gilt. Außerdem ist das Material recht steif und passt sich nicht wie Leder an. Teils kann das bei empfindlichen Pferden zu Scheuerstellen führen. Vorteile hat Biothane allerdings gegenüber vielen minderwertigeren Kunststoffen, die deutlich schneller brechen können.

Kleine Gamaschen-Kunde

Hartschalen-Gamaschen

besonders genutzt von Spring- und Vielseitigkeitsreitern, meist Halbschalen aus Plastik, teils unterlegt mit Lammfell oder Neopren

Carbon-Schalen-Gamaschen

schützen besonders gut und werden oft von Profis genutzt, haben oft schockabsorbierende Geleinlagen und umschließen das Bein und den Fesselkopf

Neopren-Gamaschen

für den täglichen Gebrach empfehlenswert, sind elastisch und geben gleichzeitig Halt, gibt es auch mit Plastikverstärkung, im Sommer bei Nutzung über längere Zeit ungeeignet, da Gefahr durch Überhitzung

Flextrainer/Allround-Gamaschen

flexibler als Hartschalen, meist aus Kunstleder oder Polypropylen, auf der Innenseite Lamm- oder Kunstfell

Dressurgamaschen

meist aus Kunstleder oder Kunststoff, darunter eine Schale aus gehärtetem Kunststoff als Kern, innen teils mit Neopren. In der Regel mit Klettverschlüssen, kann an Vorder- und Hinterbein getragen werden

Fesselkopfgamasche

bekannt aus dem Westernsport, schützt das gesamte Fesselgelenk, da der unterste Verschluss weiter unter dem Gelenk herumgeführt wird, meist aus Neopren, teils Hartschale

Streichkappen

schützen die hinteren Fesselgelenke, gibt es offen und geschlossen, meist aus gehärtetem Kunststoff, ist mit Neopren oder Lamm-/Kunstfell gefüttert

Transportgamasche

Die Großen für den Transport, reicht an den Vorderbeinen über das Vorderfußwurzelgelenk, an den Hinterbeinen über das Sprunggelenk und bedeckt an der Unterseite das komplette Fesselgelenk sowie Teile des Hufes

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