Erika Putensen: „Es geht ums Tierwohl und nicht um Freizeitbeschäftigung“

Erika Putensen, Geschäftsführerin des Pferdesportverbandes Hannover, nahm sich Zeit für unsere Fragen rund ums Thema Corona. Foto: privat

Auch in der Geschäftsstelle des Pferdesportverbandes Hannover gibt es zurzeit nur ein einziges Thema: Corona. Wir haben Geschäftsführerin Erika Putensen zur aktuellen Situation befragt.

Frau Putensen, wir Reiter befinden uns gerade in einem Ausnahmezustand. Die Ordnungsämter beginnen auch die Ställe aufgrund des Kontaktverbots zu kontrollieren. Greift jetzt der Notfallplan der FN?

Das Positionspapier der FN zur Sicherstellung der Versorgung der Pferde wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für nachvollziehbar und berechtigt angesehen. Entsprechend wird dieses seit Mitte des Monats auch von allen Landesverbänden vollinhaltlich vertreten, verbunden mit entsprechenden Umsetzungsempfehlungen an die Vereine und Betriebe. Das Papier kann aber im Sinne der gestellten Frage nicht „greifen“, da die Bundesebene hier nicht in die Hoheit der Bundesländer eingreift. Jedes Bundesland kann hier ggf. eigene Verfügungen erlassen. Im Idealfall könnte in Zusammenarbeit mit den Verbänden z.B. ein Leitfaden auf Basis des FN-Papiers erläuternder Teil dieser Verfügung werden – mit Wirkung auch für die Landkreise. Möglicherweise enthält die Verfügung eines Landes aber auch nur die sehr allgemein gehaltene Zulässigkeit der Versorgung /Bewegung von Tieren. Dann wird es möglicherweise zu unterschiedlichen Aussagen/ Entscheidungen auf der Ebene der Landkreise kommen – die daraus resultierende Umsetzung durch die Ordnungsbehörden eingeschlossen.

 

Wie sollten sich die Reiter verhalten?

Den von Bund/ Land verfügten Kontaktverboten unbedingt folgen, die Zeit im Stall/ auf der Anlage auf ein absolutes Mindestmaß begrenzen und den Vorgaben der Verantwortlichen in den Vereinen und Betrieben uneingeschränkt folgen - d.h. u.a. : der Aufenthalt im Stall/ auf der Anlage soll ausschließlich der notwendigen Versorgung/ Bewegung der Pferde/Ponys im Sinne des Tierschutzes/ Tierwohls dienen und nicht der Freizeitbeschäftigung.

 

Dürfen sie noch ausreiten?

Alleine oder zu zweit ist das durchaus möglich. Abstandsvorgaben sind auch da strikt einzuhalten. Insofern muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Kontaktbeschränkungsbestimmungen insbesondere bei der Vorbereitung zum Ausritt und nach der Rückkehr bei der Pflege,  auf der Stallgasse etc zwingend einzuhalten sind.

 

Wie sollten sich Pensionsbetriebe organisieren?

Auch hier verweisen wir auf die umfangreichen Hinweise in den FAQs der FN – hier unter „Pensionsställe/Privatpferde“, ergänzt um die dort auch verfügbaren Hilfstools der FN (Muster Bewegungsplan, Pferdeversorgungsplan, Anwesenheitsliste etc.). Dringende Empfehlung auch hier: bitte keinen weiteren Publikumsverkehr auf der Anlage zulassen – Personen, die nicht für die Versorgung und Bewegung der Pferde vorgesehen sind, dürfen die Anlage nicht betreten.

 

Wie wichtig ist die Außenwirkung, besonders auf Social Media, beispielsweise wenn sich die Reiter beim Ausreiten filmen?

Zu zweit auszureiten unter strikter Beachtung der Kontaktbeschränkungsbestimmungen ist aus Sicherheitsgründen sicher durchaus angeraten. Von Filmaufnahmen, die dann vermutlich breitflächig geteilt werden, ist dringend abzuraten. Sie werden vermutlich den Spaß an dieser gemeinsamen Unternehmung zum Inhalt haben – und das ist ja nun einmal aktuell nicht zielführend.

 

Kann es dazu kommen, dass auch in Deutschland Behörden Ställe schließen können?

Auszuschließen ist das nicht – die tierschutzgerechte Haltung/Gesundheit der Pferde muss aber dann auch da sichergestellt werden, was in einem solchen Fall dann sicher im Einvernehmen zwischen Behörden und Betriebsleitung erfolgen würde.

 

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