„Bei Pferden ist im Zusammenhang mit dem Thema Impfung vor allem das Equine Herpesvirus-1 (EHV-1) relevant, welches in erster Linie für Fehlgeburten und Geburten lebensschwacher Fohlen sowie für fiebrige Atemwegserkrankungen vor allem bei jungen Pferden verantwortlich ist, in selteneren Fällen aber auch eine neurologische Verlaufsform der Erkrankung (Equine Herpesvirus-associated Myeloencephalopathy, EHM) hervorrufen kann“, erläutert die FN-Tierärztin. „Die Impfung gegen Herpes kann allerdings nicht das einzelne Pferd sicher vor der Infektion mit EHV-1 und dem Ausbruch der hervorgerufenen Krankheiten schützen. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der neurologischen Verlaufsform. Studien zeigen jedoch, dass die durch Herpesviren hervorgerufenen Atemwegserkrankungen abgemildert und Abortraten deutlich gesenkt werden können. Der große Vorteil der Impfung ist darüber hinaus, dass geimpfte Pferde im Falle einer Infektion oder auch Reaktivierung des Virus ohne erkennbare Symptome weniger Viren ausscheiden. Durch die verringerte Virusausscheidung sinkt die Gefahr, dass sich weitere Pferde mit Herpesviren infizieren und es zur Ausbildung von Krankheitsanzeichen kommt.“
Impfvoraussetzungen für Turniere
Wer mit seinem Pferd auf Turniere oder ins Ausland reist, muss in Sachen Impfungen einige Dinge berücksichtigen. Zu beachten gilt, dass für nationale Turniere andere Voraussetzungen gelten als bei internationalen bzw. FEI-Turnieren.
„Für Turnierpferde schreibt die LPO hierzulande bestimmte Impfungen vor. Die Impfung gegen Tetanus wird dabei für Turnierpferde als selbstverständlich vorausgesetzt“, so Dr. med. vet. Enrica Zumnorde-Mertens. „Derzeit muss jedes Turnierpferd gemäß den Vorgaben der LPO gegen Influenza geimpft sein. Auch Pferde, die an WBO-Wettbewerben auf Pferdeleistungsschauen teilnehmen, fallen unter diese Vorgabe. Ab dem Jahr 2023 wird diese Vorgabe ergänzt durch die Pflicht zur Impfung gegen Herpes (EHV-1).“
Um sich frühzeitig auf die anstehende Impfpflicht gegen Herpes vorzubereiten, empfiehlt die FN, bereits im Jahr 2022 mit der Immunisierung gegen Herpes zu beginnen, damit Turnierstarts im Jahr 2023 nichts im Wege steht. „Detaillierte Informationen zur Influenzaimpfung sowie zur Impfung gegen das Equine Herpesvirus inklusive der vorgegebenen Zeitabstände gemäß LPO können über die Website der FN eingesehen werden“, so Dr. Zumnorde-Mertens.
„Auf internationalen Turnieren der FEI gilt bisher ebenfalls die Impfpflicht gegen das Influenza-Virus. Nach den Herpes-Ausbrüchen zu Jahresbeginn 2021 in Spanien stand eine Herpes-Impfpflicht anfänglich zur Diskussion, konnte sich international aber letztendlich nicht durchsetzen“, erklärt Dr. Frank Reimann. Das könne durchaus verwirren, da laut LPO eben die Impfpflicht für Turnierpferde ab 2023 gelte. „Die meisten nationalen Reitsportverbände weltweit führen eine Impfpflicht gegen Influenza in ihren Statuten. Aber nur einige wenige Länder fordern auch die Herpes-Impfung.“