Huferkrankungen und -pflege: Das zweite Herz der Pferde

Pferdehufe spielen im Leben des Vierbeiners eine große Rolle – und diese geht über‘s Laufen hinaus. (Fotos: Zachrau)

Ein Pferdehuf ist nicht einfach nur Horn, welches das Tier von A nach B trägt. Dahinter versteckt sich ein komplexer Mechanismus, der sich über Jahrhunderte verändert und verbessert hat. Während der Vorfahr namens Hyracotherium mehrere Zehen besaß, hat sich dies im Laufe der Zeit auf eine Zehe reduziert.

Das liegt zum einen daran, dass die heutigen Pferde deutlich größer und schwerer sind – das Hyracotherium war gerade einmal so groß wie ein Hund – zum anderen würden mehrere Zehen die Geschwindigkeit negativ beeinflussen. Die Mittelzehe wurde zum alleinigen Lastenträger und der einstige Zehennagel entwickelte sich zu einer tragenden Hornkapsel. Was viele Pferdebesitzer, die nicht mit der Zucht vertraut sind, nicht wissen: Die Embryonalentwicklung beginnt mit fünf Zehen.

 

Der Pferdehuf

 

Einer der wichtigsten Teile am Huf ist der Kronrand. Er ist sehr empfindlich und sollte immer gut gepflegt werden. An eben dieser Stelle wächst der Huf nach und jede Verletzung kann Auswirkungen auf dieses Wachstum haben. Es kann zum Beispiel zu Hornspalten kommen. Unter dem Kronrand befindet sich die Hufwand. Sie trägt das Gewicht des Pferdes; Rillen oder Risse bedürfen daher besonderer Aufmerksamkeit.  Gleiches gilt für die Trachten – auch hier gilt es, auf ein gerades Wachstum zu achten, um Fehlbelastungen im Huf zu vermeiden. Über dem Huf liegen der Hufballen und die Fesselbeuge. Diese beiden Stellen zeichnen sich durch eine besonders weiche Haut aus. An der Unterkante der Hufwand befindet sich der Tragrand. Er besteht aus Wandhorn, der weißen Linie und einem geringen Teil der Sohle. Zwar lässt der Name vermuten, dass er das Gewicht des Pferdes alleine trägt – das Gewicht wird jedoch vielmehr von einem gut ausgebildeten Strahl und der Auflagefläche der Trachten geschultert. Der Tragrand selbst bietet der Hufkapsel Stabilität, Balance und Schutz für die inneren Strukturen und die Gliedmaße des Pferdes. Die weiße Linie ist eine Schicht im Huf, die schmerzunempfindlich und nicht durchblutet ist. Hier werden die Nägel vom Hufschmied eingeschlagen. Der Strahl besteht aus weichem, mit vielen Nerven versehenem Horn und ist damit deutlich empfindlicher als das Tothorn der Sohle.

Huföl und -fett spenden – anders als viele denken – keine Feuchtigkeit, sondern schließt diese ein. Deshalb sollte der Huf vor der Nutzung gewässert werden.

Das regelmäßige Auskratzen der Hufe ist wichtig, um Krankheiten vorzubeugen.

Nass oder trocken

 

Ein Pferdehuf passt sich seiner Umwelt an. Das bedeutet, dass ein trockener Sommer auch einen trockenen Huf hervorruft. Dabei kann es dazu führen, dass der Strahl- und Ballenbereich hart wird und seine Elastizität verliert. Dies kann sich auch auf Sehnen und Bänder auswirken. Andersherum kann zu viel Nässe dazu führen, dass der Huf weich wird. Entzündungen, Strahlfäule oder Hufabzesse können die Folge sein.

Trockenen Hufen kann mit Weidegängen früh morgens im taunassen Gras vorgebeugt werden. Kleine Tricks wie das Wässern des Bodens rund um die Tränken auf dem Paddock sorgen ebenfalls für eine sanfte Befeuchtung bei jedem Gang zum Wassertrog.

Im Gegensatz dazu stehen weiche Hufe. Diese entstehen meist in Herbst und Winter durch zu feuchte Ausläufe und Boxen.  

 

Die richtige Pflege

 

Wird das Horn weich, lohnt es sich, den Huf nach dem Auskratzen mit fäulnishemmenden Mitteln zu behandeln, um Strahlfäule vorzubeugen. Auch Pflegepräparate, die antibakterielle Wirkstoffe enthalten, können in diesem Fall genutzt werden. Ist bereits Strahlfäule aufgetreten, gibt es eine Reihe von Spezialpräparaten die in Furchen, feinste Risse und Taschen eingebracht werden können. 

Wird das Hufhorn brüchig, ist es zu trocken und sollte mit feuchtigkeitsspendenden Mitteln behandelt werden. Ist die Entscheidung gefallen, den Huf vorsichtig zu wässern, sollte danach immer noch ein Moment gewartet werden, bis dieser getrocknet ist, bevor er mit einem Hufpflegemittel behandelt wird. Bei der Wahl des richtigen Produkts sollte immer darauf geachtet werden, dass es zwar die Elastizität fördert, aber auch die Stabilität unterstützt. Dafür eignen sich entsprechende Ölbalsame oder Fett.

Stark empfindliche Hufe lassen sich mit speziellen Produkten unterstützen, die sich in die Struktur des Hufhorns einbinden. Sie verhindern das Ausbrechen der Hufe und den Hufabrieb, festigen Wand und Sohle und machen den Huf strapazierfähiger. Mithilfe von ätherischen Ölen, die die Durchblutung anregen und auf den Kronrand aufgetragen werden können, wird das Wachstum gefördert. Biotin hat ebenfalls einen fördernden Effekt auf das Hufwachstum.

Mit bestimmten Pflegemitteln kann der Strahl gepflegt, desinfiziert und gestärkt werden.

Ein regelmäßiger Besuch beim Hufschmied ist unabdingbar. In welchen Zeitabständen dieser vorbeikommen sollte, richtet sich immer individuell nach der jeweiligen Pferdehufe.

Teil des Stoffwechsels

 

Der Huf beziehungsweise die Huflederhaut ist ein lebenswichtiges, stoffwechselaktives Organ. Das Horn wird aus Eiweißen gebildet. Schad- und Giftstoffe können durch den Pferdehuf aus dem Körper transportiert werden, ebenso Stoffwechselrückstände durch Abszesse. Kann dies aufgrund von Einschränkungen wie mangelhafter Durchblutung nicht mehr passieren, müssen Leber und Nieren diesen Job übernehmen. Dies kann auf Dauer zu einer Überbeanspruchung und im schlimmsten Fall zum Leber- oder Nierenversagen führen.

 

Alles kommt von innen

 

Neben den Pflegemitteln, die von außen auf die Hufe aufgetragen werden, spielt auch die richtige Fütterung eine große Rolle. Eine Unterversorgung mit Nährstoffen kann zu Hufproblemen führen. Die Versorgung mit schwefelhaltigen Aminosäuren über eine ausgewogene Fütterung mit hochwertigem Raufutter ist dabei als Basis meist ausreichend. Zink und Kupfer sind unter anderem in die Synthese von Keratin involviert. Manche Futtermittelhersteller bieten bereits spezielle Zusatzfuttermittel an, die die wichtigsten Vitamine, Aminosäuren und Spurenelemente (Biotin, Methionin und Zink) enthalten. Eine schlechte Futterqualität – zum Beispiel mit Schimmelpilzen belastetes Heu, zu hohe Getreidemengen, enthaltene Aroma- und Süßstoffe – können Einfluss auf die Qualität des Hufs nehmen.

Hornspalten können sich nicht wieder verschließen. Sie müssen rauswachsen und sind in den meisten Fällen sehr schmerzhaft für das Perd.

Gut zu wissen

 

Krankheiten

Strahlfäule: Schreitet Strahlfäule voraus, breitet sie sich nach dem Befall der mittleren Strahlfurche auf die seitlichen Strahlfurchen aus. Im Anschluss schreitet die Zersetzung des Strahls fort. Das Pferd bekommt über kurz oder lang starke Schmerzen und wird den betroffenen Huf kaum noch aufsetzen können. Es sollte also bei Erkrankung umgehend gehandelt und am besten schon vorgebeugt werden.

Hornspalten: Hornspalten sind sehr schmerzhaft für Pferde. Es beginnt meist mit kleinen dünnen Rissen, die sich zu Spaltungen ausweiten und nicht mehr zusammenwachsen können. Schlechte Hufpflege, schlechte Hornqualität, Überlastung des Hufs, Missbildungen oder Infektionen der Huflederhaut können die Ursachen für Hornspalten sein. Sie können als Tragrandspalte, als Kronrandspalte oder sogar als durchgehende Hornspalte (Hufwand ist komplett vom Kronsaum bis zum Boden gespalten) auftreten.

Ein Hufgeschwür beschreibt eine Entzündung der Huflederhaut. Dabei bildet sich Eiter zwischen Hufhorn und Huflederhaut, der durch die harte Hornkapsel nicht ablaufen kann. Stattdessen breitet er sich nach innen aus, drückt auf die Lederhaut und bereitet dem Pferd große Schmerzen. Der betroffene Huf wird druckempfindlich und das Pferd kann vor Schmerzen immer schlechter auftreten. Wird die Entzündung nicht behandelt, kann das Geschwür als Hufabszess in die Tiefe gehen und sich im Hufinneren ausbreiten. Greifen die Bakterien das Hufbein an, wird es wirklich ernst und gefährlich.

In jedem Fall sollte ein Hufschmied oder Tierarzt zurate gezogen werden.

 

Rasendes Wachstum

Im Schnitt wächst das Horn monatlich um circa sechs bis zehn Millimeter. Nach zwölf bis 14 Monaten ist die Zehenwand komplett erneuert, die Seitenwände sogar bereits nach acht bis neun Monaten. Das Wachstum wird beeinflusst von Rasse, Alter, Haltung, Pflege und Art des Einsatzes des Tiers. Pferde, die sich mehr bewegen, haben ein schnelleres Hornwachstum, da die Bewegung die Durchblutung des Hufs anregt, und Hufe beschlagener Pferde langsamer wachsen als die von Barhufern.

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