Die Arterien sind dickwandig, elastisch und sehr muskulös. Die Aorta ist die größte der Arterien, hier ist die Blutgeschwindigkeit am höchsten (etwa fünf Meter die Sekunde, also 18 km/h) und nimmt bis zu den Kapillaren weiter ab. Die Kapillaren sind teilweise so fein, dass nur einzelne rote Blutkörperchen mit einem Durchmesser von 0,000054 m hindurchpassen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität der Arterien ab, dadurch steigt der Blutdruck. Bei Belastung verdoppelt sich die Größe der Kapillaren in der beanspruchten Muskulatur, um die Sauerstoffversorgung zu erhöhen.
Herzenssache Pferd
Das Herz besteht aus Muskeln und diese können trainiert werden. Ein trainiertes Pferd hat auch ein stärkeres Herz. „Es nimmt an Masse und Größe zu, verändert also sein Erscheinungsbild. Die Leistung des Herzens ist dann gesteigert“, erklärt Dr. Caroline Wirth, Leiterin der internistischen Abteilung der Pferdeklinik Hochmoor. Die Lunge des Pferdes hingegen verändert ihre Funktion und Form durch das Training des Pferdes nicht. „Allerdings hat das Training hier einen indirekten Effekt. Die positiven Veränderungen an der Skelett- und Herzmuskulatur führen zu einem effizienteren Energieumsatz und somit zu einem verringerten Sauerstoffbedarf. Der relative Luft- bzw. Sauerstoffbedarf ist also beim trainierten Pferd geringer als beim untrainierten“, so die Fachärztin.
Das Herz
Das Blut fließt mit einer Geschwindigkeit von etwa 18 km/h durch das Pferd. Ein Blutbestandteil braucht dabei rund 32 Sekunden, um den Kreislauf komplett zu durchlaufen. Ein Pferd mit 500 Kilogramm hat zwischen 40 und 50 Liter Blut im Körper. Größe und Gewicht des Herzens sind rasseabhängig. So haben Kaltblüter ein verglichen zu ihrer Körpermasse eher kleines Herz. Je nach Rasse wiegt ein Pferdeherz zwischen 1,3 und 4,2 Kilogramm. Die Herzfrequenz in Ruhe liegt bei etwa 28 bis 40 Schlägen pro Minute. Jüngere Pferde haben oft eine höhere Herzfrequenz, bei Fohlen liegt sie im Schnitt bei 80 Schlägen die Minute. Bei Trabern und Galoppern wurden während des Rennens schon bis zu 220 Schläge die Minute gemessen.
Schwaches Herz = Schwaches Pferd?
Die häufigste Herzerkrankung bei Pferde ist die Klappeninsuffizient. Das bedeutet, dass eine der Herzklappen nicht mehr richtig schließt. Häufig ist die Mitralklappe oder die Aortenklappe betroffen. Die Aortenklappeninsuffizienz tritt am häufigsten bei älteren Pferden auf.
Auch Herzrhythmusstörungen, sogenannte Arrhythmien, treten recht häufig auf. „Das Vorhofflimmern ist eine der häufigeren und auch für die Leistung des Pferdes bedeutende Erkrankungen, die wir sehen“, berichtet Dr. Wirth. Viele Herzerkrankungen beim Pferd sind nicht heilbar, jedoch verfügt das Pferdeherz über eine gute Kompensationsfähigkeit, was dazu führt, dass viele Pferde trotz Herzerkrankung im Sport eingesetzt werden können. „Das bereits genannte Vorhofflimmern beim Pferd ist eine der Erkrankungen, bei denen eine Heilung tatsächlich möglich ist“, sagt Dr. Wirth. Angeborene Herzfehler können gefährlich für Reiter und Tier sein, dies hängt jedoch von der Schwere der Beeinträchtigung ab. „Viele angeborene Herzfehler bringen so gravierende Veränderungen mit sich, dass die Fohlen damit tatsächlich nicht lebensfähig sind oder aus Sicherheitsgründen nie reiterlich nutzbar sein werden. Eine Ausnahme bildet hier der so genannte Ventrikelseptumdefekt. Wenn dieser sehr klein ist, kann das Pferd bei regelmäßigem Monitoring normal genutzt werden“, schildert Dr. Wirth. Die erworbenen kardiologischen Erkrankungen haben in der Regel keinen Einfluss auf die Zucht, da man davon ausgeht, dass diese nicht erblich bedingt sind. Allerdings ist hier wissenschaftlich noch einiges nicht erforscht. „Bei Trabern beispielsweise vermutet man inzwischen, dass die Gene durchaus Einfluss auf die Entwicklung des Vorhofflimmerns haben“, so Dr. Wirth.
Herzfehler können sich auch im Laufe eines Lebens entwickeln. So sind degenerative Veränderungen an den Herzklappen in vielen Fällen der Grund für einen mangelhaften Klappenschluss, der vermehrt bei älteren Tieren auftritt. Aber auch Entzündungen, sogenannte Endokarditiden, können zu Veränderungen an den Herzklappen führen. Entzündungen können auch das Myokard, also den Herzmuskel, betreffen und dann durch Strukturveränderungen Auslöser für Arrhythmien sein.