Die Tage sind bereits merklich kürzer, die Zeitumstellung nur noch eine Frage von Tagen. Bald wird es wieder in den späten Nachmittagsstunden dunkel, ist wird merklich kühler und irgendwann stellt sich der erste Frost ein. Wohl dem, der jetzt die Reitanlage winterfest macht! Denn nun sollte tatsächlich das Prinzip gelten: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe (definitiv) nicht auf morgen! Wir geben Tipps, wie weder Kälte noch Nässe dem Stall, Reitplatz oder der Halle etwas anhaben können. Außerdem haben wir Tipps, wie Sie bereits heute effektiv auf Ihrer Reitanlage Energie sparen können.
Winterfest zur rechten Zeit
Wenn es darum geht, den Stall winterfest zu machen, ist die rechtzeitige Organisation alles. In den Außenbereichen, vor allem auf den Paddocks, ist wichtig dafür zu sorgen, dass sich diese nicht zur „Matschgrube mit Schlittergefahr“ entwickeln. Ein Mehrschichten-System kann den Paddock ebenso wetterfester gestalten wie bestimmte Platten. Bodenbefestigungssysteme, die meist aus Kunststoff gefertigt werden und recht langlebig sind, ermöglichen eine ganzjährige Nutzung der Paddockfläche und sorgen dafür, dass sich der Untergrund nicht mit der Tretschicht vermischt sowie wasserdurchlässig bleibt und keine Staunässe bildet. Lochstrukturen bewirken das Ablaufen des Wassers. Durch Noppen wird das Wegrutschen der Pferde verhindert. Bei Minusgraden lassen sich auf derartigen Rastern gefrorene Flächen leicht entfernen, da Matten auch dann noch elastisch sind und gebogen werden können.
Hochwertiges Weizenstroh überzeugt mit Einschränkungen
Weizenstroh ist relativ leicht anfällig für Schimmelpilze. Fühlt das Stroh sich feucht an, eignet es sich nicht als Einstreu, denn es könnte bereits belastet sein. Der Pferdehalter sollte auf jeden Fall beim Aufschütteln darauf achten, dass sein Produkt nur eine nur geringe Staubmenge freisetzt. Dann ist die Qualität in Ordnung. Weizenstroh produziert eine nicht unwesentlich große Menge an Mist. Ein weiterer Nachteil, der sich erst in den letzten Jahren herauskristallisierte, ist der vermehrte Einsatz chemischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. Derart behandeltes Stroh sollte nach Möglichkeit nicht den Weg in die Stallungen finden. Bio-Stroh stellt zwar eine Alternative dar, doch muss hier die Trocknung aufgrund der Durchsetzung mit zahlreichen Kräutern noch umfangreicher erfolgen. Das Problem Schimmel darf nicht unterschätzt werden.
Dass Stroh den Mist des Pferdes nicht so gut aufnimmt, wie manch anderes Produkt, ist ein weiteres Manko. Regelmäßiges Misten ist demnach ein absolutes Muss. Das mit dem Mist freigesetzte Ammoniakgas sollte sich keinesfalls im Stall verteilen können und muss daher so schnell wie möglich nach draußen geschafft werden.
Strohpellets stehen in dieser Hinsicht bereits deutlich besser da, bieten aber nicht die Eigenschaft der Raufutterversorgung. Großer Pluspunkt: Sie können deutlich mehr Flüssigkeit aufnehmen und führen zu geringerem Mistaufkommen.
Die meisten Stroh-Pellets bestehen aus Weizen- oder Roggenstroh. Durch das Zusammenpressen des Strohs entstehen Temperaturen von über 100°C, die Pilzsporen und Keime abtöten. Die Saugfähigkeit ist gegenüber konventioneller Einstreu mit Stroh sehr gut. Strohpellets sorgen zudem für eine sehr niedrige Geruchsbelastung. Der anfallende Mist ist deutlich verringert und die Pellets sind gut kompostierbar.
Die neben Weizen anderen beiden als Boxeneinstreu in Frage kommenden Süßgräser Roggen, Gerste und Hafer lohnen genauer unter die Lupe genommen zu werden.
Luftig und Licht
Wichtig ist, dass die Luftzirkulation im Stall entweder durch viele offene Bereiche oder entsprechende Zirkulationsmechanismen tadellos funktioniert. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte sich konstant in einem Bereich von 60 bis maximal 80 Prozent bewegen, wobei die Höchstwerte nicht dauerhaft erreicht werden sollten. Das beugt der Vermehrung von Pilzen und Bakterien vor.
Optimal ist zu jeder Jahreszeit selbstverständlich eine offene Paddockbox, wie sie auf immer mehr Reitanlagen zu finden ist. Gibt es diese Möglichkeit nicht, sind Bewegung in einem separaten Paddock sowie Weidegang im Winter die beste Option. Die Temperaturen im Inneren sollten sich für die Pferde nicht groß von denen draußen unterscheiden. Sprich, nachts sollte es in der Box kühl sein, wie es für das Steppentier Pferd auch draußen kein Problem darstellen würde. Tagsüber steigen bei Sonnenschein die Temperaturen sowohl im Stall als auch in den Außenbereichen entsprechend und das Pferd kann Wärme und Energie tanken. Das Sonnenlicht sorgt für die Bildung von Vitamin D, welches der Körper allein nicht produzieren kann und welches für belastbare, gesunde Knochen sorgt. Auch wenn die Stallungen lichtdurchflutet und hell gebaut wurden, gibt es im Winter Tage, an denen die Sonne nicht am Himmel erscheint und es somit entsprechend dunkel bleibt. Für das Innere von Stallungen ist die Helligkeit von 80 Lux vorgeschrieben. Heller ist jedoch immer besser und mit LED-Glühelementen energiesparend möglich.
Frostfrei bleiben
Auch wenn durch den Klimawandel immer weniger Schnee in unserem Breiten fällt, kann es sie eben doch geben: Die Winter, in denen mehrere Tage oder gar Wochen Temperaturen um oder unterhalb des Gefrierpunktes erreicht werden. Hallen- und insbesondere Reitplatzböden frieren dadurch ein und können zeitweise nicht mehr genutzt werden.
Häufig wird als Schutz Magnesiumchlorid in den Boden eingebracht. Wichtig ist, dass dies noch vor der ersten Frostperiode geschieht, Nach dem Einebnen der Tretschicht wird dabei das Magnesiumchlorid in den Boden eingebracht und gleichmäßig untergemischt. Generell geht man von einer Menge von 400 kg für eine 20x40 Meter Reithalle aus. Nach der Hälfte der kalten Periode sollten gegebenenfalls noch einmal ca. 200 kg nachgemischt werden, um die Frostsicherheit auch an kalten Frühlingstagen noch zu gewährleisten. Ein weiterer Vorteil von Magnesiumchlorid: Die Staubbildung in der Halle ist geringer.
Schwieriger gestaltet es sich Reitplätze im Außenbereich frostfrei zu halten, da das Magnesiumchlorid hier durch den Regen ausgewaschen werden kann. Deshalb sollte es hier über den Winter hinweg in regelmäßigen Abständen immer wieder untergemischt werden.
Neben dieser altbekannten Methode, den Boden frostfrei zu halten, gibt es mittlerweile auch spezielle Elemente für den Reitplatz- und Hallenboden, welche als Trennschicht eingebaut für Frostfreiheit sorgen können. Hierbei handelt es sich um elastische Elemente, welche für Bewegung im Reitplatzboden sorgen und so das Einfrieren über längere Zeiträume mit Minusgraden verhindern können. Zudem sorgen sie für eine optimale und gelenkschonende Bereitbarkeit des Reitplatzes zu jeder Jahreszeit.
Schwieriger als in der Halle ist es, einen frostfreien und gut bereitbaren Außenplatz den Winter über vorzuhalten. Bei Reitplätzen besteht die Gefahr, dass das Magnesiumchlorid bereits nach einigen Regenfällen ausgewaschen wird und die Wirkung sich dadurch abschwächt. Regelmäßiges und rechtzeitiges Neuausbringen ist daher nötig.
Bei extremen Minusgraden kann insbesondere im Stall, wo die Tränken an die Wasserversorgung direkt angeschlossen sind, ein weiteres Problem hinzukommen. Die Wasserleitungen können einfrieren. Deshalb sollte bereits beim Bau darauf geachtet werden, dass diese unterhalb der Frostgrenze im Boden verlegt werden. Aus Kostengründen ist dies häufig nicht der Fall, sollte aber bei der Planung für Reitanlagen unbedingt in Betracht gezogen werden. In Deutschland liegt die Frostgrenze im Bereich von 80 bis 120 Zentimetern Tiefe. Die für die Zuleitung benötigten Steigrohre sollten wiederum professionell isoliert werden. Gut geeignet sind dafür Schläuche aus speziellem Schaum, welchem um die Rohre angebracht werden. Bei größeren Ställen lohnt sich der Einbau einer Zirkulationsanlage. Durch eine Pumpe und die dadurch bedingte gleichbleibende Fließgeschwindigkeit des Wassers friert dieses bei geringen Minusgraden nicht ein. Bei tieferen Minusgrade schaltet sich zudem ein Heizelement zu, welches für die richtige Temperierung sorgt.
Wannen und andere Tröge können auf dem Paddock oder der Weide im Winter jedoch leicht zufrieren. Wichtig ist, dass das Wasser durch Bewegung bleibt oder durch Wärme in flüssigem Zustand gehalten wird. Für Bewegung kann beispielsweise ein Schwimmer im Becken sorgen. Er ist die einfachste Form, die Tränke frostfrei zu halten. Für die Weide ohne Strom- und Wasseranschluss ist ein sogenanntes Thermobecken oder Thermoeimer mit Schwimmerabdeckung eine sehr gute Option.
Noch besser sorgen beheizbare Tränken für die winterliche Wasserversorgung. Eine elektrische Niederspannungsheizung hält ein derartiges System warm. Fällt die Temperatur unter eine bestimmte Grad-Zahl (häufig fünf Grad Celsius) reagiert ein Thermostat und die Beheizung wird aktiv. Derartige Systeme funktionieren sowohl auf der Weide als auch im Stall und Paddock.
Motorisierte Unterstützung
Bei Schmuddelwetter im Winter ist es besonders wichtig, den Hof sauber zu halten. Dabei unterstützen Hoflader und Radlader mit bestimmten Anbauelementen. Hierbei sind beispielsweise eine Schneefräse und Kehrmaschinen zur Reinigung des Hofes von großen Mengen Blättern zu empfehlen. Sinnvoll ist zudem beim Kauf darauf zu achten, dass der Hoflader eine entsprechend gute Beleuchtung bietet. Hochwertige Scheinwerfer sind insbesondere in der dunklen Jahreszeit mit Regen- und Schneefällen Gold wert. LED-Scheinwerfer im Bereich von mindestens 1.000 Lumen sind zu empfehlen.
Streusalz sollte aus Gründen des Umweltschutzes, aber auch des Hufschutzes für das Pferd auf der Reitanlage nicht genutzt werden. Durch Reibungsvorgänge, die am Huf, Hufballen und am Kronrand beim Laufen auftreten, dringt es in die Hautgefäße der Fesselbeuge ein, was eine Infektion nach sich ziehen kann. Auch dieses kann mit motorisierter Unterstützung ausgebracht werden.
Energiesparen auf der Reitanlage
Energiesparen ist derzeit in aller Munde. Fakt ist jedoch, dass nicht erst das Vorgehen des russischen Präsidenten und dessen Auswirkungen auf die globale Energiewirtschaft die Frage danach ins Gedächtnis hätten rufen sollen. Längst ist nämlich klar, dass der Klimawandel nur gebremst werden kann, wenn deutlich weniger Energie verbraucht wird.
Was also tun auf der Reitanlage? Ein ganz wichtiger Punkt ist das Umrüsten der Leuchtelemente auf LED. Diese verbrauchen deutlich weniger, schonen die Umwelt und sind langlebig. Die Option, die LED-Beleuchtung zusätzlich zu dimmen, sollte ebenfalls erwogen werden. Außerdem gibt es häufig auf Reitanlagen die Angewohnheit, dass das Licht – etwa in der Halle oder auf den Wegen zwischen den einzelnen Trakten – dauerhaft brennt. Das muss nicht sein und lässt sich mit Bewegungsmeldern einfach regeln. Sie sollten auch in Räumen, wie dem Reiterstübchen, der Futter- und Sattelkammer oder den Toiletten verbaut werden, denn gerade dort wird schnell vergessen, das Licht auszuschalten.