Reitanlagen nachhaltig und umweltbewusst

In jedem Betrieb lassen sich energiesparende und umweltschonende Maßnahmen umsetzen.
Foto: Lafrentz

Ein neues Jahr bringt auch immer neue Ideen für Verbesserungen auf der eigenen Reitanlage mit sich. Mit der Klimakatastrophe im Hinterkopf und den kurzfristigen Auswirkungen der Energiekrise möchten immer mehr Pferdehalter auf umweltfreundliche Baumaßnahmen setzen, welche Energie einsparen. Wir geben einen Überblick, welche Maßnahmen man als Stallbetreiber ergreifen kann, um die eigene Anlage noch umweltfreundlicher zu gestalten.

 

Kein Reitanlagenbesitzer kommt umhin, von Zeit zu Zeit etwas zu erneuern. Es gibt bislang hinsichtlich des Gedankens der Nachhaltigkeit noch wenig perfekte Lösungen. Oft haben insbesondere größere Vorhaben Pro und Contras im Angebot. Dennoch bedeutet dies nicht, dass man sich als Bauherr davon distanzieren sollte. Vielmehr gilt es, gemeinsam mit Experten abzuwägen und die bestmögliche Lösung im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu finden. Denn Orte, bei denen man auf der Reitanlage ansetzen kann, sind alles andere als knapp bemessen.

Gerlinde Hoffmann und Agraringenieurin und Leiterin der FN-Abteilung Umwelt- und Pferde¬haltung.
Foto: FN

Expertin und Buchautorin Gerlinde Hoffmann, Diplom-Agraringenieurin und über lange Jahre Leiterin der FN-Abteilung Umwelt und Pferdhaltung, erklärt: „Sowohl bei Neubauten als auch bei bereits bestehenden bebauten Flächen ist es wichtig, sich über die baurechtlichen Voraussetzungen vor Ort zu informieren. Diese differieren von Bundesland zu Bundesland und teils innerhalb von Landkreis und Gemeinden. Hierbei ist es essenziell, sich rechtliche Unterstützung und Expertenrat zu holen. Insbesondere bei Neubauten ist eine Vielzahl von Maßnahmen erforderlich, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden können.“

Beim Aufbau einer Reitanlage sollten auf jeden Fall Ställe bzw. Offenställe, Reitplätze (insektenfreundlich ist die Umrandung mit niedrigen Hecken), Paddocks mit Allwetterboden, Weideflächen, Stellplätze für LKW/PKW und Fahrräder eingeplant werden. Sehr sinnvoll ist zudem der Bau einer Reithalle, die zwar nicht zwingend notwendig ist, die Bewegung der Pferde im Winter aber deutlich erleichtert. Nicht zu vergessen sind auch Ecken, in denen sich die Reiter gerne aufhalten, wie Bänke oder eine kleine Ecke zum Kaffeetrinken (im Sommer draußen und drinnen im Winter). Das erhöht die Lebensqualität auf der Anlage.

Bei der Anordnung sollte bedacht werden, kurze Wege möglich zu machen. Gerade Reiter mit jungen Pferden in der Grundausbildung wissen es zu schätzen, wenn sie auf dem Weg zur Halle nicht erst das gesamte Gelände queren müssen, sondern von den Stallungen auf einem recht Weg in die Halle gelangen.

Licht in den Stall: Auch das ist wichtig bei Um- und Neubauten.
Fotos: Lafrentz

Vorhandenes nutzen

Weiterhin betont die Expertin: „Bei der Standortwahl für eine neue Anlage oder einen Anbau wird häufig nicht bedacht, dass das Kleinklima am Standort passen sollte. Dieses bewirkt in Sachen umweltbewusstes Bauen sehr viel. Geländeformation, die Sonneneinstrahlung und Windverhältnisse spielen eine wichtige Rolle. Diese haben teils für den Laien kaum vorstellbare Auswirkungen auf das Stallklima, insbesondere im Winter. Auch bei Reitplätzen und Hallen spielt das Kleinklima eine wichtige Rolle. Wir möchten es schließlich alle so angenehm wie möglich haben. Ungünstige Temperaturverhältnisse herrschen insbesondere in Geländevertiefungen/Tälern. In diesen sogenannten „Kaltluftseen“ ist das Mikroklima deutlich kälter und unangenehmer. Nordhänge liegen grundsätzlich mehr im Schatten und sind für Stallungen nicht so geeignet. Nach Süden ausgerichtete Gebäude können dagegen die Sonne in besonderem Maße nutzen. Hier lohnt sich insbesondere eine Photovoltaikanlage. Flussauen können als Standort für Reitanlagen nachteilig sein, da hier die Überflutungsgefahr größer ist.“

Es gibt also einiges zu beachten, denn eines ist klar: Wer an einem günstigen Standort baut, kann hier an den Aufbau einer Photovoltaikanlage ebenso denken wie an die Tatsache, dass er in der kalten Jahreszeit weniger mit Frost auf dem Platz oder vermehrter Heizung der Halle zu tun haben wird.

 

Gebäude umweltbewusst gestalten

„Gebäude sollten so errichtet und betrieben werden, dass sie wirtschaftlich und ökologisch, baulich wie gesellschaftlich zukunftsfähig sind“, beschreibt Gerlinde Hoffmann. Sie rät zu einer optimierten Auswahl der Baustoffe, zu energie- und wassersparenden Techniken. Zement sei beispielsweise eine große Belastung für die Umwelt. Die Herstellung auf Kalkbasis ist alles andere als umweltfreundlich, da im Zuge dessen eine extrem hohe Menge an CO2 ausgestoßen wird. Weltweit, so merken Experten an, wird mehr Kohlendioxid durch die Herstellung von Zement ausgestoßen als es durch den Flugverkehr der Fall ist. Allerdings gibt es eine Alternative zu Kalkzement: Tonzement, der deutlich umweltverträglicher hergestellt werden kann.

Asphalt ist ein weiterer Umweltsünder, auf den normalerweise nicht so leicht verzichtet wird. Allerdings gibt es auch hier umweltfreundlichere Möglichkeiten: Sand und Holzstöckelpflaster. Letzteres sagt wohl nur absoluten Experten etwas, ist aber eine sehr sinnvolle Alternative, die gerade wieder „im Kommen“ ist. Da es sehr widerstandsfähig ist, wurden in früheren Zeiten wurden damit sogar Straßen und öffentliche Plätze gebaut. Holzstöckelpflaster können sowohl im Außen- als auch im Innenbereich verlegt werden. Für Reitanlagen wird es bislang nicht besonders häufig verwendet, in Werkstätten wird es aufgrund seiner Robustheit durch stabiles Kantholz sehr geschätzt. Ein weiterer Vorteil: Die natürlichen Dämmeigenschaften von Holzstöckelpflaster helfen beim Energiesparen. Der Bodenbelag ist beinahe unbegrenzt haltbar und sehr pflegeleicht. Das Verlegen ist zwar aufwendiger als bei Asphalt, dafür hat der Bauherr einen hohen Beitrag für die Umwelt geleistet.

Wer den Neubau einer Anlage plant, muss viele Faktoren berücksichtigen wie beispielsweise das Kleinklima vor Ort.
Foto: Equipics

Box und Halle ökologisch

Insgesamt ist ratsam, Boxen und Gebäude wie Reithallen hell zu gestalten. Dies ist vor allem bei einer Holzkonstruktion zu beachten. Diese sorgt zudem für eine warme Atmosphäre, sodass Holz insbesondere beim Hallenbau zum Baustoff Nummer eins avancierte.

Die FSC®-Zertifizierung für Holz, die bereits seit 1993 existiert, ist ein Schritt in die richtige Richtung. FSC® steht für „Forest Stewardship Council®“, ein internationales Zertifizierungssystem für nachhaltigere Waldwirtschaft. Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass auch Tropenhölzer mit langen Anfahrtswegen dieses Siegel tragen können. Der Vorzug sollte beim Hallen- und Stallbau heimischen Hölzern aus regionalem Anbau gegeben werden. Nicht alle Möglichkeiten können immer ausgeschöpft werden, doch die Annäherung an das Optimum sollte bei jedem Bauvorhaben zunächst das Ziel sein.

Photovoltaik aufs Dach: eine sinnvolle Investition.
Foto: Equipics

Energie im Fokus

Auch wenn teilweise die Anschaffungskosten für solche innovativen oder ungewöhnlichen Materialien höher sind, rentieren sich derartige Investitionen in den meisten Fällen nach relativ kurzer Zeit. Dies gilt insbesondere für Solarenergie, sei es nun die Ausrichtung der Gebäude nach der Sonne, den Einbau einer Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung oder von Solarthermie (Wärmenutzung) durch einen Sonnenkollektor. Obendrein kann die Wärme aus den oberen Schichten der Erdkruste über bestimmte Verfahren genutzt werden (Geothermie). Die Anlagen verursachen zwar zunächst hohe Anschaffungskosten, diese amortisieren sich jedoch durch Eigennutzung sowie die Einspeisung in das öffentliche Netz. Fördergelder können obendrein beantragt werden.

„Die Sonnenenergie, die hierzulande an einem klaren Tag den Boden erreicht, hat etwa eine Leistung von 1.000 Watt/m²“, beschreibt Gerlinde Hoffmann. „Davon können etwa zehn Prozent in elektrische Energie umgewandelt werden. Das entspricht etwa einem jährlichen Brennwert von 100 Litern Heizöl.“ Abhängig ist die ankommende Strahlung natürlich von Region zu Region unterschiedlich. Jedoch gibt es für jede Region über viele Jahrzehnte ermittelte Werte, welche eine Aussage treffen lassen, ob der Aufbau einer Photovoltaikanlage sinnvoll erscheint.

Besonderen Einfluss hat die Ausrichtung der Halle. Optimal ist die Ausrichtung nach Süden mit einer Neigung von 25° bis 38°. „Doch auch Module, die nach Südosten, Süden und Südwesten ausgerichtet wurden und eine Neigung zwischen 10° und 50° aufweisen, zeugen von einer sehr hohen Effizienz“, erläutert Hoffmann.

 

Profis am Werk

Allerdings sollte eine Photovoltaikanlage auf jeden Fall professionell geplant werden. Dabei sollte auch auf Details wie den Brandschutz geachtet werden. Hier haben die Anlagen nämlich Schwachstellen, die jedoch fast ausnahmslos auf einer minderwertigen Qualität der verwendeten Materialien und der Installation herrühren. „Die Crux ist, dass zwischen den Solarzellen und dem Wechselrichter eine Gleichstromspannung besteht, die dort in Wechselstrom umgewandelt wird. Die Solarzelle verfügt über eine große Anzahl von unter Spannung stehenden Verbindungen, etwa durch Lötstellen, Klemmen oder Stecker“, erklärt Gerlinde Hoffmann. „Sind diese falsch verbaut, lose oder korrodiert können lokale Überhitzungen und Lichtbogen entstehen. Die Gefahr ist größer als bei Wechselstromanlagen, da hier der Lichtbogen durch Nulldurchgänge der Spannung verlöscht. Dennoch plädiere ich absolut für die Nutzung der Halle zur Energiegewinnung, allerdings unter der Prämisse, diese durch Fachmänner einbauen zu lassen und nur auf hochwertige Produkte und Installation zu setzen.“

Sie betont außerdem, dass der Wechselrichter nicht auf wärmeleitenden oder brennbaren Materialien eingebaut werden darf und immer auf ausreichend Belüftung zu achten ist. Neben diesen brandschutztechnischen Gegebenheiten muss das Hallendach selbstverständlich über eine ausreichende Tragfähigkeit zur Installation der Kollektoren verfügen. Das Eigengewicht muss dabei ebenso einkalkuliert werden wie die Auswirkungen des Windes und von Schneelasten.

Die Solarmodule können auf den Dachplatten montiert werden oder als so genannte „Indach-Variante“ in die Dacheindeckung eingesetzt werden. Damit übernehmen sie auch die Schutzfunktion des Daches. Letztere Variante ist vor allem für Hallen-Neubauten eine Option, die durchaus in Erwägung gezogen und mit einem Fachmann durchgesprochen werden sollte.

 

Wärmedämmung per Smartphone

Ein weiterer Punkt, um Energie zu sparen, ist die richtige Dämmung. Reithallen können beispielsweise offen oder geschlossen gebaut werden. Bei einer offenen Bauweise nutzt man Windnetze, um die Einflüsse von außen zu verringern. Diese sollten stets straff gespannt sein. Mittlerweile gibt es die Option, die Nutzung solcher Netze auch durch elektronische Steuerung per Smartphone flexibel zu gestalten. Allerdings wird diese Bauweise dennoch stark durch das Außenklima geprägt. Luftzirkulation und Lichteintrag könnten aber nicht besser sein.

Bei einer geschlossenen Bauweise sollte man in jedem Fall eine Wärmedämmung einplanen, da dies langfristig große Vorteile bringt. So heizt die Halle dadurch im Sommer weniger stark auf und im Winter verbleibt mehr Wärme über längere Zeit im Inneren. Auch wenn die Dämmung im ersten Schritt eine größere Investition bedeutet, zahlt sich diese über einen längeren Zeitraum hinweg absolut aus. In Sachen Baustoffe sollten bei Neuanlagen immer heimische Hölzer aus nachhaltigem Anbau im Mittelpunkt stehen. Sie haben keine langen Transportwege hinter sich und stammen insbesondere nicht aus unklaren Quellen. Holz ist und bleibt bei Gebäuden auf Reitanlagen der Baustoff Nummer eins. Es speichert nicht nur Wärme, sondern wirkt obendrein schalldämpfend und schafft ein gesundes Raumklima. 

Tipps für den Alltag

„Im Stall und der Reithalle sind LEDs seit einigen Jahren die beste Lösung“, betont Gerlinde Hoffmann. „LEDs sind echte Energiesparer, die bis zu zwei Drittel weniger Strom benötigen als herkömmliche Leuchtstoffröhren. Gleichzeitig sind sie sofort in der gewünschten Helligkeit verfügbar, anders als Energiesparlampen, und enthalten keine Giftstoffe.“ Sie rät dazu, dimmbare LEDs für die Stallungen zu nutzen.

Zudem sollte der Blick beim Energiesparen auf jene Räume gerichtet sein, in denen sich die Reiter in der Regel aufhalten, so etwa das Reiterstübchen oder die Toiletten. Hier sollten die Türen stets geschlossen bleiben, sodass nicht der Stall „mitgeheizt“ wird. Zudem sollte man sich als Pferdehalter die Frage stellen, wie warm die Räume wirklich geheizt sein müssen. Zu wenig ist dabei zwar kontraproduktiv und lässt im schlimmsten Fall im Winter Rohre einfrieren, aber ein Raum muss nicht bis auf Sommertemperaturen hochgeheizt werden, um den Zustand dann mit langem Lüften zu beenden. In derartigen Räumen reicht Stoßlüften von fünf Minuten vollkommen aus. Auch der sparsame Umgang mit Warmwasser spart Energie. Wenn möglich, sollten Reiterstübchen, Sattelkammern und andere Räume, die geheizt werden, nach Süden ausgerichtet werden.

Wer auf der Reitanlage Neubauten plant, sollte dabei immer den Gedanken an Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energiesparen im Hinterkopf behalten. Denn gerade bei Neu- und Umbauten lässt sich – mit einer nicht unwesentlichen staatlichen Förderung – viel erreichen. So eignen sich insbesondere die großen Gebäude auf Reitanlagen (Stallungen, Reithallen, Lagerhäuser) für Photovoltaik- und Solaranlagen. Außerdem lohnt sich für Pferdehalter die Information in Sachen Geothermie.

Energiesparen lässt sich durch Oberlichter und große Fenster in der Halle und den Stallgebäuden. Diese sorgen nicht nur für optimale Lichtverhältnisse, sondern auch für Wärme im Winter, wenn die Sonne tiefer steht. Allerdings sollte man darauf achten, Vordächer oder ausreichend große Überstände einzuplanen, sodass die Gebäude im Sommer nicht zu stark aufheizen. Süd- und Südwest-Fenster in Stallungen sollten auf jeden Fall durch ein Vordach beschattet werden, damit sich das Innere im Sommer weniger stark erwärmt.

 

 

 

Eine lichtdurchflutete Reithalle spart Energiekosten.
Foto: Equipics

Automatisierung für mehr Nachhaltigkeit

Vieles auf unseren Reitanlagen lässt sich mittlerweile via Smartphone steuern. Diese Entwicklung der vergangenen Jahre hat auch in Sachen Nachhaltigkeit – bei Investition in entsprechend kompatible Gerätschaften – viel bewirkt. Eines der besten Beispiele ist die Beregnungsanlage, die mit zahlreichen Sensoren misst, wie der aktuelle Stand der Dinge in der Halle lautet. Mit ihrer Hilfe wird die Beregnung automatisch ausgeschaltet, wenn ein bestimmter Feuchtigkeitsgrad erreicht wurde. Per App kann der Betreiber der Anlage darüber hinaus selbst steuern, wo mehr oder weniger Beregnung notwendig ist. Denn immer wieder betonen Bodenexperten, wie wichtig ein ausgereiftes Beregnungskonzept für den langfristigen Erhalt eines guten Hallenbodens ist. So greift eine Sache in die andere in Sachen Nachhaltigkeit über.

Die Steuerung der Heizungsanlage und der Belüftung kann mittlerweile oft über das Smartphone vorgenommen werden. Hinzu kommt die Steuerung der Beleuchtung und Beschattung. Im Sommer kann durch Verschattungssensoren verhindert werden, dass die Halle sich extrem aufheizt und dann wieder heruntergekühlt werden muss.

Besonders sinnvoll ist zudem der Einsatz von Helligkeitssensoren, wenn es um die Frage geht, ab wann das Licht in der Halle sich automatisch einschalten soll. Dass die Beleuchtung in für die Sicherheit von Pferd und Reiter notwendigem Maße vorhanden sein musss, steht außer Frage. Doch wenn die Sonne durch die Fenster scheint oder auch, wenn die Halle nicht genutzt wird, muss keineswegs über Stunden hinweg das Licht brennen, weil es so per Zeitschaltuhr programmiert wurde. Für das Reiterstübchen oder die Toiletten am Hallenrand ist der Einbau eines Bewegungsmelders eine sinnvolle Investition. Hier sollte zusätzlich die Option eines Lichtsensors in Betracht gezogen werden: Ist es noch hell, schaltet sich das Licht nicht automatisch an.

 

Automatisiert arbeiten

Jede Menge Muskelkraft lässt sich zudem mit der Anschaffung von Allround-Maschinen sparen. Trecker, Radladern & Co. können mit den verschiedensten Aufsätzen versehen und vielfältig auf dem Hof eingesetzt werden – beispielsweise beim Misten der Ställe, Kehren der befestigten Flächen oder bei der Bearbeitung des Hallenbodens. Übrigens: Mittlerweile gibt es bereits E-Varianten der Maschinen. Ebenfalls eine Arbeitserleichterung bringen Futterautomaten, die präzise Heu oder Kraftfutter dosieren und so jede Menge Zeit und Arbeitsaufwand ersparen.

 

 

Möglichst viel Natur, möglichst wenig versiegelte Flächen: So sieht eine ideale Mischung auf der Reitanlage aus.
Foto: Equipics

Grün sorgt für besseres Klima

Versiegelte Flächen sollten auf einer Reitanlage in geringstmöglichem Maße vorhanden sein. Grünflächen sollten dazu in jedem Fall einen Ausgleich dazu bieten. Ein Reitstall eignet sich ideal, um insektenfreundliche Blühflächen am Rand der Wege anzulegen. Baumstämme bieten zudem Unterschlupf für Kleinstlebewesen. Hecken bieten Schutz für Vögel und Kleintiere wie Igel. All das kann überall am Wegesrand, rund um die Weiden und Paddocks, aber auch zwischen den Haupt- und Stallgebäuden bzw. rund um die Halle arrangiert werden. Selbst wenn es manchmal zunächst ungewöhnlich erscheint: Ein solch buntes Blumenmeer mit einer Vielzahl an wertvollen Kräutern und mit einer guten Portion Wildwuchs wird zu einem echten Hingucker. Sichergestellt werden muss selbstverständlich, dass keine für Pferde gefährlichen Pflanzen wachsen. Allerdings kommen sie in gängigen Wildblütenmischungen nahezu nicht vor.

Die sinnvolle Nutzung von Regenwasser ist ein weiterer wichtiger Punkt bei der Bebauung einer Hoffläche. Mithilfe einer Regenwassersammelanlage bzw. Zisternen, welche unterirdisch eingebaut werden, können beispielsweise Reitplätze bewässert werden und auch für Putzarbeiten im Stall steht immer Wasser zur Verfügung, ohne wertvolles und letztendlich kostenintensiveres Trinkwasser zu vergeuden. Eine weitere Möglichkeit für mehr umweltbewusstes Handeln bietet eine Regenwasser-Rückgewinnung. Der Bau von beidem ist ein umfangreiches Unternehmen, dem ein eigener Artikel gewidmet werden müsste. Doch mittlerweile gibt es zahlreiche regionale Stellen, die über alle Möglichkeiten informieren.

 

Reitplatzböden ohne Reue

Versiegelung ist eines der Worte, bei denen Umweltaktivisten zusammenzucken. Zurecht ist dies so, denn die Versiegelung von zu vielen Flächen muss unbedingt vermieden werden. Verzichtet man auf Versiegelung, versickert das Wasser in der Breite im Boden und reichert sich weniger mit den für den Boden wichtigen Nährstoffen an. Außerdem wird der Boden nicht erstickt und das Bodenleben hat weiterhin eine Chance. So können Flächen später auch anderweitig, etwa als Weide oder Auslauf, genutzt werden.

Oft werden in den Boden Kunststoffe eingearbeitet. Noch ist nicht abschließend erforscht, wie sich diese teilweise aus Recyclingmaterial hergestellten Stoffe auf die Gesundheit von Pferd und Reiter auswirken können und ob sie einen negativen Effekt auf die Umwelt haben bzw. wie hoch dieser ausfällt. Beachten sollte man, dass die verwendeten Materialien frei von Schadstoffen und am besten im Inland hergestellt, gut trennbar vom Rest des Bodens und somit leicht zu recyclen sind. Zudem sollte sich der Pferdehalter auf möglichst wenige verwendete Materialien beschränken.

Insbesondere bei den Zusatzstoffen sollte jeder, der sich mit dem Bau eines neuen Reitplatzes auseinandersetzt, nicht nur Preise im Kopf haben, sondern auch den Aspekt des Umweltschutzes nicht außer Acht lassen. Dieser spielt vor allem bei den Zuschlagstoffen in der Tretschicht eine wichtige Rolle. Man unterteilt diese in organische (wie Holz) und anorganische Materialien (Vlies). Hölzer sind, sofern deren Anbau auf ökologische Art und Weise erfolgt und die Lieferketten aus möglichst kurzen Wegen bestehen, umweltfreundlich und leicht zu entsorgen. Außerdem sind sie häufig, gerade aus regionaler Bewirtschaftung, vergleichsweise preisgünstig. Allerdings sind sie weniger lang haltbar als Beimischungen aus Vliesen oder Teppichschnitzeln, welche von vielen Interessenten daher bevorzugt werden. Bei diesen kann jedoch die Belastung mit Schadstoffen zu einem Problem werden und auch die Staubentwicklung kann sich langfristig negativ auswirken. Hier lohnt es sich auf Qualität zu achten.

Für Arbeiten bei derartigen Baumaßnahmen stehen eine ganze Reihe von mobilen Helfern zur Verfügung. Zu ihnen gehören Mulcher, Hof- und Radlader oder auch Hoch- und Tieflader, welche zum Herbeifahren von Sand, Hackschnitzeln, Holz oder Schüttgut genutzt werden können. Die Vielfalt auf dem Markt ist mittlerweile so groß, dass für jede Reitanlage die passenden Helfer vorhanden sind.

Eine Hecke als Abgrenzung des Reitplatzes sieht man zwar eher selten, aber sie wäre die optimale Variante für ein aktives Leben am Rande des Reitplatzes. Hecken bieten Platz für unzählige Kleintiere und sind wertvolle Nahrung für Insekten. Gut geeignet sind etwa Himbeer- und Brombeerhecken, Hundsrosen oder Schlehen.

 

Unterstützung der FN

Die FN wirbt mit zahlreichen Aktionen und hat mehrere Broschüren herausgegeben, um für mehr Aufklärung in der Bevölkerung zu sorgen, damit die vielfältigen Arten, eine Reitanlage umweltfreundlicher zu gestalten, bekannter werden.

„Eine Unterstützung im Dschungel von Modernisierungs- und Fördermöglichkeiten bietet der sogenannte Öko-Check“, erfährt man über die Ansprechpartnerin Diana Koch. „Der Öko-Check beinhaltet bauliche, energetische und nachhaltige Beratung durch Experten der Landessportbünde zu Heizung, Strom, Wasser, Beleuchtung, Fördermitteln und Baumaßnahmen.“ Bewerben kann man sich dafür über ein Formular, das bei der FN zum sofortigen Download bereitsteht.

Dieses interessante Projekt kann jede Pferdesportanlage im Eigenbesitz des Vereins oder Betriebs mit einem langfristigen Miet- oder Pachtvertrag in Anspruch nehmen.

Doch auch vorab kann im Kleinen und Großen bereits viel erreicht werden. Denn es muss nicht der ganz große Anlagenumbau sein, der zu mehr Nachhaltigkeit und einem „grünen Stall“ führt. Kleine Schritte haben oftmals eine große Wirkung.

Zum Seitenanfang