Grün, grün, grün sind alle meine Weiden

Für den Heidehof hat sich Betriebsleiter Volker Paetzold für eine Einzöunung aus Beo-Band entschieden. Zusätzlich hat er zwei stromleitende Litzen angebracht. (Fotos: Pixabay / Zachrau)

Endlich: Der Frühling ist da! Und damit ist es nicht mehr lange, bis es in den meisten Betrieben ans Anweiden geht. Bevor es so richtig losgehen kann, steht allerdings noch eine Menge Arbeit auf dem Plan. Wir haben die wichtigsten Infos über Einzäunungen und die richtige Weidepflege gesammelt und mit Stallbesitzer Volker Paetzold über sein Frühjahresprogramm gesprochen.

Eine ordentliche Weide für den Sommer bedarf einiger Pflege. Während einige Vorbereitungen bereits im Herbst getroffen werden, folgt der Feinschliff im Frühjahr, bevor die Anweidezeit beginnt. Aber nicht nur die richtige Pflege der Grünflächen steht an. Neue Weidestücke werden erschlossen, Zäune müssen kontrolliert und das richtige Anweiden muss festgelegt werden. Auch Volker Paetzold ist bereits mitten in der Vorbereitung. Er ist Betriebsleiter des Heidehofs Wolfsgrund in Ahausen. Vor 17 Jahren kaufte er sich ein Stück Land mit einem Ferienhaus darauf und erschuf daraus seinen Betrieb. Mittlerweile stehen auf dem Hof 50 Pferde – aufgeteilt in Paddockboxen- und Offenstallhaltung – die es sich im Sommer auf insgesamt zwölf Hektar Weide gutgehen lassen können.

 

Einzäunung

 

Auf dem Heidehof gibt es über den Sommer zwei Herden. Die Offenstallherde, die aus 30 Pferden besteht, und die Herde mit den 20 Pferden aus den Paddockboxen. Beide Herden sind ein bunter Mix aus Rassen, Größen, Geschlechtern und Altersklassen. „Meiner Meinung nach ist dies die sicherste Form der Herdenhaltung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass durch den Mix eine starke Herdensouveränität besteht.“ Seine Weiden hat Paetzold mit einem 1,60 Meter hohen Zaun eingezäunt. Dieser besteht aus zwei Stromlitzen und zwei Bahnen Beo Band, ein hochwertiges, mit PVC beschichtetes Polyestergewebe. „Auf den ersten Blick hat es Ähnlichkeit mit Förderband. Der Unterschied jedoch ist, dass Beo Band mit einer Art Textil durchzogen ist. Dadurch ist es deutlich reißfester und stabiler“, beschreibt Paetzold. „Das Band bietet kaum Verletzungsgefahr. Das liegt unter anderem daran, dass das Band nur am Beginn und am Ende angenagelt wird. An den Zwischenpfosten wird es von einer Art Schiene gehalten.“ Innerhalb der Schiene könne das Band sich leicht bewegen und im Falle einer Lockerung jeder Zeit ganz einfach wieder festgezogen werden.

Bei den Pfosten selber setzt Paetzold auf Holz. „Ich persönlich finde Holz einfach schöner. Alle acht bis zehn Jahre – je nach Untergrund – müssen die angegriffenen Pfosten ausgetauscht werden, damit der Zaun sicher bleibt.“ Dabei spielen seit einigen Jahren auch Wespen eine große Rolle. „In den letzten Jahren fällt mir immer häufiger auf, dass Wespen sich knapp über der Grasnarbe am Holz bedienen. Diese müssen dann natürlich schneller ausgetauscht werden.“

Die Abgrenzungen zwischen den Weiden selber, die im Laufe der Weidesaison immer wieder versetzt werden müssen, hat Paetzold mit zweifachen, runden Litzen, mit einem dicken Durchmesser und Metallpfosten abgetrennt. „Die Pfosten eignen sich sehr gut für Zäune, die mobil bleiben müssen. Sie verrotten nicht, sind sehr stabil und immer wieder versetzbar. Eine breite Litze ist mir vor allem deshalb wichtig, damit die Pferde diese besser wahrnehmen können.“ Kurz bevor sie im Frühjahr auf das Grünland dürfen, läuft Paetzold mit seinem Team jeden Zaun ab, um diesen zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reparieren oder von Wildwuchs zu befreien.

Maulwurfshügel und andere Unebenheiten können im Frühjahr durch das Schleppen der Weiden beseitigt werden.

Das Frühjahr naht

 

Nach der Schließung der Weiden im Herbst – meist im Oktober – lässt Paetzold die Flächen mulchen und nachsäen. „Ich bekam den Tipp, bereits im Herbst zu säen. Somit kann das Gras mit den ersten optimalen Wetterverhältnissen zum Ende des Winters anfangen, zu wachsen, und die Pferde können pünktlich im April oder Mai auf die Weide“, erklärt Pätzold. Sät man erst im Frühjahr, kann es passieren, dass die Weidestücke erst ab Juni nutzbar sind.“

Im Frühjahr beginnt dann die Pflege der Weiden für die Anweidezeit. Sie werden mit einer Wiesenschleppe gründlich abgezogen, um vor allem Maulwurfshügel zu glätten. Die Geilstellen werden entfernt und Bodenproben gemacht. „Diese mache ich allerdings nicht jedes Jahr. Meistens sehe ich schon, was den Weiden fehlt. Die regelmäßigen Proben stellen jedoch sicher, dass der Boden auch das bekommt, was er benötigt.“ Dann wird die Fläche mit Kalkstickstoff behandelt. Dies liefert dem Boden, wie der Name schon verrät, Stickstoff und Kalk, entfaltet darüber hinaus aber auch eine Reihe an Sonderwirkungen. „Da ich auf meinen Weiden kein eigenes Heu produziere, habe ich meistens am Anfang des Jahres viel zu viel. Der Stickstoff stellt einfach gesagt sicher, dass das Gras zwar gut aufwächst, aber noch nicht von Anfang an die volle Power abgibt.“ Der Kalkstickstoff sorgt für eine dichte, strapazierfähige Grasnarbe und ein für die Pferde schmackhaftes, mineralstoffreiches und nitratarmes Futter. Außerdem wirkt der Kalkgehalt Bodenversauerung entgegen. Das Wichtigste im Frühjahr, betont Paetzold, sei das Striegeln der Weide. So wird abgestorbenes und verfaultes Pflanzenmaterial ausgekämmt und die Grasnarbe leicht aufgeritzt, ohne verletzt zu werden. Damit kann der Boden noch besser durchlüften. Außerdem fördert das Striegeln die Bestockung der Gräser und das Wachstum wird angeregt.

Ab frühestens April, eher sogar Mai, beginnt das Anweiden auf dem Heidehof. „Anfangs dürfen die Pferde eine Dreiviertelstunde auf das Grünland. Das wird dann alle paar Tage in kleinen Schritten erweitert, bis sie letztlich von morgens bis abends dort stehen.“ 24/7-Weiden gibt es bei Pätzold nicht. „Wie bereits erwähnt, haben wir ganz gemischte Herden. Nicht alle Pferde vertragen es, 24 Stunden lang auf der Weide zu stehen. Einige sind sehr leichtfuttrig.“ Während der Betriebsleiter bereits beim An- und Abweiden immer die Wetterverhältnisse im Blick hat, um den richtigen Zeitpunkt abzupassen, handelt er ebenso in den heißen Sommermonaten. „Wir haben wirklich große Bremsenprobleme im Sommer. Wenn es zu schlimm wird, kommen unsere Pferde nachts auf das Grünland und tagsüber auf die Paddocks oder in ihre Paddockboxen“, erklärt er. Ihm sei es wichtig, dass die Pferde trotzdem rund um die Uhr die Möglichkeit hätten, draußen zu sein. Jede Box ist zwölf Quadratmeter groß und verfügt über einen 24 Quadratmeter großen Paddock. Die Verbindungstür ist bei allen Pferden rund um die Uhr geöffnet. Wenn sie tagsüber nicht auf dem Grünland sind, stehen sie auf großen Paddocks. Im Winter verfügt der Hof über mehrere Winterweiden, auf denen die Pferde – aufgeteilt in Stuten und Wallache – an großen Heuraufen an ihr Raufutter kommen. „Die Offenstallherde kommt im Sommer morgens freiwillig von den Weiden und sucht Schutz vor den Insekten auf den Wiesen“, berichtet Pätzold.

Innerhalb einer Weidesaison werden die Pferde regelmäßig umgeweidet. „Ein Wechsel ist bei uns wie ein kleiner Jahreswechsel. Die Pferde bleiben solange auf einem Weidestück, bis sie dieses fast ganz abgefressen haben.“ Dann wird das Stück erneut geschleppt und nach 24 Stunden Ruhe gemulcht. „Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass das Gras nicht bis an die Grasnarbe abgefressen ist.“ Vier Wochen hat das bearbeitete Stück dann Pause, bis die Herde erneut hinaufgelassen wird. Dann geht es an die Pflege des nächsten Abschnitts. „Ein Striegel mit einem integrierten Saatgerät ist eine tolle und hilfreiche Sache, die Anschaffung oder das Leihen lohnen sich. Einen Mulcher und eine Wiesenschleppe kann ich als einmalige Anschaffung jedem ans Herz legen.“

Eine gute Grasnarbe ist widerstandsfähig.

Die perfekte Saat

 

„Als ich den Hof damals übernahm, waren die Weiden in einem furchtbaren Zustand. Somit habe ich kurzerhand alles umgraben lassen und mithilfe von Saatexperten die richtige Saat zusammengestellt.“ Die meisten Betriebe verwenden für ihre Weiden die Saat von reinem Weidelgras. „Das hat die höchste Energie und eignet sich bei zum Beispiel Kühen, die Milch geben sollen. Pferde brauchen das eher nicht. Am besten ist eine Mischung, in der Weidelgras ebenfalls enthalten ist. Diese Sorte sorgt für eine gute Grasnarbenbildung“ So hat Paetzold bei seiner Saatmischung zum Beispiel darauf geachtet, dass die verschiedenen Gräser, die zum Weidelgras dazu gemischt werden, nur wenig Energie liefern. Außerdem sollte bei der Auswahl darauf geachtet werden, dass alle Gräser unterschiedlich schnell wachsen und so die schnellwachsenden die langsam wachsenden im schlimmsten Fall verdrängen können. Da im Laufe der Zeit mit dem Wind und durch Tiere noch weitere, fremde Gräser auf die Weiden gelangen können, ist die Nachsaat über die kahlen Stellen hinaus besonders wichtig. „Eine perfekte Pflege gelingt mir nicht immer. So verpasse ich auch manchmal den perfekten Zeitpunkt zum Mulchen, der wetterbedingt nicht möglich ist. Da muss man wirklich immer dranbleiben und das Wetter beobachten.“ Mit den extremen Wetterbedingungen – egal, ob lange Regen- oder Hitzephasen –  komme die zusammengestellte Saat sehr gut klar. Paetzold rät: „Es lohnt sich, einen Experten mit ins Boot zu holen und sich umfassend beraten zu lassen.“

Der richtige Zaun


Erstmal ist wichtig zu wissen, dass jeder Pferdehalter oder Stallbetreiber die Sorgfaltspflicht für die ausbruchssichere Haltung der Pferde trägt. Dazu zählt zum einen der fachgerechte Bau, zum anderen aber auch die regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls auch Wartung der Einzäunungen. Die „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ (Hrsg.: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) besagen: „Die Einzäunung muss so beschaffen sein, dass größtmögliche Sicherheit für Tier und Mensch gewährleistet ist. Dabei sind die arttypischen Verhaltensweisen des Pferdes als Fluchttier und die Besonderheiten seines Sichtfeldes zu berücksichtigen.“ Das bedeutet natürlich auch, dass jede Rasse und Größe sowie Hengste, Stuten und Jungpferde anders eingezäunt werden müssen. Während also Einzäunungen von Shetlandponys besonders in Bodennähe sicher sein sollten, benötigen große Warmblüter einen deutlich höheren Zaun.

Welches Material der Betrieb wählt, richtet sich vor allem nach dem finanziellen Aspekt. Jeder sollte sich fragen: Wie viel kann und möchte ich für meine Einzäunung ausgeben und welche Fläche muss ich einzäunen? So ist ein Holzzaun sicher optisch eine schöne Lösung, leider aber auch die Kostspieligste mit mehr Wartungsarbeiten über die Jahre. Holz sollte – egal als Pfosten oder als ganzer Zaun – regelmäßig kontrolliert werden. Verschiedene und extreme Witterungen können dem Material zu schaffen machen, ebenso wie Wespen. Deutlich stabiler und langanhaltender sind Metallpfosten. Hier ist darauf zu achten, dass es keine scharfen Kanten gibt und dass die Eckpfosten besonders stabil sind, da auf ihnen am meisten Zug lastet. Kunststoffpfähle mit einem sehr schmalen Durchmesser eignen sich am besten für Einzäunungen im Inneren einer Weide. Auch diese sollten bei extremen Witterungen regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf ausgetauscht werden.

Eine Stromlitze eignet sich im Innenbereich zur Abgrenzung, aber auch im Außenbereich. An hohen Risikostellen wie zum Beispiel an einer Schnellstraße, empfiehlt sich der Elektrozaun in Kombination mit einem stabilen Holz- oder Kunststoffzaun (aus Förderbändern). Es gibt auch bereits Weidezaun-Band, welches sehr stabil ist und zusätzlich Strom leitet. Besonders als Außenzaun ist dieses Band eine sichere Alternative zur normalen Litze.

Ist die Entscheidung jedoch auf die klassische Stromlitze gefallen, so sollte auch diese regelmäßig kontrolliert werden. Aufgrund von Feuchtigkeit, Eis oder Wind, kann diese schnell reißen oder der Stromfluss unterbrochen werden. Bei der Wahl der richtigen Litze gilt: Je breiter das Band, desto besser sichtbar ist diese und desto geringer ist das Verletzungsrisiko der Pferde. Allerdings bleibt insbesondere Schnee auf breiten Bändern liegen und muss meistens von Hand entfernt werden.

Gut zu wissen...

Wolfsschutzzaun

Ein Wolfsschutzzaun sollte ein vollständig geschlossener, elektrisch geladener Litzen-Zaun sein, der aus mindestens fünf Litzen besteht. Die erste Litze sollte mit einem maximalen Abstand von 20 Zentimetern vom Boden gezogen werden, die zweite in einem Abstand von ebenfalls 20 Zentimetern zur ersten, die dritte maximal 25 Zentimeter zur zweiten und ab der vierten Litze maximal 30 Zentimeter zur jeweils vorherigen. Von wolfsabweisenden Netzen ist in der Pferdehaltung aufgrund der Verletzungsgefahr abzusehen. Entlang des gesamten Zaunes sollte eine Entladeenergie von mindestens einem Joule gewährleistet sein. Dementsprechend ist das richtige Weidezaungerät nach dem Bewuchs, der Zaunlänge und dem Zaunmaterial auszuwählen.

 

Multitasking-Geräte für die Weidepflege

Um den Betrieben die Arbeit auf dem Grünland und die Weidepflege zu vereinfachen, haben einige Hersteller über die letzten Jahre vielseitig einsetzbare Traktoren in verschiedenen Größen entwickelt. Sie eignen sich für sehr große aber auch für kleinere Flächen und lassen sich mit Hilfe von einer großen Auswahl an Anbauzubehör für beinahe jedes Einsatzgebiet anwenden. Ob Mähen, Schleppen, Mulchen, Düngen oder Fräsen – mit der Anschaffung eines Geräts kann die Pflege vollständig abgedeckt werden. Sind nur Geräte für bestimmte Einsätze erwünscht, können diese auch gezielt mit der einen einzigen Funktion angeschafft oder sogar für einen gewissen Zeitraum bei manchen Firmen geliehen werden. Mangelt es an der eigenen Zeit oder soll die Pflege ganz in professionelle Hände gelegt werden, stellen einige Firmen nicht nur ihre Geräte, sondern die Weidepflege als Dienstleistung zur Verfügung.

 

Giftpflanzen

Durch den Wind oder einige Tiere können nicht nur die verschiedenste Gräser auf die eigene Weide geraten, sondern auch aller Art Pflanzen. Einige davon sind giftig und können schon in kleinster Menge tödlich für den Vierbeiner sein. In diversen Datenbanken oder mit den verschiedensten Apps lassen sie sich benennen. Die gängigsten Giftpflanzen sind: Eibe, Fingerhut, Schwarzes Bilsenkraut, Schwarze Tollkirsche und Stechapfel, Blauer Eisenhut, Herbstzeitlose, Gefleckter Schierling, Robinie, Jakobskreuzkraut, Graukresse und Goldregen. Außerdem: Adonisröschen, Fingerhut, Hahnenfußarten, Farne und der Gundermann.

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