Das Frühjahr naht
Nach der Schließung der Weiden im Herbst – meist im Oktober – lässt Paetzold die Flächen mulchen und nachsäen. „Ich bekam den Tipp, bereits im Herbst zu säen. Somit kann das Gras mit den ersten optimalen Wetterverhältnissen zum Ende des Winters anfangen, zu wachsen, und die Pferde können pünktlich im April oder Mai auf die Weide“, erklärt Pätzold. Sät man erst im Frühjahr, kann es passieren, dass die Weidestücke erst ab Juni nutzbar sind.“
Im Frühjahr beginnt dann die Pflege der Weiden für die Anweidezeit. Sie werden mit einer Wiesenschleppe gründlich abgezogen, um vor allem Maulwurfshügel zu glätten. Die Geilstellen werden entfernt und Bodenproben gemacht. „Diese mache ich allerdings nicht jedes Jahr. Meistens sehe ich schon, was den Weiden fehlt. Die regelmäßigen Proben stellen jedoch sicher, dass der Boden auch das bekommt, was er benötigt.“ Dann wird die Fläche mit Kalkstickstoff behandelt. Dies liefert dem Boden, wie der Name schon verrät, Stickstoff und Kalk, entfaltet darüber hinaus aber auch eine Reihe an Sonderwirkungen. „Da ich auf meinen Weiden kein eigenes Heu produziere, habe ich meistens am Anfang des Jahres viel zu viel. Der Stickstoff stellt einfach gesagt sicher, dass das Gras zwar gut aufwächst, aber noch nicht von Anfang an die volle Power abgibt.“ Der Kalkstickstoff sorgt für eine dichte, strapazierfähige Grasnarbe und ein für die Pferde schmackhaftes, mineralstoffreiches und nitratarmes Futter. Außerdem wirkt der Kalkgehalt Bodenversauerung entgegen. Das Wichtigste im Frühjahr, betont Paetzold, sei das Striegeln der Weide. So wird abgestorbenes und verfaultes Pflanzenmaterial ausgekämmt und die Grasnarbe leicht aufgeritzt, ohne verletzt zu werden. Damit kann der Boden noch besser durchlüften. Außerdem fördert das Striegeln die Bestockung der Gräser und das Wachstum wird angeregt.
Ab frühestens April, eher sogar Mai, beginnt das Anweiden auf dem Heidehof. „Anfangs dürfen die Pferde eine Dreiviertelstunde auf das Grünland. Das wird dann alle paar Tage in kleinen Schritten erweitert, bis sie letztlich von morgens bis abends dort stehen.“ 24/7-Weiden gibt es bei Pätzold nicht. „Wie bereits erwähnt, haben wir ganz gemischte Herden. Nicht alle Pferde vertragen es, 24 Stunden lang auf der Weide zu stehen. Einige sind sehr leichtfuttrig.“ Während der Betriebsleiter bereits beim An- und Abweiden immer die Wetterverhältnisse im Blick hat, um den richtigen Zeitpunkt abzupassen, handelt er ebenso in den heißen Sommermonaten. „Wir haben wirklich große Bremsenprobleme im Sommer. Wenn es zu schlimm wird, kommen unsere Pferde nachts auf das Grünland und tagsüber auf die Paddocks oder in ihre Paddockboxen“, erklärt er. Ihm sei es wichtig, dass die Pferde trotzdem rund um die Uhr die Möglichkeit hätten, draußen zu sein. Jede Box ist zwölf Quadratmeter groß und verfügt über einen 24 Quadratmeter großen Paddock. Die Verbindungstür ist bei allen Pferden rund um die Uhr geöffnet. Wenn sie tagsüber nicht auf dem Grünland sind, stehen sie auf großen Paddocks. Im Winter verfügt der Hof über mehrere Winterweiden, auf denen die Pferde – aufgeteilt in Stuten und Wallache – an großen Heuraufen an ihr Raufutter kommen. „Die Offenstallherde kommt im Sommer morgens freiwillig von den Weiden und sucht Schutz vor den Insekten auf den Wiesen“, berichtet Pätzold.
Innerhalb einer Weidesaison werden die Pferde regelmäßig umgeweidet. „Ein Wechsel ist bei uns wie ein kleiner Jahreswechsel. Die Pferde bleiben solange auf einem Weidestück, bis sie dieses fast ganz abgefressen haben.“ Dann wird das Stück erneut geschleppt und nach 24 Stunden Ruhe gemulcht. „Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass das Gras nicht bis an die Grasnarbe abgefressen ist.“ Vier Wochen hat das bearbeitete Stück dann Pause, bis die Herde erneut hinaufgelassen wird. Dann geht es an die Pflege des nächsten Abschnitts. „Ein Striegel mit einem integrierten Saatgerät ist eine tolle und hilfreiche Sache, die Anschaffung oder das Leihen lohnen sich. Einen Mulcher und eine Wiesenschleppe kann ich als einmalige Anschaffung jedem ans Herz legen.“