Fit durchs Jahr

Fotos: Equipics

In unserem Gesundheits-Special haben wir einige Therapien und Behandlungsmöglichkeiten zusammengefasst, die dabei helfen, das Immunsystem zu stärken und Heilungsprozesse fördern.

Erste Hilfe fürs Pferd

Ein Überblick, was im Stall unbedingt vorhanden sein sollte und was im Notfall zu tun ist.

Die Stallapotheke

Sie sollte regelmäßig überprüft und wenn nötig ergänzt werden. Jeder im Stall sollte wissen, wo sich die Stallapotheke befindet. Es ist sinnvoll, für jedes Pferd eine eigene Box anzulegen. Hinein gehören in jedem Fall: Desinfektionsspray, Zinkoxydspray, Salben mit desinfizierender Wirkung, gerinnungshemmende Salbe, Percutin Salbe für Sehnen und Bänder, sterile Wundauflagen, Verbandswatte, elastische Verbände, selbsthaftende Binden, Fieberthermometer, Schere, Pinzette, Zeckenzange, Einweghandschuhe, Impfpass.

Was ist zu tun bei...

Wunden Zunächst muss geprüft werden, wie tief die Wunde ist. Ist sie tiefer als eine oberflächliche Schürfwunde, sollte der Tierarzt informiert werden. Bei stark blutenden Wunden ist Eile geboten. Auch wenn die Wunde an einem Gelenk oder einer Sehne liegt, sollte rasch gehandelt werden, da es sonst zu schwerwiegenden Entzündungen kommen kann. Bei stark blutenden Wunden hilft ein Druckverband bevor der Tierarzt kommt. Eine oberflächliche Wunde kann durch Säubern und gegebenenfalls eine sterile Wundauflage behandelt werden.

Kolik Sie ist immer ein Notfall, deshalb sofort den Tierarzt rufen. Bis er kommt, sollte das Pferd im Schritt geführt werden. Im Sommer können zusätzlich die Beine gekühlt werden, im Winter sollte man unbedingt eine Abschwitzdecke auflegen.

Ballentritt Zunächst sollte geprüft werden, wie stark die Wunde blutet. Es ist ratsam, den Tierarzt die Wunder versorgen zu lassen, allerdings ein Ballentritt kein Notfall. Zunächst sollte die Wunde gesäubert werden und ein Verband mit Druck am Ballen angebracht werden.

Nageltritt Tritt plötzliches Lahmen auf, handelt es sich häufig um einen Nageltritt. Sofort besteht hier die Gefahr, dass tieferliegende Strukturen im Huf beschädigt werden. Das Pferd sollte auf keinen Fall weiterbewegt und der Tierarzt so schnell wie möglich gerufen werden. Der Nagel oder andere Fremdkörper sollte im Huf steckengelassen werden, außer wenn der Nagel noch weit heraussteht. Die betroffene Stelle sollte daraufhin für den Tierarzt markiert werden. Ein Hufverband ist sowohl bei Entfernen als auch Steckenlassen des Fremdkörpers sinnvoll.

Augenverletzungen Wenn das Auge blutet oder es zugeschwollen ist, deutet dies meist auf eine Augenverletzung hin. Der Tierarzt sollte sofort informiert werden. Bis zu seinem Eintreffen sollten Fliegen vom Auge ferngehalten werden. Bei einer Augenentzündung ist das Pferd lichtempfindlich und kneift das Auge zu. Dann sollte es licht- und windgeschützt im Stall stehen. Sie ist kein Notfall und kann zunächst beobachtet werden. Allerdings wird auch hier geraten, einen Tierarzt hinzuzuziehen.

Kreuzverschlag Das Pferd ist steif, bewegt sich plötzlich kaum, die Rückenmuskulatur ist verhärtet und es ist sehr schmerzempfindlich. Der Tierarzt sollte sofort gerufen werden, bis zu seinem Eintreffen sollte man das Pferd beruhigen und es stehen lassen. Wärme durch Decken hilft.

Schlundverstopfung Der Tierarzt muss hier sofort gerufen werden. Auf keinen Fall darf das Pferd weiter fressen oder trinken. Es hilft, wenn der Kopf des Pferdes tief gehalten wird, sodass kein Futter in die Atemwege gerät. Oft kann es durch nicht genug eingeweichte Rübenschnitzel oder Heucobs zu einer solchen Verstopfung kommen.

Massagen und Co. – Unterstützung für die Schulmedizin

Die Schulmedizin spielt beim Gesundungsprozess von Pferden mit Sicherheit eine wichtige Rolle. Viele Erkrankungen können und sollten niemals ohne Hinzuziehen eines Tierarztes behandelt werden. Doch zahlreiche Möglichkeiten der Physiotherapie und alternative Heilmethoden können dafür sorgen, dass der Genesungsprozess besser voranschreitet. Ein Überblick.

Massagen Sie dienen zur Verbesserung der Durchblutung in bestimmten Bereichen, zum Lösen von Verspannungen und zur Verbesserung der Muskelspannung, zum Anregen des Lymphsystems, zur Verringerung von Schmerzen durch die Ausschüttung von Endorphinen oder aber um die Beweglichkeit des Pferdes zu steigern. Zudem können Massagen entspannend wirken.

Die Massagetechniken sollten zunächst unter Anleitung eines Heilpraktikers erlernt werden, können jedoch danach auch selbstständig durchgeführt werden. Wenn ein Pferd noch keinerlei Massagen erlebt hat, sollte mir kurzen Einheiten von circa zehn Minuten und unter Anleitung begonnen werden. Bald kann die Massagezeit jedoch bis zu 30 Minuten gesteigert werden.

Hydrotherapie Sie arbeitet, wie aus dem Namen bereits hervorgeht, mit Wasser. Sie kann auf unterschiedliche Art und Weise angewendet werden. Zum einen gibt es jene Form der Therapie, die dafür sorgt, dass Pferde – vor allem nach langwierigen Beinverletzungen – beim Schwimmen wieder Muskeln aufbauen und das Herz-Kreislauf-System intakt gehalten wird. Beim Schwimmen wird ein spezieller Pool genutzt und das Pferd von erfahrenen Hilfspersonen am Beckenrand geführt. Wichtig ist, bei dieser Therapieform stets erfahrenes Personal vor Ort zu haben, da Erschöpfung des Pferdes im Wasser rechtzeitig und schnell bemerkt werden muss, um es keinen gesundheitlichen Risiken auszusetzen.

Eine andere Form der Hydrotherapie erfolgt mit Hilfe einer Art Whirlpool für Pferde, der am Boden mit Sand und Meersalz bedeckt ist. Dieses wird durch Luft aufgewirbelt und massiert dadurch die Beine des Pferdes. Auch gibt es spezielle Aqua-Trainer, in denen das Pferd „Wassertreten“ kann. Dies kann bei Beinverletzungen ebenfalls den Heilungsprozess positiv beeinflussen.

 

Magnetfeldtherapie Sie fand in den vergangenen Jahren viele Liebhaber und Befürworter. Das erste Magnetfeld-Therapiegerät ließ sich Elias Smith 1869 patentieren. Bereits die antike griechische Arzt Hippokrates hatte jedoch die heilende Wirkung von Magnetfeldern erforscht. Bei Pferden kann die Magnetfeldtherapie als Begleitung der schulmedizinischen Behandlung bei chronischen und akuten Stoffwechsel- oder Gelenkproblemen, Frakturen, Sehnenerkrankungen, Verdauungsproblemen, zur Anregung des Immunsystems, aber auch zur Entspannung bestimmter Körperpartien eingesetzt werden. Gearbeitet wird mit speziellen Magnetdecken oder Gamaschen.

 

Heilkräuter fürs Pferd von A bis Z - Phytomedizin genauer betrachtet

„Phytotherapie“ ist ein Begriff, der erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts auftauchte. Er wurde vom französischen Arzt Henri Leclerc (1870-1955) eingeführt und besitzt heute die im gesamten Bereich der EU gültige Definition „Heilung, Linderung und Vorbeugung von Krankheiten bis hin zu Befindungsstörungen durch Arzneipflanzen, Pflanzenteile oder pflanzliche Bestandteile und deren Zubereitung.“ Doch welche Heilkräuter können wirklich sinnvoll bei Pferden eingesetzt werden?

A wie Arnika

Arnika ist ein klassisches Arzneimittel. „Zur Behandlung schlecht heilender Wunden und Geschwüren wählt man Kräuter, die immunstimulierende, antimikrobielle, entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Eigenschaften aufweisen wie speziell Arnika, Bockshornklee, echte Kamille und die Ringelblume“, erklärt Michaela von Zerssen. (FN: Karenzzeit 48 Stunden)

B wie Brennnessel

Auch wenn Pferde Brennnesseln auf der Weide in frischem Zustand meist stehen lassen, können sie als Medizin wirksam sein. Abgemäht und getrocknet brennen sie nicht mehr und können unter das Futter gemischt werden. Dort wirken sie vor allem bei älteren Pferden als Kräftigungsmittel. Außerdem können bei Sommerekzem betroffene Stellen mit einem Sud aus Brennnesseln behandelt werden. (FN: Karenzzeit 48 Stunden)

C wie Cayennepfeffer

Bei Cayennepfeffer/Capsicum handelt sich um den Produzenten jener berüchtigten Substanz, die einst im Blut mehrerer Olympiapferde gefunden wurde. Für Turnierpferde ist eine Behandlung während der Saison nicht möglich. Bei Freizeitpferden steht dieser jedoch nichts entgegen, wirken Präparate mit Cayennepfeffer doch wirksam gegen Arthrose und Muskelschmerzen, indem sie die Durchblutung fördern und schmerzlindernd wie entzündungshemmend sind. (im Wettkampf verbotene Substanz FN)

D wie Dost

Der auch als Oregano oder Wilder Majoran bekannte Dost wirkt besonders gut auf die Bronchien und lindert Husten. Auch wirkt er im Zuge dessen appetitanregend. Äußerlich kann er in Form von Umschlägen bei Muskelschmerzen und rheumatischen Beschwerden angewendet werden. (ADMR-konform)

E wie Eukalyptus

Eukalyptus ist vor allem als ätherisches Öl bei Atemwegserkrankungen bekannt. Er wirkt schleimlösend und entkrampfend. Deshalb wird er häufig zum Inhalieren genutzt. Auch in Futtermischungen, welche speziell zur Unterstützung von an den Atemwegen erkrankten Pferden angeboten werden, ist Eukalyptus enthalten. Jedoch sollte, wie bei allen ätherischen Ölen, zunächst die Reaktion des Pferdes darauf beobachtet werden. (FN: 48 Stunden Karenzzeit)

F wie Fenchel

Wie bereits weiter oben beschrieben ist Fenchel bei Erkrankungen des Verdauungstraktes und Blähungen ein probates Mittel. Er beeinflusst aber auch die Atemwege positiv und kann dort als Tee verabreicht oder zur Inhalation genutzt werden. Bei Verletzungen am Auge bietet Fenchel in Verbindung mit Augentrost Hilfe. (FN: 48 Stunden Karenzzeit)

G wie Ginkgo

Ginkgo ist bekannt für seine durchblutungsfördernde Wirkung, die auch bei Pferden bestätigt wurde. Die Pflanze kann als Tee zubereitet werden oder aber der Pferdehalter nutzt Tropfen aus der Apotheke. Ginkgo hat sich vor allem in der Homöopathie bewährt. Er unterstützt Pferde, die sich leicht ablenken lassen und Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren.

H wie Hagebutte

Arthrosen werden oft bei alten Pferden festgestellt und betreffen ein oder mehrere Gelenke des Pferdes. Typisch sind Steifheit und Lahmheit, die nach kurzer Bewegung verschwinden. Die Symptome verschlimmern sich bei kaltem, feuchtem Wetter. Aus der Kräuterküche können jedoch gemäß neueren Forschungsergebnissen Hagebutte in einer Langzeitanwendung Erleichterung verschaffen. Gleichzeitig stärkt die Pflanze das Immunsystem. Hagebutten enthalten so viel Vitamin-C, dass sie auch auf den großen Pferdeorganismus Einfluss nehmen und besonders in der kalten Jahreszeit Infekte abwehren können.

I wie Ingwer

Ingwer gilt beim Menschen als wahres Wundermittel. Das gilt auch fürs Pferd. Arthrosen können gemildert werden, im Einsatz ist er bei jeglichen Gelenkerkrankungen, aber auch bei Durchfall und Appetitlosigkeit. Die Forschungen bei Pferden stehen noch am Anfang, aber es scheint, als wäre Ingwer ein ähnlicher Tausendsassa wie beim Menschen. (FN: 48 Stunden Karenzzeit)

J wie Johanniskraut

Johanniskraut fördert in Form von Öl die Wundheilung und kann gegen Nervosität helfen. Allerdings trägt die Pflanze zu vermehrter Photosensibilität bei. (FN: 48 Stunden Karenzzeit)

K wie Kamille

Kamille wirkt sowohl bei Stress und Unruhe wie auch bei Magen- und Darmbeschwerden. Sie fördert äußerlich angewendet die Wundheilung und kann als Öl auch bei Maul- und Zahnentzündungen unterstützend wirken. (FN: 48 Stunden Karenzzeit)

L wie Leinsamen

„Bei einer Tendenz zu Verstopfung wählt man Schleimdrogen wie Leinsamen oder Isländisch Moos in Wasser aufgequollen“, erklärt Michaela von Zerssen. Außerdem hat sich die Fütterung von Leinsamen und Leinöl im Zuge des Fellwechsels bewährt. Eine Kur macht die jährliche Prozedur weniger anstrengend für das Pferd, fördert das Immunsystem und ein glänzendes Fell. (ADMR-konform)

M wie Minze

Die Minze ist nicht nur geschmacklich bei Pferden beliebt. Das enthaltene Menthol wirkt gegen Bakterien und Parasiten und entspannt Magen und Darm. Bei Erkrankungen der Atemwege kann sie zum Inhalieren genutzt werden. Auch äußerlich kann Minze bei Insektenstichen und Sommerekzem Anwendung finden. (FN: 48 Stunden Karenzzeit)

N wie Nachtkerze

Die Nachtkerze wird als Öl auf die Haut aufgetragen und wirkt unterstützend gegen Sommerekzem, Schuppenbildung, trockene Haut samt Schorf und Juckreiz. (ADMR-konform)

P wie Petersilie

Petersilie, eines der beliebtesten Küchenkräuter, hat einen hohen Vitamingehalt und steigert die Abwehrkräfte. Auch bei Verdauungsproblemen, Harnwegsinfektionen und Rheuma kann sie unterstützend angewendet werden.

Q wie Quecke

Die Quecke gehört zu den Süßgräsern. Sie wirkt harntreibend und kann bei Stoffwechselstörungen und Entzündungen der Harnwege eingesetzt werden.

R wie Ringelblume

Wie auch beim Menschen ist die Ringelblume als Tinktur bei kleineren Wunden, aber auch Verbrennungen oder Entzündungen im Maul oder Auge einsetzbar. (ADMR-konform)

S wie Schwarzkümmel

 „Leidet das Pferd unter einer Allergie, so muss die Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers gegen harmlose, fremde Stoffe wie Heustaub, Pollen, Futter etc. behandelt werden. Versteht man diese überschießende Reaktion des Immunsystems, wird deutlich, dass Kräuter zur Regulation des Immunsystems wie Schwarzkümmel, Taiga- oder Süßholzwurzel Sinn ergeben“, erklärt Michaela von Zerssen. (ADMR-konform)

T wie Teufelskralle

Teufelskralle, deren Wurzel als Granulat für das Pferd verwendet wird, wirkt unterstützend bei Erkrankungen des Bewegungsapparats. Sie wird bei Arthrosen in Kombination mit Weidenrinde gerne genutzt, da sie schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt. Auch bei Spat wurde in einer Studie ein positiver Effekt festgestellt. Trächtigen Stuten sollte die Pflanze auf keinen Fall verabreicht werden, da sie die Gebärmutter stimuliert. (FN: 4 Tage Karenzzeit, in Futtermitteln ist Teufelskralle nicht ADMR-konform)

W wie Weißdorn

„Das Herz-Kreislaufsystem alter Pferde wird mit zunehmendem Alter schwächer, was den Übergang vom Winter zum Frühling mit seinem Fellwechsel und den wechselhaften Temperaturen nicht einfacher macht. Sekundäre Pflanzenstoffe aus den Blüten und Früchten des Weißdorns, Ginsengwurzel oder als Tinktur aus dem chinesischen Limonenbaum finden hier ihre Bestimmung“, empfiehlt Michaela von Zerssen.

Z wie Zaubernuss

Die Zaubernuss wirkt äußerlich eingesetzt als Tinktur bei Satteldruck und entzündeten bzw. schlecht heilenden Wunden und bei Ekzemen mit Juckreiz. Auch bei Prellungen und Verstauchungen leistet sie gute Dienste.

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