Was ist Herpes?
Bei Pferden auf der ganzen Welt kommen mehrere Herpesviren mit unterschiedlichen Krankheitsbildern vor. Ein einmal mit Herpesviren infiziertes Pferd bleibt lebenslang latent infiziert und damit Virusträger, auch wenn es selber nicht erkrankt oder die Erkrankung bereits überstanden hat. So tragen ca. 80 Prozent der Pferde Herpesviren in sich. Unter ungünstigen Umständen, wie zum Beispiel Stress, der durch einen Stallwechsel, Veränderungen in der Herde, andere Erkrankungen, Transporte oder Turnierstarts ausgelöst wird, kann es zu einer Reaktivierung des Virus im Pferdekörper kommen, die zu einer Ausscheidung des Erregers führt und eine Infektionsquelle für andere Pferde darstellt.
Für Pferde ist im Zusammenhang mit dem Thema Impfung vor allem das Equine Herpesvirus-1 (EHV-1) relevant, das in erster Linie für Fehlgeburten und Geburten lebensschwacher Fohlen sowie für fiebrige Atemwegserkrankungen vor allem bei jungen Pferden verantwortlich ist, in selteneren Fällen aber auch eine neurologische Verlaufsform der Erkrankung (Equine Herpesvirus-associated Myeloencephalopathy, EHM) hervorrufen kann. In diesem Fall zeigen die Pferde Bewegungsstörungen und Lähmungen, die häufig an der Hinterhand beginnen und fortschreiten. Auch Harn- und Kotabsatzprobleme sind typisch. Die Symptome können sich schnell bis zum Festliegen verschlechtern, häufig müssen die Pferde dann durch den Tierarzt erlöst werden.
Flächendeckende Impfungen sind notwendig
Um dem Ausbruch von Infektionskrankheiten vorzubeugen, bedarf es gesamtheitlicher Maßnahmen. Ein wichtiger Baustein im Rahmen der Vorbeugung sind Impfungen. Die Impfung gegen Herpes kann allerdings nicht - im Gegensatz zu den Impfungen gegen Influenza und Tetanus - das einzelne Pferd sicher vor der Infektion mit EHV-1 und dem Ausbruch der hervorgerufenen Krankheiten schützen. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der neurologischen Verlaufsform. Studien zeigen jedoch, dass die durch Herpesviren hervorgerufenen Atemwegserkrankungen abgemildert und Abortraten deutlich gesenkt werden können. Der große Vorteil der Impfung ist darüber hinaus, dass geimpfte Pferde im Falle einer Infektion oder auch im Falle einer Reaktivierung des Virus ohne erkennbare Symptome weniger Viren ausscheiden. Durch die verringerte Virusausscheidung sinkt die Gefahr, dass sich weitere Pferde mit Herpesviren infizieren und es zur Ausbildung von Krankheitsanzeichen kommt. Die Impfung gegen Herpes stellt somit einen wichtigen Bestandteil der betriebshygienischen Maßnahmen dar. Sie greift vor allem dann, wenn möglichst alle Pferde flächendeckend geimpft werden.
Influenza-Impfung
Nicht nur die Herpes-Impfung gehört zu den Pflichtimpfungen für Turnierpferde, auch Influenza muss regelmäßig aufgefrischt werden. Die Influenza (Pferdegrippe) ist eine Virus-Erkrankung des gesamten Atmungsapparates. Sie ist hoch ansteckend und gefährdet ganze Bestände vor allem nicht oder nicht korrekt geimpfter Pferde. Die Symptome sind starker Husten, hohes Fieber, Nasenausfluss und geschwollene Lymphknoten. Im Extremfall führt die Influenza zu chronischem Husten und bleibenden Schäden der Lunge. Influenzaviren sind weltweit verbreitet. Alljährlich erkranken Pferde auf Grund einer Infektion mit diesen Viren, zumeist handelt es sich in diesen Fällen um nicht geimpfte Pferde. Für Turnierpferde schreibt die FN nach der Grundimmunisierung eine Auffrischung alle sechs Monate vor. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, die zweite im Anstand von 28 bis 70 Tagen nach der Ersten und die Dritte maximal sechs Monate nach der zweiten Impfung. Aufgrund der Lieferschwierigkeiten des größten Herstellers des Influenza-Impfstoffs hat die FEI, die Weltreitervereinigung den Impfintervall kurzfristig von sechs auf zwölf Monate verlängert. Die Ausnahmeregelung ist jedoch bis zum 1. April 2023 befristet.