Passend schmeckt's am besten

Qualitativ gutes Heu ist das A und O der Fütterung. Foto: Pixabay

Wenn das Futter nicht passt, schlägt das nicht nur auf den Magen. Häufig sind die Folgen Gewichtszu- oder -abnahme sowie eine Schwächung des Immunsystems und der Leistungsfähigkeit. Deshalb ist es wichtig, für jedes Pferd das Futter optimal zusammenzustellen. Wir werfen für Sie einen Blick auf Sport- und Freizeitpferde, auf Zuchtstuten und -hengste sowie auf den Nachwuchs zu Zeiten des Absetzens.

Häufigster Fehler sowohl bei der Fütterung von Sport- als auch Freizeitpferden sind zu geringe Raufuttergaben und zu große Kraftfuttergaben. Foto: Unsplash

Fütterung von Sport- und Freizeitpferden

Heu ist das A und O der Fütterung. Wenn der Magen des Pferdes leer ist, greift Säure an. Vor allem, wenn das Pferd unter Belastung im Training oder sportlichen Einsatz ist, kann das passieren. Der Anteil an Raufutter sollte bei Sportpferden mit mittelschwerer Arbeit etwa 80%, bei schwerer Arbeit 75% und bei Pferden im Hochleistungssport ca. 70% der gesamten Futterration betragen. Bei Freizeitpferden kann der Heuanteil über die 80% hinausreichen.

Kraftfutter sollte immer in Kombination mit Raufutter gefüttert werden, sodass ausreichend Kaubewegung während des Fressens vorhanden ist. Zunächst also das Raufutter und dann erst das Kraftfutter. Die Körner des Kraftfutters werden teilweise nur unzureichend gekaut, was wiederum eine geringe Speichelproduktion verursacht. 

Sowohl bei Spring- als auch bei Dressurpferden sollte der Erhaltungsbedarf an Energie allein über qualitativ hochwertiges Raufutter gedeckt werden. Die darüberhinausgehende Fütterung hängt von der Nutzungsintensität ab. Zudem ist auf ein zur Grundration passendes Mineralfutter zu achten. Etwa 25 bis 50 ml Leinöl bzw. die Zufütterung von gekochten Leinsamen über dem Futter stärken darüber hinaus das Immunsystem und beeinflusst die Darmtätigkeit im Frühjahr positiv. Leinöl ist besonders reich an den wertvollen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Man sollte bei Ölgabe allerdings die kontrollieren, maximal 300 Milliliter Pflanzenöl pro Tag geben, raten Experten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Elektrolythaushalt. Zehn Gramm Salz pro Tag sind normalerweise eine ausreichende Menge für ein etwa 500 Kilogramm schweres Pferd. Bei Pferden, die mehr als das 1,5-fache des Erhaltungsbedarfs durch ihre sportliche Arbeitsintensität benötigen, ist die übliche Beifütterung über Lecksteine nicht mehr ausreichend. In diesen Fällen sollten Sportpferde mit Viehsalz über das Krippenfutter versorgt werden. 

Häufigster Fehler sowohl bei der Fütterung von Sport- als auch Freizeitpferden sind zu geringe Raufuttergaben und zu große Kraftfuttergaben, insbesondere von stärkehaltigen Kraftfuttermitteln. Außerdem wirken sich zu lange Fresspausen nicht selten negativ aus. Es sollte immer darauf geachtet werden, dass das verwendete Mineralfutter in Zusammensetzung und Menge zur verfütterten Ration passt. Zudem sollte bei der Verabreichung von weiteren Ergänzungsfuttermitteln geprüft werden, inwieweit sie zusätzliche notwendige Vitamine oder Spurenelemente enthalten und ob sich dies mit der bereits verfütterten Ration verträgt.

Immer im Auge behalten sollte man bei der Pferdefütterung zudem den Body Condition Score (BCS). Grundsätzlich hängt es vom Verwendungszweck eines Pferdes ab, welcher Ernährungszustand als ideal erachtet wird. Eine für Warmblüter verwendete Skala ist z.B. der Body Condition Score (BCS) nach Kienzle und Schramme (2004) mit 9 Stufen von 1 (ausgezehrt) bis 9 (fettsüchtig). Der BCS leitet sich aus der Beurteilung unterschiedlicher Faktoren wie etwa die Sichtbarkeit des Skeletts ab, was ihn zu einer subjektiven Maßnahme macht. Gewichtsmessungen sollten deshalb zusätzlich erfolgen.

Kraftfutter sollte immer in Kombination mit Raufutter gefüttert werden, sodass ausreichend Kaubewegung während des Fressens vorhanden ist. Foto: Jil Haak

Fütterung von Pferden im Alter

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Zellen im Körper, werden kleiner und der Wassergehalt nimmt ab. Das wiederum bedingt eine Reduktion des Stoffumsatzes sowie der Speicherfähigkeit von Nährstoffen. Vielen Tieren fällt nun das Fressen immer schwerer, die Zähne sind abgenutzt, die Motorik des Darmes gemächlicher. Der Ernährungszustand des Pferdes spielt bei der Fütterung nun eine sehr große Rolle. Sie muss den Gegebenheiten deutlicher angepasst werden, als es bei jüngeren Pferden der Fall wäre. 

Mash und eingeweichtes Futter können eine Lösung sein, wenn die Zähne nicht mehr mitmachen. Wenn der Kreislauf nun nicht mehr so richtig will, hilft Weißdorn als Heilkraut. Auch Brennnessel und Bockshornkleesamen sorgen für mehr Vitalität. Ginseng ist dafür bekannt, dass er Konzentration und Leistungsfähigkeit steigert. Zudem sorgt Ginseng für weniger Stress und verbessert den Allgemeinzustand. Gegen Muskelschwund im Alter hilft Reiskeimöl. Vitamin E und Magnesium sind nun für den Muskelaufbau besonders wichtig. Leinöl und Leinschrot liefern hochwertige Eiweiße. Wichtig ist ausreichend Zufuhr von Vitamin A und E, die Zufuhr von Calcium sollte dagegen reduziert werden, da sie das Risiko für Blasensteine anhebt.

Fütterung von Hengsten

„Sobald ich einen höheren Energiebedarf bedienen muss, ist Hafer ein sinnvolles Futtermittel. So beispielsweise bei Hengsten im Zucht- oder gar im Zucht- und Sporteinsatz“, erklärt Fütterungsexperte Prof. Dr. Manfred Coenen. „Als Grundwert dient, dass beim anderthalbfachen Energiebedarf des Erhaltungsbedarfs Hafer zum Einsatz kommen sollte. Wenn ein Pferd mehr als zwei Mal die Woche Trainingsperioden von etwa zwei Stunden Dauer durchläuft, ist die Haferfütterung günstig.“

In Gestüten gehört Hafer gerechtfertigt zu den grundlegenden Futtermitteln, berichtet Gestütsleiter Dr. Eberhard Senckenberg vom bayerischen Haupt- und Landgestüt Schwaiganger. „Als Kraftfutter bekommen unsere Hengste je nach Leistung bis etwa 3 kg ganzen Hafer plus etwa 1,5 kg Karottenmüsli plus 60 g Mineralfutter. Wir füttern dies dreimal täglich. Die Menge an Hafer wird von uns von Hengst zu Hengst jedoch individuell nach ihrem jeweiligen Bedarf abgestimmt. Der oben genannte Richtwert bleibt dabei bestehen. Unseren Hafer bauen wir selbst an. Bisweilen bekommen wir durchaus den Eindruck bei manchen Hengsten, dass der Hafer "sticht", weshalb wir ihn dann auch schon teilweise durch ebenfalls eigene gebrochene Gerste ersetzt haben.“

Fütterung von Zuchtstuten

Um eine komplikationslose Tragzeit und ein gesundes Fohlen zu gewährleisten, spielt die richtige Fütterung der Stute eine wichtige Rolle. Vor der Bedeckung sollte die Stute in einem guten Fütterungszustand sein. Ein BCS von fünf bis sechs auf der Skala von eins bis neun ist zu empfehlen. Sofern das Pferd nicht zusätzlich gearbeitet wird, sollte zum Ovulationszeitpunkt Energie entsprechend dem Erhaltungsbedarf oder leicht darüber zugeführt werden. Die Eiweißmenge sollte gegenüber dem Erhaltungsstoffwechsel allenfalls um ca. 20 Prozent erhöht werden. 

„Ein Vitamin- und Mineralstoffmangel kann sich deutlich negativ auswirken“, betont Dr. Alexandra Görgens von der Pferdeklinik Mühlen. „Bei güsten Stuten sollte die Energiezufuhr während der Zyklusruhe reduziert und vor der Zuchtsaison kurz vor Einsetzen des Zyklus wieder erhöht werden, um infolgedessen die Eierstock-Aktivität zu erhöhen.“ Vor der Besamung können Vitamin A und E sowie Selen und Jod zugefüttert werden. Carotin kann das Einsetzen der Rosse und die Fruchtbarkeit der Stute ebenfalls positiv beeinflussen. 

Ab etwa dem achten Trächtigkeitsmonat steigt der Futterbedarf einer trächtigen Stute an. Es wird nun zusätzliche Energie und Protein benötigt, aber auch der Bedarf an Mineralstoffen und Spurenelementen steigt. Eine Futterumstellung kurz vor der Geburt ist unbedingt zu vermeiden. Diese kann das Kolikrisiko steigern.

Eine langanhaltende Mangelversorgung mit Vitamin A führt zu Nachtblindheit, Wachstumsverzögerung und Störungen der Blutbildung beim Fohlen, während eine Überversorgung erhöhte Knochenbrüchigkeit und allgemein orthopädische Entwicklungsstörungen nach sich zieht. Ein Mangel an Vitamin E führt zur Weißmuskelkrankheit, einer degenerativen Veränderung der Skelett- und Herzmuskulatur des Fohlens. Diese Punkte sollten gemeinsam mit dem behandelnden Tierarzt abgeklärt werden.

Bis zum Absetzen werden die Fohlen noch gesäugt. Foto: Sören Schulze

Fütterung von Fohlen

Die Fohlen beginnen meist bereits nach kurzer Zeit die Mutter zu imitieren und versuchen Heu und Kraftfutter zu fressen. Deshalb ist auch beim Heu auf eine gute Qualität zu achten. Mit circa vier Wochen kann man dem Fohlen dann kleine Mengen Kraftfutter über einen separaten Fohlentrog anbieten. Sehr wichtig für eine korrekte Entwicklung des Fohlens ist es, regelmäßig den Ernährungszustand zu kontrollieren und die Fütterung entsprechend anzupassen.

Neben der Protein- und Energieversorgung ist die Versorgung mit Spurenelementen und Mineralstoffen wichtig. „Gerade in den ersten Wochen, in denen die Fohlen noch kein, oder nicht ausreichend Kraftfutter aufnehmen, ist die Gabe eine speziellen Nährstoffpaste sinnvoll. Hierdurch werden vor allem Mängel in der Versorgung mit Spurenelementen vorgebeugt. Zink und Kupfermangel können zu Störungen in der Knochen- und Gelenksentwicklung führen“, erklärt Fütterungsexperte Hans-Peter Karp. „Die Mengen an eingesetztem Kraftfutter sollte man aber langsam und mit viel bedacht steigern. Hier spielt vor allem die Milchleistung der Stute eine Rolle.“

Fütterung von Absetzern

Die passende Fütterung spielt bei Jungpferden, welche sich im Aufbau befinden, eine sehr wichtige Rolle. Gar nicht selten kommt es vor, dass der Muskelaufbau trotz sinnvoll aufgebauten ersten Trainings ins Stocken gerät oder zumindest nicht in gewünschtem Maße Schritt hält. Das liegt oft an einem zu geringen Anteil der essenziellen Aminosäuren im Futter. Es lohnt sich in diesem Fall, gemeinsam mit dem Tierarzt einen geeigneten Fütterungsplan auszuarbeiten, welcher das Pferd in der Wachstumsphase unterstützt.  Jungpferde-Futtermischungen enthalten häufig Sojaschrot, da dieses die Aminosäurezusammensetzung des Futters verbessert. 

Frühzeitig sollte das Immunsystem für die Phase des Absetzens gestärkt werden. Die ausreichende Versorgung mit allen nötigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sollte gewährleistet sein. Denn neben dem Verlust der Muttermilch und dem psychischen Stress durch die neue Situation bringt auch der Fellwechsel weitere Angriffe auf das Immunsystem des Jungpferdes mit sich.

Insbesondere die ausreichende Mineralstoffversorgung muss in jeder Wachstumsphase gesichert sein. Hierzu gehören vor allem Kalzium und Phosphor, da die Versorgung auf der Weide unsicher sein kann. Außerdem können – je nach individueller Weidezusammensetzung – Mängel an Natrium, Kupfer, Selen, Jod und eher selten Zink entstehen. Diese Fütterungspraxis kann bei Jungpferden beibehalten werden, welche nur mit leichter Arbeit konfrontiert werden. Bei Hengsten in Vorbereitung auf eine Körung muss die Berechnung individuell erfolgen. Der Nährstoffbedarf ist dadurch erhöht.

Sobald das Pferd angeritten wird, muss die Fütterung an eine leichte bis mittelschwere Arbeitsration angepasst werden. Nun steht die Aufnahme von Eiweiß durch Kraftfutter vermehrt im Mittelpunkt.

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