Barhuf, aber richtig
„Wer sich für Barhuf entscheidet, darf nicht denken, dass dies eine Art Back to Nature ist“, erläutert Felicia Wehrenpfennig. „Die Umstellung auf Barhuf ist ein aufwändiger Prozess und die Pflege der Hufe zudem intensiver. Barhuf zu reiten, kann Vorteile mit sich bringen, wenn man alles richtig macht. Allerdings müssen gerade Reiter, die eben keinen großen Top-Turnierstall betreiben, sich darüber im Klaren sein, welche Möglichkeiten den Reitern auf diesem hohen Niveau zur Verfügung stehen. Das sind Anlagen, die alles bieten, was möglich ist. Außerdem ist die Versorgung durch Tierärzte und Hufschmiede jederzeit gegeben. Jeder, der einen Prozess wie die Umstellung auf Barhuf plant, muss sich zunächst fragen: Kann ich meinem Pferd alles bieten, was dafür nötig ist?“
Sie erklärt allerdings auch, dass es absolut positiv zu werten ist, dass man heutzutage über den Tellerrand blickt und „nicht jedes Pferd mit spätestens vier Jahren an allen vier Hufen beschlagen wird. Dass mittlerweile das Bewusstsein geschaffen wurde, dass Pferde barhuf unterwegs sein können, ist wichtig. Allerdings gilt es nun auch gegenzusteuern und aufzuzeigen, dass es Ausschlussgründe dafür gibt und dass der Prozess Arbeit bedeutet.“
Nicht möglich ist das Barhuflaufen für Pferde, die mit bestimmten orthopädischen Problemen konfrontiert sind. „Wenn die Pferde im hinteren Hufbereich eine Erhöhung benötigen, ist Barhuf natürlich keine Option“, beschreibt Wehrenpfennig, die als Tierärztin für den Jugendkader-Fahren unterwegs ist.
Auch die „genetische Komponente“ spiele eine entscheidende Rolle, erläutert sie. „Welche Hornqualität bringt mein Pferd mit? Das kann der Pferdehalter allein nicht überblicken. Hier gilt es mit dem Tierarzt und Hufschmied zusammenzuarbeiten, um die bestmögliche Lösung für das Pferd zu erlangen. Übrigens ist der Schmied des Vertrauens die beste Option für die Umstellung, denn er kennt das Pferd, die räumlichen Umstände und den Zustand der Hufe. Man muss sich nicht nach einem speziellen Hufbearbeiter suchen.“
Pferd ist nicht gleich Pferd, muss man letztendlich konstatieren. Wenn ein Pferd einen eher ausladenden Platthuf hat, wird dieser durch Eisen eher in Form gehalten. „Bei Pferden, die zum Zwanghuf neigen oder bei denen der Strahl schnell verkümmert, kann dagegen Barhuf dazu beitragen, dass der Huf schneller in einen gesunden Zustand gelangt.“
Einfacher als eine Umstellung ist, ein Jungpferd von vornherein nicht zu beschlagen, da hier das Hornwachstum dann natürlich seinen Lauf nimmt. Allerdings ist auch hier zu betonen, dass die passende Pflege durch Profis ein Muss ist.