Viele Wege führen zum Ziel

Heilende Hände: Mittlerweile gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Pferde bei der Genesung zu unterstützen. (Foto: Slawik)

Bei Pferden ist es nicht anders als beim Menschen: Wenn auch die Schulmedizin unabdinglich für die langfristige Gesunderhaltung des Pferdes ist, gibt es eine ganze Reihe von Alternativen Heilmethoden, welche ebenfalls in Betracht gezogen werden können. Oft genug bilden sie eine hervorragende Ergänzung zur Schulmedizin, weshalb es sinnvoll ist, wenn Tierärzte und Heilpraktiker, Masseure, Physiotherapeuten etc. zusammenarbeiten.

Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Therapieformen.

 

 

Welche Therapieform für mein Pferd?

Bevor mit einer bestimmten alternativen Therapieform begonnen wird, sollte zunächst ein Termin erfolgen, bei dem der Therapeut abklärt, wie die Vorgeschichte des jeweiligen Pferdes aussieht. Darauf sollte auch der Pferdehalter achten, denn es ist ein Zeichen der Kompetenz des jeweiligen Therapeuten, zunächst Fragen zu stellen.

Es gibt bei alternativen Heilmethoden keine universelle Antwort, welche für ein bestimmtes Pferd geeignet ist. Vielmehr gilt es häufig auszuprobieren und sich auf die Erfahrung langjähriger ausgebildeter Therapeuten zu verlassen.

Eliane Bosshard, Fachtherapeutin für Pferdephysiotherapie, erklärt exemplarisch, was sie für wichtige Fragestellungen bei der Anamnese hält. „Ich gehe mit den Besitzern die Vorgeschichte und die aktuelle Situation des Pferdes durch. Weshalb bin ich gerufen worden? Gibt oder gab es Erkrankungen, Verletzungen, Unfälle oder Operationen? Hat eine Stute bereits Fohlen bekommen? Welches Futter bekommt das jeweilige Pferd und wie ist die Hufstellung? Wie wird das Tier eingesetzt und gibt es Hinweise auf Stoffwechselprobleme? Zusätzlich schaue ich die Ausrüstung an und frage nach, wie häufig der Hufbearbeiter bzw. Schmied vorbeikommt und wann die Zähne das letzte Mal gemacht wurden. Im Anschluss taste ich die Pferde von vorne nach hinten ab und erfühle warme Stellen, Schwellungen oder andere Auffälligkeiten. Ganz wichtig ist mir nebst dem Gesamteindruck des Tieres auch der Ausdruck des Pferdeauges.“

Sie rät zudem, dass vor jeder Therapiesitzung das Pferd in Bewegung vom jeweiligen Therapeuten angesehen werden sollte. Dabei erkenne man nicht nur einen sauberen Bewegungsablauf, sondern auch die Stimmungslage des Pferdes und könne die Therapien am jeweiligen Tag besser abstimmen. Oft ist es eine Kombination aus Massagen, Matrix-Rhythmus-Therapie, Craniosacraler Therapie und Akupunktur/Akupressur, die am Ende am besten wirken. Manche Pferde sprechen jedoch auch auf eine bestimmte Therapie besonders gut an und fühlen sich bei anderen eher unwohl.

 

Physiotherapie und Massagen

Die Physiotherapie setzt sich zum Ziel, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Durch Tasten erkennen spezialisierte Physiotherapeuten Befunde am Pferdekörper. Mit einer manuellen Therapie in Kombination mit anderen Therapieformen können diese behoben werden. Infolge unzureichender Bewegung können bei Pferden Probleme an Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken entstehen. Maßnahmen zur Dehnung gehören zu den bekanntesten Therapiemöglichkeiten.

In Bewegung wird jeder Muskel ganz automatisch gedehnt. Der Agonist spannt sich an, der Antagonist (Gegenspieler) entspannt sich. Dehnübungen sollten zunächst vom Reiter in Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten erlernt werden. Bei gekonnter Durchführung können sie vielfältig zur Vitalität des Bewegungsapparates beitragen, so etwa durch Erhöhung der Elastizität der Weichteile, das Lösen von Verspannungen, Verbesserung der Durchblutung der Muskulatur, der Koordination und allgemeinen Entspannung des Pferdes.

Schon im griechischen Begriff „os“ erkennt man, worum es bei dieser Therapieform geht. Das Wort bedeutet „Knochen“. Allerdings reicht die Arbeit von Osteopathen darüber hinaus. Sie nehmen den Körper als Einheit wahr und behandeln diesen ausschließlich mit den Händen während bei Physiotherapeuten auch „Hilfsmittel“ wie Wärme, Kälte, Licht, Elektrizität, Wasser, etc. zum Einsatz kommen.

Sobald ein Osteopath die Problemstelle am Pferd lokalisiert hat, beginnt er dort mit der manuellen Therapie und versucht die Blockaden zu lockern. Sinnvoll ist, ein junges Pferd vor dem Anreiten einem spezialisierten Osteopathen vorzustellen. Das kann Probleme im Bewegungsablauf oft frühzeitig beheben. Bei älteren Pferden kann die Beweglichkeit durch Osteopathie lange erhalten bleiben.

Die Chiropraktik ist auf Schmerzen und Funktionsstörungen des Bewegungsapparates spezialisiert. Die Wirbelsäule und Gelenke im Pferdekörper werden dabei behandelt. Insbesondere an der Wirbelsäule gelingt es mit Hilfe eines Chiropraktikers oft, Blockaden zu lösen. Dies passiert durch einen kurzen und schnellen Impuls in Richtung der physiologischen Beweglichkeit des Gelenks und ist deshalb auch bei Anwendung durch einen Experten nicht schmerzhaft. Chiropraktiker können nur Tierärzte mit einer entsprechenden Weiterbildung werden.

Spezielle einfache Massagepunkte lassen sich auch für Laien durch Kurse erlernen und ergänzen beispielsweise das tägliche Putzen um eine besonders angenehme Komponente. Wellness pur, heißt es dann. Einfach auszuführen sind beispielsweise Druckmassagetechniken, die man einfach mit den Fingerspitzen, dem Handballen oder der ganzen Hand ausübt. Auch das Abstreichen mit der flachen Hand erzeugt bei Pferden schnell ein Wohlgefühl. Besonders gut kann man es auch bei Jungpferden und Fohlen anwenden, um diese an die Nähe des Menschen zu gewöhnen.

 

 

Neben Akupunktur haben weitere Therapien der Chinesischen Medizin in den Ställen Einzug gehalten. (Foto: Equipics)

Akupunktur, Akupressur, Tuina-Anmo-Therapie

Akupunktur ist eine gern genutzte Therapieform beim Pferd. Sie ist Teil der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) und arbeitet mit feinsten Nadeln. Vorgenommen werden sollte sie nur durch einen erfahrenen Physiotherapeuten/Tierarzt mit Ausbildung in Akupunktur. Bei richtiger Anwendung ist die Akupunktur in der Lage, Erkrankungen an allen Körperteilen heilen zu können.

Akupressur gehört ebenfalls zur TCM und kann auch durch Laien nach Anleitung durchgeführt werden. Die Druckpunktmassage wirkt ergänzend zu vielen anderen Therapieformen wie der Schulmedizin und der Akupunktur.

Diese Methode aus der TCM ist weitaus weniger bekannt als Akupunktur und Akupressur. Doch die Wirkung ist oft verblüffend. „Man arbeitet mit Fingerkuppen, Handballen, Handflächen und Ellenbogen“, erklärt Dr. med. vet. Beatrice Dülffer-Schneitzer, die neben ihrer Tätigkeit als Tiermedizinerin erfolgreiche Buchautorin ist und für die Schulmedizin und alternative Heilkunde Hand in Hand gehen sollten. „Die Methode wird großflächig angewendet. Man streicht, knetet, drückt, massiert im Kreis, rollt und tut vieles mehr. Auch Grifftechniken aus der Akupressur finden hier Anwendung.“

Die Wirkung der Tuina-Anmo-Therapie beruht auf einer Öffnung blockierter Leitbahnen und einer Normalisierung der Zirkulation. Verklebungen und Verengungen können damit gelöst werden. Wie die Akupressur kann auch jene Technik durch Laien erlernt und angewendet werden. Therapeuten in diesem Bereich schätzen die Hausaufgaben für ihre Klienten, da diese ihr Pferd damit selbst weiter auf dem Weg der Heilung begleiten können.

 

Kompression

In der Medizin versteht man unter Kompression die Ausübung von Druck auf das Gewebe.

Um Behinderungen des Lymphflusses zu beseitigen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Dazu zählen manuelle Lymphdrainagen, die beispielsweise durch Massagen erfolgen, ebenso wie Bewegungstherapie. Und dann wäre da eben noch der Druck durch Kompression. Sie erfolgt in der Regel, um die Wirkung der Lymphdrainagen zu erhalten. Neben der Anregung des Lymphflusses sorgt Kompression auch für einer verbesserte Blutzirkulation.

Kompressionsbandagen können die Gesundheit des Pferdebeines verbessern. Wichtig ist allerdings, die richtigen Bandagen auszuwählen, denn diese sollten in jedem Fall atmungsaktiv sein, sodass darunter kein vermehrtes Schwitzen bzw. schlimmstenfalls Hitzestau und kein vermehrtes Auftreten von Krankheitserregern stattfindet. Außerdem sollte der optimale Sitz der Bandagen durch eine anatomische Passform gewährleistet sein. Gegebenenfalls sollte man Bandagen in Maßanfertigung nutzen, wenn die normalen Größen nicht passen.

Die Unterstützung ist vor allem dann sinnvoll, wenn Pferde ohnehin immer wieder zu sichtbaren Stauungen der Lymphflüssigkeit, etwa in Form von angelaufenen Beinen, neigen. Aber auch als präventive Maßnahme sind Kompressionsbandagen in manchen Fällen, insbesondere bei Sportpferden, geeignet. Sie können beispielsweise nach intensivem Training oder beim Transport nach dem Turnier angelegt werden.

 

 

Magnetfeld, Solarien und Lichttherapie: Für jedes Pferd gibt es individuelle Therapien. (Foto: Slawik)

Magnetfeldtherapie

Durch die Magnetfeldtherapie sollen auf natürliche Art und Weise eine Entspannung der Muskulatur bewirkt und Heilungsprozesse im Körper beschleunigt und verbessert werden. Insbesondere mit Magnetfelddecken wird gearbeitet. Diese wirken durch Magnetfelder, die in einem pulsierenden Rhythmus den natürlichen Mechanismus des Körpers imitieren. Denn dieser funktioniert selbst durch elektromagnetische Ladung und Entladung und kann so Vorgänge wie den Stoffwechsel und die Durchblutung steuern. Solche Prozesse können jedoch durch Verletzungen, Entzündungen und andere Erkrankungen gehemmt werden. Magnetfelder sorgen dafür, die Regenerationsleistung der Körperzellen gezielt zu unterstützen. Auch mit Gamaschen können derartige Magnetfelder erzeugt und insbesondere der Heilungsprozess bei Erkrankungen der Gliedmaßen unterstützt werden.

Hilfe übers Futter: Viele Therapeuten schwören auf Schüßler Salze. (Fotos: Equipics)

Salzkammern und Inhalation

Die heilsame Wirkung von Salz auf den Organismus des Pferdes hat sich in der Vergangenheit immer wieder bestätigt. Insbesondere bei chronischen Atemwegserkrankungen ist sie sinnvoll. Neben Inhalationsmasken sind in der letzten Zeit auch immer wieder sogenannte Solekammern im Einsatz. Diese relativ neue Art der Inhalation eignet sich besonders bei Pferden, die den Masken eher ablehnend gegenüberstehen und sich dadurch erschrecken lassen. Außerdem gilt es als absolut stressfreie Variante und ist deshalb ideal, um das Wohlbefinden zu steigern.

Die Salzkammer kann der Pferdehalter selbst einrichten. Benötigt wird dafür ein Ultraschallvernebler für die Box oder den Hänger. Durch einen speziellen Generator wird eine Salzlösung in die Salzkammer gepumpt und dort zerstäubt. Die Teilchen haben dann nur noch eine Größe von 0,5 bis 5 Mikrometern und gelangen damit bis in die Lungenbläschen. Als geeignet erwies sich eine zwei- bis fünfprozentige Totes-Meer-Salzlösung. Der Salzgenerator sorgt sowohl für die Zufuhr der Salzlösung als auch von Frischluft. Das Pferd sollte sich für ca. 45 in der Salzkammer aufhalten, damit eine optimale Wirkung, vor allem auch auf festsitzenden Schleim, erzeugt wird. Nach der Sitzung ist leichte Bewegung wirksam, damit der Schleim abgehustet und abtransportiert wird. Neben dieser Wirkung wird durch die Salzkammer auch das Immunsystem gestärkt.

 

Infrarot

Ein durch UV- und Infrarotlampen erzeugtes Strahlungsfeld lässt die Tiere nach dem Waschen nicht nur schneller trocknen, es macht sie auch bei der Arbeit lockerer, entspannt die Muskulatur und wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus.

Auch Decken bzw. Bandagen, die mit Keramik arbeiten, sind mittlerweile weit unter den Wellness-Produkten fürs Pferd verbreitet. Sie helfen bei geschwollenen Beinen, Sehnenverletzungen, Verspannungen und Durchblutungsstörungen. Sie wirken durch Infrarotstrahlung, die durch ein Mischgewebe mit mehreren unterschiedlichen Mineralhydroxiden reflektiert werden. Der Keramikstoff arbeitet dabei ausschließlich mit der eigenen Körperenergie des Pferdes.

 

Lasertherapie

Die Lasertherapie unterstützt bei Sehnenproblemen, Narben, schlecht heilende Wunden, Mauke, Verspannungen und vielen weiteren Problemen. Sie wirkt durchblutungsfördernd, antibakteriell und entzündungshemmend und fördert die Wundheilung, die Anzahl spezifischer Enzyme steigt, Antikörper werden vermehrt gebildet, die Kapillaren erweitert und die Zugfestigkeit in Wundbereichen wird gesteigert.

Eine andere Form der Lasertherapie dient gezielt zur Stimulation von Akupunkturpunkten auf den jeweiligen Meridianen. Hier wird althergebrachte traditionell chinesische Lehre mit moderner Technik in Einklang gebracht und zum Wohle des Lebewesens verwendet. 

 

 

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