Fit in die neue Saison: Gesunde Fütterung für Sportler und Co.

Heu ist die Energiequelle Nummer eins. Foto Equipics

Eine ausgewogene Fütterung mit einem hohen Raufutteranteil ist für jedes Pferd unerlässlich. Wir blicken auf die Grundlagen einer gesunden Fütterungspraxis und darauf, wie Sportpferde auch in Sachen Fütterung bestens auf die neue Saison vorbereitet werden können. Mineralfutter, Vitamine, Öle, Kraftfutter – Was ist in welchem Maße sinnvoll?

Raufutter als Grundlage

Die Grundlagen der Fütterung sind bei einem Sportpferd die gleichen wie bei einem Freizeitpferd. Allerdings muss es seinem Leistungsumfang entsprechend beigefüttert werden. Ausdauersportler benötigen – genau wie bei Menschen – eine andere Ernährung als ein Kraftsportler. Eines muss dem Reiter von vornherein klar sein: Ernährung allein formt keinen Spitzensportler. Sie ist jedoch ein wichtiges Detail, das zu großen Ganzen beiträgt und das Pferd im Parcours oder Viereck unterstützen kann.

„Der Leistungsbedarf des Pferdes lässt sich aus Informationen zur Körpermasse, Dauer der Arbeitsperiode, Gangart und gegebenenfalls auch zur Herzfrequenz ableiten“, erläutert Prof. Dr. med. vet. Manfred Coenen, der über Jahre Dekan des Instituts für Tierernährung an der Uni Leipzig war. Die veränderte Fütterung für Sportpferde muss langsam vorbereitet werden. An neue Fütterungsroutinen sollte jeder Pferdehalter langsam und Schritt für Schritt herangehen.

Die Fütterung jedes Sportpferdes muss exakt darauf abgestimmt werden, was es disziplinspezifisch zeigen soll. Muskelaufbau und Zellerneuerung spielen bei Sportpferden eine besondere Rolle. Zudem muss immer genug Energie vorhanden sein, um die Höchstleistungen auch zeigen zu können. Ein Überschuss wäre aber ebenfalls kontraproduktiv, denn dass Pferde in unnötig großem Maße an Gewicht zulegen, würde sie stark belasten und die gewünschte Spitzenleistung verhindern. Pferde mit Übergewicht neigen nicht nur zu Stoffwechselproblematik, sondern haben auch einen übermäßig stark belasteten Bewegungsapparat und eine geringere Thermoregulation – alles Faktoren, die bei einem Sportpferd in jedem Fall verhindert werden sollten.

Doch bei allen Spezifikationen im Rahmen der Fütterung darf eines nicht vergessen werden: Im Fokus steht immer das Raufutter, am besten in Form von hochwertigem Wiesenheu. Dieser Teil der Fütterung sollte auch bei Sportpferden bei mittelschwerer Arbeit etwa 80%, bei schwerer Arbeit 75% und bei Pferden im Hochleistungssport ca. 70% der gesamten Futterration betragen. Die Heugabe sollte mindestens 1,5 Prozent des Körpergewichts des jeweiligen Pferdes betragen.

Raufutter schon den Magen, entlastet den Dünndarm und sorgt für eine ausgeglichene Darmflora. Dies muss an allererster Stelle stehen, bevor man die einzelnen Bedürfnisse des Sportpferdes in den Fokus rückt.

Die Heugabe sollte mindestens 1,% des Körpergewichts betragen. Foto: Equipics

Bis zu 3,5 kg Hafer darf ein schwer arbeitendes Warmblut pro Tag bekommen. Foto Equipics

Kraftfutter richtig dosieren

Kraftfutter sollte nur in kleinen Portionen über den Tag verteilt angeboten werden. Der Pferdemagen fasst nur maximal 18 Liter. Daher beschäftigen sich Pferde in der freien Wildbahn rund 16 Stunden lang mit der Nahrungsaufnahme und legen niemals eine längere Fresspause als vier Stunden ein.

Die Verträglichkeit von Hafer ist hinsichtlich der Dünndarmverdaubarkeit von allen Getreidesorten am höchsten. Der Mythos, dass das Futtermittel die Pferde besonders „heiß“ werden ließe, hält sich allerdings nach wie vor hartnäckig. Die Wahrheit besteht allerdings darin, dass das Pferd bei einem ungünstigen Fütterungsverhältnis „heiß“ werden kann.

Passt die gefütterte Menge, ist jedoch alles in Ordnung. Aufgrund seiner Schleimstoffe, welche sich positiv auf den Verdauungstrakt auswirken, besitzt Hafer Vorteile gegenüber anderen Kraftfuttermitteln. Mithilfe eines Rationsrechners ist es möglich herauszufinden, ob das Pferd optimal mit Energie versorgt wird. Eingesetzt werden sollte dieser bei Wunsch nach Fütterungsoptimierung für Athleten und insbesondere, wenn Müdigkeit, Leistungsschwäche oder ein mangelhafter Muskelaufbau erkennbar werden.

Fütterung von Springpferden

Wer seine Pferde im Sport einsetzt, sollte auf die passende Fütterung für die jeweiligen Bedürfnisse ganz besonders achten. Springpferde werden beispielsweise hinsichtlich des Energiebedarfs geringer belastet als Vielseitigkeitspferde. Die Energiegewinnung in der Muskulatur findet größtenteils unter aeroben Bedingungen statt. Lediglich, wenn Tempo eine wichtige Rolle spielt, schaltet die Muskulatur in den anaeroben Zustand der Energiegewinnung. Dies kann im Stechen sowie in Zeitspringen der Fall sein. In diesen – meist jedoch ziemlich kurzen – Phasen steigt der Energiebedarf deutlich an. Der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust nehmen gleichzeitig zu.

Die ausgewogene Fütterung von Heu sorgt dafür, dass die Speicherung von Flüssigkeit und Elektrolyten im Dickdarm funktioniert. Gerade unter Turnierbedingungen sollte darauf geachtet werden, dass das Pferd nicht weniger Heu als sonst zu sich nimmt.

Neben der Fütterung von Heu spielt die Zufuhr von Eiweiß bei Springpferden eine wichtige Rolle. Diese ist insbesondere beim Aufbautraining immens wichtig. Zuständig für die Kraftentwicklung am Sprung sind die sogenannten FT-Zellen, die keine kurzkettigen Fettsäuren, sondern ausschließlich Kohlenhydrate verbrennen. Jedoch sollte dennoch nicht eine übertrieben große Menge an Müsli beziehungsweise Kraftfutter in den Fokus der Fütterung gestellt werden. Dies würde die Darmflora empfindlich stören und zu Koliken und Magengeschwüren führen.

Diesen Teufelskreis müssen zahlreiche Springpferde durchleiden, die mit zu viel Kraftfutter versorgt werden. Der Appetit wird geringer, der Basalwert des Insulins ist erhöht und es kommt durch diese explosive Mischung zu Leistungseinbrüchen und häufig zudem zu unerklärbaren Rittigkeitsproblemen. Der Pferdekörper ist nur dazu fähig, rund ein Prozent seiner Masse in Form von Kohlenhydraten als Muskelglykogen zu speichern. Ein Überschuss wird vom Körper in Fett umgewandelt und ist damit kein Energielieferant für die FT.

der Rest wird in Fett umgewandelt und steht dadurch nicht mehr als schneller Energielieferant für die FT-Zellen mehr, sondern ein wohlbekannter anderer Geselle namens „Dickmacher“.

Die flüchtigen Fettsäuren im Heu sind bereits ein optimaler Energielieferant, der lediglich bei Leistungssportlern ergänzt werden muss. Zusätzlich muss eine ausreichende Eiweißversorgung mit hoher Aminosäurequalität gewährleistet sein. Essentielle Aminosäuren wie Lysin, Methionin und Threonin sind oft bei der Fütterung im Mangel und müssen daher gezielt ergänzt werden. Dies kann mit Bierhefe oder sojahaltigen Futtermitteln erfolgen.

Stark schwitzende Pferde verlieren schnell an Gewicht, wenn Energie- und Elektrolytbedarf nicht angepasst werden. Foto Equipics

Fütterung von Dressurpferden

Wie hoch der Energiebedarf eines Dressurpferdes tatsächlich ist, wird von den Reitern sehr häufig überschätzt. Daher kommen Dressurpferde nicht selten mit einem gewissen Übergewicht ins Viereck, welches sie wiederum in ihrer Leistungsfähigkeit hemmt. Insbesondere für versammelnde Lektionen ist ein hohes Maß an Tragkraft notwendig, welche nur über eine ausgeprägte Muskulatur entstehen kann. Allerdings geht dies nicht einher mit einer zu hohen Eiweißmenge in der Fütterung.

Ein Dressurpferd benötigt in erster Linie ST- und FTH-Zellen, sprich diejenigen Muskelzellen, welche überwiegend für die Fettverbrennung sorgen. Die wichtigste Energiequelle für die ST-Zellen und FTH-Zellen sind kurzkettige Fettsäuren. Mit diesen wird das Pferd am besten über hochwertiges Heu versorgt. Es sollte ein hohes Maß an Zellulose und Struktur besitzen, was eine gesunde Darmflora nach sich zieht.

Die Energieumsetzung erfolgt beim Dressurpferd in vergleichsweise langsamem Tempo unter aeroben Bedingungen. Eine Überversorgung mit Energie führt zu einer unnötig hohen Wärmeproduktion, die wiederum Flüssigkeitsverluste nach sich zieht. Die nicht vom Pferd benötigte Energie wird in Form von Fett gespeichert, was wiederum zu einer Belastung des Bewegungsapparates führt. Die Kraftfuttergaben sollten bei Dressurpferden besonders gut angepasst und so gering wie möglich vorgenommen werden. Hohe Kraftfuttergaben mit hohen Stärkemengen können zu einer Übersäuerung und damit Belastung der Magenschleimhaut führen. Diese wiederum kann eine Störung der Darmflora verursachen, insbesondere, wenn zudem Stress im Spiel ist.

Als Kraftfutter ist Hafer empfehlenswert. Sein hoher Spelzen Anteil sorgt dafür, dass der Magen-Darm-Inhalt aufgelockert und damit für die Prozesse in diesem Teil der Verdauung gut zugänglich wird. Positiv sind außerdem die enthaltenen Schleimstoffe des Hafers, welche die Schleimhäute des Verdauungstraktes schützen.

Für die Muskulatur des Dressurpferdes wichtig ist eine ausreichende Versorgung mit Magnesium, da hierdurch Verkrampfungen und Nervosität verringert werden. Außerdem sollte die Versorgung mit Selen und Vitamin E regelmäßig überprüft werden, um dem Dressurpferd bestmögliche Bedingungen zum Aufbau und Schutz der Muskulatur zu schaffen. Bei starker Beanspruchung kann es sinnvoll sein, das Futter mit Pflanzenöl zu ergänzen. Die Höchstmenge sollte hierbei bei 200 ml pro Tag liegen, welche auf mindestens drei Mahlzeiten verteilt werden.

Flüssigkeitsversorgung und Elektrolyte

Wenn es wärmer wird, rückt bei Sportpferden die Versorgung mit ausreichend Flüssigkeit sowie mit Elektrolyten – sprich Kochsalz – in den Fokus. Der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt muss im Gleichgewicht gehalten werden. Nur so ist es dem Organismus und Temperaturausgleich möglich, optimal zu funktionieren. Die Fütterung von ausreichend Heu sorgt dafür, dass auch das Trinkverhalten durch ein ausreichendes korrekt funktioniert. Auch die Wassertemperatur sollte passen und nicht unter neun Grad liegen, um den Magen des Pferdes nicht übermäßig zu belasten. Im Sommer funktioniert dies in der Regel problemfrei. Im Winter sollte man die Temperatur prüfen. Elektrolyte selbst werden in der Regel über die Nahrung aufgenommen. Eine besonders wichtige Rolle spielen die Aufnahme von Kalium über das Heu sowie Natrium und Chlorid über einen Salzstein.

10 Liter Schweiß bedeuten einen Verlust von rund 100 Gramm Elektrolyten. Dies spielt jedoch nur bei extrem heißen Temperaturen oder bei Pferden in die Ausdauer extrem belastenden Sportarten wie dem Distanzreiten eine Rolle.

Bei der Wahl des Salzlecksteins bevorzugen manche Pferde bestimmte Varianten. Der Pferdehalter sollte beobachten, ob seine Tiere einen bestimmten Leckstein besonders zu schätzen wissen. Himalayasalz bietet beispielsweise keine Vorteile hinsichtlich der Versorgung mit Elektrolyten. Allerdings ist er bei manchen Pferden geschmacklich besonders beliebt. Außerdem schätzen es viele Tiere, wenn der Stein zerkleinert in der Futterkrippe serviert wird und nicht als Stein selbst. So lässt sich der Leckstein leichter mit dem Maul herumschubsen, was wiederum Mineralstoffe freisetzt. Das Pferd gewöhnt sich im Zuge dessen außerdem an den dauerhaften Geschmack nach Salz, was zu einem besseren Fressverhalten in dieser Hinsicht führt und sich bei Turnierpferden besonders positiv auswirkt.

„Fakt ist, nach einer hohen Anstrengung müssen die Defizite kompensiert werden“, betont Coenen. „Es muss eine Korrektur des Säuren-Basen-Status erfolgen. Der optimale Kalium-Lieferant ist Raufutter, das wie bereits erwähnt immer – aber besonders nach intensiven Arbeitsperioden – angeboten werden sollte. Zudem kommt natürlich Salz in Form eines Lecksteins ins Spiel. Er führt zur Aufnahme von Natrium und Chlorid. Durch das Salz wird die Wasseraufnahme angeregt, was wiederum das Wasserdefizit verringert.“

Bei stärkereichen Futterrationen sollte ein Pflanzenöl ergänzt werden. Foto Equipics

Angepasste Fütterung

Bei verletzungsbedingten Pausen ist es enorm wichtig, das Pferd angepasst zu füttern und damit auf jeden Fall die Kraftfuttermenge nach unten zu schrauben. Dies gilt auch beim Abtrainieren zu Beginn des Rentenalters. Mineralfutter sollte dann unabhängig vom Kraftfutter gegeben werden. Falls das Pferd zuvor mit einer Mischung gefüttert wurde, müssen die Mengen geprüft und angepasst werden. Beim Übergang ins Rentenalter sollte die Umstellung sehr langsam vonstattengehen.

Wenn ein Pferd im sportlichen Einsatz ist oder diesen beendet, muss der Futterplan in jedem Fall überarbeitet werden. Sinnvoll ist, diesen mit der Hilfe von Experten, etwas des behandelnden Tierarztes, zu erstellen.

Eine individuell angepasste Fütterung sorgt auch dafür, dass Pferdehalter in Zeiten erhöhter Preise nicht unnötig viel bezahlen müssen. Durch erhöhte Energiekosten und die Heuknappheit bei der Ernte in den vergangenen Jahren stiegen die Preise an. Ein entscheidender Faktor war dabei im vergangenen Jahr der Ukrainekrieg. Die Herstellung von Heu benötigt Energie und der Preis dafür ist nun einmal gestiegen. Auch der Preis für Dünger ist derzeit hoch. Hinzu kommen gestiegene Kosten für Pacht, Zubehör, Maschinen sowie deren Wartung, usw. Letztendlich müssen diese Kosten auf den Verbraucher, sprich den Pferdehalter, umgelenkt werden, damit der Landwirt seinerseits überleben kann. Fällt aufgrund der Witterung die Ernte auch noch gering aus, was in Zeiten des Klimawandelts immer häufiger vorkommen kann, trägt dies ebenfalls zur Preiserhöhung in deutlichem Maße bei. 

Gut zu wissen

Einige grobe Richtwerte stellt Prof. Coenen in zwei Tabellen zur Verfügung. Unterschieden werden muss dabei zwischen Pferden mit geringer und mittlerer Arbeit (Freizeit-Turniersport etwa bis Klasse L) sowie solchen im Leistungssport mit schwerer Arbeit. Grundsätzlich schätzen die meisten Pferdehalter den Bedarf ihrer Pferde oft zu hoch ein.

Pferde mit geringer und mittlerer Arbeit

-        Pferde arbeiten überwiegend im aeroben Bereich (beim Verbrennen von Kohlenhydraten und Fetten wird Sauerstoff verbraucht).

-        Der Energiebedarf übersteigt sehr selten das 1,5-fache.

-        Raufutter pro Tag ca. 100 bis 120g TS/kg Körpermasse

-        Eiweiß muss bei nur stundenweisem Weidegang durch hochwertiges Heu bzw. Konzentrate (Sojaschrot etc.) ergänzt werden.

-        Pflanzenöl als Ergänzung bzw. Alternative zum Stärketräger

-        Mineralstoffe und Vitamine können anteilmäßig beigefüttert werden, sollten aber größtenteils über hochwertiges Raufutter bzw. Weidegras gedeckt sein.

-        Mineralfutter sollte Spurenelemente sowie Vitamin A und E sowie Karotin beisteuern.

-        Ausreichend Wasser und ein Leckstein sind obligatorisch.

Pferde mit schwerer Arbeit

-        Pferde arbeiten teilweise im anaeroben Bereich (der Körper wandelt die Kohlenhydrate ohne Sauerstoff durch Milchsäuregärung in Energie um und bildet dadurch Laktat).

-        Der Energiebedarf steigt auf das 1,5- bis 2,5-fache des Erhaltungsbedarfs.

-        Raufutter wird meist konstant gehalten und der erhöhte Energiebedarf mit Kraftfutter gedeckt.

-        Raufutter pro Tag ca. 110 bis 140 g TS/kg Körpermasse

-        Kraftfutter kann variabel zusätzlich zu den Raufutter-Mahlzeiten gegeben werden.

-        Bei stärkereichen Rationen sollte gegebenenfalls das Kraftfutter durch Pflanzenöle ergänzt werden.

-        Natrium- und Chloridbedarf wird über Leckstein und ergänzend ins Kraftfutter eingemischtes Viehsalz gedeckt.

-        Mineralfutter-Ergänzung hauptsächlich für Kupfer, Zink, Selen sowie die Vitamine A und E, teils Calcium, nötig.

-        Ration für 600 kg schweres Warmblut (Grundlage): 12 kg Heu, 3,5 kg Hafer, 130 g Viehsalz, 50 g Mineralfutter pro Heu-Getreide-Ration bei mittelschwerer Arbeit, bei einem Pony 6 kg Heu, 1,5 kg Gerste, 80 g Viehsalz, 30 g Mineralfutter.

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