Zisch ab, Fliege!

(Foto: Equipics)

Pünktlich zur Sommerzeit summt und schwirrt es wieder in deutschen Reitställen. Fliegen, Bremsen und Co. machen den Pferden und Reitern das Leben schwer. Während einige Pferde nur genervt mit den Ohren wackeln, fühlen sich andere Tiere regelrecht gehetzt und flüchten panisch. Wir geben Tipps für den Umgang mit Insekten im Stall.


Eigentlich sollte die Weidezeit die schönste Zeit für unsere Pferde sein, doch leider machen uns oft Mücken, Fliegen, Bremsen und Zecken einen St(r)ich durch die Rechnung. Selbst in der Box sind die Vierbeiner nicht unbedingt sicher vor den Quälgeistern. Doch die herumschwirrenden und krabbelnden Insekten sind nicht nur nervig, sondern können auch Krankheitsüberträger sein oder Gesundheitsprobleme auslösen. Fliegen, die am Auge sitzen, sind häufig der Grund für Bindehautentzündungen, Kriebelmücken können Auslöser für ein Sommerekzem sein und Zecken gelten als Verursacher von Borreliose.


Prophylaxe hilft am besten



Leider gibt es kein Allheilmittel gegen die Plagegeister, doch können Pferdebesitzer ihren Tieren mit verschiedenen Maßnahmen Erleichterung verschaffen. Auf der Weide hilft oft ein Unterstand, in dem die Pferde Schutz finden. Stehen sie in der prallen Sonne, sind sie den Insekten ausgeliefert. Fliegenmasken, Fransenstirnbänder und Fliegendecken halten Insekten fern. Der Unterschied zwischen Fliegendecken und Ekzemerdecken liegt in der Materialstärke. Fliegendecken sind sehr viel leichter und aus dünnerem Netzstoff als Ekzemerdecken, die eine physische Barriere für die Insekten darstellt. Achtung: Fliegendecken, Masken und Co. sollten wirklich gut passen, da es sonst schnell zu Scheuerstellen kommen kann. Wenn das Pferd in der Herde gehalten wird, sollte auf eine hohe Reißfestigkeit Wert gelegt werden. Fliegendecken helfen nicht nur auf der Weide, mit einer Decke stehen viele Pferde entspannter beim Hufschmied oder auf dem Pferdeanhänger. Ebenfalls erhältlich sind Modelle mit Sattelaussparung.

TIPP:

Auch ätherische Öle von Heilpflanzen deren Duft Insekten nicht mögen, können Abhilfe schaffen. Besonders unbeliebt bei Insekten sind die Düfte von Nelken, Lavendel, Salbei, Anis, Eukalyptus, Basilikum, Zedernholz, Zitrone und Teebaum.

Aber auch Sprays und Lotionen versprechen eine repellierende, also abschreckende Wirkung. Mittel, die Repellentien enthalten, sorgen dafür, dass Stechmücken, Bremsen und Fliegen schlechter atmen können und machen so den Aufenthalt am Pferd äußerst unangenehm. Sie sind besonders bei Ausritten und der Arbeit auf dem Reitplatz beliebt. Auch hier gibt es kein Wundermittel, da jede Fliege anders auf die entsprechenden Präparate reagiert. Manch‘ ein Plagegeist gewöhnt sich recht schnell an die verwendeten Mittelchen. In der Praxis hat sich ein gelegentlicher Wechsel von Präparaten als wirksam herausgestellt.

Mit Fliegendecken und Fransenstirnband wird eine physische Barriere für Plagegeister aufgebaut. (Foto: Equipics)

Insektenfallen auf der Weide können Abhilfe schaffen. (Foto: Equipics)

Auch Insektenfallen auf der Weide zeigen Wirkung im Kampf gegen Bremse und Co. Wer die Möglichkeit hat, sollte seine Pferde nicht tagsüber, sondern nachts auf die Weide bringen. In dunklen kühlen Ställen halten sich Insekten ungerne auf. Vorbeugend sollte in der Plagegeister-Zeit verstärkt auf die Hygiene im Stall und auf der Weide geachtet werden. Denn Insekten werden von verschmutzen und verschwitzten Pferden noch stärker angezogen. Außerdem bieten Kothaufen und verdreckte Einstreu den idealen Nährboden für Insekten


Forscher haben herausgefunden, dass Zebras weniger von Insekten belagert werden als Pferde. Sie vermuten, dass das Streifenmuster dafür verantwortlich ist. Mit Fliegendecken im Zebralook soll dieses Phänomen auf Pferde übertragen werden. 

Das Zebramuster soll Fliegen fernhalten. (Foto: Equipics)

Schnelle Hilfe bei Stichen


Die Stiche selbst beeinträchtigen die Pferde in der Regel eher weniger. Im Normalfall geht die Schwellung innerhalb weniger Tage zurück. Um diesen Vorgang zu begünstigen, können die betroffenen Stellen mit Wasser gekühlt und mit abschwellenden Salben (z.B. Arnika, Antihistamine) eingerieben werden. Bei Stichen und Schwellungen in der Sattel- und Gurtlage sollte auf ein Satteln bis zum Abschwellen verzichtet werden. Sollte die Schwellung sehr schlimm sein und auch nach Tagen nicht abschwellen, sollte der Tierarzt eine Cortisonsalbe verordnen. Führt der Stich oder Biss zu schweren allergischen Reaktionen wie Luftnot oder Fieber, muss der Tierarzt zu Rate gezogen werden.

 

Pferde helfen sich in der Herde


In einer intakten Herde lässt sich der Umgang mit Plagegeistern gut beobachten. Oft stehen zwei Pferde entgegengesetzt nebeneinander und wehren mit dem Schweif effektiv Viehzeug ab. Dadurch entsteht ein Rundumschutz für beide Tiere. Bei größeren Herden, kann es sogar vorkommen, dass sich ein ganzer Kreis bildet. Mit den Köpfen nach innen, wird so verhindert, dass Insekten überhaupt in die Mitte gelangen.

Borreliose


Diese Krankheit wird vorwiegend durch Zeckenbisse übertragen. Bis die Krankheit zum Ausbruch kommt, vergehen hingegen häufig mehrere Jahre. Die Symptome reichen von Fieber über geschwollene Lymphdrüsen bis hin zu wechselnden Lahmheiten, Rückenschmerzen, Steifheit sowie Verdauungsproblemen und Koliken. Klassischerweise verläuft die Krankheit in Schüben. Die Bakterien verbreiten sich immer weiter im Pferdekörper und befallen dabei zunächst die Organe und später die Gelenke und das Nervensystem. Wird eine Borreliose frühzeitig erkannt, kann ihr mit hochdosiertem Antibiotika entgegengewirkt werden.


Jeder Plagegeist ist anders


Fliege: Die Fliege sticht zwar nicht, doch lecken die Insekten an der Haut der Pferde. Dadurch sind sie vorranging lästig und die Pferde schlagen mit Schweif und Kopf um sie zu vertreiben. Gefährlich wird es dann, wenn die Fliegen ihre Eier in den Augen oder an offenen Wunden ablegen. Die Folge können Entzündungen sein.

Pferdebremse: Die Bremsen sind eine blutsaugende Fliegenart. Mit ihrem großen Mundwerkzeug stechen sie tief in die Haut. Pferdeschweiß ist ein besonderes Lockmittel für diese Insektenart. Außerdem nehmen Bremsen Bewegungen wahr. Umso schneller sich ein potenzielles Opfer bewegt, desto schneller wird es von der Pferdebremse ausgemacht. Bremsen sind tagaktiv und kommen besonders in feuchten Gegenden, Waldgebieten und bei schwülwarmem Wetter vor. Im Gegensatz zum Menschen, jucken die Stiche bei den Pferde nicht.

Kriebelmücke: Diese kleine Stechmückenart erinnert optisch eher an eine kleine Fliege. Sie steht im Verdacht, der häufigste Auslöser für Sommerekzeme zu sein. Nur die Weibchen saugen Blut. Besonders in der Dämmerung suchen ganze Schwärme die Pferdeweiden heim. Sie setzen sich bevorzugt an den Mähnenkamm, die Schweifrübe oder unter den Bauch. Der Speichel, der beim Stechen auf das Pferd übertragen wird, kann zu allergischen Reaktionen der Pferde führen. Gefährdete Pferde sollten mit einer speziellen Ekzemerdecke geschützt werden.

Fliegen, Bremsen und Co. sind nicht nur nervig, sie können auch Krankheiten übertragen. (Foto: Equipics)

In den letzten Jahren haben sich die Zecken auch in Norddeutschland ausgebreitet. (Foto: Equipics)

Gnitzen: Die winzigen Mücken sind besonders in der Morgen- und Abenddämmerung unterwegs und lieben die Nähe zum Wasser. Ihre Mundwerkzeuge bilden einen Stechrüssel, der beim Saugen gemeinsam mit dem Kopf tief in die Wunde eingesaugt wird. Sie gelten ebenfalls als Auslöser fürs Sommerekzem.

Zecken: Zecken gehören zur Gattung der Milben und waren bis vor einigen Jahren besonders in Süddeutschland heimisch. Mittlerweile sind sie auch in Norddeutschland vielerorts ein Problem. Die Blutsauger beißen sich mit ihrem Mundwerkzeug in der Haut fest und ernähren sich von dessen Blut und Lymphflüssigkeit. Zecken gelten als Hauptüberträger von Borreliose und Anaplasmose. Allerdings ist nicht jede Zecke Krankheitsüberträger und der Erreger wird erst nach 24 bis 38 Stunden in das Blut des Wirts abgegeben. Es gilt also: Umso eher die Zecke gefunden und entfernt wir, desto geringer das Infektionsrisiko. Die festgesaugte Zecke sollte am besten mit einer Zeckenzange vollständig entfernt werden. Bleibt der Zeckenkopf beim Entfernen stecken, sollte dieser vorsichtig mit einer kleinen Kanüle entfernt werden, damit wird das Risiko einer Entzündung gering gehalten.

Herbstgrasmilben: Die ungeliebten Herbstgrasmilben sorgen für maukeähnliche Entzündungen in den Fesselbeugen. Die nassen Stellen verkrusten später. Die Milben sind besonders zwischen Juli und September aktiv. Mit Melkfett oder Teebaumöl in den Fesselbeugen kann einem Befall vorgebeugt werden.

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