Schreckgespenst: Sommerekzem

Am Sommerkzem erkrankte Pferde sollten die Möglichkeit bekommen, sich zu scheuern. Dafür können weiche Borsten auf den Ausläufen oder in den Unterständen, sowie Boxen, angebracht werden. (Foto: Equipics)

Das Sommerekzem ist eine Allergie vom Typ 1 und eine der häufigsten Hauterkrankungen in der Pferdehaltung. Hervorgerufen wird diese Allergie durch kleine Stechmücken, unterteilt in die Arten Gnitzen und Kriebelmücken.

Meist sind es die weiblichen Insekten, die sich an Mähne, Schweif, Bauchnaht, Ohrmuschel oder Innenschenkel der Hinterbeine setzen, um zu trinken. In diesen Regionen ist die Haut am dünnsten. Dabei wird ein Sekret über die Bauchspeicheldrüse abgesondert, welches die Blutgerinnung in Verzug bringt und dem Insekt das Saugen erleichtert. Die Toxine in diesem Sekret lösen bei vielen Pferden einen Juckreiz und schließlich eine allergische Reaktion – das Sommerekzem – aus. Die Sonneneinstrahlung oder der Pollenflug verstärken den Juckreiz und die Ausprägung des Ekzems in den meisten Fällen zusätzlich.

Die Diagnose

„Im Frühjahr fängt das Kratzen an, im Sommer ist es besonders schlimm und über den Winter erholt sich die Haut“, beschreibt Dr. Uwe Hörügel. Zum anderen sind in großen Ställen oder auf ganzen Anlagen meist nur vereinzelt Pferde von der Krankheit betroffen, denn diese ist im Gegensatz zu den meisten anderen Hautkrankheiten nicht ansteckend. „Bei einer Pilzerkrankung oder Haarlingen sind oft mehrere Pferde betroffen.“ Fängt das eigene Pferd an sich zu scheuern, ist darauf zu achten, an welchen Stellen es besonders zu jucken scheint. Dort brechen nach kurzer Zeit die Haare ab, die Haut wird aufgerieben und es bilden sich Krusten.

(Foto: Privat)

Unser Experte


Dr. Uwe Hörügel ist Fachtierarzt für Pferde. Seit 2001 arbeitet er im Pferdegesundheitsdienst bei der Sächsischen Tierseuchenkasse. Seine Arbeit besteht nicht darin, Medikamente zu verschreiben oder zu verabreichen, oder Operationen durchzuführen. Er fährt zu Pferdebesitzern, um Proben zu nehmen und Beratungen durchzuführen. Im Anschluss stimmt er das weitere Vorgehen, beziehungsweise die weitere Behandlung mit den jeweiligen Haustierärzten ab.

Die Stechmücken werden von dem Geruch der Pferde angezogen. Daher empfiehlt es sich, das betroffene Pferd einmal die Woche mit einer milden Lotion zu waschen. (Foto: Equipics)

Ein Sommerekzem kann jedes Pferd treffen. Oft erkranken Pony- und Kleinpferde wie Shetlandponys, Isländer, Halfinger, Caamargue- und Fjordpferde. Hinzu kommen Tinker, Friesen und Arabermischlinge. „Am häufigsten sind dunkle Pferde betroffen“, erzählt Dr. Hörügel. „Einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt es nicht und auch das Alter spielt in der Anfälligkeit keine Rolle.“ Soll ein Pferd gekauft werden, sollte die Abstammung gut unter die Lupe genommen werden, denn das Sommerekzem ist erblich. „Bei Kontakt eines Fohlens mit der Stechmücke kurz nach der Geburt bricht das Ekzem meist im Alter von zwei oder drei Jahren aus“, berichtet Dr. Hörügel. So sollte auch in der eigenen Zucht darauf geachtet werden, nicht mit betroffenen Pferden zu züchten.


Futter und Haltung


Wichtig für einen Ekzemer sind kohlenhydratarmes Futter sowie angepasste Zeiten auf frischem Gras. Dr. Uwe Hörügel begründet: „Übergewichtige Pferde neigen zum Sommerkzem.“ Beim Heu ist auf gute und hochwertige Qualität zu achten. Im Sommer ist die zusätzliche Fütterung von Mineralstoffen, Fettsäuren Omega drei und sechs und Darmflora unterstützenden Mitteln wie Bierhefe empfehlenswert. Auch die Haltung ist entscheidend: feuchte Gegenden, zum Beispiel an Wasserquellen, und Kot, der sich auf dem Auslauf oder der Weide sammelt, ziehen die Stechmücken an. Bei Offenstallhaltung ist eine Weidehütte, die an drei Seiten geschlossen und möglichst nur durch einen Fliegenschutz betretbar ist, unabdingbar.

Behandlung

Wie bei vielen Krankheiten gibt es kein Mittel, das jedem Pferd gleichermaßen hilft, zumal ein Sommerekzem nicht vollständig heilbar ist, sondern nur gelindert werden kann. Das betroffene Pferd sollte im Sommer einmal in der Woche mit einer milden Waschlotion gewaschen werden. Dies tut der gereizten Haut gut, kühlt und überdeckt den Eigengeruch, von dem die Stechmücken in der Regel angezogen werden. Offene Wunden sind mit milder Desinfektionslösung zu waschen und anschließend mit Salbe abzudecken, um weitere Infektionen zu vermeiden und den Blutsaugern die Chance zu nehmen, erneut an dieser Stelle zu trinken. Auch gereizte oder trockene Stellen können mit Creme gepflegt werden. Bei der Wahl dieser weist Dr. Hörügel darauf hin: „Sie sollte nicht zu fettig sein, da sonst die Poren verstopfen können. Das führt zu einem noch stärkeren Juckreiz. Besser sind ölhaltige Cremes.“ Hilfreich bei einem Sommerekzem ist eine Ekzemerdecke. Diese ist dünn genug, um das Pferd auch bei warmen Temperaturen eingedeckt zu lassen und schützt die gefährdeten Stellen der Haut vor den Stichen der Insekten. „In einigen Fällen hat außerdem eine Pilzimpfung im Frühjahr geholfen“, erklärt der Tierarzt.

Der Umzug in trockenere, insektenärmere Gebiete kann dafür sorgen, einen erneuten Ausbruch des Sommerkezems zu vermeiden. (Foto: Pixabay)

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