Alternative Betten und Mahlzeiten

Fotos: Equipics

Die Einstreu in der Box besteht aus Stroh und zu den Mahlzeiten wird Heu gereicht. So weit, so gut und für die meisten Pferde sicherlich bestens geeignet. Doch wir möchten einen Blick darauf werfen, welche Alternativen es in Sachen Einstreu und für die Fütterung von Raufutter gibt und ob bzw. für welche Pferde diese wirklich besser geeignet sind. Außerdem werfen wir einen kurzen Blick auf das Thema Mist – und seine Entsorgung.

Stroh-Pellets – die Gepressten

Durch das Zusammenpressen des Strohs entstehen Temperaturen von über 100°C, die Pilzsporen und Keime abtöten. Die Saugfähigkeit ist gegenüber konventioneller Einstreu mit Stroh sehr gut. Strohpellets sorgen zudem für eine sehr niedrige Geruchsbelastung. Der anfallende Mist ist deutlich verringert und die Pellets sind gut kompostierbar.

Allerdings ist der Herstellungsweg der Pellets meist nur schwer nachzuvollziehen, weshalb auch nicht klar gesagt werden kann, ob etwa Pflanzenschutzmittel darin vorhanden sind. Auf Produkte aus dem Ausland – insbesondere aus Ost- und Südeuropa – sollte verzichtet werden. Besser ist es, sich auch regionale Produkte zu verlassen. Die meisten Stroh-Pellets bestehen aus Weizen- oder Roggenstroh.

Strohmehl

Strohmehl ist praktisch die fein gehäckselte Version des oben genannten Produktes. Auch sie sind gut entstaubt und sehr saugfähig, allerdings ist der Pflegeaufwand höher. Das lockere Material erschwert die Trennung von Kot und den Halmen. Generell kann gerade bei Weizen-Strohmehl die Problematik entstehen, dass Pferde es fressen. In Tests wurde gezeigt, dass die meisten Pferde es zwar nicht fraßen, da es sehr trocken im Maul ist. Einige schreckten davor aber nicht zurück. Das Strohmehl könnte im Extremfall Verstopfungskoliken verursachen. Besser ist Roggen-Strohmehl, da Pferde den bitteren Geschmack in der Regel nicht mögen.

Holz- und Sägespäne

Holz- und Sägespäne sind als Einstreu geeignete Materialien. Die Herkunft der Einstreu ist auch hier die entscheidende Frage. Außerdem müssen die Produkte aus 100 Prozent Weichholz bestehen und sollten entstaubt, gesiebt und thermisch entkeimt sein.

Der Vorteil bei Spänen ist grundsätzlich das verringerte Allergie-Risiko. Allerdings besteht die Gefahr, dass Pferde bei derartiger Einstreu zu wenig Kau-Beschäftigung haben. Abhilfe schafft etwas Stroh in der Raufe oder aber eine Futterpause über Nacht von nicht mehr als sechs Stunden zwischen „Abendbrot“ und „Frühstück“.

Einstreu aus Holz-Spänen ist deutlich weniger mit Schimmelpilzen belastet als Stroh. Hinsichtlich der Bindung von schädlichen Gasen sowie der Partikelfreisetzung hat Holz jedoch keine nennenswerten Vorteile gegenüber Stroh. Die Saugkraft ist etwa doppelt so hoch wie bei Stroh. Das Mistvolumen fällt geringer aus. Späne-Einstreu lässt sich zudem in gepressten Ballen sehr gut lagern. Pferde nehmen meist Einstreu aus größeren Spänen besser an, da diese einen höheren Liegekomfort bieten und auch staubärmer sind.

Im Angebot sind auch mit Mikroorganismen versetzte Späne, die hochpreisiger sind, aber den Vorteil bieten, dass die Verrottung schneller vorangeht, der pH-Wert neutralisiert wird und die Ammoniakbelastung verringert ist.

Pferdemist sinnvoll verwerten – auch das ist mittlerweile möglich.

Holz-Pellets

Bei Holz sind häufig auch Pellets und Granulate im Einsatz. Pellets sollen gelenkschonender sein, allerdings müssen diese auch entsprechend dick eingestreut werden, ebenso die Granulate. Eine zu dünne Granulat-Schicht bietet dem Pferd weniger Standfestigkeit. Granulate sind trotz der geringen Partikelgröße sehr staubarm, das Saugvolumen ist sehr hoch. Allerdings nehmen Pferde Späne-„Betten“ besser an.

Pellets sollten, damit sie von Anfang an einen standfesten Halt fürs Pferd bieten, angefeuchtet werden, das bewirkt aber auch eine höhere Luftfeuchtigkeit im Stall und verringert das Risiko von Atemwegsproblem durch trockene Luft. Die Saugfähigkeit der Pellets entspricht etwa dem Vier- bis Fünffachen ihres Volumens.

Kokos

Kokosfasern bieten ähnliche Eigenschaften wie heimische Schnitzel, haben jedoch eine größere Saugkraft und geringeres Mistvolumen. Allerdings sind sie aufgrund der Tatsache, dass sie aus weit entfernten Ländern eingeführt werden müssen, skeptischer zu betrachten. Nicht selten wird dort schließlich bei Plantagenwirtschaft der Umweltschutzgedanke außer Acht gelassen.

Hanf-, Raps- und Leinenfasern

Auch aus Hanf-, Raps- und Leinenfasern lässt sich Einstreu herstellen. Aufgrund schlechter Strohqualität weichen immer mehr Pferdehalter auf derartige Alternativen aus. Leinstroh ist sehr saugfähig und staubarm. 

Vorteil: Die Rückstände aus der Gewinnung von Naturfasern sind sehr saugfähig und machen wenig Mist. Außerdem werden derartige Naturfasern sehr schnell innerhalb weniger Wochen bis Monate abgebaut.

Diese Faserprodukte sind allerdings aufgrund des speziellen Anbaus erheblich teurer. Der Aufwand beim Misten ist allerdings höher als bei den Pellets und Spänen. Beim Hanf geht das Misten besser von der Hand als bei Leinenfasern, da er gröber gehäckselt wird. So ist er auch die von beiden stabilere Einstreu. Rapsfasern führen zu einem sehr guten Stallklima, da sie eine enorm große Saugkraft haben. Doch auch hier liegt die Schwierigkeit wieder beim Misten, da die langen Fasern das Aussortieren des Kots erschweren.

Der Verbrauch an diesen Alternativ-Stroharten pro Box ist eher gering, was seine höheren Kosten ausgleicht und es zu einer interessanten Alternative werden lässt.

Bakterien- und Pilzbelastung

In Tests wurden bereits die Belastung von Bakterien und Pilzen bei den gängigsten alternativen Einstreuformen ausfindig gemacht. Am besten schnitt bei der Bakterienzahl entstaubte Weichholzgranulat ab, entstaubte Sägespäne folgten auf Platz zwei. Ganz hinten lag Hanfstroh. Allerdings war auch hier die Belastung mit Bakterien um ein Vielfaches geringer als bei normalem Getreidestroh in Groß- und Kleinballen. Auch bei der Pilzbelastung schnitt Getreidestroh in Großballen deutlich am schlechtesten ab. Kleinballen lagen allerdings im Mittelfeld. Die Nummer eins waren einmal mehr Weichholzgranulat und entstaubte Sägespäne.

Kompost-Einstreu

Kompost, der ausschließlich aus reinen Grünabfällen besteht, wird von Pferden recht gut angenommen und ist ganzjährig verfügbar. Es ist staubfrei und hat einen ganz besonderen weiteren Vorteil: Ammoniakbildung findet nicht statt, denn der Harnstoff wird von den Bakterien im Kompost für den Zellaufbau genutzt. Zudem bietet Kompost recht hohen Liegekomfort.

Papier im Stall?

Papier ist sehr saugfähig und bindet unangenehme Gerüche und schädliche Gase sehr gut. Besonders im angelsächsischen Raum wird es häufig verwendet. Viele Pferdehalter sehen dort einen Vorteil darin, dass das Material von den Pferden nicht gefressen wird.

Papier ist für Schimmelpilze aber recht anfällig, sodass es, sobald es feucht geworden ist, schnell ausgetauscht werden muss. Außerdem liegt hier die Problematik in der Verfügbarkeit. Normales Recyclingpapier kann nicht verwendet werden, da sich darin teilweise Metallklammern und andere Gegenstände befinden können. Zeitungspapier ist zwar eine Alternative doch wären die Mengen, die für die dauerhafte Einstreu einer Box nötig wären, so groß, dass diese Alternative aus Umweltschutzgründen eher abzulehnen ist.

Stallmatten erhöhen die Trittsicherheit.

Stallmatten

Damit es im Stall nicht zu Unfällen kommt und vor allem die Sicherheit fürs Pferd immer geboten ist, sollte auf den Bodenbelag ein großes Augenmerk gerichtet werden. Wichtige Faktoren sind Trittfestigkeit, geringe Geräuschkulisse, Rutschsicherheit, gute Reinigungseigenschaften, zufriedenstellende Bodenisolierung und nicht zuletzt Elastizität, welche dem empfindlichen Bewegungsapparat des Pferdes zu Gute kommt.

Alternatives Menü

Tierärztin und Fütterungsexpertin Dr. Julia Mack aus Ohlstadt erklärt: „Zur Sicherung der normalen verdauungsphysiologischen Abläufe sind pro Tag mindestens 1,5 kg Raufutter-Trockensubstanz pro 100 kg Körpergewicht zu verfüttern. Grundsätzlich sollte der Erhaltungsbedarf, also der Energiebedarf, welchen das Pferd hat, ohne Leistung zu erbringen, allein über Raufutter gedeckt werden. Als Richtwert lässt sich sagen, dass bei Pferden, die nicht oder nur leicht arbeiten, 100% der Energie aus dem Raufutter kommen sollte, bei mittelschwerer Arbeit etwa 80%, bei schwerer Arbeit 75% und erst bei sehr schwerer Arbeit kann man den Raufutteranteil an der Gesamtration auf ca. 70% reduzieren.“

Stroh kann Heu als Raufutter ergänzen, aber nicht ersetzen. Denn es ist bei weitem nicht so gut verdaulich. Maximal sollte ein Pferd daher die Höchstmenge von 800 Gramm pro 100 Kilogramm Körpergewicht fressen, da sonst Verstopfungskoliken drohen. Eine Alternative sind Heucobs.

Auch Luzerne kann eine sinnvolle Beifütterung zu Heu sein, nicht jedoch ein kompletter Ersatz, selbst wenn dies in anderen Ländern üblich ist. Luzerne hat einen hohen Eiweißanteil und steht daher zwischen Raufutter und Kraftfutter. Bei leichtfuttrigen Zeitgenossen sollte man als Halter nur in sehr geringem Maße zufüttern, da sie derart energie- und nährstoffreich ist.

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