Ein lederhaftes Vergnügen

Einige Hersteller empfehlen den Sattel nach jedem fünften Ritt oder einmal die Woche mit Lederseife zu waschen und anschließend einzufetten. (Foto: Slawik)

Leder ist aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Und auch im Reitsport ist das Material fest verankert. Trensen, Gurte, Halfter oder Sättel – Leder ist der absolute Klassiker. Und das aus gutem Grund: Es ist haltbar, reißfest, geschmeidig und vielseitig einsetzbar. Aber was genau versteckt sich denn alles hinter dem Oberbegriff Leder? Und wie sieht es mit der Pflege aus, besonders dann, wenn der Sattel oder die Trense eine Weile unbenutzt hing?

Leder ist eine durch Gerbung chemisch haltbar gemachte Tierhaut. Die verschiedenen Lederarten unterscheiden sich nach der Tierart, nach Verwendungszweck, nach Gerbart oder der Art der Herstellung. Ein Sattel muss besonders stabil, aber auch ausreichend nachgiebig sein. So wird für die meisten Sättel Rindsleder benutzt. Es ist das am weitesten verbreitete Leder und kann hoher Belastung Stand halten. Durch den weltweiten Konsum von Rindfleisch, mangelt es nie an Rohhäuten und daher ist der Preis recht günstig. Auch Stiefeletten und Reitstiefel werden häufig daraus gefertigt.

Eine beliebte Alternative zu Rindsleder ist Kunstleder. Während das Aussehen zu echtem Leder nahezu ununterscheidbar für das bloße Auge ist, gibt es mehrere wichtige Unterschiede. Kunstleder ist ebenso stabil und in den meisten Fällen auch genauso rissfest, jedoch nicht so atmungsaktiv. Dafür verträgt das Material Sonne und Wasser um einiges besser. Außerdem ist es nicht so pflegeintensiv wie echtes Leder und deutlich günstiger.

Auch Hirschleder ist ein gängiges Leder im Reitsport. Aber nicht als Ausrüstung am Pferd, sondern am Reiter. Lederhandschuhe – ob für die Stallarbeit, die Bodenarbeit oder das Reiten – werden meistens aus der Haut des Hirschs gefertigt. Es ist besonders leicht und erfreut sich daher auch bei Jacken großer Beliebtheit.

Das am häufigsten verwendete Leder im Reitsport ist das Rindsleder. Mit der richtigen Pflege hat es eine besonders lange Lebensdauer. (Foto: Equipics)

Und wie sieht es eigentlich mit der Haut eines Pferdes aus? Pferdeleder hat Eigenschaften, die es zum Beispiel für die Herstellung eines Sattels ungeeignet machen. Es ist sehr dünn und außerdem trockenelastisch. Es würde also in kürzester Zeit Walkfalten bekommen und schließlich reißen. Die Gauchos in Südamerika verwenden gerne Bosale, eine spezielle gebisslose Zäumung, aus Pferdeleder zum Einreiten ihrer Pferde, da dieses weicher als Rindsleder ist.

 

Die richtige Pflege

 

Vernachlässigt der Reiter die Pflege des Leders, ist die Langlebigkeit nicht mehr garantiert. Im schlimmsten Fall wird es brüchig oder porös und reißt. Sand, Sonne oder der Schweiß des Pferdes setzen Lederprodukten auf Dauer zu. Deshalb sollten sie regelmäßig von Schweiß und Sand befreit und sachgerecht gepflegt werden. Jedes Produkt, ob Sattel oder Stiefel, bedarf eigener Pflege mit speziellen Pflegemitteln.

 

Reithandschuhe

 

Stall- oder Reithandschuhe kommen mit vielen verschiedenen Schmutzfaktoren in Kontakt. Das Fell des Pferdes, Staub auf den Gegenständen, Wasser, dem eigenen Schweiß sowie dem des Pferdes und noch vielem mehr. Damit sie trotzdem lange halten und der Besitzer sich nicht über kleine Löcher oder Risse im Leder ärgern muss, sollte jedes Paar seine individuelle und an das Material angepasste Pflege bekommen. Denn während Kunstleder- oder Synthetikhandschuhe bei 30 Grad in der Waschmaschine waschbar sind, sieht es bei Echtleder ganz anders aus. Das Wichtigste ist, das Handschuhpaar nach der Benutzung ordentlich auslüften zu lassen, damit sich der darin vorhandene Schweiß nicht sammelt. Um zu vermeiden, dass das äußere Leder brüchig wird, kann das Handschuhpaar ganz einfach angezogen und in lauwarmen, eher kaltem Wasser mit einer milden Lederseife gewaschen werden. Der Prozess ähnelt dem einfachen Händewaschen nur eben mit Handschuhen. Anschließend werden sie mit klarem Wasser ausgespült und leicht ausgedrückt, aber ausgewrungen. Mit leichtem Ziehen kann der Handschuh schließlich wieder in Form gebracht und zum Trocken aufgehängt werden.

 

Tipp:

Gewaschene Handschuhe anziehen und kneten, wenn diese noch nicht vollständig getrocknet sind. So werden ihre Form und ihre Weichheit wiederhergestellt.

Ob Reitstiefel, Chaps oder Stiefeletten: Alle Lederartikel müssen nach dem Reiten gesäubert und regelmäßig mit Seife und Fett gepflegt werden. (Foto: Equipics)


Reitstiefel, Stiefeletten und Chaps

Eine wichtige Empfehlung, die einige Hersteller herausgeben, ist, Reitstiefel und Chaps nur zum Reiten zu tragen. So werden die teuren Lederprodukte von dem meisten Schmutz ferngehalten. Trotzdem lässt es sich nicht vermeiden, dass auf dem Weg zur Halle oder auf den Platz, Sand an die Stiefel oder Chaps kommt. Auch die Haare des Pferdes und der Schweiß setzen dem Leder auf Dauer zu. Die Pflege ist daher besonders wichtig. Für Reitstiefel, Stiefeletten und Chaps gilt gleichermaßen: Keine Benutzung von rauen Bürsten! Bei grober Verschmutzung reicht es, einen weichen Lappen mit handwarmen Wasser zu befeuchten und den Schmutz vorsichtig abzureiben. Anschließend sollte das Leder mit einem ebenfalls weichen Handtuch getrocknet werden. Auch Pferdeschweiß und -mist sollte sofort auf diese Weise entfernt werden. Für die Pflege sind gute Schuhcremes in der entsprechenden Lederfarbe geeignet. Auf lederfremde Artikel, wie Haarspray, Glanzspray oder Glasreiniger sollte dringend verzichtet werden. Sie beschädigen die Lederstruktur sofort. Für die Sohle kann zusätzlich ein Imprägnierspray verwendet werden.

Trensen und Sättel

Für die Reinigung von Trense und Sattel sollten lauwarmes Wasser, Lederseife und Lederbalsam oder Lederfett bereitstehen. Mit Schwamm und Seife werden Schmutz und Schweißreste entfernt. Vor dem Einfetten sollte beides mit einem weichen Handtuch abgetrocknet werden. Für den letzten Glanz sorgt eine Politur mit einem Wolltuch.

Tipp:

Schnallen und Löcher einer Trense können vorsichtig mit einem Pinsel saubergemacht werden. Der Pinsel sollte möglichst weich sein.

Bei der richtigen Pflege seines Reitsattels müssen auch die Unterseite sowie die einzelnen Falten und Nähte ordentlich saubergemacht und eingefettet werden. (Foto: Equipics)

Sättel

Experten in Sachen Leder empfehlen, den Sattel nach jedem Ritt mit einem feuchten Tuch abzuwischen und nach jedem fünften Ritt eine gründliche Reinigung durchzuführen. Ein trockener, spröder oder sogar rissiger Sattel sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch sehr gefährlich werden. Eine dünne Schicht Fett oder Öl reicht aus, damit das Leder nicht überfettet. Steigbügelriemen, Gurtstruppen und das Leder unterhalb des Sattelpolsters werden nicht gefettet oder geölt. Eine Reinigung mit Sattelseife und Wasser reicht vollkommen aus.

Das Trocknen

Ob Trense, Sattel, Handschuhe oder Stiefel – Echtleder sollte niemals in der prallen Sonne, auf der Heizung oder mit dem Föhn getrocknet werden. Andernfalls besteht die Gefahr einer Austrocknung oder Schrumpfung. Zum Trocknen ist entweder ein sauberes, weiches Tuch zu verwenden oder das Trocknen an der Luft zu empfehlen. Außerdem sollte Leder in trockenen Räumen und bei leicht gesenkter Raumtemperatur gelagert werden. Ist der Lagerort zu feucht, kann das Material anfangen zu schimmeln.

Hilfe, es schimmelt!

Sind Sattel, Trense und Co. nicht richtig gelagert, taucht Schimmel schnell auf. Backenstücke, Steigbügelriemen, Sattelblatt, Stiefelschaft – überall können sie auftreten, die kleinen weißlichen oder hellgrünen Punkte, die sich wie ein Pelz über dem Leder ausbreiten.

Für die Pflege ist der Sattel auf einem festen Gegenstand, wie einem Sattelbock, zu positionieren. Aber Achtung: Um Kratzer an der Unterseite zu vermeiden, sollte der Sattelbock gepolstert sein, zum Beispiel durch ein mehrmals gefaltetes Handtuch. (Foto: Slawik)

Lederartikel sind in trockenen, eher kühlen Räumen aufzubewahren. Bei einer feuchten Umgebung kann das Leder sonst schnell zu schimmeln beginnen. (Foto: Slawik)


In den meisten Fällen kann das Leder noch gerettet und der Schimmel ohne großen Aufwand entfernt werden. Nötig dafür sind die üblichen Lederpflegeprodukte und eine Säure zum Abtöten des Schimmels. Zuallererst sind alle Schimmelreste und andere Verschmutzungen gründlich mit Wasser und Lederseife zu entfernen. Ist das geschafft, sollte das Leder einmal mit heißem Wasser abgewaschen werden, aber Achtung: Das Wasser sollte nur so heiß sein, wie es an den eigenen Händen noch auszuhalten ist. Um den Schimmel abzutöten, wird das nasse Leder gleich im Anschluss an das Waschen gut mit Säure abgerieben. Das Wasser sorgt dafür, dass die Säure in das Material eindringen kann. Um Flecken zu vermeiden, empfiehlt sich farblose Essigessenz. Wichtig dabei ist, jede Stelle zu erwischen. Auch Nähte und Falten müssen bearbeitet werden. Nachdem alles an der Luft vollständig getrocknet ist, muss das Leder eingefettet werden. Fettreste sollten im Anschluss entfernt werden, da sie neuen Nährboden für Schimmel bieten können.

Nicht zu retten

Leider ist Leder bei Schimmelbefall nicht immer zu retten. Hält der Befall schon länger an, kann der Schimmel seine Wurzeln unter der Oberfläche ausbreiten. Diese wird dann zunächst sehr rau. Durchsetzen die Wurzeln schließlich das gesamte Leder, wird es weich und gallertartig. Hier hilft auch keine gründliche Reinigung – das Leder muss entsorgt werden.

Gut zu wissen ...


Nicht alles Weiße ist auch Schimmel

Bei Fettleder kann mit der Zeit das Fett ausflocken und sich als weißer Belag auf dem Leder absetzen. Zu sehen ist dieser Belag besonders in den Falten. Seine Form ist aber nicht gepunktet, wie bei Schimmel, sondern streifenförmig. Mit ordentlichem Putzen können alle Ablagerungen vollständig entfernt werden – bei zu feuchter Lagerung aber wieder auftreten.

Imprägnierspray

Beim Kauf eines Imprägniersprays sollte auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Von Sprays mit dem Treibmittel FCKW ist abzusehen. Es trägt zur Zerstörung der Ozonschicht bei und ist damit schädlich für die Umwelt und die Gesundheit.

Gebisse reinigen mit Hausmittelchen

Das Gebiss des Pferdes sollte immer nach der Benutzung mit Wasser abgespült werden, um das Antrocknen von Futterresten und Speichel zu vermeiden, die im Nachhinein im Pferdemaul scharf werden und das Tier verletzen können. Für hartnäckige Verschmutzungen kann das Gebiss außerdem mit Gebissreiniger für Menschen oder mit etwas Essig und Backpulver gereinigt werden. Dazu einfach das Gebiss in einen Behälter, wie zum Beispiel einen Eimer legen und mit etwas Essig und Backpulver überdecken. Nach etwa fünf Minuten muss das Gebiss nur noch mit Wasser abgespült werde – et voila!

Reißverschlüsse

Auch die Reißverschlüsse an Stiefeln oder Stiefeletten sollten regelmäßig mit einer weichen, feinen Bürste von Sand und Haaren befreit werden, damit sie nicht verhaken oder gar kaputtgehen können. Besondere Reißverschluss-Sprays verlängern die Lebensdauer und unterstützen das fließende Auf- und Zuziehen des Reißverschlusses. Lauwarmes Seifenwasser kann zusätzlich verwendet werden, um hartnäckigen Schmutz zu entfernen.

 

 

 

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