Im Räumlichen Sehen und dem Einschätzen von Entfernungen sind Pferde schlechter als Menschen. Sie können enge Räume daher schwerer einschätzen – manche Pferde sind sich nicht sicher, ob sie in diesen Raum hineinpassen oder steckenbleiben können. Hieraus resultiert die Angst vor Waschboxen oder Anhängern.
Ein Phänomen, welches beinahe jeder Pferdebesitzer schon erlebt hat, ist das der gedrehten Gegenstände. Auf dem Hinweg zur Halle entdeckt das Pferd ein Hindernis, geht jedoch ohne Probleme daran vorbei. Auf dem Rückweg scheut es vor eben diesem Hindernis. Das liegt daran, dass das Gehirn der Pferde den Gegenstand nicht so einfach drehen kann, wie es das menschliche Gehirn macht. Dementsprechend sieht er mit dem einen Auge anders aus als mit dem anderen. Erst, wenn das Pferd den Gegenstand mit seinen anderen Sinnen genauer untersucht, kann es feststellen, dass es derselbe ist.
Um dem Pferd gewisse Signale zu senden, braucht es keine riesigen Gesten. Es ist in der Lage, selbst ganz kleine und feine Bewegungen wahrzunehmen. Reduziert der Pferdebesitzer seine Bewegungen also auf ein Minimum, nimmt das Pferd ihn ernster und gewinnt an Vertrauen. Außerdem kann damit auch die Kommunikation, die Bodenarbeit und das Reiten immer feiner werden. Dank des Bewegungssehens kann der Vierbeiner jedoch auch negative Emotionen über unüberlegte oder unkontrollierte Bewegungen des Menschen wahrnehmen und darauf auch negativ reagieren.
Das Dämmerungssehen eines Pferdes ist besser als das des Menschen. Trotzdem braucht es länger, um sich von Dunkelheit auf Helligkeit oder andersherum umzustellen. Aus diesem Grund scheuen manche Pferde oft vor Schatten- oder Lichtflecken oder stolpern, wenn sie vom Hellen ins Dunkle kommen oder umgekehrt. Um Unfälle zu vermeiden, ist es deshalb wichtig, einen Moment stehen zu bleiben und zu warten, wenn sich die Lichtverhältnisse plötzlich verändern.
Jede Augenveränderung kann Folge einer allgemeinen Erkrankung sein. In jedem Fall sollte also nicht nur das Auge selber, sondern auch die Bereiche drum herum sowie der restliche Körper gründlich vom Tierarzt untersucht werden. Mit etwa zwölf Prozent aller Pferde ist die periodische Augenerkrankung die häufigste aber auch gefürchtetste Diagnose weltweit. Die Ursache für die in unbestimmten Abständen immer wiederkehrende Entzündung des Auges ist bis heute nicht vollständig geklärt. Sie ist nicht heilbar und verursacht bleibende Schäden am Auge bis hin zur völligen Erblindung des Tieres. Bei selten auftretenden Schüben kann das Auge mit Augensalben oder Tropfen während einer Entzündung behandelt werden. Mit Entzündungshemmern und Cortison können die Schmerzen gelindert und Entzündungsfolgen abgemildert werden, sofern die Entzündungen sehr stark und sehr häufig auftreten. So oder so sollte das Auge besonders im Sommer vor UV-Strahlen, Insekten und Schmutz geschützt werden. Es empfiehlt sich eine medizinische Maske.
Sehvermögen:
Pferde können nur bis zu einer Entfernung von etwa zehn Metern scharf sehen. Darüber hinaus wird es unscharf. Außerdem können sie nur eingeschränkt Farben sehen. Sie können zwar einen Unterschied der Töne erkennen, sehen diese jedoch wie durch einen Grauschleier. Dies liegt an der verminderten Anzahl sogenannter Zapfen (Sinneszellen) innerhalb des Auges. Diese sind für die Farbverarbeitung im Sehorgan verantwortlich. Ausgeprägt dagegen sind die Stäbchen (ebenfalls Sinneszellen), die das Licht speichern und ein Sehen im Dunkeln oder in der Dämmerung ermöglichen.