Immer schön am Boden bleiben

Fotos: Equipics

Möglichkeiten für gute Reitplatz-, Reithallen-, Paddock- und Boxenböden gibt es viele. Oft ist es eine Frage des Geschmacks und des Geldes, welches System am Ende genutzt wird. Wir geben einen Überblick, was der Markt zu bieten hat.

Grundlegendes

Die Beschaffenheit des Baugrundes und seine Wasserdurchlässigkeit sind die Grundlage für den Erfolg beim Aufbau des Reitplatzes. Der Unterbau sollte stabil, eben, hoch tragfähig und keinesfalls lehmhaltig sein, da sich sonst Staunässe bildet und überschüssiges Wasser an die Platzoberfläche gelangt, was bei viel Regen problematisch werden kann. Auch durch stark durchwehende Winde kann der Boden hoch belastet werden. Eine Nord-Süd-Längs-Ausrichtung ist oft am besten geeignet.

Schicht für Schicht

Für die Tragschicht empfehlen Experten mindestens 25 Zentimeter Stärke. Sie kann aber auch bis zu 40 Zentimeter stark sein. Wichtig ist, dass sie frostbeständig ist und überschüssiges Wasser abführen kann.

Die Trennschicht darüber dient als Wasserspeicher und führt das Wasser gleichzeitig gezielt ins Erdreich ab. Experten empfehlen eine Stärke von vier bis zehn Zentimetern. Gitter, Raster, Schotter sowie Lavasand und andere Sand-Schottergemische sind allesamt geeignet, hier entscheiden die persönlichen Wünsche und Anforderungen an den Platz. Für die Tretschicht eignet sich eine Stärke von acht bis zehn Zentimetern. Sie sollte elastisch und dennoch stabil sein, um dem Huf genug Halt zu geben und Sehnen bzw. Gelenke zu entlasten.

Gitter bieten als aktive Trennschicht den großen Vorteil, dass der Untergrund dauerhaft von der Tretschicht getrennt wird. Dadurch hat man auch in den nassen Monaten eine sehr gute Wasserdurchlässigkeit und dadurch sehr gut nutzbare und langlebigere Flächen.

 

Springreiter wünschen sich einen elastischen Reitboden, da Sehnen und Gelenke ohnehin stark belastet werden. Der Boden sollte härter sein als bei den Dressurfreunden, denn die Eindringtiefe sollte für die Gesunderhaltung des Bewegungsapparates des Pferdes nur zwei bis maximal vier Zentimeter betragen.

Dressurreiter setzen auf einen elastisch-federnden Boden, der aber auch stabil ist und Halt verleiht und damit die Sehnen nicht zu stark belastet. Als geeignete Eindringtiefe werden hier vier bis sechs Zentimeter genannt.

Westernreiter setzen gerne auf einen oberflächlich eher lockeren Boden, der nachgiebig ist und dennoch im Untergrund festen Halt bietet.

Egal, um welche Disziplin es sich handelt: Schwingt der Boden zu sehr nach, werden Sehnen, Bänder und auch die Gelenke stark belastet.

 

 

Etwa acht bis zwölf Zentimeter sollte die Tretschicht auf jeden Fall stark sein. Sie sollte elastisch und dennoch stabil sein, um dem Huf genug Halt zu geben und die empfindlichen Gelenke und Sehnen zu entlasten. Genutzt werden sollten für diese Schicht Sand und Sandgemische kombiniert mit Zusatzstoffen wie beispielsweise Vliese. Man unterteilt die Zusatzstoffe in organische (wie Holz) und anorganische Materialien (Vlies). Vor- und Nachteile haben beide. Hölzer sind (sofern aus heimischer oder zumindest europäischer Produktion) umweltfreundlich und leicht zu entsorgen, außerdem sind sie oft relativ preiswert zu haben. Allerdings sind sie weniger haltbar als Beimischungen aus Vliesen, Teppichschnitzeln etc. Textile Beimischungen haben sich mittlerweile bewährt und werden wegen ihrer Eigenschaften geschätzt. Beachten sollte man – egal für welche Variante die Entscheidung fällt -, dass die verwendeten Materialien frei von Schadstoffen sind, gut trennbar vom Rest des Bodens und somit auch leicht zu recyclen. Zudem sollte sich der Pferdehalter auf eher wenige Materialien beschränken.

 

Die Tretschicht nimmt Wasser auf und führt überschüssiges Wasser ab ohne dabei selbst ausgeschwemmt zu werden. Der passende Wassergehalt im Boden ist immens wichtig und wird leider nicht selten unterschätzt. Er steuert die Rutschfestigkeit, die Eindringtiefe, Elastizität und Staubbindung. Über ein geeignetes Beregnungssystem für den jeweiligen Platz oder die Halle sollte man sich daher rechtzeitig Gedanken machen.

Ebbe und Flut

Gern genutzt wird auf Reitplätzen das sogenannte Ebbe-Flut-System. Dahinter steckt ein zwar kostenintensives, aber dafür auch langlebiges System. In ein ausgehobenes Becken wird eine Folie eingelegt. Die genutzt Folie sollte etwa ein Millimeter stark sein, damit sie nicht von Wurzeln beschädigt werden oder einfach beim Einbauen reißen kann.

In den Unterbausand werden Drainagerohre eingelegt. Auf diese Drainageschicht folgt die Tretschicht. Über einen Regler wird Wasser zugeführt, wenn der Boden zu trocken ist, und abgeführt, wenn er durch Niederschläge zu feucht ist. So sind die Bedingungen beim Reiten bei jedem Wetter gleichbleibend. Richtig gebaut bietet es gleichbleibende und bei jedem Wetter ideale Bedingungen. Es lässt sich auf die Ansprüche von Pferd und Reiter einstellen und ist pflegeleicht. Ein Ebbe-Flut-System kostet jedoch etwa das Drei- bis Vierfache eines Reitbodens im Zwei- oder Drei-Schichten-System.

 

Hallenböden

Reithallenböden sollten federnd, scherfest und gelenkschonend sein. Hinzu kommt natürlich die Abstimmung auf die jeweilige Disziplin, die darin vorherrschend ausgeübt wird. Als Scherfestigkeit bezeichnet man, wie weit der Sand oder andere Bodenbelag bei einem Huftritt zur Seite weicht. Unter Trittfestigkeit versteht man, wie stark der Boden durch einen Huftritt komprimiert wird. Ein Allround-Reitplatz verfügt jeweils über eine mittlere Scher- und Trittfestigkeit. Grundsätzlich bestehen die Böden auch hier aus einer Trag-, Trenn- und Tretschicht. Die Tragschicht ist im Durchschnitt etwa 20 – 30 Zentimeter stark, Schotter ist ein passendes Material dafür. Bei der Tragschicht sollte ein Gefälle von etwa einem Prozent einkalkuliert werden. Auf den so vorbereiteten Boden kann eine dünne Vliesschicht, die das Eindrücken des folgenden Rasters in den Boden reduziert und somit ähnlich wie ein Fundament wirkt, folgen. Zahlreiche künstliche Unterlagen, beispielsweise Gitter auf Gummi oder Kunststoff, natürlicher Lavasand, Matten und Vliese, sind heute im Angebot der großen Hersteller. All diese Materialien verhindern, dass die Tragschicht gerade auf stark frequentierten Stellen in der Halle Schaden nimmt und sich das Pferd in den Lücken im Sand verletzen könnte.

Besonders wichtig ist die oben aufliegende Tretschicht. Für diese gibt es diverse mögliche Materialien. Viele setzen auf die traditionelle Sandmischung. Diese steht vor allem in Sachen Rutschfestigkeit und Elastizität ganz weit oben. Es gibt spezielle Sandarten, die staubfrei sind und somit auch bei Allergikern geeignet. Mittlerweile gibt es jedoch auch viele andere Tretschicht-Materialien. Zu diesen gehören beispielsweise synthetisch hergestellte Teppichschnitzel. Diese sind sehr gelenkschonend und langlebig.


Paddockböden

Wichtige Fragen bevor der Pferdehalter einen neuen Paddock anlegt, sind beispielsweise „Wie gut ist die Tragfähigkeit des Bodens?“, „Wie hoch ist der Grundwasserstand?“, „Wie fließt das Oberflächenwasser natürlich ab?“

Zwei verschiedene Methoden kommen beim Aufbau grundlegend in Betracht. Zum einen eine Oberflächenentwässerung, wobei hier ein leichtes, etwa zweiprozentiges Gefälle vorhanden sein muss, sodass der Paddock beispielsweise in einen Grünstreifen entwässert werden kann. Bei dieser Bauweise sollte jedoch auch bei den entsprechenden Baubehörden nachgefragt werden, ob und auf welche Weise genau sie möglich ist. Oft werden Drainagen oder der Anschluss an die Kanalisation gefordert. Die zweite Vorgehensweise ist die vertikale Entwässerung, bei mit der Drei-Schichten-Bauweise erfolgt. Einer Schotter- oder groben Kiesschicht als Tragschicht folgt die Trennschicht, für die Gitter, Matten, Textilfasern und Vliese genutzt werden können. Oben folgt die Tretschicht, für welche meist Paddocksand, Sandgemische mit Zusätzen oder Häcksel aus Weichholz genutzt wird. Sogenannte synthetische „Zuschlagstoffe“ können zwar die Eigenschaften der Tretschicht verbessern, sie etwa für den Winter wasserdurchlässiger und frostbeständiger machen. Der Faktor „Umweltschutz“ sollte bei der Wahl immer einbezogen werden.

Vorteil der Matten und Gitter ist die Langlebigkeit. Häufig können derartige Produkte über mehrere Jahrzehnte im Einsatz sein und auch mit Fahrzeugen befahren werden. Die Öffnungen der Gitter werden mit Sand oder Kies gefüllt. Mindestens 1,2 Millimeter Korngröße sollte bei Sand gegeben sein. Bodengittermatten bieten eine sehr gute Befestigung des Auslaufes.

Boxenmatten und Einstreu

Auch in der Box gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten des Einstreuens: Den Klassiker Stroh, Strohpellets, Strohmehl, Leinenstroh, Hanfeinstreu, Holz-Pellets und -Späne, Kokos und Raps und sogar Kompost. Damit es im Stall nicht zu Unfällen kommt und vor allem die Sicherheit fürs Pferd immer geboten ist, sollte auf den Bodenbelag ein großes Augenmerk gerichtet werden. Trittfestigkeit, geringe Geräuschkulisse, Rutschsicherheit, gute Reinigungseigenschaften, zufriedenstellende Bodenisolierung und nicht zuletzt Elastizität sollte ein guter Boxenboden bieten.

Kunststoffbeläge werden vor allem in Matten- und Pflasterform angeboten. Zu bedenken sind beim Einbau vor allem die Abflussmöglichkeiten, die von der Stallgasse aus so oft wie möglich gegeben sein sollten, um die Reinigung zu erleichtern. Haben die Boxenböden ein leichtes Gefälle zur Stallgasse hin, können sie leichter sauber gehalten werden. In der Box sind Matten, beispielsweise aus Gummi oder Kunststoffmaterial, schlichtem Beton als Bodendeckung vorzuziehen. Die Matten müssen sicher und fest verlegt werden, sodass keine Rutschgefahr besteht. Die Matten schützen auch vor Kälte. Wichtig ist, dass diese immer ausreichend eingestreut werden.

Es gibt außerdem sogenannte „Kuschelmatten“ oder „Softbetten“. Sie bieten mit einem Schaumstoffkern eine besonders weiche und federnde Liegefläche. Ummantelt sind sie normalerweise von Gummimatten, die durch Vulkanisation so fest verbunden sind, dass kein Urin ins Innere dringen kann. Wichtig ist aber, dass außenherum ganz normal eingestreut wird, um dem Pferd hier die Möglichkeit zum äppeln zu geben. Auf die „Betten“ selbst soll keine Einstreu gelangen.

Bodenpflege essentiell

Die Pflege des Bodens ist essentiell, um eine langfristig gute Funktionalität eines Reitplatzbodens zu gewährleisten. Je nach Frequentierung ist das tägliche Abziehen der Flächen grundlegend wichtig, um beispielsweise die Ebenflächigkeit und eine gute Entwässerung zu erhalten. Bei stark frequentierten Böden, etwa in der Reithalle eines Pensionsstalles, ist es sinnvoll, mehrmals täglich abzuziehen, um für alle Reiter gute Bedingungen und keine gesundheitlichen Gefahren für das Pferd zu erzeugen. Für die Bodenpflege lohnt sich die Anschaffung einer Reitbahnschleppe und einer Reitbahnwalze. Die Zinken des Planers sollten bei der Pflege des Reitplatzes nicht zu tief einsinken, da weder Trennschicht noch Gitter oder Unterboden beschädigt werden sollten.

Eine gleichmäßige Beregnung, richtiges Schleppen mit einem geeigneten Bodenbearbeitungsgerät sowie regelmäßige Instandhaltungsarbeiten durch eine Fachfirma können die Funktionsfähigkeit eines Reitbodens sowohl drinnen als auch draußen verlängern.

Für den Paddock ist wichtig: Neben der Unempfindlichkeit von Tretschicht und Bodengitter gegenüber Ammoniak sollte der Boden belastbar und befahrbar sein, um das maschinelle Abmisten mit dem Traktor zu ermöglichen.

Egal welche Art von Boden man wofür wählt – immer ist es wichtig, regelmäßig abzuäppeln, da sonst der Boden schnell verkleben kann. Im Schnitt hinterlässt jedes Pferd, das an 150 Tagen im Jahr eine Stunde bewegt wird, eine Tonne Mist auf dem Reitboden. Durch Pferdeäpfel erhöht sich der Humusanteil in der Tretschicht, was die Qualität verschlechtert. Gleiches gilt auch für Laub und andere Fremdbestandteile.

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