Eine Schockdiagnose
Der behandelnde Tierarzt rat Ariane sofort in die Tierklinik nach Berlin zu einer Augenspezialistin zu fahren. Nach fünf Tagen Boxenruhe und vier Nächten, die die Studentin im Stall bei ihrem Pferd schlief, um stündlich Medikamente zu verabreichen, konnte sie für Romario einen Platz ergattern und machte sich auf den Weg. Dort angekommen, wurde festgestellt, dass Romo seine Sehkraft auf dem einen Auge bereits vollständig verloren hatte und auf dem anderen nur geschätzte 30 Prozent über waren. Die Diagnose: Periodische Augenentzündung auf beiden Augen mit Nachweis von Leptospiren, Herpes Typ V und Candida. „Es gibt verschiedene Arten der Periodischen Augenentzündung. Unterschieden wird zwischen Schüben, die im vorderen Bereich des Auges auftreten und die typischen Anzeichen zeigen. Das Auge wird milchig, trüb, gerötet und die Pupille verengt sich. Achtung: Leicht zu verwechseln mit einer Bindehautentzündung. Dann gibt es aber auch Schübe, die im hinteren Augenbereich auftreten. Diese verlaufen „still“ und sind von außen nicht sichtbar, bis das Auge bereits komplett erblindet und zerstört ist. „Die zweite ist beinahe unerkennbar ohne Untersuchung durch einen Spezialisten. Und genau diesen Krankheitsverlauf hatte Romario“, erklärt Ari. „Zwei Wochen lang waren wir in der Klinik. Wir haben wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die es gab. Aber die Chefärztin sagte mir direkt, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen so schnellen Verlauf erlebt hat und wir uns darauf einstellen sollen, dass er eingeschläfert werden muss.“ Während bei einem normalen Verlauf die Pferde nach und nach erblinden und sich die Sinne und das Pferd selbst auf die Blindheit einstellen können, war Romo von jetzt auf gleich blind. Die Vermutung: Seine Lebensqualität würde zu stark eingeschränkt werden, denn ein blindes Pferd sei nicht lebensfähig. Mit dieser Diagnose musste Ariane sich nun auseinandersetzen.
„Während der Zeit in der Klinik arbeitete ich täglich mit Romario. Wir gingen mitten durch Berlin spazieren und ich longierte ihn im Roundpen. Dadurch brauchte der keinerlei Beruhigungsmedikamente, wirkte ausgeglichen und fröhlich und buckelte wie gewohnt.“ Seine lebensfrohe Art ließ Hoffnung aufkommen, dass er nicht gehen möchte und mit seiner Blindheit zu leben lernen würde, sodass Ari gemeinsam mit der Ärztin beschloss, Romo am Leben zu lassen.
Leptospiren und Candida
Leptospiren sind Bakterien, die in erster Linie von Mäusen und Ratten übertragen werden. Sie scheiden diese mit dem Harn aus. Die Bakterien können über Schleimhäute und kleinere Verletzungen in den Blutkreislauf gelangen. Auch auf der Weide oder dem Auslauf können sich die Vierbeiner infizieren, da Leptospiren insbesondere in feuchtem Boden oder stehenden Gewässern lange überleben können. Nahezu jedes Pferd kommt irgendwann mit den Bakterien in Kontakt. Wenige haben das Pech, dass die Erreger nicht nur in den Blutkreislauf, sondern auch in ein oder beide Augen gelangen. Da Leptospiren keine sehr aggressiven Keime sind, können sie Monate bis Jahre im Auge überleben, bevor sie zu den Augenentzündungen führen.
Candida ist ein Hefepilz, der bei Mensch und Tier sowohl den Darm, als auch das Auge befallen und bis zur völligen Blindheit und dem Entfernen des betroffenen Auges führen kann.