Aufgeladen abgefahren - Pferdetransport heute

Moderne Transporter lassen keine Wünsche für Mensch und Tier offen. (Fotos: Slawik)

Die moderne Pferdehaltung entwickelt sich immer weiter in Richtung Pro Pferd. Auslauf, Klima, Futter und Ausbildung – alles ausgerichtet auf ein glückliches Leben und eine gesteigerte Leistungsbereitschaft. Diese Entwicklung macht auch vor dem Anhänger, Transportern und Co. nicht Halt. Zusammen mit Transportprofi Guido Klatte werfen wir einen Blick auf die aktuelle Situation. 

 
 Guido Klatte gründete mit seiner Frau Bettina in den 80er Jahren ein Transportunternehmen für Pferde. Heute wickelt die Firma in Lastrup rund 2.500 Pferdetransporte jährlich ab. „Unser Geschäft ist der Flugtransport. Das umfasst auch die gesamte Abwicklung mit dem Zoll, Veterinär-Checks, Quarantäneunterbringung, wenn nötig und teilweise auch der Transport der Tiere zum Flughafen“, berichtet Guido Klatte. Etwa 20 Prozent der Pferde werden für den Turniersport geflogen und etwa 80 Prozent dauerhaft exportiert, also ins Ausland verkauft. „Deutschland und generell Europa sind Exportmeister auf dem Pferdemarkt, darum werden deutlich mehr Tiere exportiert als importiert“, erklärt Klatte weiter. „Mit Abstand am häufigsten gehen die Flüge nach Nordamerika, hier ist seit Jahren eine große Nachfrage nach europäischen Pferden. Sicherlich ist auch Asien ein wachsender Markt, jedoch haben wir als deutsches Unternehmen hier immer wieder mit der Bürokratie zu kämpfen. Da sind uns Belgien und die Niederlande weit voraus.“ Generell gibt der Transportfachmann an, dass die Pferde eigentlich selten Probleme machen, die Bürokratie mache ihm jedoch manchmal das Leben schwer.

Die Fahrt mit dem Anhänger oder Transporter sollte dem Pferd so angenehm wie möglich gestaltet werden.

Anders als die Besitzer können die Pferde nicht einfach vom nächstgelegenen Flughafen starten. Ihre Reise beginnt mit dem Transport nach Lüttich in Belgien oder nach Amsterdam in den Niederlanden. Von hier starten die Frachtmaschinen, Transporteure wie Guido Klatte, die wöchentlich Pferde fliegen, haben hier feste Kontingente. „Wir haben häufig mit Kapazitätsproblemen zu tun, da es immer weniger Frachtflüge gibt“, führt der Fachmann aus. Durch den Bau von weiteren Warenumschlagplätzen sind generell weniger Flugverbindungen nötig, dies steigert die Nachfrage. Für einen einfachen Flug nach Nordamerika inklusive der Abwicklung müssen zwischen 4.000 und 8.000 Euro kalkuliert werden. Teurer wird der Transport in Länder, in die weniger Flüge gehen. Auf dem Flug stehen die Pferde in Flugställen mit bis zu drei Pferden. Diese bieten ähnlich viel Platz wie ein Pferdeanhänger und werden im Frachtraum des Flugzeuges verstaut.

 

Die Transporter

 

Beim Transport der Vierbeiner auf dem Landweg setzt Familie Klatte hohe Maßstäbe, was die Ausstattung der Transporter angeht. Dies gilt sowohl für den Transfer zum Flughafen als auch für den Transport der Sportpferde von Guido Klatte Junior zum Turnier. „Ich würde behaupten, wir haben die jüngste Transporterflotte Europas. Unsere Fahrzeuge sind nicht älter als fünf bis sechs Jahre und bieten alles, was der Markt so hergibt“, versichert Klatte. Dabei setzt das Unternehmen auf Querverladung der Pferde, was für die Tiere ein angenehmes Stehen auf dem Transport bedeutet und leichte Handhabung beim Verladen. „Unsere Pferdetransporter sind so gebaut, dass sich die Trennwände von einer einzelnen Person einrichten lassen. So benötigen wir weniger Personal“, führt der Spediteur weiter aus.

Ausreichend Fenster können für ein gutes Klima im Fahrzeug sorgen.


„Belüftung ist das A & O“

 

Bei jedem Transport, egal ob zum Turnier oder in einen neuen Stall, sollte das Wohl des Tieres immer an oberster Stelle stehen. Besonders bei extremer Wärme heizen sich Anhänger und Transporter in der Sonne schnell auf. „Man sollte versuchen, Fahrten in der prallen Sonne zu vermeiden und dann einfach in den frühen Morgenstunden fahren. Außerdem legen wir hohen Wert auf eine gute Belüftung in unseren Fahrzeugen. Unsere Transporter haben eine schmalere Einstiegsrampe als normal und dafür haben wir die maximale Fläche an Fenstern verbaut“, erklärt Klatte. Zudem wird das Klima im Transporter durch Ventilatoren und zusätzliche Dachfenster verbessert. Um die Temperatur im Blick zu behalten, sind die Fahrzeuge mit Thermometern ausgestattet. Das Unternehmen testet aktuell auch den Einsatz von klimatisierten Transportern. „Die Klimaanlagen sind unter der Decke des Laderaums verbaut. Darum muss man beachten, dass die kalte Luft permanent von oben auf den Rücken der Pferde trifft. Die Temperatur darf also nicht zu niedrig eingestellt werden“, berichtet Klatte.

 

Care-Paket

 

Nicht nur die Belüftung und das Klima während des Transports haben großen Einfluss auf das wohlbehaltende Ankommen der Tiere, auch die Versorgung während der Reise sollte optimiert sein. Ein prall gefülltes Heunetz gehört zu jeder Fahrt, doch wer länger unterwegs ist, darf auf keinen Fall Wasser vergessen. „Egal, ob auf der Fahrt zum Turnier oder bei einer langen Flugreise, wir beobachten immer wieder, dass die Pferde während der Reise zu wenig trinken. Darum haben wir eine Elektrolyte-Paste entwickelt, die wir den Pferden vor jedem Flug verabreichen. Dadurch kommen sie in einem besseren gesundheitlichen Zustand am Ziel an und das sogenannte Shipping-Fieber tritt äußerst selten auf“, macht Guido Klatte deutlich. Für Überlandreisen empfiehlt der Profi eine Suppe aus sehr flüssig gekochtem Mash mit zugesetzten Elektrolyten. Diese versorgt das Pferd auf dem Transport mit Flüssigkeit und verbessert die Hydrierung.

Eine regelmäßige Reinigung des Fahrzeugs sorgt für Langlebigkeit.


Saf
ety first

 

Noch wichtiger als passende Ausstattung von Transporter und Anhänger ist die Sicherheit. Darum sollte vor jedem Fahrtantritt ein kurzer Sicherheitscheckup vorgenommen werden. Haben die Reifen ein ausreichendes Profil und genügend Reifendruck? Blockieren die Räder? Ist die Handbremse/ Abrissbremse funktionsfähig? Funktioniert die Beleuchtung am und im Anhänger? Lässt sich die Anhängerklappe sicher schließen? Lässt sich das Stützrad leicht drehen? Ist der Anhängerboden stabil? Zudem ist vor der Fahrt das zulässige Gesamtgewicht sowie die Anhängelast zu überprüfen. Dazu befinden sich alle Informationen in den Fahrzeug- und Anhängerpapieren. Zur Berechnung des Gewichts ist es wichtig, nicht nur das Leergewicht des Anhängers und das Körpergewicht der Pferde zusammenzurechnen, sondern auch eventuelle Ausrüstung und Futter einfließen zu lassen. Wenn das zulässige Gewicht überschritten wird, kann dies nicht nur zu Bußgeldern führen, sondern auch die Bremseigenschaften des Anhängers verschlechtern, was zu einem erhöhten Risiko im Straßenverkehr führt. Nicht bewusst ist vielen Pferdehaltern, dass die Bremsen oft nicht selbstnachstellend sind. Deshalb müssen sie regelmäßig in einer Fachwerkstatt nachgestellt werden – je mehr man fährt, umso öfter. In ihrer Wirkung deutlich besser sind von verschiedenen Sicherheitstechnikherstellern erhältliche, automatisch selbstnachstellende Bremsen. Sie sorgen für stets hohe Bremswirkung, weil sie sich nach jeder Bremsung bzw. bei zu viel Spiel der Beläge automatisch justieren. Dank besseren Ansprechens reduziert sich der Bremsweg um bis zu fünf Meter.

Die Ladeböden vieler Anhänger bestehen aus mehrfach verleimten Siebdruckplatten, die rund acht bis 14 Jahre halten, allerdings nur bei entsprechender Pflege. Denn ständige Feuchtigkeit, die dem Boden von unten zum Beispiel durch nasses Gras und von oben durch kot- und uringetränkte Einstreu zusetzt, verkürzt diese Spanne deutlich. Einfach und sehr lebensverlängernd ist es daher, den Boden gleich nach der Anhängernutzung mit Schaufel und Besen von Einstreu- und Heuresten sowie Pferdeäpfeln zu reinigen.

Wer mehr tun möchte, kann den Innenraum per Hochdruckreiniger säubern. Anschließend muss der Anhänger vorn hochgestellt und gut belüftet, also nicht direkt verschlossen werden, damit das Wasser ablaufen und der Boden trocknen kann. Mindestens zweimal pro Jahr sollten die Scharniere der Laderampe geschmiert werden, denn sie sind sowohl Kot und Urin als auch dem Hochdruckreiniger ausgesetzt.

Auf keinen Fall defekt sein darf die zwischen Bordwand und Boden befindliche Dichtmasse. Sie muss regelmäßig kontrolliert werden. Denn sonst führt bei Holz- und Polyesterböden durch undichte Ritzen eindringendes Wasser unweigerlich zur Verrottung. Wer dieses Problem umgehen will, greift lieber zu kombinierten Kunststoff-Alu- oder reinen Aluminiumböden.

Wer in den Morgenstunden oder am Abend fährt, kann große Hitze meist vermeiden.


Wichtiger Tipp für den Winter:

 

Der Anhänger sollte nicht mit angezogener Bremse abgestellt werden, da sie festfrieren kann. Muss man dann doch mal fahren, kann das zu erheblichen Schäden führen. Gute Alternativen: ein Unterlegkeil oder eine Reifenwiege. Letztere verhindert bei längeren Standzeiten zudem Flachstellen am Reifen.

 

Das passende Zugfahrzeug

 

Um zu entscheiden, welches Zugfahrzeug passt, rät der ADAC zu einer Prioritätenliste. Folgende Aspekte sind wichtig: Nicht nur auf die maximale Anhängelast achten. Auch wichtig: Ist in den Papieren ein Gesamtzuggewicht (GZG) eingetragen? Dies darf nicht überschritten werden. Ist das GZG geringer als die Summe aus zulässigem Auto-Gesamtgewicht und maximaler Anhängelast, kann man die Ladekapazität des Autos nicht voll nutzen. Faustregel: Je höher das Gewicht des Wagens im Vergleich zum Gewicht des Anhängers, umso sicherer ist das Gespann. 


Mit dem E-Auto zum Turnier?!


In den vergangenen Monaten kamen unzählige Modelle neuer Elektroautos auf den Markt, doch nur wenige sind mit einer Anhängerkupplung versehen oder bestellbar. Denn durch das zusätzliche Gewicht des Anhängers, das beim Pferdetransport nicht unerheblich ist, steigt der Energieverbrauch und die Reichweite sinkt. Somit werden die Hauptknackpunkte bei E-Fahrzeugen noch verstärkt. Und auch wenn die nötige Infrastruktur mit einer guten Versorgung von Ladesäulen vorhanden sein sollte, bleibt ein Problem: Die Pferde müssen während des Ladevorgangs im Anhänger verharren und der Transport und die damit verbundenen Strapazen für das Tier werden in die Länge gezogen. Bei den aktuell auf dem Markt erhältlichen Modellen finden sich nur zwei Fahrzeuge, die laut Hersteller eine maximale Anhängelast von mehr als 2.000 Kilogramm haben, also zwei Pferde samt Anhänger ziehen könnten. Über die realen Auswirkungen bei voller Auslastung auf Reichweite und Energieverbrauch machen die Hersteller keine Angaben. Bei den Hybridfahrzeugen, die sowohl einen Elektroantrieb als auch einen Verbrennungsmotor haben, ist die Auswahl an Modellen mit einer Anhängelast von über 2.000 Kilogramm deutlich größer. 

 

Der richtige Lappen


Seit der Führerscheinreform 1999, ist für das Fahren mit einem Anhänger ein extra Führerschein nötig. Fahrer, die ihren Autoführerschein in den Jahren zuvor gemacht haben, dürfen weiterhin ohne weitere Qualifikation mit einem Anhänger fahren. Wer erst später seine Fahrerlaubnis erhalten hat, muss einiges beachten. Mit dem regulären Führerschein der Klasse B (PKW) dürfen Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht geführt werden. Das Fahren mit einem Anhänger bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 750 Kilogramm ist ebenfalls problemlos möglich. Auch das Fahren mit einem Anhänger mit höherem Gesamtgewicht ist erlaubt, sofern das Gewicht des Gespanns, also von Fahrzeug und Anhänger das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen nicht überschreitet.

Den Führerscheinzusatz B96 eine Fahrschule dem Führerscheininhaber nach erteilter Schulung ausstellen, dieser berechtigt den Führerscheininhaber zum Fahren eines Zugfahrzeug-Anhänger-Gespannes mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 4,25 Tonnen.

Der reguläre Anhängerführerschein BE, der eine zusätzliche Fahrprüfung erfordert, berechtigt den Inhaber zum Fahren mit einem Anhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen plus Zugfahrzeug. Für größere beziehungsweise schwerere Anhänger ist der Führerschein Klasse C 1E erforderlich.

Zum Seitenanfang