Atemwegserkrankungen: Lass' Luft in den Stall!

Die Atemwegserkrankungen beim Pferd unterscheiden sich grob in drei Gruppen: die infektiösen, die chronischen und die anatomischen Erkrankungen. (Foto: Equipics)

Wenn die trübe Jahreszeit beginnt, die Fenster und die Türen in den Reitställen verrammelt werden, beginnt die Zeit der Atemwegserkrankungen beim Pferd. Nasenausfluss und Husten gehören zum typischen Bild in Reitställen im Winter. Neben den durch die Haltungsbedingungen ausgelösten Erkrankungen gibt es aber auch andere Atemwegsprobleme. Wir sprechen mit Dr. Michael Paar über Ursachen, Diagnosen und Behandlungen. Um eine Erkrankung zu verhindern, stellen wir die effektivsten Maßnahmen zu Vorbeugung vor.

 
Die Atemwegserkrankungen beim Pferd können in drei Gruppen unterteilt werden. Dazu gehören die akuten Infektionen wie zum Beispiel Equine Influenza oder Druse an die bei Auftreten von Fieber, Husten und Nasenausfluss im Stall gedacht werden muss. Außerdem gibt es die nicht infektiösen, wiederkehrenden und chronischen Bronchitiden, die unter dem Begriff Equines Asthma zusammengefasst werden. Zusätzlich zu erwähnen sind verschiedene Krankheitsbilder im Bereich der oberen Atemwege wie die funktionell-anatomischen Probleme Kehlkopfpfeifen und Nüsternlähmung.
 
Pferdegrippe
 
Die Pferdegrippe, auch Equine Influenza genannt, ist eine Virusinfektion, deren Symptome einer Grippe beim Menschen ähneln. Die Krankheit ist hochgradig ansteckend, aber nur selten tödlich.
 Wie auch beim Menschen fangen sich Pferde vor allem dann eine Infektion ein, wenn der Infektionsdruck steigt und die körpereigene Abwehr geschwächt ist. So zum Beispiel im Winter, wenn sie hauptsächlich in der Box stehen und mit wenig frischer Luft versorgt werden. „Der Atmungsapparat der Pferde braucht Bewegung, um sich zu reinigen. Wenn Pferde zu viel Staub ausgesetzt sind und die Lunge nicht richtig genutzt wird, kann es zu Problemen bei der Atmung führen“, erklärt Dr. Michael Paar von der Pferdeklinik Sottrum West. Aber auch Überanstrengung oder Stress können zu einer Schwächung des Immunsystems führen. Kälte schadet Pferden in der Regel nicht. Schlechte Haltungsbedingungen mit mangelnder Hygiene in der Box und schimmeligem, staubigem Raufutter führen immer häufiger zu allergischen Reaktionen. So entsteht eine Vorbelastung der Schleimhäute. Sind diese erst einmal angegriffen, haben Bakterien und Viren leichtes Spiel, insbesondere, wenn die Umgebungsluft eine zu hohe Luftfeuchtigkeit hat und belastet ist. Oft folgen einer viralen Influenzainfektion Zweit- oder Folgeinfektionen durch Bakterien. So können sich eitrige Entzündungen der Atemorgane entwickeln. Wie beim Menschen ist Hygiene das A und O. Das Virus wird bei der Influenzainfektion der Pferde wie bei der Coronainfektion beim Menschen durch Tröpfchen verbreitet, deshalb kommt es auch durch häufige Pferdewechsel im Stall immer wieder zu Ansteckungen. „Auf dem Turnier oder Lehrgang sollte ich mein Pferd auch nicht zu dicht mit fremden Pferden zusammenkommen lassen. Nicht jeder muss an jedem schnuppern. Auch hier sollte stets ein Abstand von einigen Metern eingehalten werden“, führt der Fachmann weiter aus. Infizierte Pferde zeigen nach einer Inkubationszeit von einem bis drei Tagen erste Symptome. Dazu gehören in der Regel hohes Fieber in Verbindung mit Leistungsverlust und Fressunlust. Auch eine Entzündung der Atemwege sowie trockener Reizhusten und wässriger Nasenausfluss gehören zu den klassischen Anzeichen. Teilweise werden zusätzlich die Augen in Mitleidenschaft gezogen und es kommt zu einer Bindehautentzündung. Insgesamt sind die Schleimhäute gerötet. Erkrankte Pferde müssen aus dem Training genommen werden und sollten isoliert werden. Ob die Verabreichung von Antibiotika zur Vermeidung einer bakteriellen Sekundärinfektion oder die Verabreichung von Entzündungshemmern angezeigt sind, hängt vom Krankheitsverlauf ab. Die Verabreichung von Schleimlösern und bronchienerweiternden Medikamenten unterstützt die Gesundung. Wenn das Pferd symptom- und fieberfrei ist, sollten ihm noch einige Tage Ruhe gegönnt werden. Wann der richtige Zeitpunkt ist, wieder ins Training einzusteigen, sollte mit den behandelnden Tierarzt abgestimmt werden.

Ausreichend Bewegung an der frischen Luft reinigt die Lunge. (Foto: Equipics)

Angstdiagnose Druse
 
Mit dem Begriff Druse wird eine bakterielle Infektion des Rachenbereichs und der Lymphknoten, die dort liegen, beschrieben. Nach einer Inkubationszeit von drei bis acht Tagen zeigen sich die Symptome. Hier schwillt der Rachen zu, was das Schlucken erschwert, häufig ist eine gestreckte Kopf-Hals-Haltung festzustellen. Es kann Atemnot auftreten. „Im englischsprachigen Raum wird Druse Strangles, also Strangulation genannt. Dieser Begriff beschreibt die Erkrankung ganz gut“, erklärt Dr. Paar. Durch das erschwerte Schlucken kommt es häufig zu unkontrolliertem Speichelfluss. Zudem ist Fieber bis 41 Grad möglich. Die Folgen dieser Entzündung können eine Vereiterung der Luftsäcke und die Bildung von Abszessen im Bereich des Kehlgangs und des Rachens sein. Wenn die Abszesse aufbrechen, entleert sich der Eiter und tritt als gelber Nasenausfluss aus. Selten kommt es zur Streuung der Erreger im Körper und Folgekrankheiten. Die Druseinfektion ist hochgradig ansteckend und auch Pferde, die selbst keine Symptome zeigen, können Träger sein.

Die Entzündung der Nebenhöhlen
 
Zwischen den Augen, der Stirn, der Maulhöhle und den Nasengängen angrenzend liegt das verzweigte System der Nasennebenhöhlen. Hierzu gehören die Stirn- und vordere und hintere Kieferhöhle. Sie stehen untereinander auf einer Seite in Verbindung und haben einen Ausführungsgang zur Nase. Die Schleimhaut der Nasennebenhöhle kann sich ebenso wie beim Menschen entzünden. Die Nasennebenhöhlenentzündung kann durch eine bakterielle Infektion oder auch durch eine Zahnentzündung hervorgerufen werden. Selten ist ein Tumor Auslöser. Die erkrankten Pferde sind oft apathisch und verweigern das Futter, die Körpertemperatur kann leicht erhöht sein. Zudem ist das Abtasten und Abklopfen des Kopfes mit Schmerzen verbunden, in seltenen Fällen können sogar sichtbare Schwellungen auftreten. Teilweise kann es auch zu Augenausfluss kommen. Der Tierarzt stellt die Nasennebenhöhlenentzündung durch eine Spiegelung und Röntgenaufnahmen fest. Ein Abstrich des Nasennebenhöhlensekrets kann Aufschluss über die Wahl des richtigen Antibiotikums geben. Die Behandlung erfolgt medikamentös und durch das Spülen der Nasennebenhöhle. In besonders schlimmen Fällen kann es nötig sein, die Nasennebenhöhle zu öffnen. Ist ein Zahn der Auslöser für die Entzündung, muss dieser zunächst gezogen werden. Die Entzündung der Nasennebenhöhlenschleimhaut muss abheilen, dies wird durch lokales Spülen und die zusätzliche Gabe von Medikamenten unterstützt.
 
Da stimmt was nicht…
 
Eine akute Infektion ist häufig an einem matten Verhalten und erhöhter Temperatur zu erkennen. „Fieber ist nicht immer gefährlich fürs Pferd. Es ist ein Zeichen des Körpers, der die Abwehr erhöht. Aber es ist immer ein deutliches Indiz für eine Infektion und / oder die Freisetzung bakterieller Endotoxine“, erklärt der Tierarzt. Zudem ändert sich die Atemfrequenz, die Anzahl der Atemzüge pro Minute steigt. Normal nimmt ein gesundes Pferd in Ruhe etwa acht bis 16 Atemzüge pro Minute. Auch trockener Husten und zunächst wässriger und später schleimiger Nasenausfluss sind typische Symptome. Bei bakteriellen Infektionen wandelt sich die Konsistenz und der Ausfluss wird gelblich, schleimig bis eitrig.

Infektionen können sich durch neue Pferde im Stall oder der Herde ausbreiten. (Foto: Equipics)

Vorsicht ist besser als Nachsicht
 
Der Atmungsapparat der Pferde ist für viel Bewegung an der frischen Luft konzipiert. Die klassischen Haltungsbedingungen in der Box stehen also im Kontrast zur Natur. Die Situation verschlechtert sich meist im Herbst und Winter, wenn die Pferde noch mehr in Ställen stehen und vermehrt Staub, Ammoniak, Schimmel- und Pilzsporen ausgesetzt sind. Zur Reinigung der Lunge braucht das Pferd Bewegung und unbelastete Luft. „Am wichtigsten ist die Bewegung im Galopp. Die Gangart ist atemsynchron. Viele Pferde werden einfach nicht genug galoppiert. Nur so ein ruhiger Trab ist einfach Sekret hin- und herschaukeln“, macht der Fachmann deutlich.

Eine Verbesserung der Haltungsbedingungen kann die Abwehrkräfte des Pferdes stärken. So sollten die Boxen möglichst luftig und hell sein. Die relative Luftfeuchtigkeit darf nicht zu hoch sein und die Luft sollte möglichst frei von Staub und Schimmelsporen sein. Die Boxeneinstreu sollte sauber gehalten werden, denn Ammoniak reizt die Atemwege und erschwert das Luftholen. Außenboxen mit Fenster sind ideal. Regelmäßiger Auslauf auf der Weide oder dem Paddock sorgen zusätzlich für ein starkes Immunsystem, die Atemwege werden so mit frischer, sauberer Luft gefüllt und gereinigt. Zusätzlich zur Anpassung der Haltung kann eine Impfprophylaxe gegen Influenza und Herpes Infektionen im Bestand seuchenhafte Ausbrüche verhindern oder den Krankheitsverlauf deutlich abschwächen. Eine gute Haltung der Pferde sorgt nicht nur für ein intaktes Immunsystem, sondern schützt auch vor allergischen und chronischen Atemwegserkrankungen.
 
Ein dauerhaftes Problem
 
Die chronische Erkrankung der Pferdelunge wird umgangssprachlich auch Dämpfigkeit genannt. Zum Glück ist er Zustand nicht immer unheilbar. Tierärzte sprechen heutzutage als Oberbegriff von dem sogenannten Equinen Asthma, welches in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen kann und COPD und RAO mitumfasst. Beim Equinen Asthma haben die Pferde kein Fieber. Die Erkrankung fällt oftmals erst unter Belastung auf. In Ruhe können die Probleme meist erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt werden. Die Nüstern blähen verstärkt, die Atmung ist durch tiefes und überlanges Ausatmen geprägt. „Ein klassisches Indiz ist der erste Huster zu Beginn der Arbeit“, weiß Dr. Paar aus dem täglichen Praxisalltag. Dann kommt irgendwann Nasenausfluss dazu, der in der Menge ganz unterschiedlich viel sein kann. „Man darf nicht vergessen, dass die Pferde sehr viel Schleim abschlucken können. Als Faustregel kann man sagen: Das, was wir als Nasenausfluss sehen, ist nur etwa fünf Prozent von dem, was vorhanden ist.“ Der Schleim kann sehr zäh sein und ist geruchlos. Die Färbung ist weißlich-gräulich. Zudem zeigt sich in der täglichen Arbeit eine verminderte Leistungsbereitschaft und die betroffenen Pferde fangen im Verhältnis schneller an zu schwitzen und der Atem beruhigt sich nach der Arbeit langsamer. Die Behandlung des Equinen Asthmas stützt sich auf drei Säulen: die staubarme Haltung und Fütterung, eine angepasste Bewegung und eine medikamentöse Behandlung.

Besonders bei jungen Pferden kommt es immer wieder zu Atemgeräuschen, weil das Immunsystem nicht voll ausgeprägt ist. (Foto: Equipics)

Der gesunde Dampf
 

Inhalation findet in der Pferdemedizin immer mehr Verbreitung. Besonders in dem Bereich Bronchitis und damit Equinem Asthma können durch Inhalation Erfolge in der Heilung oder Linderung erzielt werden. Durch das Vernebeln von salzhaltigen Lösungen kann die Schleimlösung verstärkt werden und auch die gezielte Verabreichung von bronchienerweiternden Mitteln wie auch Cortison ist möglich. „Der Vorteil ist hierbei, dass wir heutzutage Cortisonformulierungen haben, die nur lokal wirken und keine systemischen Nebenwirkungen haben“, sagt Dr. Paar. Die Durchführbarkeit von Inhalationsbehandlungen hängt vom Temperament des Tiers und der Zeit des Besitzers ab.
 
Gewährsmängel Kehlkopfpfeifen
 
Kehlkopfpfeifen zählt zu den funktionell-anatomischen Problemen. Die primäre Form der einseitigen Kehlkopflähmung entwickelt sich in der Mehrzahl der Fälle im Verlauf der ersten fünf bis sechs Lebensjahre und hat eine nachgewiesene hohe Erblichkeit. Aber nicht immer ist ein pfeifendes Atemgeräusch ein Kehlkopfpfeifen. „Die Ursache kann eine Kehlkopflähmung sein, aber es kann auch eine Reaktion der Lymphfollikel in den oberen Atemwegen sein. Gerade zwei- bis dreijährige Pferde müssen zunächst ihre Immunität entwickeln und so können die auch mal stark angeschwollene Lymphfollikel im Rachen haben, die dann ein pfeifendes Atemgeräusch verursachen“, weiß Dr. Paar. Durch eine Spiegelung kann die Diagnose gesichert und andere Ursachen ausgeschlossen werden. Ist das Gaumensegel betroffen, kommt es zu eher gurgelnden und schlotternden Atemgeräuschen vor allem bei der Ausatmung. Das Pferd hat kein Fieber und in der Regel keinen Nasenausfluss. Es kann sein, dass die Lähmung des Kehlkopfes Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Tieres hat, möglicherweise treten Probleme auch erst während der Beizäumung auf. Beim klassischen Kehlkopfpfeifen liegt die Ursache in einer einseitigen Muskellähmung des Kehlkopfes, die verhindert, dass er sich beim Einatmen ausreichend öffnet und dabei stabil ist. Die Ausprägung der Lähmung kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen.

Bei der Behandlung ist zunächst die große Frage: Stört es das Pferd oder den Reiter? Die geringgradige, unvollständige Lähmung muss bei einem normalen Reitpferd nicht leistungsbeeinträchtigend sein. Bei Verdacht kann die klinische Relevanz einer Kehlkopfveränderung durch eine Belastungsendoskopie festgestellt werden. Durch eine Operation, bei der mit einer Naht der Kehlkopf künstlich aufgespannt wird, wird dem Pferd wieder unter Belastung Luft verschafft und / oder mithilfe eines Lasers werden Stimmband oder Stimmtasche entfernt und das Pfeifen behoben. Ein weiteres Operationsverfahren ist das Verpflanzen von Nerven in die Kehlkopfmuskeln. „Man sollte sich das vorher genau überlegen, ob man eine Operation am Kehlkopf durchführen will. In einigen Fällen wird die Situation nur verschlimmbessert, denn statt des Pfeifens kommt es dann zum Verschlucken. Darum sollten nur die Tiere einem chirurgischen Eingriff unterzogen werden, bei denen es wirklich erforderlich ist“, macht Dr. Paar seinen Standpunkt klar.

Die Farbe und Beschaffenheit des Nasenausflusses kann stark variieren. (Foto: Equipics)


Wenn eine Nüster hängt

 
Bei der Nüsternlähmung hängt eine Nüster schlaff runter, wodurch das Gesicht schief erscheint. Die Ursache ist eine Schädigung des Gesichtsnervens. Dieser Gehirnnerv verläuft unter der Haut dem Kaumuskel aufliegend zur Nüster. Die Schädigungen können von außen entstehen, zum Beispiel durch ein zu enges Halfter, einen Tritt oder eine lange Seitenlage während einer Narkose. In einigen Fällen wird die Lähmung einer Nüster auch durch Luftsackerkrankungen oder Schädigungen des Zentralnervensystems ausgelöst. Wenn sich die Nüster beim Einatmen nicht richtig öffnen kann, hat dies Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Pferdes. Bei äußerem Trauma besteht die Hoffnung, dass sich der Nerv von selbst regeneriert. Ist dies nicht der Fall, kann die Haut über der Nüster operativ gestrafft werden. Somit ist die Luftzufuhr wieder sichergestellt.
 
 
Die richtige Diagnose
 
Wenn beim Pferd Krankheitssymptome auftreten, sollte der Tierarzt konsultiert werden, um die Ursache festzustellen. „Zunächst steht dann die gründliche klinische Untersuchung an. Hat das Pferd Fieber? Ist der Nasenausfluss einseitig oder beidseitig? Tränt das Auge? Sind die Lymphknoten geschwollen. Höre ich etwas auf der Lunge? So kann ich schon einige Krankheitsbilder ausschließen und mich auf einen Bereich fokussieren“, beschreibt der Veterinär seine Vorgehensweise. Ist das Problem lokalisiert, folgt die gezielte weiterführende Untersuchung.

Zur Bildgebung stehen Endoskopie, Röntgen, Ultraschall und Computertomografie zur Verfügung. Stinkt der Nasenausfluss kariös darf die Untersuchung der Maulhöhle nicht fehlen, denn dann kann ein entzündeter Zahn die Wurzel der Erkrankung sein. Bei Erkrankungen der Nasennebenhöhlen ist in einigen Fällen eine Sinuskopie über die Nase oder von außen angezeigt. Bei dem Zugang von außen wird hierzu ein kleines Loch in den Schädel gebohrt. Mit einem flexiblen Endoskop kann so die Nasennebenhöhle untersucht werden. Neben der Ruheendoskopie gibt es auch die Möglichkeit der Belastungsendoskopie. „Wir haben heutzutage in der Pferdemedizin sehr viele Diagnosemöglichkeiten, jedoch sollte man immer die Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit im Blick behalten.

Nicht all diese Verfahren müssen immer angewendet werden“, führt Dr. Paar aus. Auch beim Equinen Asthma wird durch die klinische Untersuchung das diagnostische Vorgehen bestimmt. Hier werden die unteren Atemwege, also die Bronchien und Lunge, näher betrachtet. Dies erfolgt im ersten Schritt durch das Abhorchen, Abklopfen und die Beurteilung des Atemtyps. Mithilfe von Laboruntersuchungen kann der Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut festgestellt werden. Auch hier folgt im Anschluss eine Spiegelung, bei der mit dem Endoskop tiefer in die Luftröhre vorgedrungen wird bis zur Aufzweigung der Hauptbronchien. Dort werden dann Schleimproben entnommen oder es erfolgt eine Spülprobe, bei der sterile Flüssigkeit in die Lunge gegeben wird, die dann zurückgewonnen und untersucht werden kann. Außerdem ist es auch möglich, die Lunge per Ultraschall oder Röntgen zu untersuchen.

 

Gut zu wissen...

In den 1899 vom Kaiser verfassten Gewährsmängeln für den Viehhandel waren neben Dummkoller und Dämpfigkeit auch Kehlkopfpfeifen aufgeführt. Wurde bei einem per Handschlag gekauften Pferd ein Gewährsmangel festgestellt, konnte der Käufer den Handel innerhalb von zwei Wochen rückgängig machen.
Definition des Gewährsmangel in der Kaiserlichen Verordnung: Dämpfigkeit (Dampf, Hartschlägigkeit, Bauchschlägigkeit) mit einer Gewährfrist von vierzehn Tagen; als Dämpfigkeit ist anzusehen die Athembeschwerde, die durch einen chronischen, unheilbaren Krankheitszustand der Lungen oder des Herzens bewirkt wird.

Unser Experte:


Dr. Michael Paar ist seit 1995 Inhaber der Pferdeklinik Sottrum West. Zu den Spezialgebieten des Veterinärs zählen unter anderem allgemeine Chirurgie und Traumatologie, Augenchirurgie, Zahn- und Kieferheilkunde und Innere Medizin.

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