Atemwegserkrankungen: Im Einsatz gegen Sommerhusten

(Fotos: Equipics / Pixabay)

Husten und Atemwegsprobleme gehören zu den häufigsten Krankheiten bei Pferden. Dabei muss in virale oder bakterielle und nicht-infektiöse Erkrankungen unterschieden werden. Wir werfen einen Blick auf den vermeintlich allergischen Husten und wie er vermieden werden kann. 

 
Die Lunge und der gesamte Atmungsapparat gehören zu den empfindlichsten und wichtigsten Organen des Pferdes. Zusammen mit dem Herz-Kreislauf-System versorgt es das Tier mit Sauerstoff und entsorgt das Kohlendioxid mit der verbrauchten Luft. Wenn es zu Problemen mit der Atmung kommt, ist die Belastung für den gesamten Organismus immens. Besonders wenn die Bäume beginnen auszuschlagen und die Gräser blühen, verschlechtert sich die Atmung bei vielen Pferden. In den vergangenen Jahrzehnten ging man hier von einer allergischen Reaktion ähnlich dem Heuschnupfen beim Menschen aus. Doch die Tiermedizin hat bisher keine Beweise für eine typische Typ-I-Allergie. Bisher sind nur zwei Allergien bei Pferden zweifelsfrei nachgewiesen und anerkannt: das Sommerekzem und die Urtikaria, eine Allergie gegen einzelne Futtermittel. Die Pollen- oder Stauballergie, die heutzutage in der Medizin als Equines Asthma beschrieben wird, ist eher eine Überreaktion des gesamten Atmungsapparats auf Umwelteinflüsse wie Staub, Schimmelpilze oder umherfliegende Pollen. In der Behandlung von betroffenen Pferden hilft also keine Desensibilisierung, sondern nur die Verbesserung der Haltungsbedingungen und in akuten Fällen eine medikamentöse Behandlung.

 

Die Atmung der Pferde

 

Das große Gaumensegel der Pferde verhindert die Atmung durch den Mund, so gelangt die Luft ausschließlich über die Nüstern in den Organismus. In der Nasenhöhle wird die Luft vorgereinigt und erwärmt, von hier gelangt die Luft weiter durch den Kehlkopf in die Luftröhre. Diese erstreckt sich über die gesamte Länge des Halses bis in die Lunge. An der Lunge teilt sich die Luftröhre in die Bronchien, diese verlaufen in immer kleiner werdenden Ästen im gesamten Lungengewebe. Am Ende der kleinsten Stufe der Verästelung der Bronchien, der Bronchiolen, erreicht die Atemluft die Lungenbläschen. In diesen erfolgt der Austausch der Gase, also Sauerstoff und Kohlendioxid mit dem Blut. Über den Blutkreislauf wird so der gesamte Körper mit Sauerstoff versorgt. Funktioniert also die Atmung nicht richtig, wird das Pferd mit zu wenig Sauerstoff versorgt.
 
Das Atemsystem des Pferdes ist ein empfindliches System, das leicht durch äußere Einflüsse gestört werden kann. Die Schleimhaut reagiert auf störende Reize wie Staub, reizende Gase oder Fremdkörper mit vermehrter Schleimproduktion. Dieser Schleim umhüllt die Verunreinigung und die Atemschutzreflexe wie Prusten, Husten und Niesen befördern den Schleim aus dem Körper. Der Atmungsapparat domestizierter Pferde ist permanenten Umwelteinflüssen wie Smog, Umweltverschmutzung und Pilzsporen im Raufutter ausgesetzt. Kommen dann noch weitere Einflüsse wie vermehrter Pollenflug hinzu, werden schnell scheinbar allergische Reaktionen ausgelöst, die zu massiven Atemwegsproblemen führen können. Dies tritt besonders oft bei Pferden auf, deren Schleimhäute durch ein trockenes Stallklima in Kombination mit einer erhöhten Ammoniakbelastung durch eine Strohmatratze angegriffen sind.

Farbe und Konsistenz geben Aufschluss über die Art und das Stadium der Atemwegserkrankung.

Pferdehusten

 

Husten zählt bei Pferden zu den häufigsten Erkrankungen - dabei ist Husten nicht gleich Husten. Hier muss in infektiöse, also entzündliche Bronchial- oder Lungenerkrankungen und nicht infektiöse entzündliche Bronchialerkrankungen unterschieden werden. Der „allergische“ Husten, der durch Umwelteinflüsse und nicht durch ein Virus und oder Bakterien ausgelöst wird, zählt zu den nicht-infektiösen Erkrankungen. Die Pferde zeigen die ersten Anzeichen meist durch leichtes Husten und Schnauben beim ersten Antraben. In der weiteren Entwicklung der Krankheit wird daraus vermehrtes Husten bei Belastung und starker Staubentwicklung. Zudem wirkt die Atmung zunehmend angestrengt. Der Nasenausfluss entwickelt sich von wässrig bis eitrig. Durch die anhaltende Belastung durch Staub und Pollen kommt es zu regelrechten Hustenanfällen und die Entzündung weitet sich aus. Dadurch verkrampfen die Atemorgane und die Schleimhäute schwellen an. Besonders häufig betroffen sind Pferde in Boxenhaltung, diese sind besonders viel Staub ausgesetzt. Oftmals entwickelt sich ein Equines Asthma in Folge einer viralen oder bakteriellen Lungenerkrankung, da die Atemorgane dann besonders empfindlich auf Staub und Pilzsporen reagieren.

 

Tierärztliche Behandlung

 

Wenn das Pferd schlecht Luft bekommt, ist es unvermeidbar, den Tierarzt zu kontaktieren. Dieser überprüft zunächst die Vitalparameter und horcht die Atemwege und Lunge des Pferdes ab. Meist werden ein schleimlösendes Medikament und ein Mittel zum Entkrampfen der Bronchien verabreicht. In besonders schlimmen Fällen kann es auch zu Gabe von Kortison zur Entzündungshemmung kommen. Jedoch ist Kortison kein Medikament zur Dauerbehandlung. Außerdem helfen eine Endoskopie und eine Blutgasanalyse bei der Diagnostik.

Der Husten zeigt sich meist beim ersten Antraben.

Ideale Vernebelung und zielgenaue Behandlung dank moderner Inhalatoren.

Entscheidend für einen gesunden Atmungsapparat ist sauberes und hochwertiges Raufutter.

Gegenmaßnahmen

 

Damit es gar nicht erst zu Problem bei der Atmung kommt, sollte schon vor den ersten Beschwerden auf die Haltung und Fütterung der Pferde geachtet werden. Das Wichtigste bei der Fütterung von empfindlichen oder kranken Tieren ist die Qualität und Hygiene des Raufutters und der Einstreu. Um Pferde vor einer Belastung durch Staub und Ammoniak zu schützen, sind alternative Einstreuvarianten ratsam. So sind beispielsweise Hanf, Leinstroh, Sägespäne und Holzpellets deutlich staubärmer als Stroh. Hanf ist nach seiner Aufbereitung so trocken, dass keine Schimmelbildung mehr möglich ist. Heu und Stroh sind häufig sehr staubig. Ist kein qualitativ hochwertiges und stauarmes Heu zu bekommen, sollte es gesäubert werden. Außerdem sollte jeder Raufutterballen sowie das Kraftfutter auf Schimmelbefall kontrolliert werden. Dieser ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, jedoch leicht zu riechen. Quetschhafer beispielsweise ist nur maximal zwei Wochen lagerfähig. Staubiges Kraftfutter kann mit Futterölen gemischt werden, dies bindet den Staub und dieser gelangt nicht in die Atemwege des Pferdes. Pelletiertes Futter ist generell staubärmer. Pferden, die zu Atemwegserkrankungen neigen, kann es helfen, aus einem Trog am Boden zu fressen, da das Sekret durch die tiefe Kopfhaltung leichter ablaufen kann.
 
Bei besonders schlimmen Krankheitsverläufen ist es anzuraten, gewässertes oder bedampftes Heu zu füttern, um die Staubbelastung zu minimieren. Ganze Ballen oder loses Heu werden dazu etwa zehn Minuten vor dem Verfüttern in Wasser getaucht, so lange, bis es komplett durchnässt ist. Das Heu sollte allerdings nicht zu lange im Wasser bleiben, da sonst die Nährstoffe aus dem Raufutter gewaschen werden. Ein Anfeuchten des Heus mit der Gießkanne hat wenig bis keinen Effekt. Besonders wichtig ist es, dass gewässerte Heu sofort zu verfüttern, da sich sonst Bakterien rasant vermehren. Eine weitere Möglichkeit der Heuaufbereitung ist das Bedampfen. Dabei wird das Heu mit heißem Wasserdampf durchzogen, was Keime minimiert und Staub entfernt. Dabei bleiben die Nährstoffe des Futters erhalten und das Raufutter wird nur leicht feucht.
 
Die Farbe und Beschaffenheit des Nasenausflusses kann Aufschluss über die Art der Erkrankung geben. Nach getaner Arbeit ist ein wässrig-klarer-Nasenausfluss völlig normal. Bei einer Virusinfektion ist oftmals auch in Ruhephasen ein schleimig-wässriger Nasenausfluss auszumachen. Bei einer bakteriellen Infektion verändert sich die Konsistenz des Ausflusses, er zeigt sich gelblich oder grünlich eitrig und eher zähflüssig.
 
Bei wiederkehrenden Atemwegsproblemen sollte über eine generelle Anpassung der Haltungsbedingungen nachgedacht werden. Viel frische Luft, Bewegung und eine möglichst geringe Belastung mit Staub, Pilzsporen und Schadgasen ist unvermeidbar für die dauerhafte Gesundheit des Tieres.

 

Inhalieren und Sole

 

Inhalation zählt zu den ältesten Hausmitteln gegen akute Atemwegsbeschwerden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten der Anwendung, ganz klassisch mit einem Eimer und einer Handvoll Hustenkräuter wie Kamillenblüte oder Thymian oder mit modernen Geräten, die die Gabe von Kochsalzlösung, Kortison oder anderen Wirkstoffen in verdampfter Form ermöglichen. Die Geräte sind in der Regel sehr einfach in der Handhabung und können bei vielen Tierärzten auch geliehen werden. Wichtig ist es, die Einzelteile des Gerätes stets gewissenhaft zu reinigen, um Schimmelbildung und Bakterien zu vermeiden. Zum Inhalieren wird dem Pferd eine Maske über die Nase gestülpt und mit einem Band im Genick fixiert, ähnlich wie ein Maulkorb. Sie ist mit einem Gummi- oder Silikonring versehen, der den Pferdekopf dicht umschließt und hat ein Ventil für die Frischluftzufuhr bzw. die ausgeatmete Luft. In der sogenannten Verneblerkammer, die an die Maske angeschlossen ist, wird das Medikament, das vorher ins Medikamenten-Reservoir gefüllt wurde, zu kleinsten Partikeln vernebelt. Dann wird es vom Pferd eingeatmet und gelangt so direkt zum Krankheitsherd: in die tiefen Atemwege. Durch Inhalation können – je nach Substanz – die Atemwege angefeuchtet, der Schleim in den Bronchien gelockert und verflüssigt, die Bronchialmuskulatur entkrampft, die Bronchien geweitet oder die Entzündung gehemmt werden. Eine Alternative zu Inhaliergeräten mit Kochsalzlösung sind Sole-Boxen oder Sole-Anhänger, hier wird das Pferd für den gewünschten Zeitraum mit feinem Sole-Nebel umgeben und der Besitzer muss nicht zwangsläufig dabei stehen bleiben.

Wohltuende Kräuter für Hustenpferde:

Diese Kräuter wirken schleimlösend, blutreinigend und reparieren die angegriffene Schleimhaut des Atemtrakts. Süßholz, Fichtennadel, Klette, Salbei, Huflattich, Anis, Brennnessel, Eibisch, Irisch Moos, Hagebutte, Kamille und Thymian.

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