Die Bakterien
Die häufigsten Befunde bei Atemwegserkrankungen beim Pferd sind zum einen der Nachweis von Streptococcus (Sc.) equi subspecies (spp.) equi, dem Erreger der Druse oder dem naheverwandten Bakterium Sc. equi spp. zooepidemicus.
Die durch Sc. equi spp. equi hervorgerufene Druse ist eine hochansteckende, infektiöse Erkrankung der oberen Atemwege des Pferdes. Die Übertragung des Erregers verläuft direkt über Tröpfcheninfektion. Um schwere Krankheitsverläufe und die Ausbreitung des Erregers möglichst frühzeitig zu verhindern oder zumindest zu reduzieren, ist eine schnelle und korrekte Diagnose äußerst wichtig.
Anders als der Druse-Erreger, kommt das Sc. equi spp. Zooepidemicus Bakterium auch bei gesunden Pferden in der Maulhöhle vor. Dieses kann vor allem bei Fohlen und Jungpferden zu Erkrankungen der Atemwege wie Streptokokken-Pharyngitis (Rachenentzündung) oder eitriger Bronchiopneumonie (Lungenentzündung mit Beteiligung der Bronchien) führen. Die klinischen Symptome bei Druse und Sc. equi spp. Zooepidemicus sind nicht eindeutig voneinander zu unterscheiden. Während Druse nur von Pferd zu Pferd oder artverwandten Tieren übertragen werden kann, tritt Sc. equi spp. Zooepidemicus bei allen Haustieren auf und kann auch beim Menschen ausbrechen. „Wir hatten in diesem Jahr einen Hund aus einem Reitstall mit Druse, der eine durch Sc. equi spp. zooepidemicus verursachte Atemwegserkrankung mit Husten zeigte. Eine Unterscheidung der beiden Erreger ist vor allem hinsichtlich der zu ergreifenden Bekämpfungsmaßnahmen von Bedeutung“, nennt Dr. Strutzberg-Minder ein Beispiel.
Bei Fohlen ist Rhodococcus equi eine der häufigsten Ursachen für Atemwegserkrankungen und durch eine eitrige Lungenentzündung mit ausgedehnter Abszessbildung und Lymphadenitis (Entzündung der Lymphknoten) gekennzeichnet. Ein weiterer möglicher Atemwegserreger ist Actinobacillus equuli. Dieses Bakterium gehört eigentlich zur Normalflora der Pferdemaulhöhle, kann aber vor allem bei Fohlen auch Erkrankungen auslösen.
Seltener können auch andere Bakterien und Pilze direkt für Atemwegserkrankungen beim Pferd verantwortlich sein.
Die Viren
Neben den bakteriellen Atemwegserregern sind auch immer wieder Viren nachweisbar. Zu ihnen gehört die Gruppe der Equinen Herpesviren (EHV), mit ihren Typen 1 und 4. EHV-1 wird häufig als „Abortvirus“ bezeichnet. Neben Aborten – also Fehlgeburten – verursacht es aber auch grippeartige (Equine Rhinopneumonie) und neurologische Symptome. Diese Virusvariante trat im März diesenJahres mit schweren Verläufen und Todesfällen auf einem Turnier im spanischen Valencia auf.
EHV-4, auch „Rhinopneumonitisvirus“ genannt, verursacht vorwiegend Erkrankungen der oberen Atemwege. Diese Virusvariante ist ganzjährig bei Pferden jeden Alters nachweisbar. Bei erwachsenen Pferden verläuft die Infektion meist klinisch unauffällig. Ein hohes Risiko besteht jedoch bei Fohlen bis zum Absetzeralter. Ein einmal infiziertes Tier scheidet als latent (verborgen) infizierter Virusträger lebenslang mit Unterbrechungen das Virus aus und begünstigt somit das Entstehen tierseuchenhafter Verläufe. Durch verschiedene Faktoren wie beispielsweise Stress oder andere Krankheiten kann das Virus jederzeit reaktiviert werden. Besonders Pferde im Alter unter drei Jahren zeigen dann ganz unvermittelt eine fiebrige Atemwegserkrankung (Equine Rhinopneumonitis) mit Nasenausfluss, feuchtem Husten, geschwollenen Lymphknoten, einer Entzündung der Luftröhre und des Rachens (Pharyngotracheitis), Appetitlosigkeit und Teilnahmslosigkeit. Die Herpes-Erkrankung kann durch eine Tupferprobe mittels PCR-Test im Labor nachgewiesen werden.
Bei durch Herpesviren verursachten Erkrankungen mit deutlichen Symptomen entstehen häufig Sekundärinfektionen, insbesondere mit Streptokokken, die sich bei Fohlen und Jungpferden in Lungenentzündungen mit Beeinträchtigung der Bronchien äußern.
„Dank der weitverbreiteten Impfungen gegen Influenza beim Pferd weisen wir diese Viren nur selten nach. Allerdings wird auch nur äußerst selten dazu eine Untersuchung angefordert. Betrachtet man im Vergleich die Nachweishäufigkeit von Influenzaviren trotz Impfung bei anderen Tierarten und dem Menschen, wäre auch beim Pferd möglicherweise eine Untersuchung auf Influenzaviren aus epidemiologischer Sicht und auch zum Schutz vor Ausbrüchen häufiger empfehlenswert, als es in der Praxis durchgeführt wird“, sind sich die Experten der IVD sicher.