Eine gute Ergänzung
Grundsätzlich lässt sich die Schulmedizin immer mit alternativen Heilmethoden ergänzen, egal, um welche Krankheit oder Problematik es sich handelt. Die Homöopathie hilft sogar, Nebenwirkungen von Medikamenten zu verhindern. „In meinem Umkreis gibt es viele Tierärzte, die derselben Ansicht sind. Leider zählen sie zu den Ausnahmen“, kritisiert Prester. Das Problem? Viele lassen die Alternativmedizin außen vor, weil sie denken, ihnen gingen die Patienten weg. „Dabei sollten sich Schulmediziner und Tierheilpraktiker nicht als Konkurrenz sehen oder Berührungsängste miteinander haben, sondern zum Wohle der tierischen Patienten gemeinsam Hand in Hand arbeiten. Dann würden wir alle gewinnen und das Pferd sowieso“, meint sie. Nur alternativ zu behandeln, käme für die Tierheilpraktikerin eh nicht infrage. „Man darf nicht eingleisig fahren. Die Schulmedizin lässt sich auf gar keinen Fall vollständig durch alternative Methoden ersetzen.“ Einen Sonderfall stellen jedoch vielfach die Hauterkrankungen und Allergien dar. „Beim Sommerekzem kann man beispielsweise nur mit alternativen Verfahren tolle Erfolge erzielen“, weiß Prester aus Erfahrung.
Wichtig ist, dass ein Tierheilpraktiker gut ausgebildet ist. Er muss erkennen, dass Tiere, die sich in einer lebensbedrohlichen Notfallsituation befinden, in eine Tierarztpraxis gehören. Zudem wird jeder verantwortlich arbeitende Alternativmediziner einen Patienten, bei dessen Krankheitsbild er es für angemessen hält, diesen sofort zu einem Veterinärmediziner verweisen. Ihm stehen oft nicht die Möglichkeiten, d.h. die erforderlichen Diagnosegeräte oder die dringend benötigten Medikamente (wie z. B. Schmerzmittel, Kortison, Antibiotika) zur Verfügung. Hier endet sein Betätigungsfeld. Das bestätigt auch die Tierheilpraktikerin: „Er muss sehen, wann ein Tierarzt gefragt ist, wann eine Erkrankung diagnostisch abgeklärt und eventuell ein Ultraschall oder Röntgenbild gemacht werden muss. Wenn Operationen anstehen, ist der Tierarzt der einzig richtige Ansprechpartner. Würde mich ein Pferdebesitzer anrufen und sagen, sein Pferd habe eine Kolik, würde ich ihn direkt zu einem Tierarzt schicken.“ Leider gibt es – wie in jedem Berufsstand – auch unter den Naturheilkundlern schwarze Schafe, die laienhaft arbeiten und falsche Diagnosen stellen. „Früher hatten viele einen schlechten Ruf. Das hat sich aber weitgehend verändert. Mittlerweile gibt es viele Schulen, die Prüfungen abnehmen. Man merkt, es kommt mehr Qualität auf den Markt in den letzten Jahren“, meint die Expertin.