Interview: Strenge Infektionsschutzregeln für die Sportler in Tokio

FN-Archiv/Foto Kaup

COVID-19 hat weiterhin massiven Einfluss auf den Ablauf der Olympischen Spiele in Tokio. Wir haben Chef de Mission und DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler zu den Reglungen für die Reitsportler befragt.

 

Wie genau sehen die Corona-Maßnahmen für die Reiter und ihr Team aus?

Peiler: Alle müssen sich an die Vorgaben halten, die in einem sogenannten Playbook festgehalten sind. Die Inhalte des Playbooks werden von der japanischen Regierung, vom IOC und vom Organisationskomitee vorgegeben. Alle Personen müssen vor Abflug zwei Apps herunterladen. Eine davon ist vergleichbar mit unserer Corona-Warn-App. Mit der anderen App wird sozusagen ein Tagebuch über die aktuelle Gesundheit geführt, inklusive täglichem Fiebermessen. Jeder Tokio-Reisende muss bereits 14 Tage vor Abflug jeden Tag seine Temperatur messen und notieren. Außerdem werden alle Personen angehalten, den eigenen Handlungsspielraum einzuschränken und Kontakte so weit wie möglich zu minimieren. Das Playbook beschreibt auch, wann und wie oft wir Corona-Tests machen müssen.

 

Wie lange müssen die Reiter und ihr Team in Quarantäne?

Peiler: Wir müssen uns glücklicherweise nicht in eine 14-tägige häusliche Quarantäne begeben, aber wir dürfen uns die ersten 14 Tage in Tokio nur in einer „Bubble“ aufhalten, also nur im Hotel oder an der Wettkampfstätte. Wir dürfen auch keine öffentlichen Verkehrsmittel oder Taxis nutzen. Ebenso sind wir angehalten, den Kontakt zur heimischen Bevölkerung zu vermeiden.

 

Wie oft müssen die Reiter und ihr Team sich testen lassen?

Peiler: Vor der Abreise müssen zwei PCR-Tests gemacht werden – der erste innerhalb von 96h vor dem Abflug, der zweite innerhalb von 72h vor dem Abflug. Bei der Einreise wird erneut ein PCR-Test am Flughafen fällig. Anschließend muss jede akkreditierte Person jeden Tag einen Schnelltest in Form eines Spucktestes machen. Für die Tests braucht jede Mannschaft einen sogenannten Covid-Liaison-Officer, der die Tests koordiniert und die Einspeisung in das olympische System kontrolliert. Diese Rolle wird im Reitsport-Team unser Mannschaftsarzt Dr. Manfred Giensch übernehmen.

 

Gibt es spezielle Maßnahmen, um einem Herpes-Ausbruch bei den Pferden aus dem Weg zu gehen und wenn ja, welche?

Peiler: Alle Pferde wurden vor Beginn der Quarantäne neben anderen Infektionskrankheiten auch auf Herpes getestet, zudem wird die Temperatur der Pferde täglich gemessen. 60 Tage vor Abflug muss die Bewegung des Pferdes außerhalb des Heimatstalles dokumentiert werden.

 

Wie sind Reiter und Team sowie die Pferde untergebracht?

Peiler: Die Reiter*innen sind nicht im Olympischen Dorf untergebracht, sondern mit der gesamten Mannschaft in einem offiziellen Team-Hotel. Das liegt vorrangig daran, dass das Olympische Dorf in entgegengesetzter Richtung zum Reitstadion liegt und wir mit der Hotel-Lösung Fahrtzeit sparen. Die Pferde sind in modernen Stallungen im Equestrian Park untergebracht, in dem auch die Wettkämpfe stattfinden. Die Stallungen sind groß, hell, luftig und auch klimatisiert, sodass sich die Pferde nach den Wettkämpfen dort gut erholen können. Die Grooms und ein Tierarzt haben direkt neben den Stallungen auf dem Wettkampfgelände ihre Unterkünfte.

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