AUSGABE 09/2024
Olympia - die Medaillen von Paris
20.08.2024
Sechs Siege und fast 30 Platzierungen kann Marissa Potters aus Achim-Bollen als Rennreiterin bereits vorweisen und das in einem Sport, der immer noch als Männer-Domäne gilt. Bereits seit vier Jahren steigt die 23-jährige regelmäßig in den Rennsattel, tourt dafür durch das gesamte Bundesgebiet. Die Leidenschaft für Pferde und das Gespür für das Rennreiten liegt ihr im Blut, denn Vater Toni Potters gehört mit 200 Siegen allein hierzulande zu den erfahrensten Trainern in Deutschland. Schon sein Leben lang ist der 64-jährige mit dem Galoppsport verbunden, holte als Jockey mehr als 300 Siege, bevor er eine Trainerlizenz erwarb. Das Knowhow gab er an seine Tochter weiter, die ebenso der Liebe zu den schnellen Englischen Vollblütern verfallen ist. „Die Zusammenarbeit mit dem Pferd im Training und anschließend im Rennen fasziniert mich. Es ist immer schön, wenn man seinen „Trainingspartner“ auch im Rennen reiten darf und man dann auch noch erfolgreich ist“, findet Marissa Potters.
Eine Rennsportfamilie
Marissa Potters ist aufgrund der Vollblutaffinen Familie mit Pferden aufgewachsen. Schon als Baby schlief sie in der Futterkrippe des Lieblingspferdes ihrer Mutter ein. Erst als Jugendliche kam der Traum auf, selbst Rennen zu reiten. Nach dem Erwerb der Amateurlizenz ging alles ganz schnell. Das erste Mal stieg Marissa Potters im Alter von 19 Jahren in den Rennsattel des Wallachs Viscount Vert, der auch von ihrem Vater trainiert wurde. Beim ersten Versuch belegte die ambitionierte Reiterin Platz sechs. „Bei meinem ersten Ritt war ich nicht sonderlich aufgeregt. Erst später stieg die Erwartungshaltung, das lag aber auch daran, dass ich mich selbst immer mehr unter Druck gesetzt habe“, erinnert sich Marissa Potters. Der erste Sieg gelang ihr wenig später mit der Stute Para, die von ihrem Vater trainiert wurde.
Spagat zwischen Sport und Ausbildung
Um sich den Wunsch vom Rennreiten zu erfüllen nimmt die Marissa Potters, die ebenso wie ihr Vater in Achim-Bollen wohnt, eine Menge Entbehrungen in Kauf. Sie verbringt jede freie Minute im Stall. Wann immer es geht, reitet sie in der Morgenarbeit mit und bereitet sich so auf die Rennen vor. Viel Zeit für andere Hobbies oder Aktivitäten bleibt der Studentin so nicht, obwohl Fitnesstraining für sie wie selbstverständlich dazugehört. „Ab August werde ich etwas kürzertreten müssen. Ich wollte für die Zukunft eine Alternative zum Rennsport haben und habe mich für eine Ausbildung als Kauffrau im Groß- und Außenhandelsmanagement entschieden. Die Pferde bleiben aber immer mein Hobby.“, erklärt sie. Allen voran Statement, denn der fünfjährige Wallach ist das Lieblingspferd von Marissa Potters, die auch als Besitzerin im Galopprennsport schon zwei Siege und einige Platzierungen feiern konnte. „Ich begleite Statement seit er bei uns im Stall ist, mittlerweile läuft er auch in meinen Rennfarben und ich reite ihn regelmäßig im Rennen. Ich durfte ihn unter anderem bei seinem ersten Rennen für unseren Stall reiten und habe mit ihm schon viele schöne Erfolge gefeiert“, erklärt Marissa Potters. Statement wird auch weiterhin in Bremen bleiben, während Vater Toni Potters in den kommenden Wochen nach Kevelaer übersiedelt, wo er als festangestellter Trainer arbeiten wird. Zuvor hatte er einige Jahre bis zu 30 Pferde auf der Galopptrainingsanlage in Bremen-Mahndorf trainiert.
Internationale Serie das Ziel
Neben der Ausbildung und der Pflege von Statement gibt es für Marissa Potters im Rennsport noch Ziele, die sie gerne erreichen würde. Als Amateurreiterin träumt sie von der Teilnahme der internationalen Fegentri-Rennserie, die in jeder Rennsaison auf unterschiedlichen Rennbahnen weltweit ausgetragen wird. Die Zugangsvoraussetzung ist es mindestens fünf Siege vorweisen zu können, ein Meilenstein, den sie bereits geknackt hat. „Die Hauptsache ist für mich immer, dass alle gesund nach Hause kommen und die Besitzer zufrieden sind, dennoch würde ich gerne den letzten Lauf im von Loeper Amateur Cup Ende August gewinnen, mit dem ich den Gesamt in diesem Wettbewerb holen würde. Einen Vorteil bringt Marissa Potters zusätzlich mit: Die 23-jährige kann das leichteste Gewicht von 50 Kilo problemlos reiten. Dass sie zu den besten Nachwuchsreiterinnen gehört, hat sie bereits bewiesen: Marissa Potters konnte den traditionellen Nachwuchsförderpreis der Mehl-Mülhens-Stiftung 2023 für sich entscheiden. Die Amateurrennreiterin setzte sich dazu in den erforderlichen vier Läufen gegen die besten jungen Talente des Landes durch. Entscheidend ist dabei die Punktewertung, die an die Teilnehmer für jeden Start in einem der für den Nachwuchsförderpreis berechtigen Rennen vergeben werden. Dabei erhielt die junge Reiterin in einem Rennen auch die volle Punktzahl für den Reitstil, der ebenfalls in die Bewertung mit einfließt. Für ihre Reitweise wurde Marissa Potters sogar bei einem nicht platzierten Start ausgezeichnet. „Besonders dankbar bin ich den Besitzern von Statement gewesen, die mich oft gefördert haben. Statement ist einer meiner Lieblinge im Stall und der Sieg mit ihm in Köln hat mir den ersten Platz in der Wertung ermöglicht“, erklärt sie. Der Preis für die Siegerin war die Teilnahme an einem Lehrgang der British Racing School im englischen Newmarket, bei dem sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und verfeinern konnte.
Lehrreiche Wochen in England
In das Mutterland des Galopprennsports ging es für Marissa Potters im Mai dieses Jahres. Gemeinsam mit anderen Talenten bekam sie Theorie- und Praxisunterricht, besuchte Renntage vor Ort und durfte bekannten englischen Trainer wie beispielsweise Startrainer Charly Appleby über die Schulter schauen. „Wir haben auch Fitnesstraining gemacht, am Simulator geübt, im Training geritten oder an der Startmaschine Praxiserfahrungen gesammelt. Am letzten Tag sind wir dann Hindernisse gesprungen. Die Lehrer haben mit uns danach immer alles besprochen und uns einige Tipps gegeben. Sie haben auch Rennen von uns angeguckt und uns hilfreiche Infos gegeben“, so Marissa Potters, die wertvolles Wissen zum „Handwerk Jockey“ von dem Lehrgang mitgenommen hat. „Insgesamt war die Reise sehr interessant. Besonders das Training der anderen Trainer war spannend zu verfolgen, da es sich doch etwas zu dem Training in Deutschland unterscheidet. Ich habe während dieser Zeit besonders geübt, einen stärkeren Endkampf zu reiten und hoffe, dass ich das umsetzen kann“, erklärt sie. Dies wird Marissa Potters in den kommenden Wochen beim Meeting in Baden-Baden oder auch auf der Dortmunder Sandbahn beweisen können.