Traumata lösen
Die Osteopathin entdeckte das Problem der im Körper gespeicherten Traumata und die Möglichkeit, sie zu lösen, vor einigen Jahren, als sie ihr eigenes Pferd behandelte. Seitdem hat sie sich zum Ziel gesetzt, so vielen Pferden wie möglich helfen zu wollen und bildet seit 2019 auch Therapeuten gezielt in „Visionärer Pferdeosteopathie“ aus, wie sie ihre Methode nannte.
„Es gibt keinen Menschen und kein Tier, das im Laufe seines Lebens kein Trauma erlitten hat“, erklärt sie. „Häufig bleibt die Schockenergie, die dabei entstanden ist, im Körper zurück und sorgt dafür, dass die Flüssigkeiten nicht mehr richtig fließen und die tiefen Faszienschichten nicht mehr richtig arbeiten können. Das wirft den Körper aus seiner Zentrierung, was sich dauerhaft auf das ganze System auswirkt.“ Beim Kastrationstrauma sei es so, dass sich das Pferd auf neurobiologischer Ebene wortwörtlich von seiner Hinterhand abtrenne. „Es wirkt wie zweigeteilt“, sagt Dörling. „Dieses Abtrennen von einem bestimmten Körperteil ist ein Schutzreflex, den alle Säugetiere gemeinsam haben. Dieses Phänomen findet auf rein körperlicher Ebene statt.“
Wie am Beispiel von Charlie kann sich ein solches Trauma langfristig auf Probleme im Bewegungsapparat auswirken. Klassisch sind aber auch Rittigkeitsprobleme bis hin zum Abwehrverhalten der Pferde, fehlende Muskulatur an der Hinterhand oder aber auch die Neigung zu Koliken, Atemproblemen oder einem hohen Stresslevel. „Jeder Körper ist individuell und verarbeitet ein Trauma anders“, hat Selina Dörling festgestellt.